Gottes Weber - Silke Porath

  • Kurzbeschreibung:
    Spanien zur Zeit Napoleons. Der junge Weber Antonio Claret verlässt gegen den Widerstand seines Vaters die Universität, um Priester zu werden. Der Beginn einer einzigartigen Geschichte: der junge Geistliche steigt auf zum Bischof von Kuba und wird der persönliche Beichtvater der spanischen Königin Isabella II. Doch mächtige Feinde und höfische Intrigen bringen sein Leben und seine Mission immer wieder in Gefahr.


    Über die Autorin:
    gibt es hier im Forum ein Autorenportrait, siehe HIER:


    Meine Meinung:
    Es fällt mir schwer Gottes Weber zu beschreiben, zu sehr bin ich noch in der Geschichte gefangen, zu beeindruckt von Inhalt und Sprache, die mich noch lange beschäftigen werden.


    Silke Porath erzählt auf wunderbare Weise das Leben des Heiligen Antonio Maria Claret von seiner Kindheit bis zu seinem Tode. In einer klaren und doch sanften Sprache trägt sie den Leser durch die Geschichte dieses beeindruckenden Mannes, schafft ein lebendiges, doch niemals oberflächliches Bild jener Zeit und eine atmosphärische Dichte, die den Leser mitten ins Geschehen führt. Es sind die kleinen Details, das Rascheln der Priestersoutane, der alte Lederband der Bibel, das Pochen der Kopfschmerzen, der sanfte Druck auf die Schulter des Paters, die dieses Lesegfühl vermitteln. Und auch die Figuren, allen voran Pater Claret, sind vielschichtig und fein gezeichnet, ihre Gefühle, Ängste und Sorgen so plastisch beschrieben, dass der Leser einfach mitfühlen MUSS. Trotz oder gerade wegen der tiefen Religiosität, die das Thema mit sich bringt (bringen muss!) ist es ein sinn-liches Buch, denn es berührt nicht nur die Sinne, sondern macht sie auch ein Stück weit offener für Dinge, die vielleicht nicht auf Anhieb erklärbar sind.


    Man mag von Pater Claret als historische Person oder von der Heiligenverehrung allgemein halten was man will, Gottes Weber ist ein packender, beeindruckender und bewegender Historienroman, der Einblick gibt in die Welt eines einfachen Webersohnes, der durch seinen Glauben und seine Taten bis heute Bedeutung besitzt und, wie im Roman sein Bruder Juan weiß, "dessen Licht noch lange nicht verloschen ist".


    Egal was noch kommt, Gottes Weber gehört schon jetzt zu meinen Lese-Highlights 2006! :anbet


    Die Leserunde mit Silke Porath gibt es HIER:

  • :write


    Hallo Milla,


    das ist wirklich eine sehr schöne Rezi geworden.
    Ich kann mich nur vollumfänglich anschließen.


    Das Buch motiviert ungemein, sich intensiv mit dem Lebensumständen von Antonio Claret auseinanderzusetzen.


    Ich habe lange Stunden intensiv gegoogelt, um mich über Themen wie katholischen Glauben, Ordensgemeinschaften, Exerciten, Selbstgeißelung und ähnliches zu informieren.


    Ein großes Buch, das die Lektüre immer lohnt, auch wenn man zum Glauben und zur katholischen Kirche nicht so viel Bezug hat.


    Lieben Gruß,


    die Fride. :wave

  • Zitat

    Original von Friderike
    Ein großes Buch, das die Lektüre immer lohnt, auch wenn man zum Glauben und zur katholischen Kirche nicht so viel Bezug hat.


    Dazu gab es hier aber auch schon anderslautende Meinungen. Nicht meine, wohlgemerkt.


    Meine abschließende Meinung folgt aber auch hier, sobald ich das Buch durch habe ;-).

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Stimmt Batcat, das war meine Meinung, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt.


    Aber ich habe wieder einen meiner Lieblingsfehler gemacht und mich ins Passiv geflüchtet. :-(


    *wird zum Akt der Selbstgeißelung 100 Mal den Satz: Ich werde, wenn ich "ich" meine auch "ich" schreiben und mich nicht passivistisch ausdrücken*


    Danke für den Hinweis, da muß ich mehr drauf achten. :-)


    Lieben Gruß,


    die Fride. :wave

  • Hier mein Fazit: ;-)


    Im Buch "Gottes Weber" begleiten wir den jungen Weber Antonio Claret durch sein ganzes Leben. Von frühester Kindheit an dem Glauben sehr zugetan, kristallisiert sich sehr bald heraus, daß ihn sein Weg nicht an die Webstühle seines Vaters, sondern zu Maria und zu Gott führen.


    Wir begleiten Antonio auf seiner langen Mission durch Spanien, nach Rom und später an den Hof von Königin Isabella.


    Auf jeder Seite des Buches ist der tiefe Glaube Antonios zu spüren, den er - getreu den Sitten seiner Zeit - u.a. auch durch Selbstgeißelungen und Tragen des Bußgürtels auslebt. In seinem Leben denkt er stets zuerst an das Wohlergehen der anderen und gibt alles, was er nur geben kann: Worte, Trost, Segen, Zeit und Geld. An sich denkt er dabei zuletzt und führt aus freien Stücken ein asketisches Leben, obowhl ihm aufgrund seiner Position mehr Luxus zustünde.


    Seine Worte und Taten verbreiten sich, doch er hat nicht nur Freunde. Gezielte Verleumdungen führen sogar dazu, daß er in seinem Lebensabend sogar noch verfolgt wird.


    Ich war zu Beginn einigermaßen skeptisch, denn ich bin kein Freund historischer Romane. Doch das biographische Motiv und das Thema Glauben haben mich interessiert und so habe ich mich an das Buch herangewagt.


    Ich habe es keine Sekunde bereut. Das Buch läßt überaus bildhaft und farbenfroh eine lang vergangene Zeit entstehen und das Bild eines Mannes, der sicher auch zu seiner Zeit ein sehr ungewöhnlicher Mann war. Antonio Maria Claret hat den Glauben zu seiner Zeit mitgeprägt und war so bedeutend und so GUT (mir fällt beim besten Willen kein anderes Wort ein, daß einfangen könnte, was ich meine), daß er erst selig und später sogar noch heilig gesprochen wurde.


    Das Buch bereitet nicht nur sehr unterhaltsame und nachdenkliche Stunden, sondern weckt geradezu den Wunsch, mehr über den überaus bemerkenswerten Menschen Antonio Claret und mehr über die Claretiner zu erfahren.


    Dafür ein herzliches Dankeschön an die Autorin.


    Auf der Schulnotenskala bekommt das Buch von mir eine glatte 1.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Biografische Romane sind für jeden Autoren die schwierigste Übung schlechthin.


    Gilt es doch, möglichst nahe am Original zu bleiben und dabei trotzdem Spannung zu erzeugen. Wenn dann die erkorene Person auch noch tief in der Religion verwurzelt und gar mit Visionen gezeichnet ist, erhöhen sich die Probleme noch zusätzlich.


    Silke Porath hat es aber dennoch verstanden, mit fortlaufender Geschichte den Leser einzubinden in das Geschehen und das Gefühl des Selbsterlebens zu vermitteln. Die hervorragende Hintergrundrecherche der Autorin bringt dem Leser einen großen Wissensschatz über die Lebensumstände des 19. Jahrhunderts rüber und sorgt so für das notwendige Verständnis der einzelnen
    Handlungsabläufe. Sie verstand es auch, mit Claret einen Charakter zu zeichnen, der durch seine logische Konsequenz im Fluß der Geschichte dem
    Leser direkt ans Herz wächst.


    Kurz, ich finde, daß es sich hier um eine rundum stimmige Geschichte handelt, die man unbedingt gelesen haben sollte. Ich bin jetzt schon gespannt auf das nächste Projekt der Autorin.

  • „Gottes Weber“ ist eines jenes Bücher, die einem klar machen, wie arm Menschen dran sind, die nicht lesen. Es ist ein Buch, welches nicht nur die Lesesucht fördert sondern sie auch auslösen kann.
    Ich habe jede Seite dieses Buches genossen. Da ist kein Satz überflüssig und jeder Satz ordnet sich passend ein. Obwohl historische Romane nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre sind, habe ich dieses Buch mit sehr viel Genuss gelesen. Man kann über die 425 Seiten schon mal die Zeit vergessen.
    Es ist sicher nicht einfach, dem Leser historische Zusammenhänge zu vermitteln. Es ist und bleibt ein Ritt auf der Rasierklinge. Es soll interessant und gut lesbar sein ohne dabei oberflächlich zu wirken, es darf aber auch nicht so geschrieben sein, dass es nur mit dieser Materie vertraute Wissenschaftler wissen worum es eigentlich geht. Silke Porath hat es in meinen Augen sehr gut verstanden, hier genau das richtige Mittelmaß zu finden. So macht historisches Erleben und Lernen doch wirklich Freude.
    „Gottes Weber“ ist ein Buch dass man uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    „Gottes Weber“ ist eines jenes Bücher, die einem klar machen, wie arm Menschen dran sind, die nicht lesen. Es ist ein Buch, welches nicht nur die Lesesucht fördert sondern sie auch auslösen kann.
    Ich habe jede Seite dieses Buches genossen. Da ist kein Satz überflüssig und jeder Satz ordnet sich passend ein. ... Man kann über die 425 Seiten schon mal die Zeit vergessen.


    :write


    Zitat

    Original von milla
    Es fällt mir schwer Gottes Weber zu beschreiben, zu sehr bin ich noch in der Geschichte gefangen, zu beeindruckt von Inhalt und Sprache, die mich noch lange beschäftigen werden.
    Egal was noch kommt, Gottes Weber gehört schon jetzt zu meinen Lese-Highlights 2006! :anbet


    :write

    Ich habe gerade das Buch zugeklappt und auf den Tisch gelegt, wo mein Mann es sich dann gleich geschnappt hat. Auch ich bin noch total tief in der Geschichte rund um das Leben von Antonio Claret gefangen und werde garantiert noch einige Zeit von dieser Geschichte begleitet werden.
    Allein das Zitat „Bücher sind die Nahrung der Seele“ ist so wunderschön, den Abschnitt darum habe ich zigmal gelesen und mich gefreut, als es später nochmals erwähnt wurde :-)


    Solche Menschen wie Claret mit seiner Nächstenliebe und seinem tiefsten Glauben sind ja nahezu nicht mehr zu finden, daher wäre es umso wichtiger, gerade in der heutigen Zeit, wenn wir uns an solche Charaktere erinnern würden!


    „Gottes Weber“ ist auf jeden Fall ein Buch, wo es das Buch, das danach gelesen wird, sehr sehr schwer hat!


    Auch die Internetseiten rund um den Claretinerorden bzw. Claret selbst fand ich sehr spannend und es war dort garantiert nicht der Besuch meinerseits.


    Liebe Silke, DANKE für diese wunderschönen Vor-/Lesestunden! :knuddel1
    Bibi

  • So, ich habe das Buch auch eben zugeklappt und versuche, etwas dazu zu sagen.



    Zuerst einmal vorneweg: ich bin nicht so sehr euphorisch wie die anderen Leser. Vielleicht, weil mir "Gutmenschen" wie Claret seltsam anmuten.


    Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen, es ist sehr stimmungsvoll, klar und schön geschrieben. Die Person des Priesters Claret ist durchaus interessant, auch wenn er mir zu "gut" ist. Ich bin unreligiös, glaube nicht, bin in keiner Kirche und halte alles für eine ursprünglich nette, leider inzwischen verkorkste Geschichte. Trotzdem hat mich die Autorin Respekt entwickeln lassen für den tiefen Glauben an einen Gott, der Claret durchdringt. Wenn man so überzeugt ist, kann man alles schaffen, ob es Gott gibt oder nicht.
    Jedenfalls hat Claret ein bemerkenswertes Leben geführt und ist sich und seinem Glauben konsequent treu geblieben.


    Ein wenig haben mir Details gefehlt zur politischen Lage. Vielleicht hab ich zwischendurch nicht richtig aufgepasst, aber ich habe nicht so recht nachvollziehen können, warum Claret auf einmal eine Art Staatsfeind Nr. 1 war. Nur weil er Beichtvater der Königin war? Aber ich bin sowieso jemand, der gerne alles erklärt bekommt, ich weiss es immer gerne ganz genau.


    Allerdings passt diese Wuschigkeit zum gesamten Stil des Buches. Nicht, das das Buch wuschig wäre, aber es hat so einen besonderen Stil, so was traumwandlerisches, nicht alles realitätsnah erklärend.
    Und ich krittele jetzt mehr herum, als ich eigentlich möchte, denn wie gesagt, das Buch hat mir gefallen, nur leider hat es mich nicht so tief bewegt wie meine Vorredner.


    Mein Fazit: schöne Geschichte, schön geschrieben, mal ein etwas anderer Stil. Ich würde 4 von 5 amazon-Sternen geben.

  • Obwohl 'Gottes Weber' lange auf meiner Wunschliste stand, habe ich mich nicht so richtig herangetraut. Wobei ich ganz sicher nicht an dem Buch, sondern vielmehr an meinem eigenen historischen Vorwissen zweifelte.


    Darauf verzichten wollte ich aber nicht.


    Gerade aufgrund der Tatsache, dass ich (was das Genre anbelangt) fremdgegangen bin, hat mich Silke Poraths Werk wirklich gefesselt und nachhaltig fasziniert. Besonders hilfreich und praktisch fand ich die Zeittafel im Anhang.


    Hier ist die Gratwanderung zwischen Wissensvermittlung und lebendiger Unterhaltung – weiß Gott – gelungen. Applaus!

  • Der heilige Antonius Maria Claret ist sicherlich nicht der bekannteste heilige Spaniens. Teresa von Avila, Ignatius von Loyola und der heilige Johannes vom kreuz, um nur ein paar wenige zu nennen, sind bei weitem bekannter. Aber in einem Land das viele Menschen religiöser tiefe hervorgebracht hat, muss es einem auch mal verzeiht sein, den einen oder anderen aus dem Gedächtnis verloren zu haben.


    Als ich den Roman "Gottes Weber" von Silke Porath anfing zu lesen, wusste auch ich nicht viel über die zentrale Figur dieses historischen Romans. Das sollte sich rasch ändern.


    Die Autorin hat mit ihrem Werk die unbekannte Welt der heiligen noch einmal für uns geöffnet. Ein mit schmaler Statur ausgestatteter schmächtiger junger Mann aus der katalanischen Arbeiterklasse des 19. Jahrhunderts, wird von seinem Vater angehalten sich in Barcelona zum Weber ausbilden zu lassen. Gehorsam fügt sich der Junge. Er geht weg von zuhause und erlernt die Feinheiten der Weberei. Was der Vater nicht weiß, seinem Sohn widerfahren ungewöhnliche Dinge. Dinge von übernatürlicher Natur. Er hat Visionen, die ihm erlauben einen blick in die Welt außerhalb des irdischen Raumes zu gewähren. Dabei öffnen sich ihm Dimensionen einer neuen Realität. Eine Realität, die den meisten Menschen für immer verborgen bleibt.


    Nach einer bedrängenden Erfahrung, bei der ihm die Unanständigkeit dieser Welt lebhaft vor Augen geführt wird, entscheidet er sich Priester zu werden. Kein Mensch kann ihn mehr von seiner Entscheidung abhalten.


    Am Anfang soll es der Orden der Kartäuser sein, aber seine Pläne werden durchkreuzt. Was er noch nicht weiß ist, dass er später einmal seinen eigenen Orden gründen wird. Der Vater, der sich nur schwer mit der Entscheidung seines Sohnes anfreunden kann, sich der materiellen Welt zu entsagen, will, dass er zumindest Priester einer Pfarrei wird und kein Mönch. Und so kommt es das er in seiner Heimatgemeinde zum Pfarrer erkoren wird. Nach einer Zeit der Verfolgung und Vertreibung durch Landsknechte der Karlistenkriege, entschließt sich der Priester nach Rom zu gehen, wo er Zuflucht findet bei den Jesuiten. Getrieben von einer großen Gottessehnsucht, ergibt er sich in eine freiwillige Askese, die seine Mitbrüder so sehr in Erstaunen versetzt, das sie ihm nahe legen die Gemeinschaft zu verlassen. Krank und geplagt kehrt Claret wieder zurück nach Katalonien. Aber er kommt nicht mit leeren Taschen, nein, er bringt das größte Gut überhaupt, mit sich, das Gut der Gewissheit angenommen zu sein in der Liebe Gottes. Die demütige, die hingebungsvolle Liebe zu Gott durchdringt ihn, sie wird ihn nie mehr verlassen. Ihr wird er sich den Rest seines Lebens bedingungslos widmen.


    Die Menschen in seiner Umgebung fühlen sich angezogen von der Aura des Gottesmannes. Ihm vertrauen sie mehr als dem Arzt oder dem Apotheker. In ihrer Pein wenden sie sich vertrauensvoll an ihn. Und er ist da für sie, wann immer sie ihn rufen. Zu Jeder zeit, Tag und Nacht, bei regen und bei Sonnenschein. Gespeist von seiner Liebe zu Gott und den Menschen opfert er sich unermüdlich auf. Antonio Claret wird zum Volksmissionar. Kriegerische Zeiten und die damit verbundenen Verfolgungen lassen ihn sein Land erneut verlassen. Er verlagert seine Tätigkeit nach Gran Canaria. Von dort aus führt ihn eine unsichtbare Hand weiter westlich. Am Ende wird Claret zum Bischof von Santiago de Cuba geweiht. 1857 folgt er einem Ruf an den spanischen Königshof in Madrid, wo er zum Beichtvater von Königin Isabella II. avanciert. Antonio Maria Claret kommt aber nie zur Ruhe. Noch am ende seines Lebens muss er erneut vor der Gewalt der Menschern fliehen. 1870 verstirbt er in einem Kloster in Südfrankreich. Dem christlichen Motto, "lieben und es mit seinem Leben zeigen" ist er stets treu geblieben. Nicht zuletzt und vielleicht sogar gerade deswegen, wird das rastlose Leben dieses ungewöhnlichen heiligen am ende mit einer Kanonisierung gekrönt. 1934 spricht ihn Papst Pius XI heilig.


    Porath's Sprache ist stets liebevoll. Durch den ganzen Roman hindurch bedient sie sich einer harmonischen Komponente, die sich bis ins Letzte Kapitel verfolgen lässt. Ihre Recherchen sind präzise, genau und historisch korrekt. Die Zeittafeln am Ende des Buches sind hilfreich und dienen dem Leser als Stütze.


    Man muss einer jungen Autorin schon große Achtung entgegen bringen, für ein Werk das alles in allem nicht nur glänzend unterhält sondern obendrein noch bildet. Danke Silke. Ich habe Deinen Roman sehr genossen.

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    "Die Totenbahre ist die Wiege des Himmels..." (Aus: Verschlungene Wege/wahre Geschichten von Pilgern und Gottsuchern. ISBN 978-3-86744-074-5)
    :grab

  • Zunächst habe ich mich gefragt, ob ich überhaupt zu diesem Buch etwas sagen soll- ein Buch das nicht einfach über amazon ins Hause kommt oder in Stapeln in der nächsten Buchhandlung liegt. Ein Buch, dass schwierig zu besorgen sein dürfte. Aber- es gibt Bücher die lohnen die Mühe und den Aufwand es sich zu besorgen und dieses gehört dazu.


    Silke Porath erzählt die Geschichte des Antonio Claret, Sohn aus eines Webers aus Kastilien, katholischer Heiliger. Ein Heiliger nicht aus der so beliebten Zeit des Mittelalters, einige Legenden überliefert aber viel Raum für den Autor zum fabulieren. Antonio Claret hat gelebt und gewirkt in der Mitte des 19. Jahrhunderts, gefühlt also ganz nah und doch unter Lebensumständen die uns heute ganz weit weg sind. Antonio Claret hat selbst viel geschrieben und viel wurde über ihn geschrieben in seiner Zeit, da muss ein Autor behutsamer vorgehen. Silke Porath gelingt es diesen Menschen, den jungen Mann, der seine Liebe zur Gottesmutter entdeckt, den Volksmissionar und Bischof von Kuba zu beschreiben in seinem Mensch sein, seinen Taten, seinem Wirken und in seinen Zweifeln. Sie verät ihre Figur dabei niemals, verklärt Claret aber auch nicht. Jeder Leser kann sich am Ende des Buches ein Bild machen, ob er das Leben dieses Mannes als Vorbild nehmen könnte, ob es dem Leser heiligmäßig erscheint. Wenn das Buch zugeklappt wird, dann kann man um einen Menschen trauern, den man seinen Weg begleiten durfte und der dem Leser nahegekommen ist und steht nicht vor einem 10 m hohen Denkmal eines Übermenschen, wird nicht mit einem Heiligenschein erschlagen. Zugegeben Spanien im 19. Jahrhundert, da kenne ich die Bilder von Goya vom 2. und dritten Mai 1814 aber damit ist auch schon fast Schluß- irgendwie düster im Hinterkopf hat Karl May auch Erzählungen über die Karlistenkriege geschrieben- aber Isabella die II, deren Beichtvater Claret später war- Isabella wer? Silke Porath erläutert diese spanische Geschichte nur im Hintergrund, die allgemeine Geschichte wird nur soweit erzählt, dass sie den Focus nicht von der Hauptfigur nimmt, deren Handlungen und Bewegungen aber verständlich werden. Im Anhang des Buches gibt es dazu eine Zeittafel in der die Lebensdaten Antonio Clarets in seine Zeit gestellt werden, also seine Lebensabschnitte, die spanische und allgemeine und Kirchengeschichte in zeitlicher Abfolge nebeneinandergestellt werden. Das fand ich zur Nachbetrachtung sehr hilfreich- und Nachbetrachtung ist dieses Buch wert.


    Wer es sich möglich macht dieses wunderbare Buch lesen zu können, wird merken, dass es Mühe lohnt und durch das Lesen belohnt werden.