Hallo Iris!
Zitat
Fast, ich habe von Deiner Mail in Legendum hergefunden.
ZitatOriginal von Jaleh
Das Flotte schätze ich gerade an ihm... DAS können die Amerikaner z. B. viel besser als die Deutschen.
ZitatOriginal von Iris
Hübscher Mythos, den einige Seminarleiter des Creative Writing da in die Welt gesetzt haben. ;o)
Die Leute in den Lektoraten - also die an der entsprechenden Front - sagen etwas anderes. Hauptgrund für die Masse an Lizenzen ist die Tatsache, dass sich mit Fixkosten auf zumindest einer Seite des Projektes leichter kalkulieren lässt als mit Luftnummern auf beiden.
Es ist eine ökonomische Entscheidung aus Gründen des Controllings, keineswegs eine qualitative.
Und so selbstherrlich, wie sich die US-Chargen zunehmend gerieren, kann es gut sein, dass sich die Relationen zugunsten europäischer und damit auch deutschsprachiger AutorInnen verschieben werden.
Die Tatsache, dass vermehrt europäische Erzähltraditionen (skandinavisch Krimis u.Ä.) ins Blickfeld geraten, wird von den PR/PÖ-Abteilungen der Publikumsverlage durchaus gesteuert. ;o)
Hm, ich muss gestehen, dass ich Dir jetzt nicht ganz folgen kann. Ich halte es nicht für einen Mythos, dass Amerikaner einen "leichteren" Schreibstil haben, vor allem eben auch die, die etwas anspruchsvollere Literatur in die Welt setzen. Du hast ja selbst einige genannt, die ich auch gern lese, wie Irving, Eugenides, Morrison, Auster etc. Ich finde übrigens, dass auch südamerikanische Autoren ganz anders schreiben als deutsche. Die Sprache ist viel reicher, blumiger, wohlgefälliger. Ich bin fest davon überzeugt, dass das zum Einen an der Sprache selbst liegt. Deutsch klingt einfach nicht elegant, selbst wenn man sich noch so schön ausdrückt. Zusätzlich glauben Deutsche häufig, dass sie, wenn sie eben nicht U-Literatur schreiben wollen, völlig gekünstelte Sätze aneinanderreihen müssen, die ungefälliger nicht sein könnten. Dazu bemühen sie sich rechtschaffen, das Ganze auch inhaltlich so schwerverdaulich wie möglich zu gestalten, düster, schmucklos und deprimierend, denn ernsthafte Literatur kann ja nicht von lustigen Themen handeln.
Ich finde, in den letzten Jahren hat sich das ein wenig gebessert, aber ich erinnere mich, dass ich immer wieder nach deutscher Literatur gesucht habe, die mir gefallen könnte und nichts gefunden habe. Auch der Erstlingsroman von meinem geliebten Ortheil ist so ein Fall von künstlerischer Pseudo-Intellektualität, wie ich es gruselig finde.
Habe ich Dich richtig verstanden, dass Du meinst, es wären so viele amerikanische Autoren bei uns präsent, nicht weil sie besser schreiben, sondern weil es risikoloser ist, einen schon eingeführten Autoren auch noch hier zu vermarkten?
Das glaube ich Dir sofort! Gerade in der leichteren Literatur oder sogar der Trivialliteratur sehe ich keine qualitativen Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen Autoren. Ein Andreas Eschbach schreibt ebenso flüssig und spannend wie Grisham (soweit ich das nach jeweils einem Pflichtbuch beurteilen kann) und ob man nun Barbara Wood oder Uta Danella liest, macht wahrscheinlich auch keinen Unterschied.
Und bei den unterhaltsamen Romanen, die aber trotzdem gewisse Qualitäten haben, machen wir ja auch Fortschritte, ich denke da z.B. an Doris Dörrie, mit Einschränkungen auch noch an Ingrid Noll. Auch Ortheil, da ja eigentlich aus der "anspruchsvollen" Ecke kommt, schreibt mit den Jahren immer leichtere Bücher, die dann teilweise allerdings auch nicht mehr so viel Tiefgang haben (Faustinas Küsse - schon der Titel!!), teilweise aber auch wirklich hervorragend sind wie eins meiner absoluten Lieblingsbücher Lo und Lu.
ZitatWas? Wo tut er das denn?
Wortwörtlich in seiner Rede anlässlich der Verleihung des National Book Awards.
Ah ja, ich dachte, wir wären noch bei On Writing.
ZitatAnsonsten kann man gerade bei den großen Preisen schon längst nicht mehr von einer Aufspaltung in "U" und "E" sprechen.
Dass es massenweise Bücher gibt, die abgesehen von ihrem Unterhaltungswert keinerlei Bedürfnisse mehr befriedigen, wirst du sicher nicht bestreiten. Aber auch "das Triviale in der LIteratur" genießt inzwischen so viel Aufmerksamkeit durch Kritik und Wissenschaft, dass von einer Herabsetzung keine Rede mehr sein kann.
Im Übrigen darf jemand, der eigenem Vernehmen nach "nur" unterhalten will, sich nicht beschweren, wenn man sagt, was er da mache sei ja schließlich "nur" Unterhaltung. Was denn sonst? ;o)
Natürlich, da hast Du völlig Recht!
ZitatAlles anzeigentiefergehend und trotzdem lesbar:
Friedrich Ani: Die Erfindung des Abschieds und Gottes Tochter
Peter Stamm: Agnes, Ungefähre Landschaft, Blitzeis und In fremden Gärten
Karen Duve: Dies ist kein Liebeslied und Regenroman
Franz Schulz: Morbus Fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien
Judith Hermann: Sommerhaus, später
Daniel Kehlmann: Der fernste Ort, Mahlers Zeit und Unter der Sonne
Thomas Hettche: Der Fall Arbogast (das ist aber von ihm das einzige, das ich mag)
Stefan Beuse: MeeresStille und Kometen
Das mal als Anfang.
Zugegeben, die Frauen sind unterrepräsentiert, aber ich kriege die Quote beim besten Willen leider nicht erfüllt. :o(
Das mit den Frauen verzeihe ich Dir großmütig.
Ich danke Dir sogar ganz herzlich für diese tolle Liste, die ich versuchen werde, abzuarbeiten, und sei es, indem ich in der Bibliothek oder der Buchhandlung mal reinlese - oft stellt man ja dann schon fest, dass das Buch leider nichts für einen selbst ist. Abgesehen von einem einzigen Buch kenne ich keines davon und viele Autoren nichtmal dem Namen nach.
Lediglich den Regenroman von Karen Duve habe ich gelesen. Der war auch gut, aber ich mag dieses bösartige nicht so gern. Ich muss auch keinesfalls immer ein Happy End haben, aber wenn in einem Buch jemand immer tiefer in sein Unglück hineinrutscht, dann quält mich das (soll es wahrscheinlich auch). Außerdem war eine gewisse Distanz zu den Hauptpersonen da. Aber ich gebe gern zu, dass das Buch ausgezeichnet geschrieben und vor allem aufgebaut war. Die Charakterisierungen und Beschreibungen waren auch sehr treffend gelungen.
Hast Du (oder jemand anders) mal die Geschichten von Julia Schoch in Der Körper des Salamanders gelesen? Das hat mir z. B. auch gar nicht gefallen, ich habe nach drei oder vier Geschichten aufgegeben.
Uff, genug erstmal!