Es begann im Buchladen Teil1 + Teil 2

  • Diesen Text habe ich vor ca vier Jahren geschrieben. Jetzt bei, bei der Wegbeschreibung für die Lesung voon Nudelsuppe (siehe dort) kam mir die Idee, diesen Text hier hereinzustellen. Müßte sicher überarbeitet werden, bin jedoch gespannt auf Eure Meinungen
    andermann


    Hatte zu Beginn den Prot keinen Namen gegeben (nur SIE und ER) das ist jetzt geändert


    Im Original sind es 45 Buchseiten - ich lese so etwas immer "auf Papier", also ausgedruckt, Der 2. von insgesamt 4 Teilen steht weiter unten



    Es begann im Buchladen


    Missmutig trat Inga aus dem Bahnhof heraus. Auch das noch! Nur weil sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie das Geschenk für Herrmann nun kaufen sollte oder nicht, hatte sie den Zug verpasst. Oder hatte sie vielleicht doch vorhin an dem Laden, vor dem sie immer stehen bleibt, sich die Auslagen sehr genau und - zugegeben - ein wenig begehrlich anschaut, in den sie aber noch nie hinein gegangen war, hatte sie dort zu lange in die Auslage geschaut? Sonst hatte der Zug ganz oft Verspätung, aber heute? Ausnahmsweise war er pünktlich abgefahren.


    Was nun? Wie sollte sie die Zeit bis zum nächsten Zug vertreiben? Dann dieses Wetter! Immer das gleiche Wetter, jedes Jahr die gleiche Stimmung in dieser Woche nach dem ersten Advent: Die feuchtgrau grieselige, schwermütig hängende Negativstimmung des Novembers kämpfte gegen die aufgepfropfte mit den Jahren immer grellbunter fröhlich gemachte Einkaufs-Geldausgebstimmung der Tage nach dem ersten Advent. Und jetzt noch auf den nächsten Zug warten.


    Vor dem Bahnhof hatte man ein paar Buden aufgestellt: Wiener Mandeln, Schmalzkuchen, Bratwurst, Kartoffelpuffer und natürlich Glühwein! Hinten an der Ecke ein Karussell - liebenswert altmodisch, aber trotzdem - hier würde sie sich die Zeit nicht vertreiben können. Dazu war das Wetter noch zu sehr nach ungemütlich feuchtkaltem November und nicht nach klirrend-kalter Schneeriesel-Vorweihnachtszeit.


    Dazu die ersten Glühweinleichen, aufgesperrte Mäuler, die bestimmt schon alle ihr Mittagessen hinuntergeschlungen hatten und jetzt - sozusagen als Zwischenmahlzeit - die ungesunden Extra-Weihnachtsportionen in sich hinein stopften: Am Karussell die „noch mal, noch mal“ quengelnden Kinder mit ihren Müttern, die entgegen jedem Erziehungsvorsatz Münze für Münze aus ihrer Börse zogen, nur um der Ruhe willen.


    Nein, hier wollte sie sich die Zeit nicht vertreiben und schon gar nicht totschlagen. Dort vorne, rechts in der Hauptstraße, dort war doch das schon beinahe historisch zu nennende Cafe, in dem sie damals in den beiden letzten Schuljahren oft mit ihren Freundinnen gesessen hatte, stundenlang mit einem Kaffee, vielleicht ein Wasser oder eine Cola. Ihr letzter Besuch lag sicher zehn, vielleicht fünfzehn Jahre zurück, als sie damals mit Herrmann den Heimweg gemeinsam machen wollte und er aufgehalten war. Termine! Termine!


    Inga lenkte ihre Schritte in die Hauptstraße. Eigenartig, in all den Jahren war ihr nicht aufgefallen, dass die Bäume, die nach dem Kriege neu gepflanzt worden waren und damals in ihrer Schulzeit bereits eine beträchtliche Größe hatten, offensichtlich dem Bau der U-Bahn zum Opfer gefallen waren. Wo war dieses Cafe? Dort neben dem Kaufhaus, ungefähr auf der Mitte bis zur nächsten Kreuzung, da war es. Sie wusste es ganz genau, denn einmal hatte sie damals - eines der wenigen Male, dass sie das Auto vom Vater ausleihen durfte - dort hatte sie damals einen Parkplatz gefunden, genau vor der Tür. Sie ging einige Schritte weiter: Das chrom- und glasglänzende SB-Terminal einer Bank, einige Schritte zurück: Die Verkaufstheke einer Bäckereikette.


    „Entschuldigung, können Sie mir sagen, wo das Cafe K. ist“ fragte INGA eine der Verkäuferinnen. „Bittää?“, war die Antwort. Hier war also auch keine Antwort zu erwarten. Inga drehte sich um und wurde von einer älteren Dame angesprochen: „Cafe K? das ist doch schon vor Jaahren abgerissen worden! Stand hier! Genau hier! All diese schönen alten Erinnerungen! Wo sind sie hin?“


    Genervt, beunruhigt von der Situation gingen ihre Augen die Straße auf und ab. Fünfzehn Minuten waren schon vorbei. Zehn Minuten bis zum Bahnsteig! Für ein gemütliches Sitzen in einem Cafe blieb keine ausreichende Zeit mehr. Da! Eine Stelltafel auf dem Pflaster: „Espresso, Cappuccino, Cafe au lait, Milchkaffee“, dazu der Name einer italienischen Espressomarke und weiter: „Buchhandlung Schmock, 2. Etage.


    Einen Moment hielt sie inne: Buchhandlung Schmock! Beinahe das ganze Leben war sie ein-, zwei- oder auch mehrmals im Jahr in dieser Buchhandlung gewesen. In ihrer Schulzeit kaufte „man“ die Schulbücher hier, ihre Oma hatte damals nach dem Krieg die Trotzkopfbücher hier bezogen, sie selbst später die Courths-Mahler, die sie heimlich lesen musste, dann noch später Francoise Sagan - wie hieß dieses Buch doch noch? -, der junge Deutschlehrer in ihrer Abiturklasse hatte es hinter vorgehaltener Hand empfohlen - dann, in den Jahren in denen ihre eigenen Kinder aufwuchsen all die Kinderbücher, die jetzt gut verpackt auf dem Boden lagerten und auf die Enkelkinder warteten. Vielleicht?


    Bis vor einigen Jahren hatte sie noch regelmäßig ein Buch für Herrmann erstanden. Aber der sah sich diese Bücher gerade noch Weihnachten an, dann standen sie im Bücherregal. Weitgehend ungelesen. Deshalb war sie lange nicht mehr in dieser Buchhandlung gewesen. Ja, jetzt hatte sie Lust! Lust auf einen Cappuccino im Cafe „Buchhandlung Schock, 2. Stock.





    Öde dieser Nachmittag! So nutzlos vertan! Dabei hatte Wolf sich extra einen Nachmittag frei genommen, um in Ruhe nach einem Geschenk für Magdalena zu suchen. Es war aber auch wirklich schwierig! Zum einen ihre streng ökologisch, beinahe puristisch gewordene Lebenseinstellung und dann: Immer sagte sie, sie brauche nichts. Aber als er das einmal ernst genommen hatte, war es auch nicht recht. Einige Tage hatte sie damals geschmollt.


    Und jetzt irrte er ziellos in der um diese Jahreszeit immer so öden Stadt umher. Zwar war der erste Advent gewesen, überall war die Weihnachtsdekoration und -Beleuchtung angebracht, aber es war ungemütlich, nasskalt und... überhaupt. Er war unzufrieden, unzufrieden mit sich selbst, unzufrieden mit seinem Leben, unzufrieden mit... eben unzufrieden mit allem.


    Missmutig durchstreifte er die Straßen, auf der Suche nach irgendetwas. Nur er wusste nicht, was er suchte. Somit war es auch höchst unwahrscheinlich, dass er es finden würde. Eine Bratwurstbude: seine Augen sagten ja, sein Magen nein. Ein Glühweinstand: sein Magen sagte ja, schön warm, sein Führerschein warnte, du musst noch fahren. Eine Schmalzkuchenbäckerei: seine Augen sagten ja, sein Magen auch aber seine Hände warnten, pass auf, der Puderzucker auf deinem Anzug. Diese Fress- und Saufbuden in der ganzen Stadt - eigentlich war das nicht sein Fall!


    Einzig die Dame vorhin - oder konnte er in diesem Falle sagen: die Frau? - die Dame, die vorhin gleichzeitig mit ihm die Auslagen in einem Geschäft betrachtet hatte, so in sich gekehrt, wie sie dort gestanden hatte, sie war eine wahre Augenweide. Wolf hatte sie so über die Ecke aus dem Geschäftseingang durch die Scheiben betrachtet, wie sie begehrlich die ausgestellten Sachen betrachtete, aber dann doch, offensichtlich schweren Herzens weiter bummelte.


    Nein, er würde unverrichteterdinge nach hause fahren, würde abwarten müssen, bis Magdalena irgendeine Bemerkung fallen lassen würde, ob und welchen Gegenstand er ihr zu Weihnachten schenken sollte. Nein er war nichtzufrieden!


    Er blickte auf die Uhr. Wenn er jetzt nach hause fahren würde, käme er zu früh. Es gäbe Erklärungsbedarf. Magdalena würde genau fragen, was er wo gemacht habe, warum er heute das Büro früher verlassen konnte, warum er nicht dies auch noch erledigt habe und jenes auch noch, sie hätte schließlich auch noch Besorgungen, die hätte er doch auch erledigen können! Immer die gleiche Litanei! Jetzt noch in Ruhe einen Kaffee oder besser einen Cappuccino, eine Zeitung dazu - dann würde der Tag schon etwas besser aussehen und der Abend würde verträglich eingeleitet werden.


    Aber wo? Wolf blieb stehen, drehte sich um, blickte die Straße zurück, ging aber trotzdem rückwärts in die bisherige Richtung weiter. Ein Stoß durchfuhr ihn, ein schepperndes Metallgeräusch. Da! Vor ihm: Eine Stelltafel auf dem Pflaster: „Espresso, Cappuccino, Cafe au lait, Milchkaffee“, dazu der Name einer italienischen Espressomarke und weiter:
    „Buchhandlung Schmock, 2. Etage. Beinahe hatte er das Schild umgeworfen. Na das war doch genau das, was er suchte, in Ruhe Kaffee schlürfen und dazu ungestört Zeitung lesen. Wie schnell die Welt doch freundlich aussehen konnte!





    Inga trat in den Laden ein. Schwer musste sie die Pendeltür aufdrücken. Wie oft war dieser Eingang in den letzten Jahrzehnten schon umgebaut worden? Geräuschlos schloss sich die Tür hinter ihr. Ganz schnell tauchte sie ein in diese wunderbunte Welt, deren eigentliches Wesen nur aus Schwarz und Weiß bestand, aber sich so bunt darstellte, wie es weder Kino noch Fernsehen schafften. Diese Vielfalt, die doch geordnet war und doch wieder in der Ordnung Raum ließ für viele Gedanken, für Erinnerungen, für Träume und auch für Sehnsüchte.


    Gleich vorn links, die Großbildbände. Inga lächelte. Etwas für die Leute, die Last Minute Geschenke brauchten. Oft teuer, aber wie oft hatte sie gesehen, dass diese Bücher zu den anderen im Bücherschrank gestellt worden waren, ungelesen. Auch bei Herrmann war das so, wenn sie dann nicht gewusst hatte was sie ihm schenken sollte.


    Daneben, die Bücher über die Stadt: ein ganzes Kaleidoskop. Da war der alte Fotograf der Zeitung - schwarzweiße und bunte, wichtige und überflüssige, heitere und traurige, rührende und beschreibende Bilder aus fünf Jahrzehnten. Der Lokalpolitiker, der so groß herauskommen wollte und jetzt hier seine Geschichte verkaufen wollte, der Geschichtenerzähler, der bei allen lokalen Festen versuchte ein Engagement zu bekommen. Dann wieder die Bildbände: Die Stadtentwicklung im Mittelalter, die Residenzstadt, die Stadt im Kaiserreich, Stadtentwicklung nach den Trümmern des Krieges, die Messestadt, die gesamte Palette.


    Hier die Bilderbücher für die Kleinsten. Oder für die Ältesten? Auffällig viele Kunden im Rentenalter blätterten sich durch das Regal - Geschenk für die Enkel? Oder besser für sich selbst? Vorlesestunde mit dem Enkelkind? Ja, diese Generation kann das noch! Ob sie es selber können würde? Die Frage brauchte im Moment nicht beantwortet zu werden. Enkelkinder waren nicht in Sicht.


    In der Mitte um einen Pfeiler all die Koch-, Back- und Cocktailbücher -Rezepte aus aller Herren Länder. Ein wenig hochmütig konnte sie schon lächeln. So etwas brauchte sie nicht! Hatte sie tatsächlich einmal eine Idee nötig, fand sie ausreichend Anregungen in der wohlgeordneten Rezeptsammlung, die sie sich aus Zeitungen, Zeitschriften oder aus mitgeschriebenen Rezepten, die im Radio oder Fernsehen angeboten wurden, angelegt hatte.


    Ein paar Schritte weiter: fremdsprachige Bücher - englisch, französisch, spanisch. Einige Jahre hatte sie diese Mode auch mitgemacht: Texte im Original lesen! Aber dann hatte sie aufgegeben, zu schwierig! Aber hier! Russisch, Polnisch, wer kauft so was?


    Noch ein paar Schritte weiter! Was war hier? Aber war sie nicht eigentlich wegen eines Kaffees gekommen? Zwei Panoramalifte führten nach oben. Sie stieg ein: Cappuccino im Cafe Schmock, 2. Etage. Lautlos rauschte der Aufzug nach oben.





    Wolf trat auf die Tür zu. Geisterhände öffneten sie. Die gleichen Hände schlossen sie hinter ihm, um sie sofort wieder zu öffnen: der nächste Kunde. Ein Blick nach links: Bildbände, Lokales, Bilder- und Kochbücher, Fremdsprachen - all das interessierte ihn nicht. Im Souterrain: früher konnte man dort Schallplatten anhören, erst die78er, dann die 45er, später die LPs - stundenlang hatte er sich Platten auflegen lassen, Jazz, die Greco, später die Beatles.


    Seit ungefähr zehn Jahren gab es dort unten CDs und seit kurzer Zeit DVDs. Selbstbedienung, nicht mehr die freundliche Verkäuferin mit dem süßen Lächeln. Nein, da war es nicht mehr so gemütlich, wie damals.

    Er lenkte seine Schritte geradeaus - Technik und IT. Die technische Fachliteratur! Damals, Ende der fünfziger, damals war er noch auf der Höhe der Technik. Tonbandgeräte und elektromechanische Schaltungen, das hatte er noch verstanden. Aber heutzutage? Die Sachen waren viel zu kompliziert geworden. Einführung in Computerprogramme, das würde er ja noch verstehen, wenn er sich dahinter klemmen würde, aber dieser ganze CD und DVD Kram: Wer konnte sich da auskennen?


    Wolf lenkte seine Schritte über eine Treppe in die erste Etage. Hier in einem hinteren Raum: das interessierte ihn schon mehr! Science Fiction und Fantasy! Obwohl? Science Fiction? Da musste man auch eine Menge technischen Sachverstand haben, den hatte er nicht. Dann doch lieber Fantasy! Harry Potter - alle Ausgaben. Wenn er doch nur Zeit zum Lesen hätte! Herr der Ringe! Er blieb stehen, griff eines der vielen gleichen Bücher, blätterte darin, las sich fest, der Kaffee war vergessen!






    1. Etage: der Aufzug hielt, die Tür öffnete sich. Warum? Inga wusste es nicht. Sie trat hinaus. Warum? Sie wusste es nicht. Dort hinten! Reclam! All die Mühen der Schulzeit. Ein Lächeln: Königs Erläuterungen! Damit war der Deutschunterricht im Gymnasium doch erträglicher geworden! Ein paar Schritte weiter: Liebesromane. Sie blieb stehen. Warum? Sie wusste es nicht. Wahllos griff sie nach einem der bunten Buchrücken. Warum? Sie wusste es nicht. Jahrelang - oder waren es Jahrzehnte - hatte sie solche Bücher nicht mehr in die Hand genommen. Warum nicht? Sie wusste es! Wollte es sich aber nicht eingestehen!


    Sie blätterte, las hier einige Zeilen, dort einen Absatz, setzte die Tasche und die Plastiktüten ab, las weiter, eine ganze Seite, eine weitere, der Stoff hatte sie gefangen. Warum? Sie wusste es! Einsamkeit, Sehnsüchte, unerfüllte Sehnsüchte! Trotzdem! Unbewusst vollzog ihre freie Hand das nach, was ihre Augen gerade aufnahmen, dem Gehirn meldeten, was dort in ihrem Kopf umgesetzt wurde.




    [I]Leider läßt das Forum nur 15000 Zeichen zu (Ist auch i O) Besteht Int, die Geschichte weiter zu lesen?[ dann würde ich hier 4 Stücke -insgesamt 56000 Zeichen- einstellen. Oder gibt es eine andere Möglichkeit? andermann/I]

    Alles kann, nichts muß
    Ein Lächeln kommt immer zurück

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  • andermann
    Die exzessive Verwendung von SIE und ER halte ich für vollkommen überflüssig. Mich stört das immens im Lesefluß. Das und einige andere Schnitzer gehören mMn definitiv überarbeitet.
    Wahrscheinlich kann man aus der Ausgangssituation eine recht interessante Geschichte entwickeln, allerdings packt das bisher Geschilderte zu wenig, plätschert so lala vor sich hin. Bei zig Sätzen und Absätzen juckt es mich geradezu in den Fingern umzustellen, zu kürzen und unnötige Schwafelei zu entfernen. Es sind gute Ansätze vorhanden, aber das Ding gehört schlichtweg entzerrt und kräftig entstaubt.


    Vielleicht solltest Du Dir auch überlegen Deinen Figuren statt "Sie" und "Er" richtige Namen zu geben. Dazu muss man nicht einmal die Erzählperspektive wechseln, könnte das sozusagen aus einer Erinnerung an einen Dialog einflechten.


    Gruss,


    Doc

  • Ich Will Mehr!!!!!!!!! Erzähl Weiter!!!!!! Bitte!!!!




    Des einzige was MICH gestört hatt war des:ER und des:SIE.
    Namen umschreiben Personen so wirkt das so steril(verzeiht meine Rechtschriebung)


    Aber eine sehr schöne Geschichte erzähl weiter!!


    Mensch Doc musst du immer schneller sein?

    "Rettet Robert- bewahrt den kleinen Robert nur als kleine Nebenrolle zu enden"
    (Rubinrot- Kerstin Gier) Macht mit! :lache

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von deny ()

  • Andermann, ohne dich frustrieren zu wollen, aber auch mich hat die Schreibweise von "sie" und "er" in Kapitalien ungemein genervt, zumal sie mir rein willkürlich und ohne jegliche Notwendigkeit erscheint. Ich bin ausgestiegen, weil diese Schreibweise mich die Geschichte nicht mehr unvoreingenommen lesen läßt. Man fängt an, Korinthen förmlich zu suchen. :grin


    Offen gestanden, verstehe ich wirklich nicht, wozu die besondere Markierung durch ein Schriftbild gut sein soll. Wie soll das klingen? Lauter? Höher?

  • Genau....


    ich habe den Text auch nicht zu Ende gelesen...ich habe versucht, das "SIE" und "ER" zu betonen, ergab aber irgendwie keinen Sinn...


    Sei mir nicht bös´, andermann...

  • Hallo doc, Iris und Saphira,


    Habe wie gesagt, die Geschichte seit 3 Jahren nicht mehr angefaßt. Sie war sozusagen mein Erstlingswerk.


    Die Sache mit SIE und ER hatte ich mir damals als besonderen Gag überlegt, sie ist auch bei anderen mit Schreiberfahrung nicht so gut angekommen. Andererseits haben Hobbyleser diese Art sehr gelobt.
    Wenn ich die gesamte Geschichte hier hereinstellen werde, werde ich den Personen einen Namen geben.


    deny: falls die Stora hier nicht weiter veröffentlicht wird, finden wir einen Weg, sicher


    andermann

  • Namen sind nicht zwingend erforderlich. Haruki Murakami hat mehrere Romane geschrieben, in denen wichtige Personen keine Namen tragen. :grin


    Ich glaube nicht, daß so etwas bei Lesern wirklich ankommt. Bei Hobbyautoren hingegen gibt es erfahrungsgemäß eine Menge sonderbarer Vorlieben. Meist wird versucht, damit originell zu wirken. Das tut es allerdings nicht, und je früher man einsieht, daß sprachliches Können nicht in "Originalitäten" liegt, sondern von preußischen Sekundärtugenden herrührt, umso besser. :wave


    Um einen Eindruck zu gewinnen, würde es mir zunächst ausreichen, wenn du das Eingangsposting dahingehend editierst, daß du die Großschreibung rausnimmst. Wenn sich daraus Bezugsprobleme ergeben, kann man die ja später klären.

  • Hi andermann,


    der Anfang deiner Geschichte macht mich neugierig. Ich würde die Fortsetzung gern lesen.


    Ich stimme aber den anderen Schreibern zu - Die Großschreibung von er und sie nervt.


    Stefan Heym schreibt in "Der König David Bericht" immer GOtt und HErr. Das fand ich auch schrecklich. Möglicherweise hat diese Schreibung einen Hintergrund, der mir unklar ist - aber es stört meinen Lesefluss und verbirgt in deiner Geschichte sicherlich keinen tieferen Sinn .

  • Bin dabei, die Großschreibung aus dem Originalartikel herauszunehmen. Es war eine meiner ersten Geschichten, daschte damals, damit originell zu sein.


    Doc: Hobbyleser sind in meiner Augen diejenigen, die ein Buch in die Hand nehmen, es dann lesen - fast immer von vorn bis hinten und dann mit den Worten: "das war schön" oder "das brauch ich nicht wieder" aus der Hand legen.


    Leute, die sich in Foren tummeln sind mehr als Hobbyleser ( wobei ich erst jetzt bemerke, daß meine Bezeichnung nicht timmig ist) Sorry dafür


    andermann

  • Zitat

    Original von andermann
    Leider läßt das Forum nur 15000 Zeichen zu (Ist auch i O) Besteht Int, die Geschichte weiter zu lesen?[ dann würde ich hier 4 Stücke -insgesamt 56000 Zeichen- einstellen. Oder gibt es eine andere Möglichkeit? andermann


    Hallo andermann,
    nein, es gibt keine andere Möglichkeit, du müßtest dann 4 Beiträge untereinander einstellen :wave

  • Hallo, andermann,


    das Problem mit den großen Sie und Er kannst du auch beheben, in dem du in Word unter "Bearbeiten" auf "Ersetzen" gehst und dann "Alle ersetzen". Dürfte die eine Menge Zeit sparen. :-)




    JAss :keks

  • Hallo Jass,


    hab ich auch gedacht aber den entstehen dabei so schöne Wörter wie


    BüchEReule odER HERmann bzw FantaSIE


    und die muß ich dann noch mühseliger ändern


    Deny


    Ich stelle die anderen Teile nach rein - siehe Beitrag von Wolke
    keine Sorge, obwohl es um... verrat ich noch nicht geht, es bleibt jugendfrei.


    Jezt aber OT
    Tatort steht an. Das heutige Thema hat etas mit einem Thema zu tun, auf das ich durch Trugbild gekommen bin (Judengold . Nazigold) Wo ost er eigentlich abgeblieben?
    andermann

  • Hallo, andermann!


    Wenn das bereits ein Viertel des Textes ist, schließe ich mich Doc an. Da gehört einiges raus, um herauszuarbeiten, was du tatsächlich erzählen willst. auch wenn es flüssig geschrieben ist, sind es insgesamt einfach zu viele Informationen, vor allem solche, die mit den beiden Figuren in dieser Situation nur am Rande zu tun haben. Und was mit ihnen zu tun hat, wird m.A.n. zu breit ausgewalzt ...


    Weniger ist mehr, das gilt insbesondere beim Erzählen. :wave


    Du kannst selbstverständlich den ganzen Text posten, dann weiß man, wie es weitergeht und kann besser drüber reden.

  • Es begann im Buchladen Teil 2
    Es lassen sich hier nur 15000 Zeichen einstellen, deshalb die Teiling Teil 1 als Themenstart



    Sie blätterte, las hier einige Zeilen, dort einen Absatz, setzte die Tasche und die Plastiktüten ab, las weiter, eine ganze Seite, eine weitere, der Stoff hatte sie gefangen. Warum? Sie wusste es! Einsamkeit, Sehnsüchte, unerfüllte Sehnsüchte! Trotzdem! Unbewusst vollzog ihre freie Hand das nach, was ihre Augen gerade aufnahmen, dem Gehirn meldeten, was dort in ihrem Kopf umgesetzt wurde.


    Langsam schob sich ihre Hand unter den geöffneten Mantel, berührte mit den Fingerspitzen den Rippenbogen, schob sich langsam nach oben, der Daumen erreichte als erstes die Brust, schob sich weiter nach oben, über die Brust, vorsichtig folgte der Zeigefinger, erreichte fast..., wollte gerade...! Inga erschrak! Fast wäre es passiert! Hier im Buchladen! Mit hochrotem Kopf - war es die Erregung über die Gelesene oder die aufsteigende Scham? - blickte sie sich um. Fahrig! Hatte sie jemand beobachtet? Offensichtlich nicht! Oder doch? Dort hinten! Die Augen! Hatte sie die nicht heute schon einmal gesehen? Nein, die Augen blickten weder spöttisch noch abwertend. Hastig stellte sie das Buch zurück! Verständnisvoll und warm, das war die Botschaft, den die Augen abgesandt hatten. Wo waren sie jetzt geblieben? Hatte sie geträumt?


    Kaffee! Darum war sie in den Laden gekommen. Hinter ihr der Lift. Die Tür geöffnet, der Pfeil nach oben! Kaffee! Inga sprang hinein, der Lift glitt nach oben. Kaffee! Wie konnte es passieren? So etwas? Ihr? Hastig bestellte sie einen Cappuccino, verschüttete beinahe einen Teil davon, als sie die Tasse mit Schwung auf die Platte, die vor den Fenstern als Tisch diente, beförderte. Kaffee! Sie erklomm den Barhocker, nahm die Tasse zwischen die beiden Unterarme, stützte sich auf der Platte ab und blickte nach unten auf die ungemütlich-neblige Straße. Auch die Weihnachtsillumination und das Gedudel der Weihnachtsmusik konnten ihre Stimmung nicht heben. Ein tiefer Schluck aus der Tasse! Wie konnte ihr das passieren? Ein wenig Verständnis und Wärme hatten seine Augen ausgestrahlt. Wo waren sie geblieben?





    "Der Herr der Ringe!" Seite für Seite wurde durch seine Augen verschlungen. Wolf bemerkte nicht, dass er die ganze Zeit im Stehen las. Kein Mensch, kein anderer Kunde befand sich im Raum. Hinten, hinter dem Durchgang bewegt sich lautlos der Panoramalift auf und ab, eine Kundin stand davor, hatte, wie er, ein Buch ergriffen, las genauso wissbegierig, wie er. Aber jetzt, Er konnte es über den Rand seines Buches wahrnehmen, es war wie in einem Soft-Porno. Merkte sie eigentlich, was sie tat? Und vor allem, wo sie es tat? Jetzt blickte auch sie über den Rand ihres Buches in seine Richtung, Ein wenig erschrocken, verschämt. Wo hatte Er diese Augen schon einmal gesehen? Jetzt reagierte sie offensichtlich total erschrocken über das, was gerade passiert war. Nein, das ging ihn nichts an, es war nicht seine Sache. Er legte sein Buch ab, drehte sich um, ging langsam, Stufe für Stufe, die Treppe nach oben. Kaffee!

    Oben, die Kaffeebar war leer. Fast leer. Nur dort am Fenster, hinter einer Säule mit Blick auf die Einkaufsstraße stellte gerade eine Dame ihre Tasse auf dem Tresen ab und nahm auf dem Hocker Platz. Wolf selbst zog es vor, an der Kaffeebar mit dem Rücken zur Straße Platz zu nehmen. Kaffee! Dazu die Zeitung: Ruhe! Politik, Regionales, Wirtschaft, Börsenkurse, Klatsch, Feuilleton, Sport, Autos, Immobilien, Reisen. Reisen? Waren nicht auch weiter vorne schon Anzeigen: Flüge in den Süden, Fahrten in den Schnee, alles zu den Festtagen und auch danach. Wie gerne würde er doch einmal in den Süden fliegen, aber Magdalena! Ihr Urlaub ging immer für Jugendferienlager drauf, oder für Transporte von Hilfsgütern in Krisengebiete. Er würde - wieder einmal - einen Versuch starten. Den einen oder anderen Reiseführer mitnehmen. Vielleicht würde sie sich doch einmal umstimmen lassen. Er zahlte seinen Kaffee und machte sich auf den Weg ins Tiefgeschoss - Reiselektüre.




    Inga lenkte ihren Blick von der Straße weg auf die Cappuccinotasse, sah zu, wie der Zucker langsam in der Sahne versank! Auch nicht aufregender, als der Blick auf die Straße. Den nächsten Zug würde sie nun auch nicht mehr erreichen. Der Zug nach Hause, in das Schlafdorf, in dem sie vor fast dreißig Jahren gemeinsam mit Herrmann ein Haus gebaut hatte, das Dorf in dem die Kinder aufgewachsen waren, das Dorf, in dem sie die meiste Zeit ihres Lebens als Grüne Witwe verbracht hatte, aber auch das Dorf in dem sie jetzt sehr einsam war. Dreißig Jahre und jetzt die Einsamkeit, die Sehnsucht nach Zweisamkeit, die mit dem beruflichen Aufstieg, den Herrmann erreicht hatte, immer größer geworden war.


    Zeit, gemeinsame Zeit, das was am wenigsten kostet, und trotzdem am kostbarsten ist, da war es, was Inga immer mehr vermisste. Herrmann, seine berufliche Position, die war ihm wichtig, dafür opferte er alles!

    Ach ja, das Weihnachtsbuch, das Buch, das nach Weihnachten weitgehend ungelesen im heimischen Bücherregal verschwinden würde, hatte sie aus dem Panoramalift im Hinauffahren auch gesehen: Naturwunder in Deutschland, ein Bildband, Sie würde es gleich heute mitnehmen.


    "Naturwunder in Deutschland", ein großes Plakat, viele kleinere Zettel mit dem Buchdeckel in der Größe des Buches, ein Ansichtsexemplar, deutlich schon in vielen Händen gewesen. "Ist ausverkauft, läuft wie verrückt, kommt übermorgen wieder rein", ruft ihr eine gestresste Verkäuferin - oder ist es eine Buchhändlerin - im Vorbeigehen hastig zu. "Übermorgen, Freitag, das geht nicht, Samstag auch nicht", überlegt INGA. "Also, Montag extra fahren! Und wenn es dann wieder vergriffen ist? Also, besser gleich: Vorbestellen!" Inga greift nach einem der Zettel und macht sich auf den Weg ins Tiefgeschoss: Abteilung Abholungen, Vorbestellungen.


    "Nein, vorab bezahlen brauchen Sie nicht. Schreiben Sie bitte Ihren Namen auf diesen Bestellzettel, ich lege Ihnen das Buch zurück, eine Woche!" Die Verkäuferin versucht ihren Stress zu verbergen. "Dann reicht es, wenn ich das Buch nächsten Mittwoch um die gleiche Zeit, so gegen drei abhole?"





    Wolf steht vor dem Regal mit den Reiseführern. Wohin gleich nach den Feiertagen, wenn es garantiert in die Sonne gehen soll? Erschwinglich bleiben muss es auch. Ägypten? Kanaren? Marokko? Ein Wortfetzen dringt an sein Ohr, eine warme Stimme: "nächsten Mittwoch gegen drei..."


    Sie! Das dritte Mal heute! Wolf drehte sich um, sie ging an ihm vorbei, langsamer, als wenn kein Interesse an ihm vorhanden wäre, sie blickte ihn an, länger, als wenn kein Interesse an ihm vorhanden wäre, an der Treppe drehte sie sich um, weiter, als wenn kein Interesse an ihm vorhanden wäre. Warum bewegte sie sich so langsam?
    Warum hatte sie ihn so lange angeblickt? Warum hatte sie sich an der Treppe umgedreht? Ein wenig Stolz stieg im ihm auf. So eine attraktive Frau zeigte Interesse an ihm. So ganz war er wohl doch nicht abgeschrieben, so wie er es zu Hause immer dachte, wo die Gespräche sich nur um Magdalenas Arbeit in der sozialen Organisation drehten.


    Er ging die Treppe hinauf, durch die Fußgängerzone, vorbei an vielen gesichtslosen Menschen, wurde hier und da von einem Gesicht ohne Gesicht gegrüßt, grüßte zurück, ohne wahrzunehmen, wen er grüßte, strebte zu seinem Auto, fuhr Richtung Stadtrand, in dem grieseligen Licht, das, obwohl Dezember, so sehr an Novembergrau erinnerte.



    Den Weg zu dem Haus, der Wohnung machte er mechanisch, ohne nachzudenken. Vor zwanzig Jahren waren sie hierher gezogen, und als die Kinder ausgezogen waren, hatten sie die Wohnung behalten. Gewohnheit. Er stellte das Auto dort ab, wo er es immer abstellte, ging die Treppe hinauf, scheinbar wie immer, erwartete - wie immer – Magdalenas Begrüßung. Sie würde - wie immer – von sozialem Leid anderer berichten und davon, wie sie und die Organisation, in der sie ihr ganzes Leben gearbeitet hatte, dazu beitrugen, dieses Leid zu lindern.


    Nicht, dass er keine soziale Einstellung hätte, aber die Art, wie sie ihr ganzes Leben – auch ihr Privatleben - auf diese Organisation ausgerichtet hatte, es hatte ihn mutlos gemacht. Heute hörte er wieder: Weihnachtsbasar, Erdbebenhilfe...
    Er fand es schade, dass er so abgestumpft war, sein Interesse an diesen Fragen verloren hatte.
    Während Wolf Magdalena beim Bereitstellen des Abendessens half, gingen seine Gedanken zurück an den Nachmittag. Drei- nein viermal hatten sich ihre Wege gekreuzt: Beim Schaufenster, als sie beide ihre Blicke mit einer gewissen Begehrlichkeit auf die ausgestellten Gegenstände gerichtet hatten; im Buchladen, am Regal mit den Liebesromanen, als sie... Ein wenig schmunzeln musste er schon –Sie war offensichtlich so sehr in das Buch eingetaucht, dass sie alles um sich herum vergessen hatte. Dann im Cafe. Sie hatten nebeneinander gesessen und sich nicht wahrgenommen. Und als letztes: Warum hatte sie ihn so lange angesehen, warum war sie so langsam an ihm vorbei gegangen und warum hatte sie sich an der Treppe noch einmal umgesehen?


    Langsam stieg ein Wunsch in ihm auf, ein Wunsch, der sich nicht erfüllen lassen würde! Wenn sie – das war wohl deutlich – so viel Interesse aneinander hatten, dann wäre doch wohl ein Gespräch über die Situation sinnvoll, würde für ihn die Gelegenheit eröffnen, einige Schritte aus der grauen Tristesse seines Lebens hinauszugehen, Gespräche zu führen, die mit Magdalena unmöglich geworden waren. Wenn dann mehr daraus werden würde? Wer weiß? Dann müsste man abwägen!


    Wolf merkte, wie seine Gedanken wieder einmal galoppiert waren. Er wusste nichts von ihr! Wie sollte er sie finden? Die Gelegenheit war vertan! „Hörst du mir überhaupt zu?“ Magdalenas Ton waren sehr unwirsch. „Ich hatte gefragt, ob du schon eine Idee für ein Weihnachtsgeschenk hast?“ „Nein, äh“, er suchte verdattert nach einer Rechtfertigung. „Nächsten Mittwoch Nachmittag nehme ich frei.“
    Sein Gesicht hellte sich auf. Das war es! Nächsten Mittwoch würde er sich „gegen drei“ im Buchladen aufhalten, ganz zufällig, versteht sich und dann würde er sehen: Wenn bei ihr Interesse an ihm sein sollte, würde sich schon ein Gesprächsanlass ergeben. Magdalena formulierte ihren Wunsch, hatte er ihn wahrgenommen?





    „Nächsten Mittwoch gegen drei“, Inga drehte sich um, wollte den Laden raschen Schritts verlassen. Doch jetzt! Er! Wieder Er! Inga überlegte nicht, ob er ihr vielleicht nachstellte. Er! Sein warmes Lächeln, seine dunklen Augen! Warum sagte er nichts? Warum konnte sie nichts sagen? Sie bemerkte, wie sie ihn ansah, länger als man es im Vorbeigehen, en passant tut. Sie bemerkte, wie sich ihre Schritte verlangsamten. An der Treppe drehte sie sich noch einmal um, wollte sich die Bestätigung abholen: Ich werde noch beachtet!


    Lächelnd erklomm sie die Stufen ins Erdgeschoss, trat hinaus in den grieseligen November-Vorweihnachtsabend. Der Vieruhrzug war lange weg. Sie musste eilen, um den Fünfuhrzug noch zu erreichen. Sie hastete durch das Gedudel der Weihnachtslieder, die in vielfältiger Form an ihr Ohr drangen, querte den Bahnhofsvorplatz mit seinen Buden - Wiener Mandeln, Schmalzkuchen, Bratwurst, Kartoffelpuffer und natürlich Glühwein, stürzte die Treppe zum Bahnsteig hinauf, konnte im letzten Moment noch in den Zug springen. Ein Sitzplatz war noch frei!


    Inga schloss einen Moment die Augen: Eine kappe Stunde Fahrt mit dem Zug, dann zehn Minuten mit dem Zweitwagen, dann hätte sie das Haus erreicht. Das Haus, das sie vor mehr als dreißig Jahren gebaut hatten, nahe an der Stelle, an der Herrmann ihr damals den Verlobungsring gegeben hatte, das Haus, in dem ihre Kinder aufgewachsen waren, das Haus, in dem sie jetzt so viele einsame Tage und Stunden verbrachte. Umso einsamer, je größer Herrmanns beruflicher Erfolg geworden war.


    Dann ertappte sie sich: Ihre Gedanken waren bei dem Nachmittag: Drei-, nein viermal hatten sich ihre Wege gekreuzt: Beim Schaufenster, im Buchladen, am Regal mit den Liebesromanen, als sie ... Es war ihr doch ein wenig peinlich gewesen, aber sie war so tief in die Geschichte eingetaucht, sie hatte alles um sich herum vergessen. Und er hatte sich wirklich sehr diskret verhalten. Dann im Kaffee. Sie hatten nebeneinander gesessen, in zwei verschiedenen Fensternischen, sich nicht wahrgenommen. Und als letztes: Diese dunklen Augen, dieses warme Lächeln.


    Ein Wunsch stieg in ihr auf, ein Wunsch, der sich nicht erfüllen lassen würde! Warum hatte keiner von beiden das Gespräch gesucht. Am Regal mit den Reiseführern wäre doch wohl Gelegenheit gewesen. Zwangloses Gespräch! Über alles was einen so bedrückte. Anders, als mit einer Frau! Wenn dann mehr daraus werden würde? Wer weiß? Dann müsste man abwägen!


    Inga bemerkte, wie sie geträumt hatte. “Müssen Sie hier nicht auch aussteigen?“ Eine Nachbarin. Man munkelte, dass sie ihren Führerschein wegen der Einsamkeit zu tief in den Alkohol getaucht hatte. Sie wollte sicher mitgenommen werden. So ist das eben hier draußen.


    Inga stellte den Wagen in der Garage ab, betrat das leere Haus. Wären da nicht die dreißig Jahre Erinnerung, INGA hätte jedes Mal das Gefühl, in ein Geisterhaus zu kommen. Sie verstaute ihre Einkäufe und bereitete hastig das Abendessen. Warum eigentlich hastig? Sie hatte sich doch nichts vorzuwerfen! Oder?


    Gleich würde Herrmann nach Hause kommen, seine schwarze Dienstlimousine mit heulendem Motor unter dem Carport abstellen, mit wehendem Mantel ins Haus stürzen, ihr einen flüchtigen, nein eigentlich einen oberflächlichen Kuss geben, die Zeitung schnappen und in seinem Sessel versinken. Danach würde er das Abendessen viel zu hastig verschlingen, gleich ob sie es mit viel Liebe und Zeit oder so oberflächlich zu bereitet hatte, wie er ihr den Kuss gab. Dann acht Uhr: Köpke ruft, würde er in Anlehnung an die ersten Fernsehjahre sagen und vor dem Fernseher verschwinden. Später würde sie dann das Programm aussuchen, bis auf Sonntag! Tatort! Der einzige Abend, an dem Herrmann garantiert nicht vor dem Fernseher einschlief!



    WiSO: Arbeitslosenzahlen, Versicherungsprämien, alles das, worum Inga sich keine Sorgen machen musste, nicht mehr. Herrmann schlief. Der Preis für den beruflichen Erfolg. Inga träumte wieder. Diese Augen, dieses Lächeln! Warum hatten sie die Chance für ein Gespräch vertan? Sie wusste nichts von ihm! Wie sollte sie ihn finden? Die Gelegenheit war dahin!


    „Das soll es für heute gewesen sein, nächsten Mittwoch um die gleiche Zeit... die Kollegen vom... Funk“. Das war es!!!! Nächsten Mittwoch würde sie „gegen drei“ das Buch für Herrmann im Buchladen abholen. Wenn bei ihm, dem Fremden Interesse an ihr sein sollte, dann würde er kommen. Dann würde man weiter sehen!


    [I]OK So weit der 2. Teil! Wenn Bedarf am 3. und 4. Teil besteht -Höchstzahl je Beitrag 15000 Zeichen - gern[/I]

    Alles kann, nichts muß
    Ein Lächeln kommt immer zurück

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von andermann ()

  • Hallo,
    ich würde gerne wissen, wie die Geschichte weitergeht, also bitte auch die anderen Teile einstellen.
    Bin schon sehr gespannt


    LG amberle

    . :writeKeep smiling, don't be sad, than sadness is so bad, keep smiling and the sun will shine again.:knuddel1