'Das Kreidekreuz' - Kapitel 05 - 08

  • Hallo,


    bei den familiären Beziehungen zwischen Michel, Anne Katharina und der Schwiegermutter fällt mir auf, daß zwar die Frauen eine sehr untergeordnete Stellung haben und wenig Ansehen genießen, aber die SchwieMu sich immer wieder in die Entscheidungen von Michel einmischt und er auch danach handelt. War dies üblich oder ist er besonders schwach und sie besonders stark in der Familie ?


    Was die Beziehung zwischen Peter, Rugger und David betrifft, habe ich den gleichen Verdacht wie Depardieu. Mal schauen, wann sich dies aufklärt.


    Das Buch gefällt mir nach wie vor sehr gut und zieht mich in seinen Bann.


    LG, Ina

  • Zitat

    Original von Ina
    bei den familiären Beziehungen zwischen Michel, Anne Katharina und der Schwiegermutter fällt mir auf, daß zwar die Frauen eine sehr untergeordnete Stellung haben und wenig Ansehen genießen, aber die SchwieMu sich immer wieder in die Entscheidungen von Michel einmischt und er auch danach handelt. War dies üblich oder ist er besonders schwach und sie besonders stark in der Familie ?


    Hallo Ina,


    eine gute Frage, da hab ich beim Lesen gar nicht drüber nachgedacht.
    Ich kann mir das nur mit "Respekt vor dem Alter" erklären. Das wurde ja in der damaligen Zeit doch etwas mehr hochgehalten als heute.
    Eine so enge emotionale Beziehung zwischen Michel und seiner Mutter sehe ich nicht, so daß dies als Grund für die "Hörigkeit" gegenüber der Schwiegermutter wegfallen dürfte.


    Aber mal schauen, ob Rike noch etwas dazu schreibt.


    Lieben Gruß,


    die Fride. :wave

  • Zitat

    bei den familiären Beziehungen zwischen Michel, Anne Katharina und der Schwiegermutter fällt mir auf, daß zwar die Frauen eine sehr untergeordnete Stellung haben und wenig Ansehen genießen, aber die SchwieMu sich immer wieder in die Entscheidungen von Michel einmischt und er auch danach handelt. War dies üblich oder ist er besonders schwach und sie besonders stark in der Familie ?



    Na dann muss ich ja mal was dazu sagen :-]


    Also es ist nicht die große Liebe, die Michel zum Gehorsam treibt. Es war früher wirklich so, dass bei den häuslichen Angelegenheiten nur die älteste Frau, also normalerweise die (Schwieger-)mutter das Sagen hatte. Sprich gegenüber Anne Katharina hätte sie auf alle Fälle jedes Recht auf ihrer Seite. Gegenüber dem erwachsenen Sohn ist das schon schwieriger - dass sie Witwe ist stärkt ihre Position, dennoch könnte Michel sie zur Ordnung rufen, da er nun der "Mann im Haus" ist. In dieser Ausprägung ist das dann doch eine "besondere persönliche Mutter-Sohn-Beziehung im Hause Seyboth". Man könnte es so erklären: der Vater war ein dominanter Mann, der über die seybothschen Kinder ein hartes Regiment geführt hat - und nach seinem Tod hat seine Frau das übernommen. So hat sich Michel nie ganz lösen und selbständig werden können. Außerdem ist sie halt ein Besen. :lache


    Könnt Ihr mit der Erklärung leben? :wave


    Gruß


    Rike

  • Hallo,


    @ Fride: Eine enge emotionale Beziehung zwischen Michel und seiner Mutter sehe ich auch nicht. Es ist wohl wirklich die Achtung vor dem Alter und sicher auch anerzogener Respekt vor dem Urteil und der Meinung der Mutter.


    Und ganz neben bei, bis zum jetzigen Stand meines Lesens, ist es für Michel einfacher sicher der Mutter zu beugen, als Anne Katharina nachzugeben und der Mutter Paroli zu bieten.


    @ Rike: Mit dieser Erklärung kann ich, soweit sie die damaligen Verhältnisse und die Situation im Roman betrifft, prima leben. Ich hatte bisher auch den Eindruck, daß Michel sich aus häuslichen Dingen gerne rasuhält und einfach, egal wie, eine funktionierenden Haushalt erwartet.


    Bei seiner Lebensgeschichte wäre es für ihn wohl auch ein zu großer Schritt, auf Anne Katharina zuzugehen und sie zum Beispiel die Buchführung machen zu lassen. Und durch ihr bisherigesVerhalten, ich meine jetzt nicht die Beziehung zu Rugger oder ihre Ablehnung des ehelichen Beisammenseins, sondern den Verlauf der Beziehung zu MIchel, macht sie es ihm auch nicht sehr leicht, ihre Partei zu ergreifen und für sie und gegen die Mutter einzutreten.


    LG, Ina

  • Hallo Ina,


    ich habe auch eine Weile über Michel nachgedacht. Er ist innerfamiliär sowas wie ein "Weichei", zumindest, wenn seine Mutter etwas äußert, spricht er nie dagegen.


    Gegenüber Anne-Katharina läßt er wahrscheinlich auch seinen Frust ab, der sich sowohl aus der schwierigen Mutter als auch aus seiner anstrengenden Stadtrattätigkeit ergibt.


    Ich denke, beide - sowohl Anne-Katharina als auch Michel - sind schuld daran, daß die Beziehung der beiden hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Ich sehe die Schuld daran nicht allein bei Anne-Katharina.


    Aber man darf bei allem ja auch nicht vergessen, daß es keine Liebesheirat sondern eine beiden Beteiligten aufgezwungene Heirat handelt. Zumindest soweit ich die Ausführungen derjenigen verstanden habe, die den ersten Teil gelesen haben.


    Lieben Gruß,


    die Fride. :wave

  • Hallo Fride,


    sicherlich hast Du Recht mit Deiner Einschätzung der Situation. Ich wollte auch nicht Anne Katharina allein den schwarzen Peter zu schieben. Meiner Meinung nach sind meistens beide Partner daran "schuld" wie es in einer Beziehung läuft oder eben schief läuft.


    Die Heirat zwischen Anne Katharina und MIchel wurde von den Familien arangiert und bestimmt. Im ersten Teil wird über diese Heirat nur gesprochen, im zweiten sind die beiden dann verheiratet.


    LG, Ina