[Gedicht] - der fotograf

  • der fotograf


    der tod
    war neulich
    im japanischen
    garten.
    er grüßte mich
    und
    erzählte
    mir etwas von
    seinen besten
    jahrgängen.


    der tod
    ist in den regen
    gegangen,
    ich sah ihn,
    im bus saß ich
    am fenster.
    er hat mir zum
    abschied
    gewunken.


    spitzen aus
    glas, duft der
    grillen,
    scherbengericht.
    rote schlieren am
    nachthimmel und
    der schöne
    gesang der stille.
    finger am
    abzug.

  • Huch, ich habe mich mal an die Lürik gewagt, obwohl ich von Haus aus gar kein Lüriker bin und auch in Zukunft die Finger davon lassen werde. Prosa ist mir lieber. Mir geht es in dem Gedicht auch nicht wirklich um technische Sperenzien, sondern um ein Gefühl, das mich in dieser Woche schon dutzendfach heimgesucht hat.

  • lieber grizzly,


    also mir gefällt das gedicht sehr gut. und das gefühl, das kam gut rüber. nur am schluss, mit dem finger am abzug, da machst du das gefühl für mich wieder kaputt. so banal. so wenig lyrisch. verstehst du, was ich meine? ich seh den tod ohnehin auch beim scherbengericht und bei den roten schlieren im himmel.


    überhaupt fällt die dritte der drei strophen ein bisschen ab, wie ich finde. da wird mir zu sehr aufgezählt.
    und noch etwas. ich scrolle nicht so wahnsinnig gern. und weniger zeilenschaltungen hätten mir besser gefallen.
    und vielleicht überlegst du dir, ob es die satzzeichen wirklich brauchst.
    also ich find, das gedicht hätte sich ein bisschen zusätzliche arbeit verdient. ehrlich


    die testsiegerin



    Der Tod
    war neulich
    im Japanischen Garten
    Er grüßte mich
    und erzählte mir (etwas) von
    seinen besten Jahrgängen


    Der Tod
    ist in den Regen gegangen
    Ich sah ihn
    Im Bus saß ich am Fenster
    Er hat mir zum Abschied
    gewunken


    Spitzen aus Glas
    Duft der Grillen
    Scherbengericht
    Rote Schlieren am Nachthimmel
    und der (schöne) Gesang der Stille
    (finger am
    abzug.)

  • Hallo Grizzly,


    Ich stimme der Testsiegerin zu, die ersten beiden Strophen sind sehr gelungen. Sie transportieren Gefühl. Die Personifizierung des Todes gefällt mir.


    In der dritten Strophe habe ich für meine Begriffe zu viele "Fragezeichen", verstehe die Bilder nicht.


    "Spitzen aus Glas", was soll das bedeuten?


    Hallo testsiegerin,


    ich verstehe nicht, was ein "Scherbengericht" mit dem Tode zu tun hat. Dort ging es doch primär um Verbannung von zu mächtig gewordenen Personen.


    "Rote Schlieren am Himmel" sehe ich auch nicht als Todessymbolik. Da erscheint in mir eher das Bild von romatischer Dramatik.


    :gruebel


    Lieben Gruß,


    die Fride. :wave

  • Zitat

    Original von Friderike
    ich verstehe nicht, was ein "Scherbengericht" mit dem Tode zu tun hat. Dort ging es doch primär um Verbannung von zu mächtig gewordenen Personen.


    "Rote Schlieren am Himmel" sehe ich auch nicht als Todessymbolik. Da erscheint in mir eher das Bild von romatischer Dramatik.


    also für mich bedeutete das wort scherbengericht folgendes:
    mit scherben kann man sich schneiden. und dann das letzte gericht. also nicht das essen jetzt. sondern, dass da jemand richtet über einen. und ich sah bei den roten schlieren im himmel blut.


    just my two cents.

  • Hallo ihr beiden!


    Vielen Dank für eure Rückmeldungen!


    testsiegerin hat's erfasst, was die Bildebene in der dritten Strophe betrifft. Ich werde aber den Ratschlag bezüglich der letzten Zeile überdenken und das Gedicht nochmal umschreiben. Macht man normalerweise nicht, aber dieses lürische Zwischenspiel betrachte ich keineswegs als beendet; am Anfang hatte ich eine dritte Strophe gedichtet, die den ersten beiden im Grunde entsprach und den personalisierten Tod sterben ließ. Genauer: das lürische Ich findet den Tod im Wohnzimmer liegend, mit geöffneter Pulsader.


    Warum ich mich für die jetzige Fassung entschieden habe? Ich wollte eine kryptische Auflösung, die meinen Empfindungen der letzten Tage eher entspricht als die bloße Fortsetzung, und nebenbei mit den ersten beiden Strophen bricht, um das Gefühl nicht greifbar zu machen. Letztlich ist es das für mich auch nicht.


    Ihr habt mir jedenfalls sehr geholfen. Ich betrachte den Thread fortan als lürische Werkstatt und werde die geänderten Fassungen einfach anfügen.


    Liebe Grüße,