'Das Kreidekreuz' - Kapitel 01 - 04

  • Hallo Rosenstolz,


    danke fürs googeln, das mit den Nothelfern habe ich auch noch nicht gewußt. :-)


    Außerdem wußte ich nicht, was ein "Bildstöcklein" ist. Aber ich habe es bei wikipedia gefunden:


    Ein Bildstock, auch Marterl (CH: Helgenstöckli) genannt, ist ein meist zu religiösen Zwecken errichtetes Wahrzeichen im Freien. Der Bildstock besitzt meist die Form einer Säule oder eines Pfeilers und ist eventuell mit einem Dach versehen. Im Bildstock steht oft eine Heiligenfigur oder ähnliches. Wegen ihres oft säulenähnlichen Aussehens und weil der religiöse Zweck zum Beten auffordert, wird der Bildstock auch Betsäule genannt. Auch mit Reliefen versehene Säulen oder auch nur religiöse Statuen werden als Bildstöcke bezeichnet.


    Es handelt sich also mithin um das, was u.a. in Bayern oft an Straßen rumsteht.


    Die Bedeutung solcher Pilgerstätten ist, nachdem der "neue Glaube" sich etabliert hatte, zurückgegangen. Maßgeblich waren dafür im Haller Raum die Predigten des Pfarres Johannes Brenz, der gegen die Heiligenverehrung eintrat. Brenz scheint überhaupt eine interessante Persönlichkeit gewesen zu sein. Ich verweise auch hier auf den wikipedia-Artikel:


    Im Bauernkrieg von 1525 wandte Brenz sich mit Entschiedenheit gegen den Aufstand, drängte aber – im Gegensatz zu Luther, der eine harte Bestrafung forderte - auch auf eine milde Behandlung der Bauern, da die Obrigkeit mit schuldig am Aufstand gewesen sei.


    Interessant ist auch, daß berühmte Nachfahren von Brenz u. a. Dietrich Bonhoeffer, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Ludwig Uhland, Hermann Hesse und Richard von Weizsäcker sind. :wow


    Ich les jetzt weiter.


    :wave

  • Ich habe gestern angefangen, leider habe ich es nicht früher geschafft. Bin jetzt im 1. Kapitel, also noch nicht sehr weit.
    Die Aufmachung gefällt mir auch sehr gut. Habe Karten drin und das Cover spricht mich sehr an. Die Sprache erinnert mich an "Die Tochter des Salzsieders". Mir begegnen jetzt bereits ständig Namen und Gesichter, die ich aus dem ersten Band schon kenne. Es ist gut, sich wieder daran zu erinnern. Desto weiter ich lese, desto mehr kehrt die Erinnerung zurück. Ich bin schon sehr gespannt auf dieses Buch! :-)

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Ich habe jetzt auch endlich mal das 3. Kapitel fertig und hoffe, dass ich heute gut voran komme. Das Buch ist wirklich von der ersten Seite an sehr spannend und ich bin froh, dass das Buch 621 Seiten hat, auf denen sicherlich noch ganz ganz viel passieren wird.


    Bibi, die jetzt sofort weiterlesen wird

  • Mir ist beim Lesen jetzt vermehrt das Wort "Söhnerin" aufgefallen. So wird Anne Katharina des häufigeren bezeichnet. Ist das ein anderes Wort für Schwiegertochter?

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Großes Komplimet an Ulrike!
    Gleich von der ersten Seite an war ich wirklich gefangen und konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Leider komme ich erst jetzt - bin bereits auf Seite 450 - zum Schreiben, aber ich hoffe, ich kann die einzelnen Kapitel noch gut auseinader halten!


    Ich finde, die Charaktere haben sich seit "Die Tochter des Salzsieders" wahnsinnig entwickelt, mehr Profil bekommen und sich in der Zeit, die zwischen den beiden Büchern liegt, entsprechend verändert, so dass mir der Zeitsprung absolut glaubwürdig erscheint! Großartig gemacht, Ulrike!!! :anbet


    Auch kam ich in dieses Buch viel besser und schneller rein, als in besagten ersten Teil. Ulrike, Du hast Dich mächtig weiterentwickelt! Das macht wirklich Lust auf mehr!


    Zum Inhalt:


    Als Mara erwähnt wurde, hatte ich eigentlich nur gleich von Anfang an die Idee, dass Anne Katharina sie versteckt. Eine Ahnung wer der Vater sein könnte, hatte auch ich überhaupt nicht,


    Ganz schrecklich fand ich vor allem das Verhalten der Schwiegermutter, die Anne Katharina den Kontakt mit ihrem kranken Kind verbietet. Schrecklich! Da ich selbst ein Kind habe, kann ich kaum nachvollziehen, dass sie sich tatsächlich an das Verbot hält (zumindest gelegentlich). Gut, es war eine ganz andere Zeit als heute und es hat sie bestimmt auch zerrissen, aber als "moderner" Mensch hätt ich mir dieses nicht bieten lassen.


    Schmachtend hingegen habe ich die Szenen mit Rugger verfolgt und immerzu gehofft, die beiden mögen sich endlich ihre Liebe gestehen. Die Umsetzung der Geschehnisse zwischen den beiden, finde ich ausserordentlich gut gelungen. Spannend, verzehrend und vor allem realistisch!

  • Anna Büschler geht mit ihrem Anliegen, das hälftige Erbe ihrer Mutter zu bekommen, vor das Reichskammergericht in Esslingen.


    Anne Katharina rät ihr davon ab, weil "die Büschlerin den ganzen Haller Stadtrat gegen sich haben wird, wenn sich ein fremdes Gericht in die Angelegenheiten der Haller einzumischen versuchte."


    Ich kann ja verstehen, daß Anna ihr Anliegen nicht vor dem Haller Rat vortragen möchte, da ihr Vater ja selbst Stadtrat ist. Da ist Parteilichkeit zu befürchten.


    War der Stadtrat denn auch für die Rechtsprechung verantwortlich? Zumal es sich bei Hall ja um eine "Freie Reichstadt" gehandelt hat.


    Andererseits wundert es mich, daß es für solche Streitigkeiten keine klaren Zuständigkeiten gegeben zu haben scheint.


    Weiß jemand etwas genaueres?


    :wave

  • Zitat

    War der Stadtrat denn auch für die Rechtsprechung verantwortlich? Zumal es sich bei Hall ja um eine "Freie Reichstadt" gehandelt hat.



    Hallo Friderike,


    Hall hatte als freie Reichsstadt die Blutsgerichtsbarkeit - also die höchste eigenständige Rechtssprechung. Sie waren nur dem Kaiser untertan und rechenschaftspflichtig, konnten aber ihre eigenen Gerichte einsetzen.


    Das mit der Zuständigkeit war nicht so einfach. Theoretisch gab es schon eine Regelung und immer wieder die Festlegung, das z.B. Bürger einer freien Reichsstadt nicht vor ein fremdes Gericht geladen werden konnten, aber es hielt sich nicht immer jeder dran. Außerdem - in diesem Fall - befürchtete Anna ja zu Recht, dass sie in Hall kein gerechtes Urteil zu erwarten hätte. Für die Haller war das jedoch ein ungeheuerlicher Verrat.


    Übrigens, Schwäbisch Hall liegt gar nicht Schwaben sondern in Franken. Das war auch ein Fall von Zuständigkeit bei der Rechtssprechung. Das für Franken zuständige Gericht wollte die Stadt im 15. Jhd wegen irgendetwas zur Rechenschaft ziehen. Da meinten die schlauen Ratsherren. Was wollt Ihr? Ihr seid für uns gar nicht zuständig. Wir gehören zu Schwaben!
    Seitdem nennt sich die Stadt Schwäbisch Hall - obwohl sie immer noch am Rande des fränkischen Gebiets liegt :-)


    Herzlichst


    Rike

  • Ich bin jetzt im 4. Kapitel angelangt. Es wird ja immer interessanter!



    Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie es jetzt weiter geht. Denn jetzt wird es für mich zumindest erst richtig spannend. Es ist auf jeden Fall sehr gut geschrieben und das Lesen macht unheimlich Freude. :-)

    Auch aus Steinen,
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    Erich Kästner

  • Hallo Rike,


    hab vielen Dank für Deine interessanten Ausführungen. :-)


    Der Begriff "Blutgerichtsbarkeit" war mir nicht bekannt.


    Aber wikipedia half: *gg*


    Die Blutgerichtsbarkeit, auch als ius gladii (Recht des Schwertes), Blutbann, Hochgerichtsbarkeit oder Halsgerichtsbarkeit bekannt, war im Mittelalter im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation die Gerichtsbarkeit über Straftaten, die mit Verstümmelungen oder mit dem Tode bestraft werden konnten, also „blutige Strafen“ waren („straffen biss ann das blut“ oder „straffen, so an das blut gandt und das läben kostendt“).


    Im Gegensatz dazu steht die "niedere Gerichtsbarkeit", die bei Straftaten wie Beleidigungen oder Raufereien zuständig war. Diese durften keine "blutige Strafen" verhängen, sondern "nur" auf Geldbußen, Gefängnishaft, Ehrlosigkeit oder Verbannung erkennen.


    Bin gespannt, wie es Anna mit ihrem Prozeß weiter ergeht.


    Lieben Gruß,


    die Fride. :wave

  • Ich muss sagen, das Buch gefällt mir immer besser. Es liest sich so unheimlich gut und ist sehr gut recherchiert. Man erfährt sehr viel hintergründiges neben der eigentlichen Geschichte. Vor allem über das Christentum früher. Das ist wirklich sehr interessant. :-)

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
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    Erich Kästner

  • Ich bin auch sehr schnell in dem Buch dringewesen. Nur kann ich wenn ich einmal anfange mit lesen fast nicht mehr aufhören. Und will mich dann auch nicht an den PC setzen um zu schreiben. Daher schreibe ich jetzt erst, auch wenn ich das Buch schon fertig gelesen habe.


    Mir gefällt einfach nicht, wie die Schwiegermutter von Anne Katharina mit Ihr umgeht. z. B. Der Kindesentzug usw.

    Gruß Koala :wave


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    :lesend Das Licht der Welt von Daniel Wolf
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  • So, ichhab gestern abend nun endlich angefangen, bin zwar "nur" bis S. 79 gekommen, aber es gefällt mir sehr gut.


    Erst mal: Schön, dass wieder eine Karte dabei ist und dass das Personenregister vorn ist.


    Ich habe ja gerade die Tochter des Salzsieders gelesen, um meine Erinnerung aufzufrischen, und das kommt mir zugute. Die Personen waren mir sofort vertraut.


    Der Prolog hat sofort Spannung hinein gebracht, auch der Einstieg mit der Scheune.


    Anna Büschler ist ihrer Zeit wohl sehr voraus. Mal sehen, ob sie evtl. noch auf die Schnauze fällt, ich könnte mir denken, dass es ihrem Vater nicht sehr gefallen wird.


    Unmöglich, diese böse Schwiegermutter, ich lese übrigens immer Seybolderin :lache, das hätte ich mir an Anne Katharinas Stelle auch nicht bieten lassen, dass sie mir den Zugang zu meinem Kind verbeitet.


    Die Tatsache mit den Nachthemden fand ich auch interessant.


    Verwirrend fand ich den Absatz, als über Herzog Ulrich und den Truchsesser berichtet wird, das musste ich zweimal lesen, was es denn nun mit dem von Waldburg und dem Trugseß und den Schweizern auf sich hat.


    Ich freu mich aufs Weiterlesen :wave

  • Mittlerweile bin ich schon bei der Hälfte des Buches angekommen und muss sagen, es ist sehr gut geschrieben.
    Beeindruckt haben mich die Karte und die Namensliste, weil ich das zuvor nicht kannte.
    Mir gefällt wie die Autorin die Geschichte in Ihr Buch einbringt und wie es unterteilt ist von den Kapiteln.
    Anfangs war es etwas schwer für mich durch die Familienverhältnisse durchzublicken, was aber von Seite zu Seite besser wurde. Die Geschichte mit der Scheune hat mich anfangs recht stutzig gemacht und ich dachte Anne-Katharina hat ein Verhältnis mit einem anderen Mann in dieser Scheune. Als dann auf einmal von einer Mara ein Abschnitt handelte, wusste ich sofort, dass Marie sie in der Hütte versteckt. Betrübt hat mich, dass das Verhältnis zwischen Ann-Katharina und Michel so schlecht ist und die böse Schwiegermutter hat mich echt in Rage gebracht. Wie kann diese Frau nur der Mutter der Kinder den Umgang mit Ihnen verbieten?!?! War das früher überall so?
    Interessant fand ich es außerdem mich über die 14 Nothelfer zu informieren und über die Nachthemden damals. Es war mir auch, wie vielen Anderen hier komplett neu, dass damals Nachthemden ungängig waren und erst in Mode kamen.


    Eine Passage im Text kann ich auch nicht so richtig nachvollziehen:
    Und zwar ist die Rede davon, dass Anne-Katharina 5 Kinder schon geboren hat. Soweit ich das rauslesen konnte hat sie 3 Kinder (Bernhardt, Barbara, V.) und eine Fehlgeburt, aber was ist mit dem 5ten Kind? Hab ich da was überlesen?


    So, mehr von mir später.
    Liebe Grüße
    Tina :wave

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich möchte noch was zu Anne Katharinas Kindern - bzw zu Kindern in dieser Zeit allgemein sagen.


    Sicher wisst Ihr alle, dass die Säuglingssterblichkeit hoch war - noch lange in die frühe Neuzeit hinein - ja, bis das Problem der Bakterien und der "ungewaschenen Hände" erkannt wurde. Eine Frau hatte schon Glück, wenn die Hälfte der Kinder die ersten Jahre überstand. Es war völlig normal, dass Säuglinge und Kleinkinder starben. Daher ist es auch normal, dass Anne Katharina Kinder verloren hat. Ich habe das nicht näher ausgeführt, weil es damals so häufig vorkam und in jeder Familie die Leute damit leben und umgehen mussten. Sicher waren die Eltern auch traurig, ein Kind zu verlieren, aber sie konnten es sich gar nicht leisten "daran seelisch zu zerbrechen", wie das heute meist der Fall ist. Ich will damit nicht sagen, sie waren gefühllos. Doch was für eine andere Wahl hatten sie, als den Tod - mehr als heute - zu akzeptieren und in das Leben zu integrieren. :-(


    Gruß


    Rike

  • Hallo Rike


    Ich bin ein wenig später dran mit dem Lesen, da ja Koala das Buch zuerst gelesen hat. Und da ich nach einem arbeitsreichen Wochenende erst jetzt zum eulen komme, hätte ich verspätet noch fragen zum ersten Teil:


    1. Wieviele Kinder hat Anne-Katharina nun bekommen? Einmal ist die Reden von fünf Kindern, die sie geboren hat, und ein anderes Mal von 3 Lebenden und einem Verstorbenen.
    2. Auf Seite 135 spricht sie mit Parrer Herold, der hier sprach, daß er seine Pfarre von seinem Vater übernommen habe! Doch ich dachte, daß das Zölibat in dieser Zeit doch auch eine recht ernste Sache war. Schließlich geht ja auch Hiltprand nicht so offen mit seiner Vaterschaft um.

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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