Verfilmungen die besser sind als das Buch

  • Hallo Iris!


    Zitat

    Original von Iris


    Du hast vom Legendum hergefunden, stimmt's? :o)


    Fast, ich habe von Deiner Mail in Legendum hergefunden. :-)


    Zitat

    Original von Jaleh
    Das Flotte schätze ich gerade an ihm... DAS können die Amerikaner z. B. viel besser als die Deutschen.

    Zitat

    Original von Iris
    Hübscher Mythos, den einige Seminarleiter des Creative Writing da in die Welt gesetzt haben. ;o)
    Die Leute in den Lektoraten - also die an der entsprechenden Front - sagen etwas anderes. Hauptgrund für die Masse an Lizenzen ist die Tatsache, dass sich mit Fixkosten auf zumindest einer Seite des Projektes leichter kalkulieren lässt als mit Luftnummern auf beiden.
    Es ist eine ökonomische Entscheidung aus Gründen des Controllings, keineswegs eine qualitative.
    Und so selbstherrlich, wie sich die US-Chargen zunehmend gerieren, kann es gut sein, dass sich die Relationen zugunsten europäischer und damit auch deutschsprachiger AutorInnen verschieben werden.
    Die Tatsache, dass vermehrt europäische Erzähltraditionen (skandinavisch Krimis u.Ä.) ins Blickfeld geraten, wird von den PR/PÖ-Abteilungen der Publikumsverlage durchaus gesteuert. ;o)


    Hm, ich muss gestehen, dass ich Dir jetzt nicht ganz folgen kann. Ich halte es nicht für einen Mythos, dass Amerikaner einen "leichteren" Schreibstil haben, vor allem eben auch die, die etwas anspruchsvollere Literatur in die Welt setzen. Du hast ja selbst einige genannt, die ich auch gern lese, wie Irving, Eugenides, Morrison, Auster etc. Ich finde übrigens, dass auch südamerikanische Autoren ganz anders schreiben als deutsche. Die Sprache ist viel reicher, blumiger, wohlgefälliger. Ich bin fest davon überzeugt, dass das zum Einen an der Sprache selbst liegt. Deutsch klingt einfach nicht elegant, selbst wenn man sich noch so schön ausdrückt. Zusätzlich glauben Deutsche häufig, dass sie, wenn sie eben nicht U-Literatur schreiben wollen, völlig gekünstelte Sätze aneinanderreihen müssen, die ungefälliger nicht sein könnten. Dazu bemühen sie sich rechtschaffen, das Ganze auch inhaltlich so schwerverdaulich wie möglich zu gestalten, düster, schmucklos und deprimierend, denn ernsthafte Literatur kann ja nicht von lustigen Themen handeln.


    Ich finde, in den letzten Jahren hat sich das ein wenig gebessert, aber ich erinnere mich, dass ich immer wieder nach deutscher Literatur gesucht habe, die mir gefallen könnte und nichts gefunden habe. Auch der Erstlingsroman von meinem geliebten Ortheil ist so ein Fall von künstlerischer Pseudo-Intellektualität, wie ich es gruselig finde.


    Habe ich Dich richtig verstanden, dass Du meinst, es wären so viele amerikanische Autoren bei uns präsent, nicht weil sie besser schreiben, sondern weil es risikoloser ist, einen schon eingeführten Autoren auch noch hier zu vermarkten?


    Das glaube ich Dir sofort! Gerade in der leichteren Literatur oder sogar der Trivialliteratur sehe ich keine qualitativen Unterschiede zwischen deutschen und amerikanischen Autoren. Ein Andreas Eschbach schreibt ebenso flüssig und spannend wie Grisham (soweit ich das nach jeweils einem Pflichtbuch beurteilen kann) und ob man nun Barbara Wood oder Uta Danella liest, macht wahrscheinlich auch keinen Unterschied.


    Und bei den unterhaltsamen Romanen, die aber trotzdem gewisse Qualitäten haben, machen wir ja auch Fortschritte, ich denke da z.B. an Doris Dörrie, mit Einschränkungen auch noch an Ingrid Noll. Auch Ortheil, da ja eigentlich aus der "anspruchsvollen" Ecke kommt, schreibt mit den Jahren immer leichtere Bücher, die dann teilweise allerdings auch nicht mehr so viel Tiefgang haben (Faustinas Küsse - schon der Titel!!), teilweise aber auch wirklich hervorragend sind wie eins meiner absoluten Lieblingsbücher Lo und Lu.


    Zitat

    Was? Wo tut er das denn?
    Wortwörtlich in seiner Rede anlässlich der Verleihung des National Book Awards.


    Ah ja, ich dachte, wir wären noch bei On Writing.


    Zitat

    Ansonsten kann man gerade bei den großen Preisen schon längst nicht mehr von einer Aufspaltung in "U" und "E" sprechen.
    Dass es massenweise Bücher gibt, die abgesehen von ihrem Unterhaltungswert keinerlei Bedürfnisse mehr befriedigen, wirst du sicher nicht bestreiten. Aber auch "das Triviale in der LIteratur" genießt inzwischen so viel Aufmerksamkeit durch Kritik und Wissenschaft, dass von einer Herabsetzung keine Rede mehr sein kann.
    Im Übrigen darf jemand, der eigenem Vernehmen nach "nur" unterhalten will, sich nicht beschweren, wenn man sagt, was er da mache sei ja schließlich "nur" Unterhaltung. Was denn sonst? ;o)


    Natürlich, da hast Du völlig Recht!



    Das mit den Frauen verzeihe ich Dir großmütig. ;-)
    Ich danke Dir sogar ganz herzlich für diese tolle Liste, die ich versuchen werde, abzuarbeiten, und sei es, indem ich in der Bibliothek oder der Buchhandlung mal reinlese - oft stellt man ja dann schon fest, dass das Buch leider nichts für einen selbst ist. Abgesehen von einem einzigen Buch kenne ich keines davon und viele Autoren nichtmal dem Namen nach.


    Lediglich den Regenroman von Karen Duve habe ich gelesen. Der war auch gut, aber ich mag dieses bösartige nicht so gern. Ich muss auch keinesfalls immer ein Happy End haben, aber wenn in einem Buch jemand immer tiefer in sein Unglück hineinrutscht, dann quält mich das (soll es wahrscheinlich auch). Außerdem war eine gewisse Distanz zu den Hauptpersonen da. Aber ich gebe gern zu, dass das Buch ausgezeichnet geschrieben und vor allem aufgebaut war. Die Charakterisierungen und Beschreibungen waren auch sehr treffend gelungen.


    Hast Du (oder jemand anders) mal die Geschichten von Julia Schoch in Der Körper des Salamanders gelesen? Das hat mir z. B. auch gar nicht gefallen, ich habe nach drei oder vier Geschichten aufgegeben.


    Uff, genug erstmal! :-)

  • Hallo Jaleh!


    Zitat

    Original von Jaleh
    Fast, ich habe von Deiner Mail in Legendum hergefunden. :-)


    Jetzt locken schon die Autoren die Leser her - Morgana, krieg ich eigentlich Provision? ;o)


    Zitat

    Ich halte es nicht für einen Mythos, dass Amerikaner einen "leichteren" Schreibstil haben, vor allem eben auch die, die etwas anspruchsvollere Literatur in die Welt setzen.


    Witzig finde ich in diesem Zusammenhang, dass es unzählige Amerikaner gibt, die behaupten, ihre AutorInnen hätten einfach nichts zu sagen und würden entweder nur Räuberpistolen verzapfen oder aufgeblähte Pseudoliteratur - da verlege man sich doch lieber auf fremdländische Literatur, aber die werde selten verlegt, und Fremdsprachen beherrsche man leider nicht ...
    Du siehst, dass das offenbar kein echtes Problem der nationalen Literaturen ist, sondern eine Frage der Filterung, was hier in Deutschland publiziert wird. ;o)


    Zitat

    Ich bin fest davon überzeugt, dass das zum Einen an der Sprache selbst liegt. Deutsch klingt einfach nicht elegant, selbst wenn man sich noch so schön ausdrückt. Zusätzlich glauben Deutsche häufig, dass sie, wenn sie eben nicht U-Literatur schreiben wollen, völlig gekünstelte Sätze aneinanderreihen müssen, die ungefälliger nicht sein könnten. Dazu bemühen sie sich rechtschaffen, das Ganze auch inhaltlich so schwerverdaulich wie möglich zu gestalten, düster, schmucklos und deprimierend, denn ernsthafte Literatur kann ja nicht von lustigen Themen handeln.


    Und auch diesen Sermon habe ich schon viel zu oft in US-LeserInnenforen und Zeitungen/Zeitschriften gelesen, um ihn nicht auf ein mir fremdes Selbstverständnis zurückzuführen.
    BTW ist meiner Ansicht nach Deutsch eine der wenigen Sprachen, in denen man z.B. historische Romane schreiben kann, ohne automatisch anachronistisch zu werden. Denn z.B. im Englischen sind die meisten Begriffe nicht nur orthographisch, sondern auch semantisch dermaßen verfremdet, dass die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr fassbar ist und Wortschöpfungen werden in kaum einer Sprachkultur so gut akzeptiert wie im Deutschen.


    Zitat

    Ich finde, in den letzten Jahren hat sich das ein wenig gebessert, aber ich erinnere mich, dass ich immer wieder nach deutscher Literatur gesucht habe, die mir gefallen könnte und nichts gefunden habe.


    Die Phase der parlierenden, selbstbezogenen Poplit war sicherlich ein Scheitelpunkt, wo miserable Texte als "Kunst" verscherbelt wurden. Sie spiegelt allerdings auch gesellschaftliche Phänomene wieder.


    Zitat

    Ah ja, ich dachte, wir wären noch bei On Writing.


    King stellt immer wieder die Behauptung auf, man dürfe die "anspruchsvolle" nicht über die "unterhaltende" Literatur stellen. Philipp Roth, Paul Auster, John Irving und viele andere hauen sich jedesmal sicher auf die Schenkel: Sie wollen ja ihren Anspruch unterhaltend unter die Leute bringen. King allerdings meint in der Tat, dass der "unterhaltende" Literatur ohne Anspruch derselbe Grad an Bewunderung zuerkannt werden müsse. Aber dann gibt es nur noch einen Maßstab für Qualität: Verkaufszahlen.
    Die allerdings werden vor allem durch Werbung und PR manipuliert.
    So geht das nun mal nicht. ;o)


    Zitat

    Das mit den Frauen verzeihe ich Dir großmütig. ;-)


    Ich ärgere mich selber darüber, aber irgendwie scheinen es irgendwo zwischen Autorinnen und Verlagen, und vielleicht sogar bei den LeserInnen einige für mich absonderliche Vorurteile gehegt und gepflegt zu werden, was und wie Frauen schreiben.
    Erwartet werden "Gefühle" (konkret: Herzschmerz!) oder Emanzipationsk(r)ämpfe. Nun bin ich allerdings zuerst Mensch und dann Frau - mich interessieren diese Sachen nicht und vor diesem Schwelgen im Emotionswortschatz graut mir - das trifft meine Selbstwahrnehmung überhaupt nicht.


    Zitat

    Abgesehen von einem einzigen Buch kenne ich keines davon und viele Autoren nichtmal dem Namen nach.


    Beuse hat den Roman zum Mennan Yapos erstem abendfüllenden Film Lautlos geschrieben, der jetzt in die Kinos kommt - der Trailer ist Klasse, ich hoffe der Film hält dieses Versprechen. Und wenn Beuse das Buch vergeigt hat, passt es wieder zum Thread! ;o)


    Frank Schätzing, den ich vergessen habe, ist übrigens der beste Beweis, dass man hierzulande Thriller schreibt, die dichter an der Realität sind als Dan Browns ebenso rasante wie hohle Verschwörungsspektakel. Was Schätzling schreibt, ist sprachlich gut, dramaturgisch überragend, und der Hintergrund hat Hand und Fuß!


    Zitat

    Hast Du (oder jemand anders) mal die Geschichten von Julia Schoch in Der Körper des Salamanders gelesen?


    Nein, aber offenbar lohnt es sich nicht wirklich. :o)


    Herzliche Sonntagsgrüße,


    Iris

  • Zitat

    Original von Iris
    Die Phase der parlierenden, selbstbezogenen Poplit war sicherlich ein Scheitelpunkt, wo miserable Texte als "Kunst" verscherbelt wurden.


    Sorry Iris, wenn sowas die Sprache deutscher Autoren ist, dann Danke und der Nächste bitte. Da ist's kein Wunder, wenn King populärer ist. Den verstehen die Leute eben. ;)


    Gruss,


    Doc

  • Den englischen Patienten fande ich in der Verfilmung auch um einiges besser, genauso wie " Das geisterhaus" von Isabell Allende, kann aber auch sein das ich noch zu jung war als ich das Buch gelesen habe. Herr der Ringe fand ich als Film sehr spannend, durch die Bücher habe ich mich hindurch gequält weil ich wissen wollte wie es zu ende geht....


    Hmm kurz dazu das deutsch keine schöne Sprache ist, ich kenne mich damit nicht so gut aus wie manch andere hier im forum, doch meiner Meinung nach kann man sich im deutschen wunderbar ausrücken, wir haben im Englisch Unterricht mal das Gedicht " Der Panter von Rainer Maria Rilke durchgenommen, im englischen endet es einfach mit " and dies " im deutschen aber " und hört im Herzen auf zu sein " ich finde das ist 1000mal besser ausgedrückt....


    So bis dann...

  • ich glaube schon, dass deutsch eine sprache ist, mit der man wunderbar vielfältig begebenheiten, gefühle, menschen beschreiben und ausdrücken KANN! deshalb regen mich gerade so plump übersetzte begriffe wie 'perfekte brüste' (auf jeder 3. seite von john grisham, wenn er eine schöne frau beschreiben will) auf, aber wahrscheinlich kann man das auch nicht besser, wenn die vorlage so beschissen ist. oder hat der übersetzer da künstlerische freiheiten?


    'fräulein smillas gespür für schnee' war nervig überdreht und effekthascherei.


    und endlich mal jemand, der bei dan brown meiner meinung ist! vielleicht sollte ich mir mal frank schätzing zu gemüte führen.


    Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Sorry Iris, wenn sowas die Sprache deutscher Autoren ist, dann Danke und der Nächste bitte. Da ist's kein Wunder, wenn King populärer ist. Den verstehen die Leute eben. ;)


    so schwer ist das doch garnicht!@doc - gib dir ein bissel mühe! ;)


    bo

  • @bo
    Ich geb' mir grundsätzlich Mühe - bin ja ein Kreis-mit-Pfeil-nach-oben, da lernt man das schon ganz früh, wenn man an die Mädchen ran will. :-)


    Nur solche Sätze, wie der von mir zitierte, kann ich nicht leiden. Das erinnert mich zu sehr an das Geschwätz aus irgendwelchen Kunstführern, die mit möglichst unverständlichen Worten beschmierte Pappkartons als "...neohilistische Reduktion der Konvergenz zwischen Realität und Abstraktion klitoraler Spasmen..." bezeichnen und damit die Leute für dumm verkaufen wollen. Es sind und bleiben nun mal beschmierte Kartons. :brain


    Aus deutscher ernstzunehmender Literatur wird durch Verwendung solcher und anderer Larifari-Bezeichnungen auch nicht mehr, als ein gedrucktes Buch. Und ob auf Büchern nun mal häufiger Stephen King oder Stefan Beuse draufsteht, entscheidet nun mal einzig und allein der Geschmack und damit die Kaufentscheidung der Leser. Da sind wir uns doch bestimmt alle einig. :-)


    Es ist und bleibt also Geschmackssache (wie ja Iris schon geschrieben hatte). Mehr müsste man/frau zu so einem Thema gar nicht hinzudichten.

    Ganz einfach verständliche Grüsse,


    Doc

  • Moin Doc und Bo! :o)


    Zitat

    Original von bogart
    ich glaube schon, dass deutsch eine sprache ist, mit der man wunderbar vielfältig begebenheiten, gefühle, menschen beschreiben und ausdrücken KANN!


    O ja, man kann.
    Es gibt eine inzwischen sehr verbreitete Haltung, die eine Art Fibelstil preist: kein Satz mit mehr als 10 Wörtern, SPO-Syntax, Adjektiv/Adverb-Tabu, Reduktion des Wortschatzes, Statements statt Beschreibungen/Schilderungen.
    Ich fühle mich bei solchen Texten vera####t! ;o)


    Zitat

    deshalb regen mich gerade so plump übersetzte begriffe wie 'perfekte brüste' (auf jeder 3. seite von john grisham, wenn er eine schöne frau beschreiben will) auf,


    Ich sitze bei solchen Statements immer da und frage mich: Was bitteschön sind "perfekte brüste"? Da hat doch jeder Mensch, ob Mann oder Frau, eine andere Vorstellung? Ist es das, was man meint, wenn man sagt, es sei wichtig, so viel als möglich der Phantasie der LeserInnen überlassen - Beliebigkeit?
    Was wird eigentlich der Phantasie überlassen? Doch nur unwichtige Äußerlichkeiten. Ansonsten wird man in den meisten dieser "Bestseller" wie eine Zuchtsau am Nasenring herumgeführt. Die meisten sind - abgesehen vom Fibelstil - strikt nach Lehrbuch und Reißbrett konstruiert. Wenn man das einmal durchschaut hat, langweilt man sich zu Tode.


    Zitat

    und endlich mal jemand, der bei dan brown meiner meinung ist! vielleicht sollte ich mir mal frank schätzing zu gemüte führen.


    Er ist gelegentlich etwas weitschweifig in seinen Erklärungen, aber das ist bei einem derart komplexen Thema auch nötig.
    Schade fand ich, dass die Aufgabe der Rettung des Planeten mal wieder denen übertagen wurde, die an der Schaffung neuer, wenig menschenfreundlicher ökologischer Gleichgewichte noch den fettesten Anteil haben - "Konzession an den Markt" nenne ich so was. Es geht wohl nicht völlig ohne.


    Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Sorry Iris, wenn sowas die Sprache deutscher Autoren ist, dann Danke und der Nächste bitte. Da ist's kein Wunder, wenn King populärer ist. Den verstehen die Leute eben.


    Lieber Doc, ich habe nicht ganz verstanden, ob deine Bemerkung auf die Poplits zielte oder auf mein Sätzchen. ;o)
    Wenn ersteres, stimme ich dir zu, auch wenn Stuckradt-Barre & Co. natürlich auch als Zeitgeistphänomen gesehen werden müssen: der Yuppi-Bohemien in seinem Biotop. ;o) Aber für weitergehende soziologische Studien fand ich die Herren nie interessant genug. :o)


    Franz Schulz (Morbus Fonticuli) hingegen hat mich seinerzeit wirklich überzeugt: Da ist jemand, der bravourös erzählen kann, weitschweifig, verspielt, derb, grotesk, nachdenklich, jemand, der alles tut, was einem die "Schreiblernbücher" von Sol Stein, James Frey & Co. verbieten, der mit allen Konventionen bricht, dem man gerade deshalb stundenlang zuhören möchte, über den man sich ausschütten kann vor Lachen - ein zeitgenössischer Schelmenroman, den merklich ein Mann aus der Perspektive eines Mannes schreibt. Herrlich!


    Herzliche Grüße,


    Iris

  • Zitat

    Original von bogart
    und endlich mal jemand, der bei dan brown meiner meinung ist! vielleicht sollte ich mir mal frank schätzing zu gemüte führen.


    Hi Bo,
    mach das mal, lies Schätzing und schreib auch mal ein paar Zeilen zum Buch. Leider scheine ich bis jetzt die einzige zu sein, die das Buch gelesen hat. Siehe Beitrag:

  • Hallo Iris,


    mir ist der Begriff "Ironie" durchaus wohlvertraut. Ich hoffe, dass man das auch dem einen oder anderen meiner Beiträge hier im Forum entnehmen kann. :-)


    Im Zusammenhang mit dem von mir als Beispiel zitierten Satz von Dir, konnte ich leider keinen ironischen Zusammenhang herstellen. Da hätte mir persönlich ein Smily schon viel weitergeholfen. Wenn's also Ironie war, dann schmunzle ich gerne nachträglich noch darüber. :-)


    Was ich aber nicht nachvollziehen kann ist, mit welcher Freude anscheinend manche Leute Literatur egal welcher Gattung, sezieren zu versuchen. Da wird dann mit allerlei Firlefanz-Begriffen um sich geworfen, damit es den seriösen Charakter solch einer Analyse mehr Glanz verleiht. Sowas nenne ich "für dumm verkaufen".

    Wo ich die berechtigte Kritik bei unserer Diskussion um historische Fakten in Romanen ja noch nachvollziehen kann, so fehlt mir bei Romanen, die wirklich nur eines wollen - nämlich unterhalten, dafür einfach das Verständnis. Aber anscheinend ist das hauptsächlich ein Problem der "ernstzunehmenden" Autoren und Kritiker, die mit dem kommerziellen Erfolg reiner Unterhaltungsautoren nicht klarkommen. Das Erfolg auch neidisch macht müssen wir ja nicht explizit ausdiskutieren. Neid ist menschlich und wird dann eben gerne hintenherum mit Kritik vermengt, denn Kritik ist ja jedem erlaubt und somit anscheinend nicht angreifbar.


    Um nicht falsch verstanden zu werden: das beziehe ich nicht auf Dich Iris. Dazu kenne ich Dich, Deine Arbeit und Deine bisherigen Forumsbeiträge viel zu wenig, um das allen Ernstes beurteilen zu können. Mir ging es nur grundsätzlich um die Art und Weise, wie Bücher und Autoren besprochen werden. Da ist mir eine klipp und klare Aussage (langatmig, unlogische Handlung, hölzerne Dialoge, etc.) allemal lieber, als das Pseudo-Geschwafel aus einem Literatur-Leistungskurs.


    Gruss,


    Doc

  • Bei der intendierten Realisierung der linguistischen Simplifizierung des regionalen Idioms resultiert die Evidenz der Opportunität extrem apparent, den elaborierten und quantitativ opulenten Usus nicht assimilierter Xenologien konsequent zu eliminieren!


    Für alle, die es lieber weniger pseudo-gelehrt und schwülstig mögen, die Übersetzung:
    Zur Vereinfachung der Muttersprache erscheint es sehr sinnvoll, nicht so viele schwierige Fremdwörter zu benutzen.


    :] :] :] :]

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Alice
    Für alle, die es lieber weniger pseudo-gelehrt und schwülstig mögen, die Übersetzung:
    Zur Vereinfachung der Muttersprache erscheint es sehr sinnvoll, nicht so viele schwierige Fremdwörter zu benutzen.


    Wenn man als Autor allerdings nach Wortanzahl bezahlt wird, dann sollte man die pseudo-gelehrte Variante nehmen. ;) Das gibt mehr Kohle! Auch wenn's hinterher keiner mehr lesen mag.


    Gruss,


    Doc


    PS: Du bringst es aber genial auf den Punkt, Alice. :-)

  • Hallo Doc!


    Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Im Zusammenhang mit dem von mir als Beispiel zitierten Satz von Dir, konnte ich leider keinen ironischen Zusammenhang herstellen.


    Kann man vielleicht auch nicht, wenn man sich diese Schwätzer nicht antut. ;o)


    Zitat

    Was ich aber nicht nachvollziehen kann ist, mit welcher Freude anscheinend manche Leute Literatur egal welcher Gattung, sezieren zu versuchen. Da wird dann mit allerlei Firlefanz-Begriffen um sich geworfen, damit es den seriösen Charakter solch einer Analyse mehr Glanz verleiht. Sowas nenne ich "für dumm verkaufen".


    Das ist jetzt echt Blödsinn! ;o)
    Wenn ich mich recht entsinne, dann bist du Mediziner. Und ihr Mediziner habt - ebenso wie Juristen, WiWis und andere Spezialisten - euer eigenes Vokabular, vor dem jeder Normalsterbliche ratlos im Boden versinkt.
    Dieses Vokabular verschafft euch häufig Distanz, der Patient resp. seine Angehörigen sind eingeschüchtert und stellen keine weiteren Fragen, die den Arzt in Zeit- oder Erklärungsnot bringen könnten. ;o)
    Aber was das Wichtigste ist: Es handelt sich um eine international verständliche Standardisierung. Jeder Arzt in aller Welt weiß, worum's geht, wenn jemand den Begriff os xiphoideum im Munde führt (und knapp oberhalb vom "Sonnengeflecht").


    Warum sollte das, was bei Naturwissenschaftlern, Juristen, WiWis und anderen Disziplinen sinnvoll ist, bei Geisteswissenschaftlern arrogantes Geschwätz sein? Das kapier ich nun wirklich nicht. ;o)

    Zitat

    Aber anscheinend ist das hauptsächlich ein Problem der "ernstzunehmenden" Autoren und Kritiker, die mit dem kommerziellen Erfolg reiner Unterhaltungsautoren nicht klarkommen. Das Erfolg auch neidisch macht müssen wir ja nicht explizit ausdiskutieren. Neid ist menschlich und wird dann eben gerne hintenherum mit Kritik vermengt, denn Kritik ist ja jedem erlaubt und somit anscheinend nicht angreifbar.


    Nochmal Blödsinn!
    Es geht nicht um Neid. Es ist ein Ärgernis, wenn Konsumenten bewusst verarscht werden.
    Wie immer, wenn es um Geld geht. ;o)


    Herzliche Grüße,


    Iris

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Wenn man als Autor allerdings nach Wortanzahl bezahlt wird, dann sollte man die pseudo-gelehrte Variante nehmen. ;) Das gibt mehr Kohle! Auch wenn's hinterher keiner mehr lesen mag.


    Und wieder Blödsinn! ;o)
    Die dicksten Brummer stammen meistens (!) von Autoren, die sprachlich nicht über den Dreiwortsatz rauskommen und krude Märchen verzapfen.
    XXXL-Cheeseburger eben. ;o)
    Zähl mal nach!


    Iris

  • Zitat

    Original von Iris
    Wenn ich mich recht entsinne, dann bist du Mediziner.


    Ich bin alles andere, als Mediziner. :-) Allenfalls Rockstar und Herzspezialist, wenn man so will.

    Zitat

    Warum sollte das, was bei Naturwissenschaftlern, Juristen, WiWis und anderen Disziplinen sinnvoll ist, bei Geisteswissenschaftlern arrogantes Geschwätz sein? Das kapier ich nun wirklich nicht. ;o)


    Dann will ich Dir gerne auf die Sprünge helfen.
    Wir sind hier genausowenig auf einem internationalen Fachärztesymposium zum Thema os xiphoideum, wie wir uns im Hörsaal einer Akademie für Literaturwissenschaften befinden. Wir sind alle ganz normale Menschen, manche mit Studium, manche ohne. Die eine mag Rechtsanwältin oder Schülerin sein, der andere von mir aus bei der Müllabfuhr - das tut Nichts zur Sache. Man sollte dort mit "seiner" Sprache sprechen, wo es Not tut. Ansonsten würde Deutsch, zumindest hier im Forum, vollkommen ausreichen. Jetzt kapiert? ;)


    Gruss,


    Doc

  • Holt die Feldhaubitzen heraus.


    Ich bin gerne bereit mein Grundstück als Schlachtfeld bereit zustellen.


    Tschüß Micha !!!


    Kann man mal wieder auf die Buchverfilmungen zurückkommen.

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Wo ich die berechtigte Kritik bei unserer Diskussion um historische Fakten in Romanen ja noch nachvollziehen kann, so fehlt mir bei Romanen, die wirklich nur eines wollen - nämlich unterhalten, dafür einfach das Verständnis. Aber anscheinend ist das hauptsächlich ein Problem der "ernstzunehmenden" Autoren und Kritiker, die mit dem kommerziellen Erfolg reiner Unterhaltungsautoren nicht klarkommen. Das Erfolg auch neidisch macht müssen wir ja nicht explizit ausdiskutieren. Neid ist menschlich und wird dann eben gerne hintenherum mit Kritik vermengt, denn Kritik ist ja jedem erlaubt und somit anscheinend nicht angreifbar.


    Heisst das: romane dürfen anspruchslos sein, solange sie kommerziell ein erfolg sind?


    ich kann mir vorstellen, dass autoren, die an ihrer eigenen arbeit einen etwas höheren massstab (sind da 3 s richtig?) anlegen, schon mal verärgert sind, wenn sie erfahren, mit welchen mist andere ihr geld verdienen. aber deshalb darf sich erstmal jeder kritisch über inhalt und schreibstil äussern. auch die autoren selbst - und es bleibt ja ihnen überlassen, mit ihren eigenen arbeiten zu überzeugen.


    aber wir leben nun mal in einer zeit, wo die masse des publikums mit leicht verdaulichen und seichten unterhaltungshäppchen gefüttert werden will. da hat der anspruchsvolle autor pech! und abgesehen von einer kleinen fangemeinde wird ihm keiner seine mühen danken...


    es gibt da einen grundsatz: das beste ist immer einfach! das gilt für mich als gradmesser in den naturwissenschaftlichen fächern, die ich an der uni (nicht gleich bis zum diplom) besucht habe - und auch in literatur.


    selbst komplizierteste vorgänge in der physik kann man didaktisch so aufbereiten, dass dies (fast) jeder versteht. ich hatte oft das gefühl, dass sich profs hinter unverständlichen verklausulierungen verstecken, weil sie vor entlarvenden fragen angst hatten.


    aber es gibt noch einen unterschied zwischen klarer, verständlicher sprache und sinnentleerter (ergo: anspruchsloser) primitver unterhaltung, die auch mich als leser verärgert - und nicht nur den neidischen autoren.


    ich langweile mich einfach, wenn - wie bei dan brown - die gute frau zum 20. mal 'zu tode erschrocken' schaut und 'zittert' oder er zum 47. mal mitleid mit ihr bekommt. (nagelt mich nicht darauf fest - das ist schon wieder monate her) . das ist trotz fesselnder geschichte einfach an schlichtheit nicht mehr zu überbieten.
    noch schlimmer wird's, wenn die geschichte an für sich noch plump ist. ich mag nun mal vielschichtige erzählungen, wo sich die helden auch ein wenig entwickeln.




    also ist und bleibt meckern ein gutes recht für jeden! egal, wie gut etwas verkauft wird...


    bo

  • Hallo Bogart,


    Zitat

    ich langweile mich einfach, wenn - wie bei dan brown - die gute frau zum 20. mal 'zu tode erschrocken' schaut und 'zittert' oder er zum 47. mal mitleid mit ihr bekommt. (nagelt mich nicht darauf fest - das ist schon wieder monate her) . das ist trotz fesselnder geschichte einfach an schlichtheit nicht mehr zu überbieten.


    Du kannst dich hundert mal ärgern darüber, das ist dein gutes Recht, aber müssen denn alle 1 Million Leser, oder was weis ich wie viele, sich deine Meinung anschließen und dieses Buch verteufeln - obwohl es ihnen eigentlich gut gefallen hat?



    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Zitat

    Original von bogart
    ich langweile mich einfach, wenn - wie bei dan brown - die gute frau zum 20. mal 'zu tode erschrocken' schaut und 'zittert' oder er zum 47. mal mitleid mit ihr bekommt.


    Um das ging es bei der Diskussion ja gar nicht.
    Mir ging es um das mit Fachbegriffen versetzte Pseudo-Geschwafel, dass (Kunst-)Kritiker immer wieder gerne verwenden, um irgendeinen abstrusen Zusammenhang darzustellen und ihre Schreibe damit aufzumotzen. Was manche Autoren in ihren Romanen anstellen, davon wollte ich jetzt gar nicht reden.


    Gruss,


    Doc