Menschen die man kennt tauchen dann in deinem Buch auf

  • Hallo,


    ich habe mir gestern gerade überlegt, das man ja oft auch Menschen nimmt die in wirklichkeit existieren!
    Ich habe z.b. eine Geschichte angefangen, da spielt die Hauptrolle eine Kundin von mir, und warum? Diese Frau fasziniert mich! Für mich ist sie perfekt, obwohl sie das nach Modelmaßen nicht wäre.
    Sie hat so eine wahnsins Ausstrahlung.
    Gibt es in euren Geschichten auch Leute die in wirklich existieren? Oder baut ihr Brücken zu jemand den ihr kennt?

  • Gelegentlich passiert schon, daß ich etwas von "realen" Menschen in meine Geschichten einfließen lasse: Den Namen einer Person, einen Wesenszug, eine typische Geste.... aber niemals 1 : 1 die komplette Person.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Was meinst du genau? So was wie den Fall Esra, wo Maxim Biller offenbar ziemlich deutlich erkennbar mit seiner Ex-Freundin abrechnet (was ich, wenn es so wäre, ziemlich schofel fände, ähnlich wie das Gekeife prominenter "Stars").


    Daß man als Autor bewußt und unbewußt "Dinge" aus der eigenen Umgebung einbaut, ist wenig verwunderlich.


    Wenn man als Leser in einem Buch Dinge findet, die einem vertraut sind, einen an Dinge aus dem eigenen Umfeld erinnern, dann muß sich das nicht tatsächlich entsprechen -- Ähnlichkeit reicht, um die Brücke zu schlagen: "Hey, das ist ja wie bei ...!" :-)


    Mir ist es bei meinen historischen Romanen wichtig, Ähnlichkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Ich schreib nicht daneben "Schaut mal, daß ist wie bei uns!", ich hoffe, daß die Leser selbst darauf kommen. Schließlich hat jeder Mensch sein eigenes Hirn. :grin


    Rechercheergebnisse als Kulisse für Erotik und Grausamkeiten ist mir zu billig.

  • Ich denke, dass ganz automatisch auch eigene Erfahrungen einfließen (müssen, wie denn sonst?), trotz aller Fiktion. Und es ist auch legitim, wenn man Menschen, die man beobachtet hat, als "Vorlage" nimmt für literarische Figuren. Allerdings - jemanden da in die Pfanne zu hauen oder zu sehr an der Realität bleiben, das fände ich unkreativ und billig (schließe mich Iris da an).
    Was ich sehr aufschlussreich fand war beim "Bär auf meinem Bauch". Da geht es ja um eine Familie und tatsächlich fragten mich Leute, die mich persönlich kennen, ob meine Kindheit wirklich so daneben war. Meine Familie selbst kam aber nie auf den Gedanken, selbst gemeint zu sein (sind sie ja auch nicht); eine Leserin brachte das mal so zum Ausdruck: "Beim Lesen habe ich immer Dein Bild vor Augen und weil ich Dich kenne tauchst Du automatisch immer neben der Geschichte auf".
    Ich nehme sowas als Kompliment, dass die Figuren realistisch gelungen sind. Und ich gebe zu: beim Schreiben habe ich schon dann und wann ein reales Vorbild vor Augen - manchmal mit diebischer Freude....aber was ich in solchen Momenten schreibe, wird in dieser Form nie meine Schublade verlassen... :grin

  • Hallo,


    also was ich meinte war, (ich beziehe mich mal auf die Kundin), die Frau hat so einen Eindruck auf mich gemacht das ich ihr aussehen zum teil übernommen habe in einer Geschichte! Sie hat mich inspiriert! Das ich ihre Art anders gestalte ist für mich völlig klar, aber ist man von anderen Menschen inspiriert? Nimmt man sie als Vorbild in die Geschichte mit rein oder kopiert man manche arten, die einem besonders gut gefallen?


    Ach so, das was Dieter Bohlen oder andere Stars machen finde ich billig!

  • Wenn ich keine Erfahrungen hätte, keinen Menschen kennen würde, in einer Höhle ausgesetzt wäre- ein Leben lang- wie soll ich da schreiben, meine Personen finden, ihnen "ihr Leben" geben?
    Es wird immer Charaktere geben, die auseinandergefusselt einen neuen ergeben, Wesenszüge, die A oder B aus meiner Umgebung ähnlich sind. Aber sind sie es auch nicht für tausende andere? Die, die mich zu kennen meinen, legen sofort den Finger drauf, und sagen: "Das ist doch?..."
    Das kann so sein, ist auch durchaus und ist dennoch nicht.
    Manchmal schwierig zu vermitteln. Ich merke es gerade... :write

  • also für meine Geschichten brauche ich echte Figuren.
    Das bedeutet:
    Ich brauche eine bestimmte Figur mit bestimmten äußeren Eigenschaften.


    Im Cafe, in der Bahn oder sonstwo begegnet mir eine Person.
    Diese sehe ich mir genauer an, beschreibe sie. Aber sie hat nichts, aber auch gar nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun


    andermann
    z Zt im Internet-Cafe

  • Zitat

    Original von keinkomma
    Und ich gebe zu: beim Schreiben habe ich schon dann und wann ein reales Vorbild vor Augen - manchmal mit diebischer Freude....aber was ich in solchen Momenten schreibe, wird in dieser Form nie meine Schublade verlassen... :grin


    *flüster*


    Ich hab' da auch so einige Schubladenkinder die durch, nennen wir es therapeutisches Schreiben entstanden sind. :-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • andermann :


    Ja, in der Straßenbahn: Da saß irgendwann vor mir mein damals gerade entstehender Protag. ich hätte schreien können. Diskret holte ich meinen Miniminilaptop hervor und tippte sein Aussehen ein. Musste aber immer hingucken. Und der guckte dann auch verstört, ich auch, bis er ausstieg.
    Und so ist er dann auch an einer Stelle beschrieben...


    :write

  • Richtig keinkomma!
    Das mache ich auch so, sofern es möglich ist.


    Sofern es möglich ist, besuche ich auch die Stelle, den Ort, an dem sich die Handlung abspielt.


    Das ging einmal so weit - scheinbar völliger Unsinn - dass ich am Stand in Tunesien nicht die richtigen "Bilder" bekam, wohl aber eineige Monate später an der türk Riviera, wo sich die Handlung abspielte.


    Einmal habe ich eine Szene im Hamam beschrieben, weil dort ja nun mal weder Block noch Schleppi möglich sind, bin ich immer wieder hingerannt - in der Hotelanlage - und hab dann weiter geschrieben.


    Naiv? Nicht wahr? ERst hinterher wurde mir deutlich, daß der Hamamwärter (weiß die genaue Bezeichnung im Moment nicht) und seine Kollegin sicher dachten: "Was will der Spanner schon wieder?" :wow :fetch Dabei interessierte mich nur der Raum, die Luft darin, das Plätschern des Wassers Naja die Szene "ist im Kasten"

    Alles kann, nichts muß
    Ein Lächeln kommt immer zurück

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  • ich habe u.a. auch Menschen gefragt, ob ich von ihnen Auffälliges oder Typisches übernehmen darf.
    Ich durfte. Und heute muss ich wieder jemanden fragen, kann ich deine kessen Sprüche "verwursten", mit einbauen.
    Manchmal erzählen Orte, zu denen man extra hingeht oder fährt, plötzlich eine ganz andere Geschichte. Dann schreibe ich sie trotzdem mit auf- für etwas Neues. Und in der Erinnerung haben Orte, Häuser die Bilder, die ich aktuell brauche. Weil ich nicht abgelenkt werde. Aber ich muss sie kennen. Und ziemlich genau. :write