Nachforschungen

  • An unsere schreibene Zunft


    Ein Satz von Iris hat mich auf die Idee gebracht:


    Zitat

    Wenn ein Autor Fakten verbiegt, weil er zu faul ist, gründlich zu recherchieren,


    OK das ist vielleicht ein bischen weit hergeholt, aber mich würde schon mal interessieren, wie recherchiert man?
    Benutzt man dazu nur die moderne Technik, sprich Internet usw. oder fährt man da hin? Wie??


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass wenn man nach Rom fährt (als Beispiel), dort in irgen ein Archiv reinspaziert, sagt I'm Michael, ich will jetzt mal schnell was nachschauen - greifen die sich da nicht an den Vogel und rufen die Jungs mit der Zwangsjacke.


    Oder ist das so ein Berufsgeheimnis, weil man Angst hat, der andere könnte mir was wegschnappen.


    Jedenfalls habe ich keine Ahnung und hoffe auf Aufklärung.


    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Meine Vermutung ist, dass Autoren einem geheimen Zirkel beiwohnen. Spätestens nach seiner ersten Buchveröffentlichung wird man von zwei Typen mit Sonnenbrillen daheim abgeholt. Die fahren einen dann vor die Stadt, wo schon ein Hubschrauber wartet. Mit verbundenen Augen geht's dann weiter, bis man völlig zeit- und orientierungslos geworden ist.
    In irgendeinem muffigen Verlies (vielleicht das gleiche Verlies, wie bei der Lesezeichenverschickung von Amazon?) werden dann einige grundlegende Dinge vermittelt, u. a. auch das Geheimnis von nachlässiger und realitätsfremder Recherche. Ist also kein Wunder, dass das keiner von uns Normalsterblichen je erfährt. Gegen diesen Kreis von Literatur-Illuminaten, dem u. a. alle grossen Verlagsbosse, Stephen King, Dan Brown und als Ober-Erleuchter Jason Dark angehören, tritt ein kleiner verschworener Rebellenhaufen an: die Historiker genannt, die durch Unterwanderung von Lesern und gezielter Eliminierung von zuwiderhandelnden Buchhändlern (Fritzi, pass auf!!) versuchen, unsere schnöde bunte Literatur-Welt dem wirklichen Leben anzugleichen.
    Doch aufgepasst: ab und zu entführen diese militanten Historiker auch schon mal den einen oder anderen Leser, der sich ihnen starrsinnig in den Weg stellt. Dann werden mit ihm ganz schlimme Dinge angestellt und in einer Art Gehirnwäsche muss er dann das Bertelsmann-Lexikon bis Buchstabe "R", wie Recherche, auswendig lernen.


    Ich sag' schon mal: Tschüss Micha!
    Du hast sie jetzt auf Dich aufmerksam gemacht.


    Gruss,


    Doc :-)

  • Ich finde die Frage super interessant. Ich habe mich das auch schon mehrmals gestellt. Bin auf die Antworten mal gespannt... 8)



    @Doc:
    Wieder einmal nur herrlich, was Deine Phantasie so alles hergibt... Da kann man richtig neidisch werden... :grin

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Zitat

    Ich sag' schon mal: Tschüss Micha!


    Ich kann nicht schreiben, muss dauernd lachen.
    Doc die finden mich nie, verziehe mich auf Arbeit und da das irgendwo im Busch liegt, es keine Hinweisschilder dorthin gibt, lebe ich wahrscheinlich noch länger als du.


    Ich muss schon wieder lachen.


    Aber mal im Ernst, es würde mich trotzdem interessieren.



    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Hi Doc du Komiker,
    bei deinem amüsant witzigem Schreibstil solltest du ernsthaft über eine Schriftstellerkarriere nachdenken. Man weiß ja nie, ob man als Herzspezialist nicht irgendwann in ein Alter kommt, das einen zwingt über einen Berufswechsel nachzudenken. Auch Rockstars haben mitunter nur eine gewisse Haltbarkeitsgarantie, von einigen rühmlichen Ausnahmen mal abgesehen.


    Micha , falls du noch nicht wie Richard Cimble auf der Flucht bist: Obacht, auch Autoren sagt man gelegentlich die Fähigkeit nach, nicht vorhandene Spuren lesen und ihnen folgen zu können.


    Lieben Gruß Idgie - heute wieder mal vorausschauend und Lachtränen aus den Augen wischend ;)

  • Hallo Micha!


    Das ist kein Geheimnis, zumindest habe ich nicht vor, eins draus zu machen. :o)
    Wobei ich nicht für Dan Brown sprechen kann, der schließlich über Geheimes Wissen verfügt, dass außer ihm niemand auf diesem Planeten kennt - nur die andere Seite ... die Adam-Weishaupt-Gesellschaft ... der Vatikan ... kurz: die Bösen ... ;o)


    Zurück zum Thema:


    Das Internet ist brauchbar für Anhaltspunkte. Allerdings spuckt Google so viel Mist aus (allein die Tatsache, dass bei vielen Suchbegriffen, jede zweite Seite dann doch wieder Nackfotos von irgendwelchen Starlets anpreist), dass es einem nicht viel bringt. Für jeden Mist kriegt man die widersprüchlichsten Informationen und ein jeder behauptet, die Wahrheit gepachtet zu haben - meist ohne die geringsten Belege vorweisen zu können.
    Mit anderen Worten: Wer mit dem WWW allein arbeitet, ist selber schuld. ;o)


    Eine der ersten Anlaufstellen ist für einen Kriminalautor z.B. das nächstgelegene Polizeipräsidium oder das nächstgelegene Institut für Rechtsmedizin.
    Für historische Autoren, aber auch für solche, die einen Thriller mit naturwissenschaftlichem Hintergrund planen, beginnt es meist mit einem umfassenden Fachbuch, z.B. einer wissenschaftlichen Einführung (der interessierte Laie und Studienanfänger sind deren gemeinsame Zielgruppe). Eine solche Einführung umfasst eine Bibliographie, die bei der Suche nach weiterführender Literatur hilft.


    Aber auch die sonst so gehassten Fußnoten bekommen plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Im Text würden die Literaturverweise ja erheblich stören, aber wenn man beim Wiederlesen an der entscheidenden Stelle erfährt, was einen hier weiterbringt, dann kann das Tore zu neuen Welten öffnen.


    In dieser Phase kommen auch die Bibliothekssysteme im Internet zum Tragen, um herauszufinden, welches Buch wo steht. Die Zeiten, da jede Unibibliothek nahezu die gesamte Fachliteratur sammeln konnte, sind leider vorbei.


    Bei historischen Themen sollte man sich außerdem um das Quellenstudium bemühen, d.h. die wichtigste Geschichtsschreibung zum Thema lesen. Wenn man nicht den Originaltext lesen kann, dann sollte man mindestens zwei Übersetzungen vergleichen - es ist nämlich erstaunlich, wie sehr Übersetzer voneinander abweichen können.


    Dann geht es an die Experten: Man knüpft Kontakte z.B. zu Universitätsinstituten.
    Das kann allerdings gelegentlich etwas heikel werden. Wenn so ein Prof nicht begeistert darauf anspringt, sondern möglicherweise sogar abweisend ist, dann liegt das meist nicht ursächlich am Prof. Es gibt zu viele Autoren, die sich mit Unmengen von Informationen versorgen lassen - und dann alles zu etwas völlig anderem verwursten.
    Ich habe meine Kontakte nach einiger Zeit meist indirekt geknüpft über Wissenschaftliche Angestellte, Akademische Räte, also den "Akademischen Mittelbau". Oder über KollegInnen.


    Die Ergebnisse sammelt man natürlich. Z.B. in Zettelkästen, Datenbanken, Bergen von Kopien usw.
    Am besten macht man es wie Frank Schätzing, der alle Daten, die er sammelt, in Ordnern abheftet. Bei rein digitaler Archivierung kann nämlich ein einziger Headcrash katastrophale Folgen haben.


    Es lohnt sich auch, Vor-Ort-Recherche zu betreiben. Bei wissenschaftlich angehauchten Büchern sollte es selbstverständlich sein.
    Das gilt aber auch für die historischen Themen, selbst wenn sich die Umgebung inzwischen gehörig verändert hat.
    Hinzukommen z.B. Museen und Sammlungen Freilichtmuseen und experimentelle Archäologie (für die Sachkultur). CDs mit Musikaufnahmen, Bücher mit Kochrezepten, die man dann auch mal ausprobiert ... Vielleicht gibt es auch Augenzeugen. Die Liste könnte ich ewig fortsetzen. ;o)


    Man wird unter der Recherche immer wieder Informationen finden, die sich mit der anvisierten Geschichte nicht verbinden lassen. In diesem Fall kann man sich gegen die Fakten entscheiden --- oder man flucht einmal kräftig und nimmt die Herausfoderung an: "Wie halte ich die Story in Gang, ohne zu schummeln?"
    Auch mir ist das einige Male passiert, und ich war in einem vertrackten Fall sogar versucht, Fünfe gerade sein zu lassen. Aber dann hat es mir doch keine Ruhe gelassen, weil es eben eine Herausforderung ist. Und ich für meinen Teil liebe Herausforderungen.
    In den meisten Fällen stellt sich nämlich heraus, dass man gerade die Probleme hervorragend zur Spannungssteigerung verwenden kann.


    Alles in allem ist es eine Mischung aus Lesen, Lesen, Lesen, Fragen, Zuhören, Besichtigen, Ausprobieren, Anschaun, Urlaub nutzen ...


    Kannst du dir jetzt etwas darunter vorstellen?


    Herzliche Grüße,


    Iris

  • Hallo Iris,


    Deine Erläuterungen waren wirklich interessant. So ungefähr hatte ich mir das schon vorgestellt. Wie lange hast Du denn für Dein Buch mit dem Sammeln von Infomaterial zugebracht?


    Gruss,


    Doc


    PS: Ich glaube trotzdem, dass an meiner Illuminaten-Theorie was dran ist...und unsere Admins und Moderatoren stecken garantiert auch mit drin! ;)

  • Zitat

    Ich glaube trotzdem, dass an meiner Illuminaten-Theorie was dran ist...und unsere Admins und Moderatoren stecken garantiert auch mit drin!


    Doc wahrscheinlich nicht nur die!!


    Danke für das Nachladen aus dem anderen Theard, aber ich habe sie wieder weggeräumt, sonst stehen wir hier noch ohne Chefs da. :grin :hop


    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Zitat

    Ich glaube trotzdem, dass an meiner Illuminaten-Theorie was dran ist...und unsere Admins und Moderatoren stecken garantiert auch mit drin!


    Ich bin nicht befugt, dass zu sagen. :grin :grin :grin

  • Hallo Doc!


    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Deine Erläuterungen waren wirklich interessant. So ungefähr hatte ich mir das schon vorgestellt. Wie lange hast Du denn für Dein Buch mit dem Sammeln von Infomaterial zugebracht?


    Tja, da haben wir ein Problem: Wann beginnt die eigentliche Recherche?
    Ich habe in der Uni rein spaßeshalber im Zusammenhang mit Studien zur Reformation Recherchen über die Arminius-Legende bei Ulrich von Hutten angestellt. Das war Jahre, bevor ich dieses Manuskript angepackt habe. Wenn ich das und andere Vorarbeiten, die eigentlich nur zu meiner Uni-Ausbildung gehören, mitzähle, komme ich auf eine ganze Reihe von Jahren.
    Vergleich's mal mit einem Mediziner, der einen Roman im Klinikmilieu schreibt (warum fällt mir jetzt ER ein ...? :gruebel ): Würdest du alle Vorkenntnisse in die Recherche einbeziehen?
    Ich nicht. Ich komme insgesamt auf einige Monate Vorrecherche und dann Nachrecherchen während ich die Rohfassung schrieb, was ca. 16 Monate gedauert hat (ich habe einen anstrengenden Brotberuf und eine Familie, das läppert sich).


    Zum Glück konnte ich meine Lieben in die Sachkultur-Recherche einbinden, also die Ausflüge zu Museen usw. Wenn im Xantener Amphitheater sich die GLadiatoren tummeln, das hat schon was ... ;o)


    Zitat

    Ich glaube trotzdem, dass an meiner Illuminaten-Theorie was dran ist...und unsere Admins und Moderatoren stecken garantiert auch mit drin! ;)


    Meinst du, weil niemand deine Beiträge auf geheimnisvolle Weise verschwinden lässt? Oder obwohl?
    Naja, jeder ist irgendwie illumniniert ... und wenn's nur eine Lichterkette ist. ;o)


    Heute mal schreibfaule Grüße,


    Iris

  • Hallo Iris,


    danke für die ausführlichen Erläuterungen.
    Vorstellen kann ich mir das schon, und wenn ich mir das so noch einmal durchlese, braucht man für die Recherchen wahrscheinlich, in bestimmten Situation, auch ein ziemlich dickes Fell. Von den Schuhe die so bei den Wanderungen durch den Informationswald kaputtgehen, ganz zu schweigen.


    Ist es eigentlich schon einmal passiert, dass partu einer keine Informationen herausrücken wollte. Was macht man da, denn ich würde stincksauer werden.
    Denn wen einen der wichtigste Teil fehlt, weil irgend so ein bornierter Beamter :grin seinen Mittagsschlaf nicht unterbrechen will :grin , geht man da nicht die Wände hoch.


    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Hallo Micha!


    Zitat

    Original von Fdlmich
    Ist es eigentlich schon einmal passiert, dass partu einer keine Informationen herausrücken wollte. Was macht man da, denn ich würde stincksauer werden.
    Denn wen einen der wichtigste Teil fehlt, weil irgend so ein bornierter Beamter :grin seinen Mittagsschlaf nicht unterbrechen will :grin , geht man da nicht die Wände hoch.


    Das würde nichts helfen, also legt man sich ein dickes Fell zu und entwickelt Methoden, um auf Umwegen an die Infos ranzukommen.
    Abgesehen davon ist es ja auch nicht so, dass Wissenschaftler nix zu tun hätten. ;o)


    Einer meiner wichtigsten "Zuarbeiter" ist im Vorstand einer großen neu-heidnischen Organisation in Deutschland (um's gleich klarzustellen: keine Rechtsradikalen!) und zugleich Leiter einer altertumswissenschaftlichen Institutsbibliothek. Der Mann ist ein schier unerschöpflicher Quell für Informationen, mit dem man auch noch fachlich diskutieren und der völlig unauffällig jeden noch so zickigen Wissenschaftler kontakten kann, damit ich an die nötigen Informationen komme.


    Ich mache mir die Borniertheit eines anderen nicht zum Problem, sondern suche gegebenenfalls auch ungewöhnliche Lösungswege. Ich muss demjenigen ja nicht jeden Morgen beim Zähneputzen ins Gesicht schauen. ;o)


    Herzliche Grüße


    Iris

  • Zitat

    Original von Idgie
    Hi Doc du Komiker,
    bei deinem amüsant witzigem Schreibstil solltest du ernsthaft über eine Schriftstellerkarriere nachdenken. Man weiß ja nie, ob man als Herzspezialist nicht irgendwann in ein Alter kommt, das einen zwingt über einen Berufswechsel nachzudenken. Auch Rockstars haben mitunter nur eine gewisse Haltbarkeitsgarantie, von einigen rühmlichen Ausnahmen mal abgesehen.


    Ach Idgie, wenn ich mal zu alt werde, um noch eine Gitarre in den Händen zu halten oder mich um die Herzen von Menschen zu kümmern, dann werde ich tatsächlich Schriftsteller und schreibe als Erstes einen historischen Roman.


    Der Roman wird heissen: Die Hannibälin .
    Grob umrissen wird es darum gehen, dass irgendwann im Mittelalter oder kurz davor, eine Frau, als Mann verkleidet, die Führung einer Armee übernimmt und mit Giraffen über die Alpen zieht um in Rom ihrer Schwester, die sich dort als Päpstin vergnügt, den heiligen Stuhl zu entreissen.


    Das wird ein Bestseller, jede Wette! :-)
    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Einer meiner wichtigsten "Zuarbeiter" ist im Vorstand einer großen neu-heidnischen Organisation in Deutschland (um's gleich klarzustellen: keine Rechtsradikalen!) und zugleich Leiter einer altertumswissenschaftlichen Institutsbibliothek. Der Mann ist ein schier unerschöpflicher Quell für Informationen, mit dem man auch noch fachlich diskutieren und der völlig unauffällig jeden noch so zickigen Wissenschaftler kontakten kann, damit ich an die nötigen Informationen komme.


    Auf gut deutsch, Beziehungen sind das halbe Schriftstellerleben. Ich sage es doch schon immer.
    :hop


    Zitat

    Ich muss demjenigen ja nicht jeden Morgen beim Zähneputzen ins Gesicht schauen. ;o)


    Ich stell mir das gerade mal bildlich vor, köstlich, Iris mit der Zahnbürste quer im Mund, ich bekomme Lachkrämpfe dabei.



    Tschüß micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Was wieder einmal bestätigt: Bildung ist, wenn man weiß, wos steht ;)


    Aber im Ernst: da steckt wirklich viel viel Arbeit hinter so einer Recherche. Kein Wunder, dass manche diese Mühe umgehen.
    Doch ich denke auch, dass es ohne ein zumindest basales Vorwissen von Seiten der Autoren auch nicht geht. Alles kann man auch nicht nachschlagen, erfragen oder aus jemandem herausprügeln.


    Und vor allem muss man wohl erst mal wissen, was man fragen will, um die richtigen Antworten zu erhalten.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ich finde diesen Thread hier wirklich hochinteressant. Das hat mich schon immer mal interessiert. Was da in einem Buch für Arbeit steckt, dass macht man sich ja oft gar nicht so bewusst... :wow


    Was mich noch interessieren würde ist, wie man denn zu einem Thema und einer Geschichte kommt. Hat man das schon so in etwa im Kopf? Weiß man schon so die Richtung in die man schreiben will? Setzt man sich einfach hin uns sagt: "Ich schreibe jetzt ein Buch" und dann schaut man, was einem alles so einfällt???


    Da brauch man doch auch mit Sicherheit ein ziemliches Durchhaltevermögen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es sich an manchen Stellen einmal ganz schön zieht, oder?


    Wie sieht das mit den Charakteren aus? Schreibt man sich quasi ganze "Charakterbögen" zu den Personen im Buch oder wie läuft das???

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Hallo Micha und Alice!


    Zitat

    Original von Fdlmich
    Auf gut deutsch, Beziehungen sind das halbe Schriftstellerleben.


    Zitat

    Original von Alice
    Bildung ist, wenn man weiß, wos steht ;)


    Ihr habe ja so recht. ;o)


    Das Wichtigste, was man an der Uni lernen kann, sind nicht die Fachkenntnisse, sondern "soft skills" wie Recherchieren, Hinterfragen, Argumentieren, Vortragen, Organisieren ... Manche meinen, ohne das auszukommen, und die stark "verschulten" Studiengänge sind da sicherlich im Nachteil.


    Zitat

    Doch ich denke auch, dass es ohne ein zumindest basales Vorwissen von Seiten der Autoren auch nicht geht. Alles kann man auch nicht nachschlagen, erfragen oder aus jemandem herausprügeln.


    Eigentlich fängt niemand bei Null an, irgendein Interesse für das Thema, das man sich vornimmt, war vorher schon da, sonst kommt man nicht darauf.


    Mein Opa hat mir z.B. seine Sammelalben vererbt, als ich ein Stops von 6 Jahren war. Und das waren die Geschichtsalben. Das taugt zwar alles nichts, aber eine Saat hat es doch gesät. ;o)


    Prügel habe ich noch nicht probiert - und bei Legionären und Gladiatoren würde ich mich auch hüten ...


    Herzliche Grüße,


    Iris

  • Hallo Morgana!


    Zitat

    Original von Morgana
    Was mich noch interessieren würde ist, wie man denn zu einem Thema und einer Geschichte kommt. Hat man das schon so in etwa im Kopf? Weiß man schon so die Richtung in die man schreiben will? Setzt man sich einfach hin uns sagt: "Ich schreibe jetzt ein Buch" und dann schaut man, was einem alles so einfällt???


    Es gibt die unterschiedlichsten Typen von AutorInnen, und jede/r macht es anders.


    Ich kriege "Anfälle".


    Im Ernst, ich werde heimgesucht: Fetzen von Szenen oder Dialogen, Bilder, wie Erinnerungen, die aufblitzen. Ich spiele mit solchen Einfällen, tüftele auf Spaziergängen oder bei der leidigen Hausarbeit (Bügeln!) ganze Szenenfolgen und Storyboards aus. Sozusagen anstatt Fernsehen.
    Irgendwas bleibt hängen, einzelne Figuren formen sich allmählich heraus, werden zu Freunden und Wegbegleitern. Das ist so eine Art virtuelles MPS. Dialoge präzisieren sich, ich mache Notizen, die ich zusammentrage, fange an, ein bisschen zu recherchieren. Fange irgendwo einfach an, setze Teile zusammen, recherchiere, überarbeite, schreibe weiter, erarbeite am Ende einen passenden Einstieg ...
    So ergibt sich das Stück für Stück.


    Und dann muss ich das Baby den Lektorin und Redakteurin überlassen, ehe es wieder heißt: überarbeiten, streichen, neu schreiben ...


    Zitat

    Da brauch man doch auch mit Sicherheit ein ziemliches Durchhaltevermögen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es sich an manchen Stellen einmal ganz schön zieht, oder?


    Ahem ... gute 570 Seiten Manuskriptformat (1.800 Anschläge/Seite) mit sinnvollem Text vollzukriegen, erfordert Disziplin - eine aus der Mode gekommene preußische Sekundärtugend. Ohne geht's nicht.
    Es stimmt schon: 1% Inspiration und 99% Transpiration.
    Gerade kämpfe ich wieder mit meiner Faulheit ... ;o)


    Zitat

    Wie sieht das mit den Charakteren aus? Schreibt man sich quasi ganze "Charakterbögen" zu den Personen im Buch oder wie läuft das???


    Ja, das auch, aber nur als Gedächtnisstütze für spätere Vergleiche, wegen der Biographien.
    Auch wenn ein Autor nicht alles im Text verrät (der Leser soll ja was zum Raten haben), muss er alles wissen! Sonst gibt es böse Überraschungen, wenn die Sache vorne und hinten nicht zusammenpasst.


    Herzliche Grüße,


    Iris