Schmerzenskinder - Waris Dirie

  • Kurzbeschreibung
    Waris Dirie war fünf Jahre alt, als ihre Mutter sie zu einer alten Frau in den Busch führte. Mit einer zerbrochenen Rasierklinge wurde ihre Klitoris beschnitten, ohne Betäubung. Waris verlor das Bewußtsein. Als sie aufwachte, quälten sie unsagbare Schmerzen, kurz darauf bekam sie eine schwere Infektion und lag tagelang in hohem Fieber. Waris Dirie überlebte. Doch viele der 6000 Mädchen, die täglich Opfer einer Genitalverstümmelung werden, sterben daran. Das grausame Ritual wird seit Jahrtausenden in Afrika praktiziert, vorgeblich im Namen von Religion, Tradition oder Kultur. Was bisher niemand zu sagen wagte: Genitalverstümmelung kommt immer häufiger auch in Europa vor. Allein in Deutschland geht man von mindestens 24000 Fällen aus, vermutlich sind es viel mehr. Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Schon vor einigen Jahren nahm Waris Dirie den Kampf gegen Genitalverstümmelung auf. Sie wurde UNO- Sonderbotschafterin und gründete die Waris Dirie Foundation, die weltweit aktiv ist, um aufzukl ären, gefährdete Mädchen zu schützen und Opfern zu helfen. In den ersten beiden Bänden ihrer Autobiographie Wüstenblume und Nomadentochter schilderte Waris Dirie ihre Kindheit als Nomadin in der somalischen Wüste, ihren Aufstieg zum international gefragten Topmodel und die Rückkehr nach Afrika, mit der ihr Kampf gegen Genitalverstümmelung begann. In diesem Buch erzählt sie ihr Leben weiter, von dem Tag an, als sie ihr Schweigen brach. Sie erzählt von Begegnungen mit Opfern und Tätern, von den mühsamen Recherchen, von Rückschlägen und Erfolgen. Schmerzenskinder ist in vieler Hinsicht ein erschütterndes Buch, doch es ist auch ein Buch voller Kraft und Hoffnung für Millionen Frauen in aller Welt.


    Meine Meinung
    Dieses Buch hat mich zutiefst berührt. Waris Dirie geht hier einen Schritt weiter und besucht Frauen und Kinder, die verstümmelt wurden. Es war für mich erschütternd zu lesen, dass hier in Europa so etwas passiert. Dass es sogar Ärzte gibt, die auch heute noch praktizieren, die so etwas schlimmes machen. Das Buch Wüstenblume war für mich schon sehr traurig, denn dadurch wurde mir erst klar, wie schlimm es für Frauen und Mädchen sein muss, so eine Tortur durch zu stehen. In diesem Buch zeigt Waris Dirie auf, wie verbreitet diese "Kultur" ist und wie oft man so etwas auch in Europäischen Ländern vortrifft. Genauso zeigt sie auf, in welchen Ländern Europas gegen diese furchtbare Sache etwas getan wird. Und das sind nicht viele! Gerade in Deutschland wird zu wenig dafür getan. Natürlich gibt es Gesetze die etwas verbieten, aber bis heute wurde noch niemand dafür vor Gericht gebracht. Zumindest nicht in Deutschland. Und das, obwohl es zahlreiche Fälle von Frauenbeschneidungen auch hier gibt.
    Und, was mich erschreckt hat: es gibt sogar Frauen, die aus Schönheitsgründen etwas an ihren weiblichen Geschlechtsorganen verändern lassen. Das ganz legal, in einer Schönheitschirurgischen Praxis. Und dabei denkt keiner daran, welche Auswirkungen so etwas haben kann.
    Sie hat die "Waris Dirie Foundation" ins Leben gerufen um gegen diese Art der Kultur zu kämpfen. Dabei musste sie feststellen, dass sie sich einen schweren Weg ausgewählt hat. Doch sie kämpft weiter und ich finde toll, was sie macht. Sie hat mit ihren Büchern schon viel erreicht. Ich hoffe sehr, dass sie weiterhin erfolgreich ist.
    Wer Wüstenblume gelesen hat, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Branka ()

  • Hallo Branka,


    danke für die Rezi, ich stimme dir in allen Punkten zu, vor allem aber in dem Punkt, dass in Deutschland zu wenig passiert. Auch wenn ich in einer Organisation bin, die sich das Thema auf die Fahnen geschrieben hat und wir drei Projekte in Afrika (Burkina Faso, Kenia, Tansania) unterstützen - es muss noch viel getan werden.
    Dieses Buch "Schmerzenskinder" ist kein Roman wie Wüstenblume oder Nomadentochter, sondern ein Sachbuch, das die Situation von FGM (female genitale mutilation) in Europa schildert.
    Da ich mich seit Jahren mit dem Thema beschäftige, dachte ich eigentlich, dass ich da recht abgehärtet bin, aber die Lektüre dieses Buches ließ auch mir die Haare zu Berge stehen.


    Ein paar Infos zur aktuellen Situation in D:
    Wir hatten die Idee, für pädagogisches und medizinisches Personal Workshops zu veranstalten, da das Thema Weibliche Genitalverstümmelung kein Studienthema ist. Stuttgart war bisher die einzige Stadt, die unsere Idee gut und wichtig fand und diese Workshops laufen gerade in diesen Wochen in einer Klinik sowie im Gesundheitsamt.
    Beim Fachvortrag sowie bei der Ausstellungseröffnung (es gibt eine Kunstausstellung zu dem Thema, von nigerianischen KünstlerInnen) waren auch ziemlich viele Leute, was mich sehr gefreut hat! Unsere Vorträge kamen gut an und eine tolle Diskussion folgte, in der Jugendamt wie Kinderärzte festgelegt haben, dass sie an der Problematik weiterarbeiten!!!
    Anfang letzten Jahres wurde eine Umfrage gestartet, in der Frauenärzte/innen ihre Erfahrung mit Genitalverstümmelung schildern sollten, diese wurde ausgewertet und gemeinsam mit Unicef, dem Berufsverband der Frauenärzte und uns, also Terre des Femmes, vorgestellt.
    Wer noch Interesse an weiteren Infos, auch zu Projekten vor Ort hat, kann sich gern bei mir melden!


    Übrigens findet aktuell im Frauenmuseum in Wiesbaden eine Ausstellung von der Organisation Intact zu diesem Thema statt.


    Bianca

  • dieses Thema treibt mir das blanke Entsetzen ins Gesicht.


    Umso besser finde ich, dass es hier einige Leute gibt, die sich ausführlich mit dem Thema beschäftigen und zudem Organisationen zur Aufklärung und Hilfe der Opfer gründen. Mein großes Lob dafür.


    Der Name Waris Dirie sagt mir auf jeden Fall was...ich denke, das Buch werde ich auf jeden Fall lesen!


    Vielen Dank für den Tip, Branka!

  • Ich haben in den Weiten der Rezis gekramt und holt diesen Artikel mal wieder zum Vorschein.
    Ich habe das Buch im Juni beendet. Ich hatte es schon länger auf der Fensterbank liegen, hab es aber immer nur zwischendurch mal weitergelesen.
    Nachdem ich das zweite Buch "Nomadentochter" gelesen habe war ich recht skeptisch dieses Buch zu lesen. "Nomadentochter" hat mir gar nicht gefallen. Aber dieses Buch hatte ich schon daheim liegen, also hab ichs dann doch irgendwann mal hervorgeholt. Das es sich um ein Sachbuch handelt wußte ich anfangs gar nicht, ich dachte sie erzählt ihre Geschichte weiter.
    Ich habe das Buch mit entsetzen gelesen. Ich kann mir bis heute nicht vorstellen das Genitalverstümmelungen auch in Deutschland gemacht werden. Wohlgemerkt zum Teil von Ärzten! und nicht von irgendwelchen Leuten irgendwo im Keller. Unvorstellbar das ganze. Hierzulande kann man sich sogar den Intimbereich beim Schönheitschirurgen "richten" lassen. In Afrika kämpfen sie gegen Genitalverstümmelung und in Deutschland wird Geld damit verdient - und das nicht zu knapp. Mir fehlen buchstäblich die Worte.
    Ich bin froh dieses Buch doch noch gelesen zu haben, es hat mir wieder ein Stück weit die Augen geöffnet was die westliche Welt und unsere Götter in Weiß angeht.
    Ich kann das Buch nur empfehlen.


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    Ich lese
    :lesend Chris Mooney - Victim
    :lesend WB Sofie Cramer - SMS für dich


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  • Ein Buch, dass von jedem gelesen werden sollte. Man denkt immer, dass solche Dinge weit weggeschehen und nicht vor der eigenen Haustüre. Wirklich erschütternd.