Hakan Nesser - Das vierte Opfer

  • Ich bin bekennender Hakan Nesser-Fan, zumindest was die Van-Veeteren-Serie betrifft (Barins Dreieck hab ich übrigens bis heute auch noch nicht zuende gelesen :grin).
    Ich mag alle seine VV-Bücher, besonders mag ich, dass er sich die Mühe macht, Van Veeteren nicht als einsamen Wolf und Einzelkämpfer darzustellen, wie so viele Krimi-Autoren das fälschlicherweise tun, sondern dass er ihm ein Team zur Seite stellt und dieses Team auch sehr liebevoll und detailiert vorstellt. Gibt es noch einen weiteren Autor, der in ein und derselben Reihe Bücher schreibt, in denen nicht explizit die Hauptfigur (Van Veeteren) den Fall bearbeitet, sondern zwischendurch auch mal ein ganz anderer der Kollegen ("Münsters Fall" z. B.) - aber ich schweife zu weit an, hier geht es ja um das 4. Opfer.


    Zu diesem Buch: Eins meiner Nesser-Favoriten, vor allem deshalb, weil die Auflösung für mich absolut überraschend, aber auch absolut schlüssig kam.
    Ein genialer und ausgefeilter Plot mit liebenswerter Hauptfigur.

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Da bin ich aber froh, daß ich mal eine Verbündete finde. Ich finde nämlich auch alle VV-Krimis sehr gut, die anderen nachfolgenden (u.a. Barins Dreieck) sind nicht so mein Fall.


    Jetzt habe ich den ersten Fall von einem Kommissar B ??, weiß jetzt nicht genau den Namen, hier SUBen und bin gespannt, wie der sich liest :gruebel

  • Zitat

    Original von Richie


    Jetzt habe ich den ersten Fall von einem Kommissar B ??, weiß jetzt nicht genau den Namen, hier SUBen und bin gespannt, wie der sich liest :gruebel


    Barbarotti heißt der. Um den schleiche ich auch immer noch drum herum. :gruebel Hatte ihm in der Buchhandlung schon ein paarmal in der Hand.
    Wenn du ihn gelesen hast, lass mal hören, wie er war! :wave

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • In seinem zweiten Fall ermittelt Hauptkommissar Van Veeteren zusammen mit Kommissar Münster in dem beschaulichen Küstenort Kaalbringen. Hier sind in kürzester Zeit drei Menschen auf brutalste Art ermordet worden und die dortige Polizei ist ratlos.
    Håkan Nesser erzählt in „Das vierte Opfer“ wieder gewohnt düster und sachlich und schafft es gut die Probleme der Ermittlungen und der ermittelnden Personen zu verdeutlichen.
    Leider fehlte in der ersten Hälfte des Buches die gewohnte Spannung, die aber im weiteren Verlauf der Handlung zumindest teilweise aufkommt.
    Dennoch schafft es Nesser den Leser zu fesseln und ihn immer wieder zu überraschen. Durch verschiedene Details und Finten gelingt es ihm den Leser hinters Licht zu führen und zu verwirren. Gleichzeitig weckt er die Neugier des Lesers und kann ihn mit verschiedenen Wendungen zu überraschen. Besonders mit dem unvorhersehbaren Ende ist ihm das gut gelungen.
    Es ist immer wieder eine Freude und ein Vergnügen Håkan Nessers Bücher mit seinen unglaublich authentischen Charakteren, insbesondere Van Veeteren, zu lesen.


    3,5 von 5 Sternen!

  • Dieser Band ist mir besser in Erinnerung geblieben und ich mochte allein schon die erzählerischen Gegebenheiten rund um Kaalbringen. VV und Münster im Team finde ich eh sehr gut. Dass auch dieser Band keine klassischen Thriller-Elemente hat, finde ich gar nicht schlimm, ich werde irgendwie "trotzdem" immer in den Bann der Geschichten gezogen.


    9 Punkte.

  • Auch ich zähle zu den bekennenden Van Veeteren-Fans. Der zweite Fall hat mir ungemein gut gefallen, auch wenn mir blöderweise recht bald die Auflösung wieder einfiel vom ersten Mal lesen - das Gedächtnis ist schon ein erstaunliches Ding, wenn man bedenkt, wie erratisch Informationen über einen längeren Zeitraum haften bleiben.
    Jedenfalls finde ich sowohl Van Veeteren als auch Münster toll gezeichnet, die beiden sind ein prima Team, nicht nur wenn sie gegeneinander Badminton spielen. Schade, daß Inspektorin Moerk in den weiteren Bänden wohl keine Rolle mehr spielen wird, soweit ich mich erinnern kann - das ist auch eine sehr interessant angelegte Figur.
    Und die Sache mit den Determinanten finde ich immer wieder großartig, das kommt ja auch in so ziemlich jedem Teil der Serie vor.

  • Ich finde es immer wieder spannend, Bücher nach Jahren noch einmal zu lesen und nachzuspüren, was sich bei mir geändert hat...
    Erst beim 2.Lesen wurde mir richtig klar, dass Håkan Nesser seine Krimis in einer nicht näher bestimmten Gegend handeln lässt. Maardam und Kaalbringen sind Phantasiestädte, aber eindeutig nordisch bzw skandinavisch.
    In diesem zweiten Band bekommen Van Veeteren und Münster Profil: Van Veeteren als Mensch mit seinen Vorlieben und Abneigungen, Münster als Familienvater und Ehemann.
    In diesem Buch ist mir vor allem Nessers Stärke aufgefallen, eine sehr präzise, ruhige und kraftvolle Sprache einzusetzen. Und das ganz gezielt mit wechselndem Erzähltempo. Kleine Schnitte, wenn die Handlung ins Banale oder in die Routine abzugleiten droht, halten den Spannungsbogen. Und als Leserin weiß man: auch wenn gerade nichts zu passieren scheint, es scheint eben nur so.
    Die Auflösung des Falles ist sehr schön, wenn man das von der Auflösung von grausamen Morden überhaupt sagen darf. Und wem der Mörder in diesem Fall nicht leid tut, beziehungsweise wer für ihn nicht Verständnis aufbringen kann, dem fehlt es wirklich an Gefühl. Manchmal gibt es eben Verbrechen, die Vergeltung fordern. Auch wenn dadurch natürlich nichts mehr gut werden kann.
    Es hat schon was, wenn man eine Krimiserie nach vielen Jahren noch einmal und der Reihe nach liest. Die Bücher sind einerseits wie neu und doch vertraut.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde