ZitatOriginal von Friderike
Ich habe jedoch von historischen Romanen fürs erste genug. Ich werde vielleicht in einem halben Jahr mal wieder einen historischen Roman lesen.
Woran liet 's? Zu viele Enttäuschungen?
ZitatOriginal von Friderike
Ich habe jedoch von historischen Romanen fürs erste genug. Ich werde vielleicht in einem halben Jahr mal wieder einen historischen Roman lesen.
Woran liet 's? Zu viele Enttäuschungen?
Hallo Iris,
nein, Enttäuschung ist nicht der Grund dafür.
Ich habe die "Herrin der Burg" gleich nach der "Waldgräfin" von Dagmar Trodler gelesen. Die "Wanderhure" habe ich auch erst kürzlich konsumiert.
Ich finde diese Romane teilweise beliebig, austauschbar. Sie sind zwar alle gut geschrieben und lassen sich leicht herunterlesen, aber sie bringen mich nicht wirklich weiter. Es sind mir einfach zu wenig Aspekte enthalten, die mein Wissen in bestimmten Gebieten bereichern.
Sie machen zwar das Leben im Mittelalter anschaulich, aber trotzdem fehlt mir teilweise deren grobe historische Einordnung. Das Mittelalter bleibt für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ich erwarte dann von einem Buch, daß es mich heranführt und mein Interesse an den historischen Zusammenhängen weckt. Diese Motivation habe ich bei diesen Werken nicht gespürt.
Es gab zwar einige neue Erkenntnisse, die aber nur - wenn überhaupt - sekundär mit dem Mittelalter zu tun haben, z. B. bei der "Waldgräfin" der Ausflug in die nordische Mythologie.
Für als "homo oeconomicus" stimmt der Kosten/Nutzen-Aufwand einfach nicht. Das bedeutet, die Zeit, die ich für die Lektüre solcher Romane verwende, wäre in anderen Bereichen für mich persönlich sicher besser investiert.
In der Schule hat mir Geschichte auch erst mit der französischen Revolution begonnen, "Spaß" zu machen. Deswegen sehe ich der Leserunde über "Gottes Weber" auch mit hohen Erwartungen entgegen.
Mein Ziel derzeit ist es, mich eher mit den "Klassikern" zu beschäftigen, da habe ich auch noch einigen Nachholbedarf.
Lieben Gruß,
die Fride,
der gerade auffällt, daß sie mit "historischen Romanen" wohl etwas unsauber formuliert hat. Ab welchem Zeitalter spricht man eigentlich von einem historischen Roman? Die Zeit der französischen Revolution und der von Napoleon würde ich zweifelsfrei noch darin einordnen, was ist aber z.B. mit Romanen, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts spielen?
ZitatOriginal von Friderike
Ich finde diese Romane teilweise beliebig, austauschbar. Sie sind zwar alle gut geschrieben und lassen sich leicht herunterlesen, aber sie bringen mich nicht wirklich weiter. Es sind mir einfach zu wenig Aspekte enthalten, die mein Wissen in bestimmten Gebieten bereichern.
Tja, genau diese Erkenntnis hat bei mir dazu geführt, daß ich zum Schulmeisterlein Wutz wurde.
Die Frage ist, was man unter "historischem Roman" versteht. Grundsätzlich (literaturwissenschaftlich gesehen) handelt es sich um Romane, deren Sujet zum Zeitpunkt der Abfassung in der Vergangenheit liegt.
Meiner Erfahrung nach wird in großen Publikumsverlagen speziell bei Autorinnen extrem viel Wert darauf gelegt, für Leserinnen zu schreiben, und zwar im Grunde ausschließlich für die "Diana-Gabaldon-Klientel" (der Ausdruck stammt nicht von mir!!!), also Herzschmerz, Sex und Grausamkeiten vor bunter Kulisse, sogenanntes "pralles Leben".
Selbstverständlich ist das nichts Verwerfliches, aber die Ausschließlichkeit, mit der diese Doktrin verfolgt wird, stört mich. Es ist nun mal nicht mein Ding, und ich möchte nicht genötigt werden, diese Schablone zu verwenden.
ZitatSie machen zwar das Leben im Mittelalter anschaulich, aber trotzdem fehlt mir teilweise deren grobe historische Einordnung. Das Mittelalter bleibt für mich ein Buch mit sieben Siegeln.
In sehr vielen Fällen ist es nicht relaes oder realitätsnahes Mittelalter, es ist schlichtweg rein fiktiv! Es hat bestenfalls Namen, Schauplätze und einzelne Ereignisse mit tatsächlichen Verhältnissen gemein.
Ganz schlimm ist das bei Autoren aus Übersee, von denen sich nahezu alle (ob mit oder ohne Zeitreise) eher im Bereich Fantasy bewegen, hier aber aus Marketinggründen als "historisch" angepriesen werden.
Leider glauben viele Leser/innen -- trotz gegenteiliger Behauptungen --, daß das, was in diesen Büchern steht, mit der historischen Realität zu tun hat.
ZitatIch erwarte dann von einem Buch, daß es mich heranführt und mein Interesse an den historischen Zusammenhängen weckt. Diese Motivation habe ich bei diesen Werken nicht gespürt.
Dafür mußt du zu Eco und Feuchtwanger greifen, Alexandre Dumas, Flaubert, Tolstoj, Antoine Audouard, sogar Thomas Mann! Aber auch z.B. Tilman Röhrig verfügt über dezidierte Kenntnisse, die vielgelobte Rebecca Gablé und einige andere. Daniel Kehlmanns Vermessung der Welt ist ebenfalls ein historischer Roman, mehrere von Robert Schneiders Romanen und Patrick Süßkinds Das Parfum, dann Luise Rinser ...
Aber weil das Genre inzwischen dermaßen trivialisiert ist, mag diese Werke keiner mehr darin einschließen, als würden die Meister/innen dadurch beschmutzt.
Ich selbst lese sehr wenige historische Romane, nicht weil es mich nicht interessierte -- im Gegenteil! --, sondern weil das Gros auf andere Bedürfnisse als meine zugeschnitten ist.
ZitatMein Ziel derzeit ist es, mich eher mit den "Klassikern" zu beschäftigen, da habe ich auch noch einigen Nachholbedarf.
Feuchtwanger und Eco gehören durchaus in diese Klasse.
ZitatAb welchem Zeitalter spricht man eigentlich von einem historischen Roman? Die Zeit der französischen Revolution und der von Napoleon würde ich zweifelsfrei noch darin einordnen, was ist aber z.B. mit Romanen, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts spielen?
Man sagt: Von der Frühzeit bis zu einem Zeitpunkt der ca. 2 Generationen oder 50 Jahre vor der Geburt des Autors liegt, da "historischer Roman" impliziert, daß der Autpor sich mit einem Sujet befaßt, daß zu seinen Lebzeiten schon als historisch galt.
ZitatOriginal von Iris
Dafür mußt du zu Eco und Feuchtwanger greifen, Alexandre Dumas, Flaubert, Tolstoj, Antoine Audouard, sogar Thomas Mann! Aber auch z.B. Tilman Röhrig verfügt über dezidierte Kenntnisse, die vielgelobte Rebecca Gablé und einige andere. Daniel Kehlmanns Vermessung der Welt ist ebenfalls ein historischer Roman, mehrere von Robert Schneiders Romanen und Patrick Süßkinds Das Parfum, dann Luise Rinser ...
Hallo Iris,
danke für Deine Ausführungen. Ich fühle mich verstanden.
Bei den von Dir genannten Autoren habe ich bisher nur Werke von Mann und "Das Parfüm" gelesen.
Aber ich werde mir jetzt auch die anderen zu Gemüte führen.
Lieben Gruß,
die Fride.
Das ist jetzt ungeschickt, daß diese Diskussion in diesem Thread stattfindet, weil es so aussieht, als meine ich mit meiner Kritik speziell diese Autorin oder dieses Buch.
Ich möchte betonen, daß meine Äußerungen keine grundsätzliche Verurteilung leichter historischer Unterhaltungsliteratur sind. Ebenso wie ein simpler Krimi einzelne Aspekte eines gesellschaftlichen Problems herausarbeiten und damit zum Thema machen kann, können diese Romane durchaus für viele Leser einen Anreiz bieten, sich mehr mit solchen Themen auseinanderzusetzen. Auch mit der Relevanz, die Geschichte bzw. eine Beschäftigung mit geschicht für uns Heutige haben kann.
Menschen durch einen Roman ein paar schöne Tage zu bereiten, ist an sich auch schon eine gute Sache.
Wie gesagt: Mich persönlich stören die Ausschließlichkeit bestimmter Themen und Figurentypen und -konstellationen, die Austauschbarkeit und Schablonenhaftigkeit ... andere fühlen sich gerade damit wohl.
Ich denke, es gibt zwei "Sorten" Bücher, die ich lesen mag:
- Bücher, die mein Interesse wecken, meinen Geist anregen und bei denen ich etwas lerne
- Bücher, die mich unterhalten sollen, einfach nur zum Spaß
Ich würde die Herrin der Burg eindeutig in Kategorie 2 einordnen - darum auch meine Kritik: Spaß am Lesen hatte ich leider nicht.
Denn um mitzuerleben, mitzuleiden, muß ich mich in die Protagonisten herienversetzen können. Das war bei diesem Buch einfach nicht gegeben. Schade.
Die umfangreiche Abhandlung der politischen Verhältnisse hätte ja auch zu einer Einordnung in der ersten Kategorie führen können - aber da wurde mein Interesse nicht geweckt, weil es alles zu verworren war.
Ob ich allerdings das Kreidekreuz noch lese, hängt eindeutig davon ab, ob mein Buchladen es eventuell zum Umtausch zurücknimmt -ist ja zum Glück noch verschweißt.
Ich hoffe nur, die Autorin (so sie es denn liest) nimmt mir meine Kritik nicht übel !
Ich habe die 6 Beiträge von euch vom Thread Ulrike Schweikert - "Die Herrin der Burg" abgetrennt. Eine interessante Diskusion, die aber nicht unbedingt in den Thread von Rikes Buch gehört.
In der Schule hat mir Geschichte auch erst mit der französischen Revolution begonnen, "Spaß" zu machen. Deswegen sehe ich der Leserunde über "Gottes Weber" auch mit hohen Erwartungen entgegen.
...schluck...dann hoffe ich, Dich nicht zu enttäuschen...ich muss zuegeben: Spanien im 19. Jahrhundert war mir sowas von fremd, bevor ich zu recherchieren begann. Um nicht zu sagen - das 19. Jahrhundert war nicht gerade mein persönlicher Favorit, schon in der Schule nicht. Aber, je mehr ich mich eingelesen hatte, desto mehr wollte ich wissen...
Grundsätzlich finde ich es völlig legitim, wenn historische Romane "nur" Geschichten sind, gute, sehr gute Unterhaltung. Schöner aber finde ich persönlich es, wenn man nebenbei auch etwas lernt. In eine Zeit eintauchen kann, ohne sich durch dröge Fachbücher zu quälen.
Es stimmt aber leider auch, dass der Rahmen "Frau. Mittelalter, Liebe - erst unerfüllt, dann Happy End, eine Prise Gewalt, eine Prise Sex" anscheindend für viele absolutes Muss zu sein scheint. Aber auch das muss kein Nachteil sein, wenn die Geschichte gut erzählt ist!
ZitatOriginal von Wolke
Ich habe die 6 Beiträge von euch vom Thread Ulrike Schweikert - "Die Herrin der Burg" abgetrennt. Eine interessante Diskusion, die aber nicht unbedingt in den Thread von Rikes Buch gehört.
Vielen Dank, Wolke!
Ich wollte nicht schon wieder fragen ...
ZitatOriginal von keinkomma
...ich muss zuegeben: Spanien im 19. Jahrhundert war mir sowas von fremd, bevor ich zu recherchieren begann. Um nicht zu sagen - das 19. Jahrhundert war nicht gerade mein persönlicher Favorit, schon in der Schule nicht. Aber, je mehr ich mich eingelesen hatte, desto mehr wollte ich wissen...
Hallo Silke,
Die Erfahrung habe ich auch schon oft gemacht: Es gab Themen, an
die ich nie heranwollte. Aber als ich mich länger mit einem Thema beschäftigen mußte, dann wurde es irgendwann auch interessant.
Was war dann Deine Motivation, ausgerechnet das 19. Jahrhundert als thematische Grundlage für Deinen Roman zu nehmen? Hast Du eine Herausforderung gesucht oder hat es Dir jemand intensiv an's Herz gelegt?
Lieben Gruß,
die Fride, die optimistisch ist, daß ihr die "Gottes Weber" gefallen werden.
@ Friderike,
hier gibt's ein paar Eulen, denen es bei historischen Romanen sehr wichtig ist, neben einer guten Geschichte auch historischen (und damit auch politischen und kulturellen) Background vermittelt zu bekommen.
Insofern kannst Du jede Menge Tips bekommen, mit denen Du vielleicht schon zufrieden bist.
Iris hat ja schon einiges als Vorlage genannt, da gibt es aber auch noch einige mehr...
@ Friderike:
Naja, die eigentliche Herausforderung war, die Person von Pater Claret einzufangen. Dass der im 19. Jahrhundert gelebt hat war dann natürlich erstmal der Anlaß zu einem lauten Kreischen und anschließendem Haareraufen, weil ich da in der Schule sowas von Null mitbekommmen hatte.
Da Claret auch in die Politik verstrickt war oder besser unfreiwilig wurde (Skalverei auf Kuba, spanische Königin usw) hat eins das andere ergeben.
Was ich noch anfügen wollte zum Thema historische Romane: am besten gefallen mir Bücher über Persönlichkeiten und Personen, die wirklich gelebt haben. Und gerade wenn scheinbare historische Nebengestalten in einem Roman zur Hauptfigur werden gibt es jede Menge Interessantes zu entdecken.
ZitatOriginal von keinkomma
Und gerade wenn scheinbare historische Nebengestalten in einem Roman zur Hauptfigur werden gibt es jede Menge Interessantes zu entdecken.
Dann freu dich mal auf meinen "Heinz", den die Historiographie bislang geradezu sträflich vernachlässigt ...
ZitatOriginal von Iris
Dann freu dich mal auf meinen "Heinz", den die Historiographie bislang geradezu sträflich vernachlässigt ...
HER MIT HEINZ! Verrätscht ein bissle mehr?
@Pelikan
Deshalb bin ich ja auch so froh, auf diese Seite gestubst worden zu sein.
So lange bin ich ja noch nicht hier. Aber bei einigen Eulen habe ich schon festgestellt, daß ich einen korrespondierenden Lesegeschmack habe. Bei anderen Eulen ist das eher nicht der Fall.
Aber diese Erfahrungen muß ich erstmal sammeln, welche Eule die für mich persönlich hilfreicheren Tips gibt.
Das macht mich richtig neugierig. *ungeduldig auf den 20. Februar warte*
Wer ist Heinz? Ein Insider?
Ich bin jetzt einfach mal gemein und verweise euch auf meine Website.
(Silke, du müßtest Bescheid wissen, du bist doch in der Roman-AG der 42er!
ZitatOriginal von Iris
(Silke, du müßtest Bescheid wissen, du bist doch in der Roman-AG der 42er!
Iris, wenn DU Heinz sagst, dann glaube ich nur an HEINZ und nicht an Heinrich ...d'r Hienz ischt im Schwäbischen übrigens eine Verhohnepiepelung der ganz besonderen Art - Dir traue ich alles zu
(edit: im positiven Sinn!!! :anbet)
ZitatOriginal von keinkomma
Iris, wenn DU Heinz sagst, dann glaube ich nur an HEINZ und nicht an Heinrich ...d'r Hienz ischt im Schwäbischen übrigens eine Verhohnepiepelung der ganz besonderen Art - Dir traue ich alles zu
Den Audruck kenne ich allerdings nicht. "Heinz" ist bei mir einfach nur liebevoll gemeint, schließlich hatte der Mann in seinem Leben einiges auszuhalten, und jetzt komme ich und forme einen Roman daraus!
Ich brauche auch Abwechselung beim Lesen. Zwischendurch brauche ich immer was zum Lachen!
Wenn ich Jane Eyre fertig habe, kommt Frühstück im Bett als nächstes.
Dann liegt wieder was Historisches bereit, danach eine Biographie - immer schön abwechselnd!
ZitatOriginal von Iris
Den Audruck kenne ich allerdings nicht. "Heinz" ist bei mir einfach nur liebevoll gemeint, schließlich hatte der Mann in seinem Leben einiges auszuhalten, und jetzt komme ich und forme einen Roman daraus!
...na, Dein Heinz ist ja dann gut vorbereitet, wenn Du ihn sezierst... :lache! Wenn man hier zu jemandem "Heinz" sagt, dann bezeichnet das entweder/und/oder eine Luftpumpe, einen Dummschwätzer oder einen Möchtegern-Womanizer. Beste Variante ist immer noch die eines Dööspaddels. Aber mach Dir keine Sorgen, das ist eine regionale Spezialität!
@ Lesebiene: Ich wechsele auch oft ab, nehme mir nach einem Genre ein komplett anderes vor; aber phasenweise hänge ich auch in einem Genre fest, wenn mich ein Buch besonders gefesselt hat. Dann will ich mehr, mehr, mehr...