Zugegeben - Mißbrauch ist ein hartes Thema. Ich bin um Monika Deterings "Herzfresser" (übrigens: sie ist Neu-Eule, nämlich Monde) rumgeschlichen. Hab mich erst nicht getraut. Mich dann doch entschlossen, das Buch zu lesen. Und wurde mit einem so guten Gefühl entlassen wie selten. Dsa Buch macht Mut, ist nicht schwülstig, nicht verkitscht. Ich lobe und empfehle es hier gerne, weil es für mich eine echte Überraschung war.
Als sie noch Marie hieß, hatte sie Angst und düstere Träume. Als Madena reist sie in die Stadt ihrer Kindheit. Für einen Tag im Mai, der so riecht wie damals. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit führen sie die Düfte zurück und alles ist da:
Wieder balanciert sie auf dem Schuldach, wieder kommt Vater: »Wir machen uns einen schönen Tag!« Und nichts fürchtet sie mehr als die(se) schönen Tage.
Auch der ganz normale Alltag jener 50er und 60er Jahre taucht auf, Milchbars, James Dean und erste Küsse, der Geruch nach Imi und Linsensuppe, das sonntägliche Hochamt und Mutters: »Der liebe Gott sieht alles!«
Früh wird ihr das Schweigen eingeimpft, »sonst kommst du in die Hölle, und Hölle ist ewig«.
Um Händen und geflüsterten Drohungen zu entfliehen, träumt sie von ‚Sansibar‘, ihrem imaginären Ort der Freiheit. Marie zieht sich in innere Welten zurück, um zu funktionieren.