• Liebe Foris,



    Testsiegerin gab mir in einem anderen Thread den Ratschlag


    Zitat

    deshalb: versuch, den schmerz in bilder einzufangen und in sprache. wenn möglich, in ungewöhnliche bilder, die noch nicht verbraucht sind. stell nicht nur fragen, sondern denk dir - wenn schon nicht im leben, dann wenigstens im gedicht - antworten aus.


    Das habe ich "versucht" zu beherzigen. Mal sehen, ob es mir gelungen ist, ungewöhnliche, unverbrauchte Bilder zu malen, die der Leser auch sehen kann...


    Nur eine Bitte hab' ich an Euch: Fragt mich nicht, ob das Poesie, Lyrik oder was auch immer sein soll. Ehrlich gesagt, kenne ich den Unterschied nicht. Gehöre noch zu einer Generation, die das in der Schule nicht gelernt hat. Wer mag, darf mir gerne schreiben, wo meine Gedanken diesmal einzuordnen sind.


    Blickwinkel


    Umgeben von hohen Mauern aus roten Ziegelsteinen. Der graue Mörtel der sie verbindet, ist an einigen Stellen schon brüchig. Ich verliere mich in der Betrachtung der Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die staubige Luft bahnen und Kringel auf dem rissigen Betonboden hinterlassen. Abermillionen von winzigen Staubkörnchen kämpfen um einen Platz im Licht.


    Ein zartes Stimmchen dringt an mein Ohr: „Wie kommst Du nur darauf, dass wir kämpfen?“ – Plötzlich ist der ganze Raum erfüllt von geheimnisvollem Wispern: „ Hörst Du es denn nicht? Den dumpfen Schlag der Trommeln, der uns den Takt angibt? Das hohe C der Flöten?
    Die sanfte Melodie der Geige?“ „Reihe Dich ein in den Tanz des Lebens! Spüre die zärtliche Berührung! Lass’ Dich fallen!“


    Mich fallen lassen? Allein schon der Gedanke nimmt mir die Luft zum Atmen, lässt mich den Aufprall erahnen. Ich sehe meine Illusionen zerbrechen wie Glas. Das Klirren in meinen Ohren und die Bilder der unzähligen Glassplitter fügen sich zu Buchstaben, Wörtern, Sätzen: A N G S T, Ablehnung, Bedrohung. Nicht geliebt werden.


    Die Luft ist erfüllt von Raunen: „Wir wissen um diese Ängste der Menschenkinder, aber wir können sie nicht verstehen!“ „Bitte hilf uns dabei.“ „Warum habt ihr, die ihr doch um so vieles größer seid als wir, kein Vertrauen zueinander. Ihr seid doch auch Viele. Warum fühlt ihr euch nicht geborgen in eurer Gemeinschaft, so wie wir?“


    Das kommt von den Verletzungen die die Menschen einander zufügen. „Verletzungen? Was meinst Du damit?“


    Menschen tun einander oft weh, mit Worten, mit Gesten, mit Tätlichkeiten; es gibt unendlich viele Möglichkeiten, anderen weh zu tun.


    „Das passiert bei uns auch. Erst gestern beim Morgentanz sind viele von uns vom Sonnenstrahl ins Dunkel abgestürzt. Wir waren zu ungestüm und unachtsam, das geschieht manchmal, im Eifer des Gefechts. Aber sollen wir uns deshalb nicht mehr auf den Tanz in der Abendsonne freuen? Dann könnten wir ja keine neuen Schritte mehr lernen.“


    Das sagt ihr, die ihr noch im Sonnenlicht seid. Was sagen diejenigen, die abgestürzt sind ins Dunkel?


    „Ich, ich, ich möchte Dir das erklären. Ich auch, Ich auch… Ich bin beim Morgentanz ins Dunkel geschubst worden. Es war schrecklich dort unten auf dem kalten Betonboden, aber ich war ja nicht alleine dort. Wir haben uns gegenseitig getröstet, uns Geschichten aus unserem Leben erzählt und darauf gewartet, dass die Abendsonne ihr Licht schickt. Und nun sind wir wieder hier!“


    Seid ihr nicht böse auf die, die euch geschubst haben? „Aber nein, wie könnten wir? Nächstes Mal sind wir vielleicht bei denen, die schubsen, dann müssten wir ja auf uns selbst böse sein.“ Und wirklich keiner von euch war ein klein wenig sauer? Ein zartes, hauchdünnes Stimmchen dringt an mein Ohr: „Doch, ich, aber ich bin noch ganz neu hier und muss noch vieles lernen“



    Lb Grüße von einem versuchenderweise malenden Sternenkind,


    das sich über Kritik, Lob, Verbesserungsvorschläge von Euch freut


    PS. Es fiel mir schwer, einen Titel zu benennen.

  • Hallo Sternenkind!


    Das von Dir gemalte "Bild" hatte ich beim Lesen deutlich vor Augen.
    Ich persönlich kann nur nicht viel mit "modernen Märchen" anfangen, auch die Sprache, in der Du "malst", ist mir zu sanft. Aber wie gesagt, ist nur mein persönlicher Geschmack. Ansonsten hat mich die Grundaussage trotzdem erreicht.


    LG Sarah :wave

  • Lieber Seestern,


    wie ich schon geschrieben habe, hatte ich echt Probleme, einen Titel zu bezeichnen. Was wäre denn Deiner Meinung nach angebracht? *upps* möchtest Du mir den Begriff "minimalistisch" erklären, wenn nein, dann muss ich wohl Wikipedia aufsuchen :-]


    Grüßle vom Sternenkind

  • Hallo Mama!


    Frag mich doch einfach direkt, also so von Mutter zu Tochter, da wir uns ja beide grade im selben Raum aufhalten...


    Ich befürchte langsam den Verlust der realen Kommunikation zwischen uns beiden, da wir uns im Moment hauptsächlich virtuell auseinander setzen...


    :grin


    Herzlichst Deine missratene Tochter ;-)

  • Ach ja, und minimalistisch in Bezug auf Deine Geschichte bedeutet etwa so viel, als würde man ein 1000 Quadratmeterloft mit einem Stuhl, einem Tisch und einem Bett einrichten, vielleicht noch eine Lampe aufhängen...

  • Lb. Seestern,


    Dein Outen bringt mich nun doch etwas aus dem Konzept und ich denke, dass auch die anderen Foris einer Erklärung bedürfen *upps* ein äußerst komplizierter Satz - stimmt der so, zeitlich usw.? -


    Egal, also die Erklärung für @ diejenigen, die es interessiert:


    Sternenkind ist die Mutter von Seestern - Beide Literaturbegeistert, wobei Seestern aufgrund Ihrer Vorbildung wesentlich mehr know how hat als Sternenkind, dem kann Sternenkind "nur" mehr Lebenserfahrung entgegensetzen.


    Bisher mussten wir uns einen PC teilen, seit gestern *jubel* hatte der "Chef des Hauses" ein Einsehen und genehmigte einen 2. PC; was zur Folge hat, dass Mutter und Tochter nun gleichzeitig ins Netz können :write


    *freu*


    Grüße an @ vom Sternenkind


    PS. Denke, dass wir Weiteres in den Plauderthread verlegen, nicht dass wir zwangsweise gesperrt werden...

  • Hallo Sternenkind,


    die Botschaft hat auch mich erreicht und in meiner momentanen Lage schadet das nicht, mir das immer wieder mal vor Augen zu führen. Dein Text erinnert an Passagen aus der Bibel. Ich hab ja auch eine Menge Hass auf Menschen mit mir herumgetragen, auf Menschen, die mich verletzt haben - und dann wurde mir klar, dass ich ja auch schon viele Menschen verletzt habe, vor allen in Sachen Liebe. Und dass ich dann auch eigentlich froh bin, wenn die mir deswegen nicht mehr grollen. Es hat halt nicht gepasst.


    Sprachlich liest sich deine Geschichte flüssig. Du könntest aber das Anfangsbild weiter mit in die Geschichte binden. Und die Botschaft etwas subtiler gestalten, so werden dir manche sagen, dass es ihnen zu sehr nach erhobenem Zeigefinger klingt.
    Mich stört das aber nicht an Texten.


    Grüße
    Quidam

  • Danke Quidam,


    dass Du Dir die Mühe gemacht hast, einen Kommentar zu schreiben. Meinst Du mit dem Anfangsbild die Mauer? Denkst Du an spezielle Passagen aus der Bibel? Würde mich echt interessieren, da ich mich viel mit der Bibel beschäftige, mir auf Anhieb aber kein Vergleich einfällt.....


    Gruß vom Sternenkind

  • Hallo Sternenkind,


    ja, ich meinte die Mauer und mit dem verweben meine ich, dass ich es gern habe, wenn ich ein realistisches Bild sehe - dann gedankeneinschübe, dann vielleicht Gefühle, dann wieder reale Bilder. Also nicht stur nach dem Schema, aber ein bisschen mischen halt.


    Ich kann jetzt keine genaue Stelle aus der Bibel zitieren, weil mir das zudem nur gesagt wurde, dass das in der Bibel steht, aber sinngemäß lautet es wohl so, dass man eben anderen vergeben sollte, weil man ja auch selbst voller Sünden ist und froh darüber, wenn einem die vergeben, denen man sich versündigt hat.-)


    Grüße
    Quidam

  • Zitat

    dass ich es gern habe, wenn ich ein realistisches Bild sehe - dann gedankeneinschübe, dann vielleicht Gefühle, dann wieder reale Bilder..


    Hallo Quidam!


    Ich mag sowas auch sehr.
    Deshalb bin ich auch nicht mainstreamkompatibel ;-)