'Die englische Erbin' - Seiten 486 - Ende

  • Wer ist noch mal Lady Ivory?? Ansonsten hab ich die Namen oder zumindest die Personen ganz gut auf der Reihe, aber als sie bei der Geburt von Olivias Tochter Philippa plötzlich auftaucht, hatte ich wieder Fragezeichen in den Augen... :gruebel

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • So, nun bin ich durch.


    - Helenas Mutter kann einem im Grunde nur leidtun. Zwar nervt sie mich auf S. 532 entsetzlich, als sie - im Zusammenhang mit Lorenas geplanter Wiederheirat und Lord Ashingtons diesbezüglichem Aufstand vor versammelter Familie - einfach sagt "Ich stimme mit Arthur überein". :rolleyes Später dann, als es um Calvin geht, wagt sie es aber doch endlich einmal, zumindest den Wunsch zu äussern, ihn noch einmal zu sehen... Halb und halb hätte ich erwartet, dass Helena ihre Mutter mit nach Indien nimmt. Denn derjenige, der ihr (Helena) das Leben schwer macht, ist ihr Vater, nicht ihre Mutter, und umgekehrt muss Helena doch sehen, wie sehr der Vater die Mutter deckelt und unterdrückt.


    - Auf S. 549 musste ich wieder mal lachen - kurz nach Matthews Tod: "Am schlimmsten waren die älteren verwitweten Frauen, die wie Krähen in ihren schwarzen Kleidern in Helenas Salon sassen, über die Übel der Welt redeten und ihre eigene Wohlanständigkeit in den Vordergrund stellten."
    Kennt einer von euch das Ohnsorg-Theater-Stück "Mein Mann, der fährt zur See"? Es wurde erst neulich mal wieder im dritten Programm wiederholt. Da spielen Heidi Kabel und Hilde Sicks meisterhaft genau zwei solche Krähen, und an sie musste ich bei der Szene sofort denken. :grin


    - S. 579 - Alec und die Sängerin. Der benimmt sich aber auch selten bescheuert, oder? :rolleyes Er hat schon begriffen, dass er lieber auf Distanz zu ihr geht, es stört ihn, dass sie ihm aufgelauert hat, und da fragt er sie trotzdem nach ihrem Namen, was natürlich zur Folge hat, dass er ihr seinen sagen muss, und er sagt ihr tatsächlich seinen richtigen Namen.
    S. 580 - Moment mal, Helena "erwischt" Alec genau in dem Augenblick, als er eine potenziell kompromittierende Begegnung mit dieser Sängerin hat, und sein Blick "hellte sich auf, als er sie sah"? Nee, das glaub ich nicht... zumindest erschrocken hätte er sein müssen, sich erschrocken umschauen, ob die Sängerin auch wirklich im Geschäft geblieben ist etc.


    - Die Sache mit Simon als Haupterben nach Calvins Tod. Simon ist Arthurs Neffe - ich hätte gedacht, da stünde Clayton als Helenas Sohn noch weiter vorn in der Erbfolge? Oder zählen Frauen einfach überhaupt nicht, und die Erbfolge bricht bei ihnen ab? (Andererseits redet Helena ja davon, dass sie das Erbe ihres Vaters nicht annehmen will, er ihr also nicht mit Enterbung zu drohen braucht... aber vielleicht geht es da nur um finanzielle Abgeltungen, nicht um den Titel.) Hmmm... bei Jane Austen ist das auch so (Sense and sensibility?) - wenn der Vater gestorben ist und nur Töchter hinterlässt, muss die Familie aus dem Haus raus und irgendein entfernter Cousin erbt. Seltsame Verhältnisse, das...


    - Womit wir bei einem anderen Problem wären: Wieso heisst das Buch eigentlich "Die englische Erbin"?? Englisch, ja, es ist durchaus wichtig, dass sich all dies in der englischen Gesellschaft abspielt. Das Klassenbewusstsein ist dort bis heute lebendig. Aber "Erbin"? Nur weil Helena von Matthew geerbt hat? Das leuchtet mir ehrlich gesagt nicht ein. Es ist nur insofern von Bedeutung, als Helena mehr Selbstständigkeit aufweisen kann, als sie beschliesst, gegen den Willen ihres Vaters mit Alec nach Indien zu gehen. Aber sonst?


    - Mir ist es zu dick aufgetragen, dass praktisch jedem einzelnen Familienmitglied in der Geschichte etwas passieren muss, das zu damaliger Zeit als Skandal gilt, sodass Lord Ashington zeigen kann, was für ein standesdünkelndes Ekel er ist. Helena wird unehelich schwanger, Jerome und Lorena bekommen keine Kinder, George will eine Frau von zweifelhaftem Ruf heiraten, Calvin ist spielsüchtig und verursacht unter dubiosen Umständen den Tod eines Mannes, Matthew stirbt, als er das Haus seiner Geliebten verlässt. Dazu noch Jeromes Tod, Helenas Fehlgeburt - damit hätten wir so ziemlich die ganze Palette möglicher Katastrophen abgedeckt... mir ist das zu viel. Zumal es mir wie eine Aufreihung erscheint, die abgearbeitet wird - jemand hat es in einem vorangegangenen Abschnitt schon angemerkt; es wird eine Katastrophe angelegt, aber dann ist sie auch recht schnell wieder bewältigt.


    - Puh, auf S. 632 wird noch mal sehr gruselig dargestellt, wie übergriffig dieser Lord ist, als er Alec ausmalt, wie Alec dieselben Lippen küssen will, die Matthew geküsst hat, der Mann, der für seine Tortur im Gefängnis verantwortlich ist. Diese Szene ist soo deutlich. Vielleicht hätte da eine familiäre Katastrophe mit entsprechender Verschleierung weniger schon ausgereicht, und es wäre doch deutlich geworden, wie weit Lord Ashington geht, um den Ruf seines Hauses zu retten.


    - Was Alec betrifft - Trixi hatte ganz am Anfang wohl wirklich Recht: Er ist so traumatisiert, dass er sein Lieben nicht richtig in den Griff kriegen kann, bis er den Gefängnisaufenthalt nicht verarbeitet hat. Und damit fängt er erst ganz zum Schluss an.


    - Frage an Laila: Worum geht es dir in erster Linie - darzustellen, wie die englische Gesellschaft damals funktionierte (= wie wichtig es ist, den Ruf zu wahren), oder eine spannende Einzelfallgeschichte zu beschreiben, in der ein Vertreter dieser Gesellschaft diese Haltung in bizarrer Weise auf die Spitze treibt? Natürlich ist beides drin, aber mir ist nicht ganz klar, was der eigentliche Beweggrund ist. Wenn Letzteres, dann hätte die Geschichte etwas von einem Krimi, in der die englische Gesellschaft nur die Kulisse bildet - aber dafür wird mir "unterwegs" zu wenig darauf hingearbeitet, das Rätsel um Alecs Gefängnisaufenthalt zu lösen. Der Tiefgang, der möglich gewesen wäre (die Verquickung von Lord Ashington und Alec über die Gefängnisstrafe), ist für mich nicht konsequent genug in die Geschichte eingearbeitet. Und wenn Ersteres - dafür ist es mir, wie oben gesagt, etwas zu dick aufgetragen.


    - Unterm Strich.... hmmmm. Ja, der Klappentext ist eine Mogelpackung, die mich ziemlich ärgert. Der Roman ist ein netter Schmöker, der sich gut weglesen lässt, ist mir auf die Dauer aber etwas zu leichtgewichtig.

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  • So, habe gestern nacht dieses Buch beendet und habe insgesamt viel Spaß beim Lesen gehabt (und mich natürlich zwischendurch gehörig aufgeregt ;-) ).


    Vor der Frage, warum das Buch "Die englische Erbin" heißt, stand ich auch. Ich habe das so verstanden, dass Helena nicht wirklich erbt, sondern das Vermögen für Clayton verwaltet? Was für mich allerdings auch eines der ganz wenigen Zeichen ist, mit denen Matthew seinen Respekt für Helena erkennen läßt, selbst wenn er nicht wissen konnte, was für eine Aufgabe er ihr da überträgt. Ihr Wissen hat sie von ihm, also muss er gewusst haben, dass sie sein Vermögen in seinem Sinne verwalten kann (wobei ich mich an keine Stelle im Buch erinnern kann, in der er ihr das einfach mal sagt...).


    MaryRead : Glaubst Du eigentlich, dass Helenas Mutter mitgegangen wäre? Ich habe versucht, mir das vorzustellen, und ich glaube eigentlich nicht, dass sie ein entsprechendes Angebot annehmen würde. Selbst wenn sie am Ende tatsächlich Kritik am Verhalten ihres Mannes äußert, sehe ich einfach nicht, dass sie ihre Sachen packt und geht.


    Alecs Intermezzo mit dieser Sängerin fand ich mehr als überflüssig. Ich finde, ohne diese Szene hätte dem Buch nichts gefehlt.
    Dass Helena und er später in Indien in getrennten Häusern leben und Jalna noch wochenlang bei ihm im Haus wohnt, unglaublich ignorant... Anscheinend ist auch Alec ein Sohn seiner Zeit :fetch


    Auch wenn die Dramen in Helenas Familie ziemlich überhand genommen haben, gegönnt habe ich es dem Lord, am Ende im leeren Haus zu sitzen! klar, es waren viele Katastrophen, aber mir war es nicht zu viel, mich hätte es glaube ich mehr gestört, wenn am Ende alle verständnislos am Eßtisch gesessen hätten, um Helenas Entscheidung zu kommentieren.



    Also, für mich war es ein schönes Leseerlebnis, ich mag solche Schmöker, mit denen ich mich einfach mal ein paar Stunden unter einer Wolldecke verkriechen kann. Würde ich zu einem weiteren Buch von Laila El Omari greifen? Aber auf jeden Fall! :grin


    Der Klappentext hat übrigens wohl allein deshalb nicht gestört, weil ich mit der Leserunde so spät dran war, dass ich ihn schlicht und ergreifend nicht nochmal gelesen habe (und der Inhalt seit dem Anmelden für die Leserunde etwas in Vergessenheit geraten war :rolleyes ). Hätte ich mir das Buch allerdings nur aufgrund des Klappentextes gekauft, hätte ich mich vermutlich geärgert, in Kombination mit dem Titel erwartet man da ja wirklich eher eine Mischung zwischen "Der Graf von Monte Christo" und "Der englische Patient"

  • Zitat

    Original von kahlan
    MaryRead : Glaubst Du eigentlich, dass Helenas Mutter mitgegangen wäre? Ich habe versucht, mir das vorzustellen, und ich glaube eigentlich nicht, dass sie ein entsprechendes Angebot annehmen würde. Selbst wenn sie am Ende tatsächlich Kritik am Verhalten ihres Mannes äußert, sehe ich einfach nicht, dass sie ihre Sachen packt und geht.


    Da hast du wohl Recht... höchstens vielleicht, wenn z.B. Rose sich eingeschaltet und sie dazu gedrängt hätte.

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  • Hallo,


    MaryRead

    Zitat

    - Die Sache mit Simon als Haupterben nach Calvins Tod. Simon ist Arthurs Neffe - ich hätte gedacht, da stünde Clayton als Helenas Sohn noch weiter vorn in der Erbfolge? Oder zählen Frauen einfach überhaupt nicht, und die Erbfolge bricht bei ihnen ab? (Andererseits redet Helena ja davon, dass sie das Erbe ihres Vaters nicht annehmen will, er ihr also nicht mit Enterbung zu drohen braucht... aber vielleicht geht es da nur um finanzielle Abgeltungen, nicht um den Titel.) Hmmm... bei Jane Austen ist das auch so (Sense and sensibility?) - wenn der Vater gestorben ist und nur Töchter hinterlässt, muss die Familie aus dem Haus raus und irgendein entfernter Cousin erbt. Seltsame Verhältnisse, das...


    Familienvermögen und Titel fielen immer nur an männliche Nachkommen. Helena hätte eine jährliche Rente ausgezahlt bekommen. Als Tochter eines Earl wird sie allerdings auch dann noch mit "Lady" angesprochen, wenn sie einen nichtadligen Mann heiratet oder enterbt wird. Wäre sie nicht adliger Herkunft, hätte sie den Titel, den ihr der Stand als Matthews Frau zufiel, mit der Eheschließung mit Alec wieder verloren.


    Zitat

    - Womit wir bei einem anderen Problem wären: Wieso heisst das Buch eigentlich "Die englische Erbin"?? Englisch, ja, es ist durchaus wichtig, dass sich all dies in der englischen Gesellschaft abspielt. Das Klassenbewusstsein ist dort bis heute lebendig. Aber "Erbin"? Nur weil Helena von Matthew geerbt hat? Das leuchtet mir ehrlich gesagt nicht ein. Es ist nur insofern von Bedeutung, als Helena mehr Selbstständigkeit aufweisen kann, als sie beschliesst, gegen den Willen ihres Vaters mit Alec nach Indien zu gehen. Aber sonst?


    Titel und Aufmachung entscheidet der Verlag.


    Zitat

    Frage an Laila: Worum geht es dir in erster Linie - darzustellen, wie die englische Gesellschaft damals funktionierte (= wie wichtig es ist, den Ruf zu wahren), oder eine spannende Einzelfallgeschichte zu beschreiben, in der ein Vertreter dieser Gesellschaft diese Haltung in bizarrer Weise auf die Spitze treibt? Natürlich ist beides drin, aber mir ist nicht ganz klar, was der eigentliche Beweggrund ist.


    Mich hat das Thema viktorianisches England und die damalige Gesellschaft gereizt, die Idee zu dem Roman hat sich nach und nach entwickelt.


    kahlan
    Freut mich, dass dir der Roman gefallen hat.


    Liebe Grüße,
    Laila

  • Ich bedaure...


    ...meine spontane Entscheidung, an der Leserunde teilzunehmen zu wollen
    ...jemand anderem das Gratis-Exemplar weggeschnappt zu haben
    ...die damit übernommene Verpflichtung, aktiv an der Leserunde teilzunehmen - nur sie hat mich bewogen, das Buch bis zum Ende zu lesen
    ...leider fast gar nichts Positives über das Buch gesagt zu haben und zu sagen (das ist das Problem, wenn die Autoren mitlesen: man will als Leser ja auch nicht verletzend sein)
    ...meine Unfähigkeit, gegen meine Empfindungen und Überzeugungen zu schreiben und halt mal zu schmeicheln, auch wenn mir nicht danach ist. Schon meine Mutter hat immer meinen Mangel an "Diplomatie" kritisiert.


    Tut mir Leid, Laila... diese Art Buch spricht mich überhaupt nicht an. Wenn nur ein wenig gehalten worden wäre, was der Klappentext versprach... :-(

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Alice
    ...jemand anderem das Gratis-Exemplar weggeschnappt zu haben


    Schicke es halt einer anderen Eule, die daran interessiert ist. Ich weiß nur nicht mehr, wo Wolke den Vorschlag machte. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Die gedrückte und fast schon vergiftete Stimmung, die bei den gemeinsamen Abendessen im Hause Ashington durch das ganze Buch hinweg besteht, finde ich sehr eindrücklich geschildert und in diesem Teil fällt es endlich auch mal den anderen Familienmitgliedern auf, dass der Lord eindeutig zu weit geht. Aber erst als Rose (eigentlich meine Lieblingsfigur, schade, dass von ihr so wenig zu lesen war) ihren Sohn zurecht weist, trauen sich auch die anderen, ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen.


    Matthews Tod kam mir ein bisschen plötzlich und trotz des Skandals, den dieser aufgrund der Umstände ausgelöst hat, ging mir das ein bisschen zu glatt. Also, sein Tod war ja immer die einzige Möglichkeit für Helena, irgendwie aus dieser Zwangsehe herauszukommen, und dass dies dann auch eintritt und ihr endlich den Weg ebnet für eigene Entscheidungen, naja...


    Calvin der Spieler, sein Schicksal habe ich als sehr traurig empfunden. Am Anfang mochte ich ihn überhaupt nicht, aber letztendlich war er der Einzige, der offen gegen seinen Vater rebelliert hat, wenn auch mit unglücklichen Mitteln und tragischem Ausgang. Das Gespräch mit Helena kurz vor seinem Tod hat mich sehr berührt :-(


    Die Enthüllung von Lord Ashington über die Ereignisse in Kalkutta vor 18 Jahren ist der Hammer. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was damals wirklich geschehen ist, bei der Auflösung ist es mir eiskalt den Rücken herunter gelaufen, wie berechnend und rücksichtslos jemand das Leben eines Menschen ruinieren kann. Letztendlich tut er dies aber auf andere Weise jeden Tag mit seiner Familie. Trotz aller Wut, die dies bei mir ausgelöst hat, eine gelungene schlüssige Auflösung!


    Der Titel hat mich auch gewundert, ich konnte ihn ebenfalls nicht so richtig zuordnen.


    Helenas Mutter hat mich nur genervt, für mich ist sie im ganzen Buch nur ein Schatten gewesen, die zaghaften Versuche, ihre Meinung zu äußern, haben mich kein bisschen beeindruckt.


    Für mich die schönste Stelle im ganzen Buch ist auf S. 649:


    Zitat

    Solange sie lebte, würde kein Kinderlachen mehr in dieser Halle ertönen. Vielleicht würde eines von Simons Kindern einst dieses Haus beziehen, oder aber er würde es verkaufen. Andere Leute würden hier leben, das Haus würde wieder in seinem alten Glanz erstrahlen, Feste würden gefeiert werden, Töchter würden in schönen Kleidern über die breite Treppe rauschen, Söhne würden das Erbe tragen, und niemand würde wissen, was all das einmal bedeutet hatte. Noch aber lebten sie und Arthur hier - allein. Alles was blieb, war die Erinnerung.


    :anbet Hier merkt man zum ersten Mal richtig deutlich, dass sie auch immer da war, mit ihren eigenen Beobachtungen, Empfindungen, ihrem Leben. Ich weiß nicht, ob ich das gut ausgedrückt habe, aber mich haben diese Zeilen sehr bewegt, da von ihnen irgendwie eine besondere Tiefe ausgeht, die ich leider an anderen Stellen im Buch etwas vermisst habe. Eigentlich ein perfekter Schluss!


    Das Schicksal der einzelnen Familienmitglieder habe ich persönlich nicht als zu dick aufgetragen empfunden, allerdings hätte ich mir eine andere Gewichtung gewünscht, also weniger Äußerlichkeiten, dafür mehr "Inneneinsicht" in die Nebenfiguren.

  • Mein FAZIT:
    Die englische Erbin ist ein flüssig zu lesender Schmöker, der Einblicke in die höheren Kreise der englischen Adligen und ihrer Standesdünkel Ende des 19. Jahrhunderts gewährt. Das Leben ist geprägt von der Bewahrung des guten Rufs auf unzähligen Festivitäten, strengen Verhaltensregeln und endloser Langeweile. Während die Charaktere der Hauptfiguren gut und lebensecht ausgearbeitet sind, fehlt es ein bisschen an der gleichen Konsequenz auf den Nebenfiguren und -schauplätzen, die auf jeden Fall das Potential für mehr Tiefe gehabt hätten. Ich habe mich trotzdem gut unterhalten gefühlt und kann es allen empfehlen, die ein Faible für einen historischen Gesellschaftsroman mit Liebesgeschichte haben :-)

  • Das kann ich unterschreiben. :write




    So, ich habs nun auch fertig. Ist ja eigentlich nicht mein Genre, aber ich glaub, die Neugier, wie es den einzelnen Personen ergehen wird, hat mich am meisten angetrieben. :grin



    Das mit Helenas Erbe ist mir auch nicht klar. Sie hat ja nun wirklich gar nichts geerbt. Kein Geld, keinen Titel, die Kinder sind selbstgemacht ;-) und zum Glück hat sie nicht mal den Charakter von Vater oder Mutter geerbt.



    Der olle Lord hat ja noch alle register gezogen um als wahres Ekel zu gelten. Ein menschenverachtender Typ durch und durch. Ihm war nur wichtig was die Leute reden, Geld und Titel. Sonst nichts.
    Besonders grausam fand ich, als Helena von Simon und ihrem Vater selbst erfährt wie viel sie ihm wert war. Nix. :-(


    Matthews Tod fand ich auch nicht so prickelnd. Gerade jetzt, wo sie sich einigermassen annäherten. Und dann so simpel. Fand ich enttäuschend.


    Die Szene mit der Tänzerin und Alec fand ich auch zu viel des Guten. War mal wieder eine Stelle, wo Alec in meinen Augen an Ansehen verlor, da er ja immer wieder nur der Lust statt dem Verstand folgte. :rolleyes


    Meine Lieblingscharaktere waren Mr. Seymoure und Rose. Klasse Frau! :grin Wobei ich mir nicht sicher bin ob sie schon immer so war, oder nun im Alter ihre Trümpfe ausspielte. Irgendwann hatte ja auch Helena zwischendrin festgestellt, dass ihr fortgeschrittenes Alter auch Vorteile zu haben scheint.


    Sehr schön auch die Szene S. 542, als Rose bei der Beerdigung zu Helena spricht:
    Für uns ist es immer am schwersten, uns fragt niemand, ob wir mit dem, was unsere Männer und Söhne tun, einverstanden sind, wir dürfen immer nur die Folgen tragen.


    Klingt ganz danach, als hätte Rose auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht wie Eleonore und Helena.



    Was mich zum grübeln anregte, war, als Alec wieder Helena zwecks Geschäfte begegnen sollte. Was hat er gedacht? Wie glaubte er, wird die Begegnung ausgehen? Da hätte ich gern mehr dazu gelesen. ;-)


    Was mich auch etwas in den Beschreibungen störte, waren die ewig roten Himmel mit den goldenen Strahlen. Für meine Vorstellung vom trüben London ein paar mal zu viel. ;-)


    Schön dagegen, wie die kleine Phillippa zur Welt kam(S.576) , die Sonne, die hinter den Wolken genau in dem Moment hervortrat, der Schrei, mit dem sie ihren Platz in der Gesellschaft einforderte... :-]




    Alles in allem fand ich es unterhaltsam, es passierte ständig etwas, wo man dem Ausgang des Geschehens entgegenfieberte. Aber doch eher sehr leichte Literatur. ;-) Ich glaube, ich brauche jetzt nen handfesten Krimi. :grin

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ach ja! Das Ende fand ich doof! Jetzt weiß ich noch immer nicht wo George hin ist! :fetch
    Wäre noch interessantz gewesen.
    Oder gibts ne Fortsetzung, Laila? ;-)

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Heaven
    Ach ja! Das Ende fand ich doof! Jetzt weiß ich noch immer nicht wo George hin ist! :fetch


    hab ich da was falsch verstanden? *wunder*


    ... oder? :gruebel

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