Mohammed-Karikaturen

  • Sorry, da kann ich nur den Kopf schütteln. Ich verstehe es ja, sie fühlen sich angegriffen, weil es in ihrem Glauben nun mal nicht erlaubt ist, Mohammed oder Gott darzustellen.


    Aber dass sie gleich Botschaften in Brand setzen, laut schreien und Flaggen von Ländern (darunter auch mein Land!!) verbrennen - das geht mir nicht in den Sinn.


    Das grenzt schon an geistige Umnachtung! :fetch

  • Und ich stehe kopfschüttelnd vor diesem Pauschalismus. :-(


    Zitat

    ...sie fühlen sich angegriffen, weil es in ihrem Glauben nun mal nicht erlaubt ist, Mohammed oder Gott darzustellen.


    Sie sind nicht die Moslems dieser Welt. Es bleibt immer noch die Tat fanatischer Islamisten. Was die Sache in meinen Augen richtig gefährlich macht, ist die Untätigkeit mancher islamisch geprägter Staaten zu diesen Gewaltakten. Aber es gibt auch in der islamischen Welt genug Stimmen, die vor einem Kampf der Kulturen waren und den fehlenden Dialog anmahnen. Niemand ist mit religiöser Hetze geholfen und es nützt nichts, noch mehr Öl ins Feuer zu schütten indem man vor einer drohenden Weltherrschaft des Islam warnt.

  • Idgie : Die Staaten, in denen die Botschaften angegriffen wurden, haben DIE PFLICHT den Botschaften mit Polizeischutz beizustehen. Dass dies nicht geschehen ist, ist etwas, was vor die UNO gehört. (Und Tausende von Menschen, die angreifen, sind ja auch nicht gerade wenige.) Egal ob Islamisten oder nicht - es sind Straftaten und die Staaten (z.B. Syrien oder Iran) in denen sie stattfinden, nehmen es billigend in Kauf oder schüren diesen Hass, um von ihrer eigenen Unfähigkeit abzulenken.

  • Diese "spontanen" Proteste erinnern mich fatal an die "Reichskristallnacht". Auch da wurde schon gesagt, dass sich der Volkszorn nicht bändigen ließ.


    Elementare Bestandteile des Völkerrechts werden auch von offizieller Seite mit Füßen getreten. Exterritoriale Gebiete sind dem Pöbel hilflos ausgeliefert. Der Schutz der Botschaften und der Konsulate verkommt zur Farce.


    Und das alles nur wegen ein paar Karikaturen, die schon im Herbst 2005 abgedruckt wurden? Wohl kaum. Hinter diesen angeblich so spontanen Aktionen steht ein eiskaltes Machtkalkül. Der Islam hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, was seine wirklichen Ziele sind. Und die USA leisten diesen Zielen durch ihr instinktloses Machtgehabe noch Vorschub.


    Über eines sollte man sich im Klaren sein, der "Kampf der Kulturen" hat längst begonnen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Schon ok, Bücherelfe. Ich bin froh, dass ich dich 'nur' missverstanden habe. ;-)


    Oryx
    Du hast ja Recht, dass du das anprangerst und das habe ich glaub ich auch zum Ausdruck gebracht. Ich meinte damit nicht, dass man tatenlos zusehen soll, allerdings kann man solchen Taten nicht mit Gewalt begegnen, will man das Feuer nicht richtig zum Lodern bringen. Ich hoffe, den Vereinten Nationen fallen noch ein paar andere wirksame Instrumente ein.

  • Ich bin wie ihr auch der Meinung, dass die gezeigten Reaktionen etwas übertrieben waren. Aber andererseits, wenn man bedenkt, was da unten los ist und wie hart die Religion gelehrt wird, ist die Reaktion fast zu erwarten gewesen.


    Die Karikatur war doch wieder einmal der perfekte Anlass, um Hass zu schüren und wieder sonstetwas ins rollen zu bringen - allein schon, wenn man bedenkt, dass die zeitung, oder wo das bild abgedruckt war, wohl kaum in den Ländern da unten zu kaufen sein wird.


    Die ersten sprechen ja schon wieder von einem "heiligen Krieg", den der Islam unbedingt führen muss - die Kreuzzüge lassen grüßen.


    Ich glaub nicht, dass die Lage da unten sich so schnell entspannen wird, die Organisationen, die das ganze ins Rollen gebracht haben werden schon dafür sorgen, dass da noch einiges folgt

    Mögest du immer Wind im Rücken haben
    und Sonne im Gesicht,
    auf das die Schicksalsstürme dich hinauftragen,
    damit du mit den Sternen tanzt.

  • Ist schon irre, irgendwie. Da sterben Menschen - heute sechs Tote in Afghanistan - bei Protesten, weil in einem nichtislamischen Land Zeichnungen veröffentlicht wurden, die die meisten Protestierenden noch nicht einmal gesehen haben. Menschen sterben, weil Karikaturen veröffentlicht wurden. Das muß man sich mal ganz, ganz langsam durch den Kopf gehen lassen. Sterben, weil jemand etwas gezeichnet hat. Ich fasse es nicht.


    Aber natürlich hat das alles überhaupt nichts mit irgendwelchen Bildern zu tun, die in einem winzigen europäischen Land veröffentlicht wurden, von dem die meisten Protestierer vermutlich nicht einmal wissen, wo es liegt und welche Sprache dort gesprochen wird. Der Protest wurde gezielt angefacht von maroden Regierungen, Leuten wie diesem durchgeknallten iranischen Präsidenten oder den Herrschaften im Jemen, deren Gottesfürchtigkeit sie nicht davon abhält, ihre Schutzbefohlenen auf Knien leben zu lassen und auszunehmen, wo es nur geht. Das Geschehen ist eine Karikatur. Mit verletztem Glauben hat das alles nichts mehr zu tun. Sondern mit instrumentalisiertem Haß, bei dem Opfer keine Rolle spielen.


    Und im Endeffekt wird Bushs "Außenpolitik" gestärkt. Super.

  • Ich glaube nicht, dass es um Karikaturen geht, sondern um das, wofür diese Karikaturen stehen: Für eine Herabsetzung dessen, was Muslimen wichtig ist, was Muslime sind und wollen.


    Wenn ich daran denke, dass der Irak von den USA angegriffen wurde und der Grund für diesen Angriff eine Lüge, ein Vorschub war, dann glaube ich, dass dabei alles, was Muslimen wichtig war, was sie und ihre Kultur ausmacht, ihre Souveränität beschädigt, verletzt, herabgesetzt hat.


    Vielleicht sollte man nach den Gründen für die Verletzung und für die Wut suchen. Karikaturen sind dabei nur ein Auslöser. Die Frage lautet: Hat die westliche Welt, hat Amerika in den letzten Jahren/Jahrzehnten die islamische Kultur anerkannt? Als gleichberechtigt neben der christlichen Kultur gesehen?
    Hat die christliche Welt die islamische Kultur nicht immer nur an christlichen Maßstäben gemessen, ihre Werte, ihre Moral zu Grunde gelegt?


    Ich möchte damit weder den 11. September, noch Zwangsheiraten und ähnliche Dinge, die mich schaudern machen, entschuldigen.
    Ich frage nur nach der Mitschuld der westlichen Welt an dem, was gerade jetzt geschieht.

  • Ines : Wir haben in der westlichen Welt Glaubensfreiheit, die Gesetze stehen über der Religion und sie müssen sich nicht an ihr messen lassen.


    In der arabischen Welt haben die Menschen ein enormes Minderwertigkeitsgefühl, was ja auch kein Wunder nimmt, wenn man die industrialisierten Gesellschaften im Westen mit den eher ruralen Nationen vergleicht.


    Die islamischen Länder sind aber souveräne Staaten, in denen ihre Gesetze gelten - nicht unsere westlichen Werte. Sie erwarten in ihren Ländern die Einhaltung ihrer Gesetze, was auch völlig legitim ist.


    Ihre Gesetze gelten aber bei uns nicht.

  • Es geht nicht um Gesetze, Oryx, sondern darum, dass ich den Verdacht hege, die westliche Welt misst alles und jedes an ihren Maßstäben, macht diese zur Skala, an der die ganze Welt gemessen wird. Das aber scheint mir arrogant und vor allem aber bedenkenswert.
    Ich gebe zu, ich kenne keinen einzigen Moslem persönlich, habe nie den Koran gelesen und mich auch niemals für den Islam interessiert. Nicht aus Überheblichkeit oder ähnlichen Gründen, sondern einfach deshalb, weil er mein Leben bislang nicht gestreift hat.


    Es geht auch gar nicht um Religionen, sondern einfach darum, dass jedes Land, jede Kultur, jeder Staat ein Recht darauf hat, als souveräner Staat wahrgenommen zu werden, ein Recht darauf hat, seine Kultur anerkannt zu wissen.


    So, wie es die Muslime gekränkt hat, Karikaturen ihres Propheten zu sehen, so kränkt es mich, wenn die Fahne meines Landes verbrannt oder mit Füßen getreten wird. Aber so kommen wir halt nicht weiter. Es ist zu einfach, auf die Fundamentalisten zu schimpfen, auf den iranischen Präsidenten zu schimpfen und Verhetzung zu vermuten.
    Ich plädiere dafür, auch mal die andere Seite zu sehen und zu fragen, woher diese Wut und dieser Hass kommen und welche Schuld die westlichen Länder daran haben mögen.

  • Hallo, Ines.


    Zitat

    So, wie es die Muslime gekränkt hat, Karikaturen ihres Propheten zu sehen, so kränkt es mich, wenn die Fahne meines Landes verbrannt oder mit Füßen getreten wird.


    Für die Massen dänischer Muslime lasse ich das gelten, aber nicht für diejenigen, die sich gerade im Jemen die Schädel einschlagen, in Syrien Botschaften anzünden oder in Afghanistan aufeinander schießen - ohne diese Bilder je gesehen zu haben. Denn dahinter steht, genau wie Oryx sagt, die Absicht, das eigene Paradigma der Welt zu oktroyieren. Kein Gesetz Dänemarks verbietet es, Mohammed darzustellen, und der Islam ist dort nicht Staatsreligion. Es mag überall auf der Welt Gesetze und religiöse Vorschriften geben, die pausenlos anderswo gebrochen werden. Wir futtern massenweise Kühe, die in Indien als heilig gelten, aber Proteste gibt es deshalb keine in Bombay. Schmähungen anderer Nationen und Auffassungen sind in jeder nationalen Tagespresse tägliches Geschäft. Von dem ganzen Zeug, was man im NEtz findet, ganz zu schweigen.


    Und deshalb geht es bei diesen Protesten auch mitnichten um irgendwelche Karikaturen.


    Edit: Mich kränkt es nicht, wenn die Fahne meines Landes mit Füßen getreten wird. Mal davon abgesehen, daß mir derartige Symbole wenig bedeuten, disqualifiziert sich derartig barbarischer Protest selbst, und deshalb erreicht er mich auch nicht.

  • Ich denke, dass wir die islamische Kultur durchaus anerkennen, allerdings in ihren Ländern (ich habe zeitweise in einem arabischen Land gelebt), wo z.B. Frauen kaum die gleiche staatsbürgerliche Stellung innehaben. Wir machen hier keine grossen Demonstrationen, weil ein Geschlecht benachteiligt wird oder weil andere Religionen an ihrer Ausübung gehindert werden, sondern kritisieren dies nur, weil es unseren Wertvorstellungen widerspricht.
    Auch aus diesem Grund können manche Wertvorstellungen hier nicht akzeptiert werden.


    Zusatz: Bei L'Express kann man die Karikaturen einsehen. Erst ansehen und dann Meinung bilden.

  • Guten Morgen,


    in unserem, gestern wieder angelaufenen Englischkurs befindet sich auch eine gebürtige Dänin, die gute Kontakte mit ihrer Verwandtschaft in Dänemark unterhält ... und natürlich diskutierten wir auch die letzten Vorkommnisse.


    Meine 2 Cents dazu: zunächst war mein erster Gedanke bei Veröffentlichung der Karikaturen: "Muß das sein? Dieses Öl-ins-Feuer-giessen? Könnte man nicht erwarten, dass angeblich so gebildete und zivilisierte Gesellschaftssysteme, die wir in Europa doch eigentlich jetzt erwarten dürften, nicht mit mehr Fingerspitzengefühl und Sensibilität agieren, die Zeitungen ihre Pressefreiheit nicht bis ins Letzte ausloten?
    Gerade weil man doch weiß, dass Fanatikern weder mit Humor noch mit Vernunft beizukommen ist?"


    Der zweite Gedanke nun: "Soll sich tatsächlich der Rest der Welt von ein paar Fanatikern erpressen, ängstigen lassen? Sprich: darf man nicht mehr ohne alle Eventualitäten zu berücksichtigen - auch die unsinnigsten - seine Meinung äußern in jeder Form?"


    Als Fazit ist für mich wieder einmal nur eins dabei herausgekommen: die innere Feststellung, dass die Menschheit insgesamt noch nicht einmal einen einzigen Schritt aus der Neanderthaler-Höhle herausgekommen zu sein scheint. Wir nicht und religiöse Fanatiker erst recht nicht. :-(


    Gruß
    Ikarus

  • Also es tut mir leid, aber bestimmte Gruppen der Muslime, beileibe nicht alle, machen sich doch selbst zu Karikaturen, besonders die Selbstmordattentäter und eben die Fundamentalisten.


    Auch unter den Muslimen gibts doch Leute die denken können, warum sagen die nicht mal laut was, verstehe ich nicht!


    Schuld an diesem ganzen Kram ist eindeutig die Presse, bzw. die Medien, bzw, dieser SChweitzer der das ganze nochmal aufgerollt hat, wer in den Islamstaaten liest denn dänische Zeitungen?!?!....zum Kotzen sowas.


    Wer sind die Gruppen, die danänische Flaggen besorgen und die normalen Leute aufhetzten, die wissen doch oft gar nicht um was es eigentlich ging...

  • Stimmt Alex, die Intention, die manche Journalisten unter dem Deckmäntelchen der Meinungsbildung und Berichterstattung verstecken, ist für meinen Geschmack beängstigender, als einige Reaktionen auf diese Karikaturen. Das sind Brandstifter, die sich über die Früchte ihrer Zeilen und die Auflagen freuen.

  • Zitat

    Original von Bücherelfe
    Ich verstehe es ja, sie fühlen sich angegriffen, weil es in ihrem Glauben nun mal nicht erlaubt ist, Mohammed oder Gott darzustellen.
    :fetch


    Wir sollen uns ja eigentlich auch kein Bild von Gott machen, steht in den Geboten... Aber er taucht trotzdem in Filmen etc. auf. Ich finde es einfach merkwürdig, dass sooo verschiedene Menschen dann doch auf einem Planeten wohnen. Aber die Reaktion ist echt übertrieben.
    Wenn man hier durch die Stadt geht und man wird beleidigt, setzt man ja auch net die ganzen Häuser in Flammen. Ich finde, dass es einfach nur ein gefundener Grund sein soll, damit sie wieder ein bissle Terror machen können. Verstehe diese Art von Menschen wirklich nicht. Zuerst reden die Hände und dann der Mund (wenn überhaupt) oder wie? Einfach nur lächerlich... *besser nix mehr sagt*

  • Wieder mal zu spät dran (wobei, bei diesem Thema...).


    Es gibt eine ziemlich aufschlussreiche Abhandlung von Walter Benjamin, welche die Problematik des "Sich-ein-Bild-machens" sehr gut medientheoretisch beleuchet:


    Iconoclash. Gibt es eine Welt jenseits des Bilderkrieges?


    Zum Einstieg für diejenigen, die mit Benjamin noch nicht wirklich was anfangen können:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Benjamin


    Und zum Begriff Ikonoklasmus:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ikonoklasmus


    LG Sarah :wave

  • Dann auch noch die Anmerkung, dass auch die Darstellung Jesu (insbesondere auf die Theater- und Mediengeschichte bezogen) zu heftiger Kritik geführt hat. Man denke nur an die Evangelienverfilmungen von Pasolini (Das erste Evangelium Matthäus), die Verfilmung des Musicals Jesus Christ Superstar durch Jewison, Scorseses Die letzte Versuchung Christi, oder das jüngste Beispiel, vor allem in den Staaten kontrovers diskutiert:
    The passion of the Christ (Regie: Mel Gibson).


    Und um ein fotografisches Werk zu nennen:
    Piss Christ von Andres Serrano. Die Fotografie des New Yorker Künstlers zeigt ein in Urin getauchtes Kruzifix und beschwor in den USA einen Skandal herauf, ob solche Gotteslästerungen durch die staatliche Kunstförderung unterstützt werden dürfe.


    Auch diese Beispiele verdeutlichen, dass die Darstellung religiöser Motive (in welcher Form auch immer) stets Gefahr läuft, einen Skandal auszulösen, da kaum ein anderer Inhalt derart existenziell aufgefasst wird und daher von der Konvention und der individuellen Haltung abweichende Darstellungen als Verletzung der persönlichen, religiösen Gefühle, ja gar der Würde und Ehre gewertet werden.
    Wie weit das gehen kann, sieht man ja am aktuellen Fall...

    Man muss ins Gelingen verliebt sein,
    nicht ins Scheitern.
    Ernst Bloch

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