Khady - Die Tränen der Töchter
Originaltitel: Mutilée
Klappentext:
Mit sieben Jahren durchleidet die kleine Senegalesin Khady den Albtraum der genitalen Verstümmelung - es bleiben körperliche und seelische Narben, die nie mehr völlig verheilen. Wie viele afrikanische Mädchen wurde auch Khady ganz selbstverständlich der Tradition unterworfen, doch erst als erwachsene Frau hat sie realisiert, wie barbarisch dieser Brauch ist, und begonnen, sich vehement dagegen einzusetzen. Mittlerweile widmet sie ihr Leben ganz der Aufklärungsarbeit und dem Kampf gegen weibliche Genitalbeschneidung, um künftigen Generationen junger Mädchen diese schreckliche Schicksal zu ersparen.
Dieses Buch hat in Frankreich und Afrika einen Schock ausgelöst: die Erinnerungen der Senegalesin Khady, die als kleines Mädchen beschnitten wurde - und später auch ihre eigenen Töchter dem grausamen Ritus unterwarf. Jedes Jahr werden 2 Millionen Mädchen durch Beschneidung verstümmelt, weltweit gibt es 130 Millionen Frauen, die Opfer dieses Albtraums geworden sind. Heute kann Khady davon erzählen, von "diesem unerklärlichen Schmerz, der keinem anderen gleicht." Und mit afrikanischen und europäischen Frauen kämpft sie gegen die Beschneidung, damit anderen Mädchen erspart bleibt, was sie und ihre Töchter erleiden mussten.
Angaben über den Autor
Khady wurde 1959 im Senegal geboren, mit sieben beschnitten und mit 13 Jahren zwangsverheiratet. Nach langen Jahren ehelicher Gewalt und Unterdrückung lebt Khady heute von ihrem Mann getrennt und widmet sich ganz dem Kampf gegen den barbarischen Brauch der Beschneidung. Sie ist aktives Mitglied von GAMS (Groupe pour l´abolition des mutilation sexuelles) und Präsidentin von EuroNet, dem europäischen Dachverband zahlreicher Institutionen gegen weibliche Genitalverstümmelung. Im Dienste dieser Vereinigungen bereist sie unermüdlich die ganze Welt, um Aufklärungsarbeit zu leisten.
Eigene Meinung
Tja, was soll ich zu diesem Buch sagen? Allein schon die Angaben über die Autorin zeigen, dass das Buch nicht gründlich gelesen wurde - Khady ist schockiert über die Bezeichnung eines "barbarischen" Brauchs, in ihrer Beschreibung stehts trotzdem - die Menschen, die diese Verstümmelungen durchführen, wissen es nicht besser und haben nichts mit Barbaren zu tun!!! Im Klappentext steht, dass 130 Frauen weltweit betroffen sind, im Buch steht dann die Zahl von 140 bzw. 150 Millionen - was stimmt denn jetzt? (wobei mir klar ist, dass diese Zahlen lediglich Hochrechnungen sein können)
Auch sonst strotzt das Buch vor Fehlinformationen, z.B. ist der Begriff "Infibulation" dermaßen schwammig definiert, dass niemand etwas damit anfangen kann, was "Infibulation" wirklich bedeutet! Außerdem ist die Übersetzung recht schlecht.
Gut finde ich, dass es ein Buch von einer senegalesischen Frau ist, so dass man sieht, dass FGM (also female genitale mutilation, sprich weibliche Genitalverstümmelung) nicht nur in Somalia oder in Äthiopien durchgeführt werden. Es ist allerdings auch keine rein afrikanische Tradition, hier habe ich den Hinweis vermisst, dass auch Indonesien, Malaysia, der Jemen, Indien und noch weitere Länder betroffen sind. Gut fand ich auch, dass aufgezeigt wird, dass es nicht nur Infibulationen gibt, sondern auch noch andere Formen von FGM.
Allerdings geht es in diesem Buch viel mehr um das Problem ihrer von den Eltern erzwungenen Ehe mit dem ungeliebten Mann sowie dem Problem der Polygamie.
Das letzte Kapitel ist eigentlich das interessanteste, da hier auch die Rechtslage zu FGM beispielhaft an drei Ländern aufgezeigt wird, es wird erläutert, wie sich die Rechtsprechung hierzu in Frankreich entwickelt hat (danke L. Curiel!!!), allerdings gibt es auch in diesem Kapitel eklatante Fehler (z.B. zur Rechtsprechung im Sudan und die Pekinger Weltfrauenkonferenz war 1995).
Gefallen hat mir besonders die Erwähnung der Möglichkeit der plastischen korrigierenden Chirurgie, die nicht problemlos von statten geht. Auch gut war die Aufzählung einiger Mythen, die sich um das Thema ranken. Und wichtig war auch, dass erwähnt wurde, dass FGM KEIN islamisches Phänomen ist, FGM ist eine präislamische Praxis! Leider wurde dies erst ganz am Schluss erwähnt, da aber im Roman öfters erwähnt wurde, dass Khadys Familie muslimisch und streng religiös sei, hätte ich mir hier eine frühere Differenzierung gewünscht!
Zu lesen ist das Buch ganz gut, man leidet mit Khady mit, vor allem als sie verstümmelt wird und wie sie in ihrer Ehe leiden muss. Die Übersetzung ist aber sehr hakelig und aufgrund der fehlerhaften Fakten empfehle ich zu dem Thema FGM eher die Bücher von Waris Dirie, Fadumo Korn, Nura Abdi (als Romane) bzw. von Hanny Lightfoot-Klein (als Sachbuch).
Bianca