Dieses schmale Büchlein, 2002 in Frankreich, 2005 dann in Übersetzung in Deutschland erschienen, hat hierzulande wenig Aufmerksamkeit bekommen und das ist schade, denn diese 121 Seiten sind etwas ganz Eigenes im Bereich Jugendbuch.
Über die Autorin ist wenig zu erfahren. 1958 geboren, lebt sie abwechselnd in Paris und Berry. Seit ca. 15 Jahren schreibt sie Kinder – und Jugendbücher. Daß sie so wenig über sich preisgibt, ist Absicht. ‚Bücher’, so sagt sie, ‚sind wichtiger als die, die sie schreiben.’
Es ist Juli, die Sommerferien haben begonnen. Lili ist mit ihren Eltern auf dem Weg ans Meer. Es ist heiß, die Autobahn ist voll, Hektik und Streß regieren, die Eltern streiten, über das Ferienziel und ihre Ehe. Die drei sind froh, als sie an einer Raststätte haltmachen können. Von einem Moment auf den anderen jedoch verändert sich die Welt. Lili beobachtet, wie auf dem Parkplatz ein Hund ausgesetzt wird. Die Besitzer rasen davon. Und auf einmal sind auch Lilis Eltern fort. Oder ist Lili fort?
Hier beginnt die sehr überzeugend erzählte Geschichte der ersten Abgrenzungsversuche eines Mädchens am Beginn des Teenageralters, einer Trennung vom Vertrauten, ersehnt und gefürchtet zugleich. Vorgeführt wird der Moment des ersten eigenen Blicks auf eine Welt, in der man nicht mehr Kind ist. Es geht um das Herauswachsen aus einer Umgebung, in der man rundum versorgt wird, in die neue Welt, in der man sich eines Tages wird selbst mit allem versorgen müssen. Es ist die Geschichte des Sich-Entfernen-Müssens, ohne, das zeigt der Schluß, den Kontakt zu verlieren. Sich abzugrenzen und doch beieinanderzubleiben, das müssen alle lernen, auch das zeigt der Schluß.
Es ist die Geschichte von Lilis Leben, sagt der deutsche Titel.
Der französische ist genauer und härter: C’est la vie, Lili, heißt er.
Das Leben ist so, nicht nur für Lili.