Über die Autorin
Lore Segal wurde 1928 in Wien geboren und flüchtete 1938 mit einem Kindertransport nach Großbritannien, wo sie bei verschiedenen Pflegefamilien aufwuchs. Von 1945 - 1948 studierte sie englische Literatur und übersiedelte 1951 in die USA, wo sie den Verleger David Segal heiratete. Seit 1968 lehrt sie Creative Writing und Englisch an verschiedenen amerikanischen Universitäten. Seit 1959 veröffentlicht sie Artikel, Kurzgeschichten, Kinderbücher und Romane, die mehrmals ausgezeichnet wurden.
Inhalt
Im Dezember 1938 verlässt Lore, ein 10-jähriges jüdisches Mädchen, Wien auf einem Kindertransport. In den nächsten 7 Jahren wird sie bei verschiedenen Gastfamilien in GB aufwachsen und ihre Eltern erst sehr spät wiedersehen.
Lore macht während ihres Exils eine entscheidende Erfahrung: Ihr Leben ist zwar gerettet, doch mehr Gewissheiten wird es für sie nie mehr geben. Ein autobiographischer Roman voller Selbstironie, Traurigkeit und Humor und ein bewegendes Zeitdokument.
Meine Meinung
Nein! Das Buch ist weder voll von Selbstironie, noch von Traurigkeit und Humor konnte ich schon gleich gar nicht finden.
Die Geschichte von Lores Leben ist an und für sich bewegend: aus Österreich gelingt ihr und ihren Eltern auf getrennten Wegen die Flucht vor den Schikanen und der Verfolgung durch die Nazis. Einem Teil der Familie gelingt ebenfalls die Flucht, so daß die große Familie sich auf verschiedenen Kontinenten niederläßt. Ein tragisches Schicksal und dennoch hatte Lores Familie mehr Glück als so viele andere Familien ihrer Generation: vergleichsweise vielen von ihnen gelang die Flucht vor den Nazis.
Doch das Buch hat mir nicht besonders gut gefallen. Lore ist mir beinah das ganze Buch durch unsympathisch. Sie ist einfach komisch, von Kind auf. Erst kann man ihr irrationales Verhalten ja noch auf die schlimmen Umstände schieben - ein Kind, das mit 10 Jahren ganz ohne Eltern zurecht kommen muß, hat es nicht einfach.
Aber Lore wird zum Teenager und wird erwachsen und wird einem einfach nicht sympathischer. Sie benimmt sich immer noch seltsam, hat nicht nachvollziehbare Gedankengänge und ist einfach ein komischer Mensch.
Auch das Buch selbst, in dem die Autorin ja ihr eigenes Leben schildert, kann das interessante Thema nicht wirklich einfangen. Ich finde die Schilderung der Ereignisse leblos, eindimensional und überhaupt nicht berührend.
Was mich auch nervt ist, daß die Autorin immer wieder mal in Rückblenden verfällt, ohne dies "kenntlich" zu machen. So lebt im einen Absatz Lores Vater nicht mehr und zwei Seiten weiter tut er es doch noch.
Ich gebe zu, das Buch hat mich enttäuscht. Ich habe schon mehrere andere Biographien aus dieser Zeit gelesen, die mich betroffen zurückgelassen haben, wütend gemacht haben oder trotz allem zum Schmunzeln gebracht haben. Dieses Buch nicht. Ich war einfach nur froh, es fertig zu haben und kann es daher auch nicht weiter empfehlen. Schade - die Thematik hätte wirklich mehr hergegeben.
So aber ist mein Tipp, lieber was anderes zumselben Thema zu lesen. Naja, wenigstens war es nur ein Wühltischfund für 2 EUR.