Inhalt:
Mendel Singer ist ein von Gott geprüfter Dulder, gläubiger Jude der in Ostgalizien ein bescheidenes Dasein als Lehrer fristet, bis ihn und seine Familie die Schicksalsschläge treffen. Der älteste Sohn muss und will zum russischen Militär, der zweite desertiert nach Amerika, die einzige Tocher lässt sich mit Kosaken ein, und der jüngste Sohn scheint unheilbar behindert. Und dieser Jüngste muss zurückgelassen werden, als die Eltern mit der Tocher nach Amerika fliehen, wo der emigrierte Sohn Sam ihnen ein behagliches Leben bereiten will. Doch wieder schlägt Jehova zu. Beide Söhne fallen im Ersten Weltkrieg, die Mutter stribt und die Tochter endet im Wahnsinn. Als auch Medel Singer zu verzweifeln droht und sich von Gott abwendet, geschieht das Wunder der Heilung. Aus dem behinderten Sohn ist ein begnadeter Komponist und Dirigent geworden, der nun seinen Vater zu sich nimmt.
Autor:
Joseph Roth (1894 - 1939), Sohn jüdischer Eltern in Ostgalizien geboren, studierte Philosophie und deutsche Literatur in Lemberg und Wien, kämpft im Ersten Weltkrieg. Ab 1918 arbeitet er als Journalist in Wien und Berlin. Er stirbt nur 45jährig in Paris.
Meine Meinung:
Trotz jahrelangen Empfehlungen von eigentlich allen Werken Roths habe ich nun erst zu meinem ersten Roth gegriffen und wurde sofort, schon nach den ersten Seiten, überzeugt.
Mendel Singer - ein Gläubiger, ein Mitläufer, möchte gar nichts besonderes er- und ausleben, möchte in seinem Glauben leben mit sich und seiner Familie. Doch das Schicksal meint es anders - ähnlich wie in der alttestamentarischen Geschichte von Hiob - aber entgegen Hiob beginnt Mendel Singer zu zweifeln und zu hassen. Doch das Wunder wartet bereits, so wie es immer wartet. Durch Roths wunderschöne poetisch und einfach Sprache öffnet sich wie automatisch der wahre Kern des Buches mit all seiner Gefühls- und Gedankenwelt. Ein Meistwerk!