liebe in den zeiten des internets

  • liebe in den zeiten des internets


    Sie haben
    keine neuen E-Mails.
    Auch nicht im Ordner
    Spamverdacht.


    Sie haben
    heute keinen Termin,
    keine Aufgaben
    stehen an.


    aber
    sehnsucht, die hab ich
    wie sau

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von blaustrumpf ()

  • Hey, hier ist ja 'ne Menge los. Dann will ich mir auch ein Sprüchlein ausdenken, das ich drunter setze.


    Habe das Gedicht gelesen und für wertlos befunden. Spricht mich nicht an.

  • Jetzt, da sich endlich der erste Kerl erlaubt quer zu schießen, trau' ich mich auch. :-)


    Blaustrumpf, Deine Zeilen lesen sich eher wie ein Schuß ins Blaue. Mal eben aus dem Ärmel geschüttelt, nicht wirklich drüber nachgedacht. Ein Gedicht ist es mMn schon aus technischer Sicht nicht (oh wie böse! Jetzt kommt der Kerl mit Technik daher). Ich würde daher sagen: verbesserungswürdig. ;-)


    Gruss,


    Doc

  • Abends
    der Große Himmel
    von Curaçao bis Persiko.
    Aber besoffen
    bin ich von Dir.


    (ich hoffe, ich habe das aus der Erinnerung noch richtig zitiert. Weiß übrigens noch jemand, von wem das ist?)


    Das ist mir beim Lesen von blaustrumpfs Gedicht eingefallen. Es ist auch klein und schlicht. Ein Gedicht muß nicht immer wohlausgefeilt und bombastisch daherkommen. Manchmal kann es auch ein ungeschliffener kleiner Gedanke - und trotzdem schön sein.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Der Literaturwissenschaftler Giselhard von Gugel sagt, dieses Gedichtlein stamme von einem gewissen Wohlleben. Ob's stimmt? Keine Ahnung. Der Unterschied zwischen Wohllebens kleinen Ergüssen und denen der Frederstellerin besteht im Effekt: splash! - die Stimmung, comprende, ist Wohlleben viel eher ins Netz gegangen. blaustrumpfs Gedicht ist mir zu beliebig - Wohlleben hingegen beweist auf der kurzen Distanz einen gewissen Anmut. Kubanischer Flair.

    »Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen.«
    Sartre

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Grizzly ()

  • Also diesmal muß ich mich Batcat anschließen, ein Gedicht muß nicht immer lang sein, wenn es kurz ist kann es trotzdem wunderschön sein!
    Das Gedicht von Blaustrumpf trift nicht mein Geschmack, aber wie man sieht von anderen schon!

  • Ich finde es toll, es ist kurz und bündig und drückt genau das aus, was der ein oder andere von uns hin und wieder fühlt. Klasse!

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Ich weiß, was mich daran stört. Die völlig unnötige Zeilensetzung, dadurch entsteht kein Rhythmus, wird die Aussage für mich zerrissen.


    So würde es mir besser gefallen:



    Sie haben keine neuen E-Mails,
    auch nicht im Ordner Spamverdacht.


    Sie haben heute keinen Termin,
    keine Aufgaben stehen an.


    Aber Sehnsucht, die hab ich


    wie sau.



    Nur mal so als Vorschlag. Wobei ich trotzdem noch Bauchgrimmen habe, da ist mehr rauszuholen.


    Gruss,


    Doc

  • Anmerkung:
    in dem Text geht es ums 'Haben' bzw. Nicht-haben
    und nicht um e-mails.
    Das war der Grund für die Art, die Zeilen zu bauen.


    Grizzly


    Ob eine/n ein Text persönlich anspricht, ist nicht ausschlaggebend für die Beurteilung seiner Qualität.
    Gälte allein mein Urteil darüber, was mich heutzutage auf dem Buchmarkt persönlich anspricht, wären die Buchhandlungen verdammt leer.



    blaustrumpf


    mir widerstrebt die letzte Zeile. Warum? Weil Du da aus dem Bedeutungsbereich 'PC, Internet' herausfällst.


    Man könnte mit dem 'haben' und der Sau als zum Besitzbereich gehörig argumentieren...
    Trotzdem.


    Ich gebe zu, daß ich zur Zeit eine extrem puristische Phase habe.


    :grin


    Die Idee und Umsetzung fand ich grundsätzlich überzeugend. Den Anfang sogar schön.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Anmerkung:
    in dem Text geht es ums 'Haben' bzw. Nicht-haben
    und nicht um e-mails.
    Das war der Grund für die Art, die Zeilen zu bauen.


    Das habe ich schon bemerkt, stell Dir vor. Meiner bescheidenen Meinung nach funktioniert aber genau das mit meinem Vorschlag auch - da ja das "Sie haben" vorangestellt ist, nur eben "rhythmischer".


    Dewegen finde ich die Umkehrung des Prinzips mit "Aber Sehnsucht..." recht gelungen.


    Gruss,


    Doc


    PS magali :
    Aber das ich das noch erleben darf, daß Du mal auf eines meiner Postings reagierst...wenn auch nur als Anmerkung. :-)

  • Hallo, testsiegerin.


    Freut mich, dass es dir gefällt. Beim Googlen habe ich leider nichts gefunden, das erläutert hätte, seit wann „wie sau“ als positive Verbrämung üblich ist. Mein Herkunftswörterbuch (Duden) kennt es nur in negativen Zusammenhängen. Je nun.


    Schöne Grüße von blaustrumpf


    *


    Hallo, polli, Batcat, Callabluete, Branca und hinterwäldlerin


    Dangge! Schöne Grüße auch euch, blaustrumpf


    *


    Hallo, Seestern


    Das war mein E-Mail-Eingang. Ich schwör!


    Schöne Grüße von blaustrumpf


    *


    Hallo, Grizzly


    Danke für deine Beschäftigung mit meinem Gedicht.


    Allerdings habe ich nun ein Kreter-Problem („Alle Kreter lügen, sagt Midas, der Kreter“): Wenn mein Posting wertlos ist, wie kann es dir dann sogar zwei Kommentare wert sein?


    Noch eine Frage: „Kubanischer Flair“ in Wohllebens „Abends“ – Wo kommt der Gedankensprung her, bitte? Curaçao ist meines Wissens eine Antillen-Insel vor Venezuela, der gleichnamige Likör wird mittlerweile hauptsächlich auf Haiti produziert. Gut, bei Wohlleben springt also deine mitschaffende Phantasie über den Globus. Hingegen schreibst du, dass dich mein Gedicht nicht anspricht. Schade, aber auch kein Schaden. Danke, dass du es versucht hast.


    Schöne Grüße von blaustrumpf


    *


    Hallo, Doc


    Zitat

    Jetzt, da sich endlich der erste Kerl erlaubt quer zu schießen, trau' ich mich auch. smile


    Du wirst doch wohl nicht eine Gender-Debatte lostreten wollen? Bitte erläutere mir doch lieber stattdessen deine technischen Ansprüche an mein Gedicht.


    Hier ist der Bauplan:
    Die Überschrift hat 10 Silben, es gibt insgesamt 11 Zeilen.
    Wenn die mentale Rückführung von der letzten Zeile zum Titel funktioniert hätte, wäre ein leicht schwankender Effekt da: 12 Zeilen oder 11 plus Titel, der 10 Silben hat. Gut, das war wohl ein bisschen zu "synästhetisch" gedacht (wobei ich auch weiß, dass das gerade das falsche Fremdwort ist).
    Zwei vierzeilige Strophen geben das Grundmuster vor, mit der Silbenverteilung 3 / 6 / 5 / 3.


    Die dritte Strophe verlässt diese Sicherheit. Sie hat nicht nur eine Zeile weniger, sie beginnt auch mit 2 / 5 Silben, also jeweils einer weniger.
    Dieses Schema bricht dann in der dritten Zeile endgültig zusammen, zwei Silben fehlen und dann ist eben endgültig Schluss – mit dem Schema wie mit dem Gedicht.


    Mit der rhythmischen Rückung will ich dich nicht weiter behelligen, sie ist allerdings bewusst eingesetzt und hat damit auch etwas zu tun mit der „technischen Sicht“.


    Dein Hinweis, dass sich das Ganze „aus dem Ärmel geschüttelt“ liest, nehme ich als Kompliment. Ich habe mir nämlich tatsächlich Gedanken über das Bauprinzip gemacht.


    Ich danke dir herzlich für deine umstellenden Versuche! Allerdings siehst du vielleicht aus dem Obigen, dass die Zerflatterung tatsächlich absichtlich ist. Daher kann ich deine dankeswerte Version leider nicht übernehmen.


    Schöne Grüße von blaustrumpf


    *


    Hallo, magali


    Deine Deutung finde ich sehr interessant. Leider habe ich ja schon gesagt, dass der Zeilenbau aus anderen Gründen so beabsichtigt ist.


    Aber es freut mich sehr, dass du das Motiv des Habens und Nicht-Habens entdeckt hast. Weniger schön ist es für mich, dass der – zugegebenermaßen recht schmale – Steg „internet – saloppe sprache“ doch nicht so zum Beschreiten einlädt wie erhofft.


    Ich werde den Punkt am Ende herausnehmen, vielleicht lässt sich dann leichter die Rückführung zur Titelzeile herstellen.


    Persönlich habe ich absolut nichts gegen Purismus. Dass das Gedicht ja immerhin einiges Überzeugendes und Schönes für dich hat, freut mich besonders.


    Schöne Grüße von blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Mich erinnerte die Anfangssequenz verdammt an J.Wintersons Power Book.
    Das Ende fällt dann irgendwie heraus (herab), leider :wow
    Die Zeileneinteilung hat mir gut gefallen, aber als Gasteule ist mann selbstredend kein Masstab.

  • Hallo, gasteule


    Na, das ist doch aber schon enorm schmeichelhaft für mich.
    Die Sache mit dem Maßstab sein oder nicht, die lasse ich mal so im Raum stehen - das ist sowieso ein reichlich schwieriges Thema.


    Schöne Grüße von blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag