Die Wanderhure von Iny Lorentz

  • Ich denke auch das in der "Wanderhure" sehr viel Infos über das Leben einer Hure zu finden sind.
    Das der Beruf nun mal viel mit Dingen wie Vergewaltigung, sexuellen Sadismus etc. zu tun hat,liegt ja wohl in der Natur der Dinge.
    @ Seestern: Welche Infos haben denn Deiner Meinung nach gefehlt?

  • Zitat

    Original von Seestern
    Mich hat z. B. gestört, dass ich so gut wie nichts über Mentalität, Kultur, Lebensweise.... der damaligen Zeit erfahren habe, sondern fast ausschließlich über Vergewaltigung, sexuellen Sadismus, Wundbehandlung im Intimbereich usw.


    Wenn ich "Die Wanderhure" mit den hist. Romanen eines Wolfram Fleischhauer vergleiche, komme ich einfach zu dem Schluss, dass zuerst genanntes Werk Schund ist.


    Sachlich genug?



    Huch... Warte ich muß mal nachgucken... doch, das Buch heißt DIE WANDERHURE! Was erwartest du bei diesem Titel? Beschreibungen eines tugendhaften Burgfräuleins, wie es seine Stickereien fertigt??? Wohl kaum...


    Huch... in dem Buch geht es um Sex, um unfreiwilligen Sex, um Schmerzen. um Menschen, die damals nicht viel Wert waren und es in den Augen von Menschen mit deinen (scheinbaren) Moralvorstellungen vermutlich auch heute noch nicht sind. Aber nur, weil sich das Buch mit den Outlaws und ihren Problemen auseinandersetzt, heißt das nicht automatisch daß es Schund ist.
    Es hat dir offenbar nicht gefallen, aber ein Buch deshalb als Schund zu bezeichnen... maßt du dir da nicht etwas viel an???


    Ach ja Fleischhauers Buch in dem die Welt verschwand hat mir gar nicht zugesagt und war mir zu vergeistigt.... würde ich es deshalb als Schund bezeichnen?
    Ich finde wir könnten gerade bei Autoren, von denen wir wissen, daß sie hier mitlesen unsere Kritik in vernünftige nicht verletzende Worte packen.... oder ist das zu viel verlangt?
    Zu deiner Schreibwettbewerbgeschichte hat ja auch keiner geschrieben: SCHUND... oder?

  • Ich glaube schon, dass die beiden Autoren mit der Bezeichnung "Schund" leben können, solange darauf so viele entgegengesetzte Reaktionen kommen ;-)


    LG Seestern

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Ach ja Fleischhauers Buch in dem die Welt verschwand hat mir gar nicht zugesagt und war mir zu vergeistigt.... würde ich es deshalb als Schund bezeichnen?
    Ich finde wir könnten gerade bei Autoren, von denen wir wissen, daß sie hier mitlesen unsere Kritik in vernünftige nicht verletzende Worte packen.... oder ist das zu viel verlangt?


    Ja, sachliche Kritik zu üben ist manchmal gar nicht so einfach. Zu oft wird man dann mit dem Vorwand der freien Meinungsäußerung konfrontiert.


    Dann versuche ich mich auch mal mit einer sachlichen Kritik:


    Auch ich habe die "Wanderhure" verschlungen. Ich fand sie schlüssig inszeniert und gut geschrieben. Die Recherche-Arbeit der Autoren muß man anerkennen.
    Sie war mir jedoch zu wenig "vergeistigt" (schönes Wort, BJ :-) ).


    Nichtsdestotrotz trifft sie wohl den Mainsteam-Geschmack der Zeit, wenn ich nach dem Erfolg des Buches urteile.


    Fleischhauers "Buch, in dem die Welt verschwand" ist mir um ein vielfaches lieber, da philosophischer und tiefgehender.


    Es wäre ja auch zu langweilig, wenn alle dasselbe gutfinden würden. :-)


    Liebe Grüße,
    Fride.

  • Zitat

    Original von Gast
    Ich glaube schon, dass die beiden Autoren mit der Bezeichnung "Schund" leben können, solange darauf so viele entgegengesetzte Reaktionen kommen ;-)


    LG Seestern


    Was anderes habe ich auch nicht behauptet, ich habe lediglich angeregt eine etwas andere Tonart zu wählen... wenn du das nicht willst ist das deine Sache, aber dann mußt du mit den Reaktionen anderer rechnen.


    Friderike
    Ich glaube ganz einfach, daß man diese Bücher nicht miteinander vergleichen kann. Das eine ist ein *Zeitvertreibbuch* und das andere stellt eben einen etwas anderen Anspruch... trotzdem würde ich nicht sagen, daß das eine oder andere Schund ist.
    (Auch ich lese gern mal was philosophisch intellektuelles, aber dann lieber in der Neuzeit, als in Form eines hist. Romans. :-] )

  • @Babyjane: Ich RECHNE nicht nur mit Reaktionen, ich WEIß, dass auf eine solche Aussage zwangsläufig Reaktionen folgen und damit hab ich nicht wirklich ein Problem.
    Zu der angemessenen Tonart kann ich nur sagen, lies Dir doch einfach mal ein paar Rezensionen in den Feuilletons (z. B. FAZ, Süddeutsche, ZEIT) durch, da ist der Ausdruck "Schund" noch relativ harmlos...
    Autoren sind an so was gewöhnt, zumindest die weniger erfolgsverwöhnten.

  • Zitat

    Original von Seestern
    Zu der angemessenen Tonart kann ich nur sagen, lies Dir doch einfach mal ein paar Rezensionen in den Feuilletons (z. B. FAZ, Süddeutsche, ZEIT) durch, da ist der Ausdruck "Schund" noch relativ harmlos...


    Offen gestanden kenne ich derlei Rezensionen aus keiner dieser Zeitungen -- und ich lese sie fleißig. Wobei die FAZ nicht so überragend ist wie ihr Ruf, aber das ist eine andere Geschichte.
    Rezensionen im Feuilleton der SZ, der FAZ oder der Zeit zu bekommen, setzt zunächst einmal eine gebundene Ausgabe voraus -- TBs aus Publikumsverlagen werden schlichtweg ignoriert. Wer sollte auch die zahllosen Dinger lesen, die diese Verlage Monat für Monat ausscheiden? :grin


    Es ist schon richtig, daß Rezensenten in diesen Zeitungen ziemlich deutlich werden können -- aber das geht dann gegen literarische Publikationen. Die Feuilletons kümmern sich nur am Rande um das Phänomen "Unterhaltungsliteratur" und auch da mehr akademisch oder allgemein. Z.B. in Features über den Erfolg des historischen Romans oder zum x-ten Geburtstag der Reihe Jerry Cotton.
    Rezensionen in der gehobenen Tages- und Wochenpresse mögen zwar gelegentlich hart sein, aber sie sparen niemals an der Begründung, mag diese noch so subjektiv sein. Und das Verdikt erfolgt erst im Fazit, wie es sich gehöt.
    Denn selbst die Tatsache, daß Autoren - "zumindest die weniger erfolgsverwöhnten" - solche Tonarten gewöhnt seien, ist kein Freibrief für ungehobeltes Benehmen. Und selbst auf die Gefahr hin, daß ich mir gleich auch einen solchen einfange: Ein nicht-begründeter Schund-Vorwurf ist so ziemlich das ungehobelteste, was ich kenne, und wirft ein unschönes Licht auf den, der ihn äußert.

  • Den Begriff "Schund" empfinde ich als einen fast schon beleidigenden Vorwurf. Auch wenn das Buch nicht gefällt, würde ich zur Beurteilung nicht das Wort "Schund" wählen.
    Der Begriff "Schund" in Bezug auf Bücher hat für mich irgendwie den Beigeschmack des Mai 1933.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Von Iris:


    Ein nicht-begründeter Schund-Vorwurf ist so ziemlich das ungehobelteste, was ich kenne, und wirft ein unschönes Licht auf den, der ihn äußert.


    Genauso empfand ich das auch, als eine 2-Seitenleserin dieses schönen Buches mir erzählte - neee - so ein Buch liest Du gerne - das ist doch vom Stil her soooo seicht . Was seichter Stil ist - das konnte sie dann doch nicht begründen.


    'MEIN' Buch einfach nur mal negativ erwähnen - nur um mich ärgern zu wollen - aber keine Begründung - darauf kann ich leider nicht antworten, - mir fehlen dann direkt die Worte -


    denn täte ich es wäre klar wie sehr ICH mich dadurch angegriffen fühlte- und das gegenüber solch einer Person, zuzugeben - das hat die dann nicht verdient, dass sie es bemerkt. Und ich hab leider noch immer nicht gelernt, wie man da eine Diskussion draus macht - weil es sich jedoch meistens nicht lohnt, weil dann schnell ans Tageslicht kommt, dass das Ganze nur zum Aufmischen gedacht war, bedaure ich es dann trotzdem nicht allzu sehr.


    Deshalb sauge ich solche Diskussionen immer so richtig auf ... - Argumente sammeln - oder mich bestätigt fühlen - die tun dann so richtig gut -


    :wave

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

  • Iris :


    Als ebenfalls fleißige Leserin der Feuilletons weiß ich, dass Tb´s da nicht rezensiert werden. Ich meinte Rezensionen im Allgemeinen, nicht welche speziell über die Wanderhure. Und Du hast natürlich Recht, dass einer solchen Kritik immer eine (wenn auch subjektive) fundierte Begründung folgen muss. Ich habe nicht begründet, deshalb mea culpa.

  • Hallo BabyJane,


    es freut uns sehr, dass dir die Wanderhure gefallen hat, und das als Leserin, die sonst nicht zu Historischen Romanen greift. Wir fühlen uns dadurch in unserer Absicht bestärkt, unsere Romane so zu schreiben, dass sie nicht nur für die Fans von Historischen Romanen interessant sind.


    Ein kurzes Wort zu Seesterns Bemerkung: Ich sehe sie weniger als Beleidigung der Autoren an, als vielmehr der Leute, die diesen Roman mit Freude gelesen haben. Außerdem zeugt sie von einem in meinen Augen erschreckenden Mangel an Toleranz.


    Liebe Grüße


    Gheron :wave

  • :wave Gheron


    Ich werde mich in den nächsten Tagen dann mal an die fein signierte Kastellanin machen... mal sehen, wie meine Rezi da ausfällt, aber nun brauch ich erstmal ein paar *zeitgenössische* Sachen. :lache

  • Da ich "Die Wanderhure" meiner Cousine zum Geburtstag schenken will, habe ich meine Mutter gebeten, bei meiner Tante vorsichtig nachzuforschen, ob die Cousine das Buch nicht vielleicht schon hat. Reaktion: Nein, sie hat das Buch noch nicht, aber ich habe es gelesen und fand es sehr sehr gut!
    Ich werde meine Tante an ihrem nächsten Geburtstag einfach mit einem weiteren Iny-Lorentz-Buch überraschen ;-) .


    ***
    Aeria

  • Nachdem ich mich jetzt lange gequält habe, geht es nicht anders, deshalb bitte Ohren spitzen:


    Iny und Elmar und alle Liebhaber der Wanderhure:


    Hmm...Wie fang ich an...Also:


    Bitte vielmals um Entschuldigung für den Begriff "Schund", den ich in Bezug auf Euern Roman verwendet habe.


    (Keine Entschuldigung, ich weiß, aber zur Erklärung): Ich hatte da irgendwie ne blöde Woche, das ist kein Grund, ausfallend zu werden, aber ich vergesse mich manchmal. Ist aber schon in Arbeit.

  • huhu, Seestern :wave


    ist doch eigentlich bei jedem mal so, dass man etwas *ausfällt*. Ist mir auch schon passiert: man hat nen schlechten Tag und dann neigt man manchmal zu extremen Äußerungen.


    Der Nachteil in solchen Foren wie diesem hier ist es allerdings, dass man es wochenlang danach noch immer nachlesen kann :grin


    Ich fand das jetz garnicht sooo schlimm, was Du geschrieben hast.


    Lass Dich mal knuffen und mach Dir keine Gedanken mehr darüber :knuddel1

  • Freut mich ja, das du es eingesehen hast. Ich fand deine Worte schon sehr hart und bin froh darüber, dass du eingesehen hast, das es die völlig falsche Wortwahl hast. Vielleicht denkst du beim nächsten Mal lieber zweimal darüber nach und schreibst erst etwas zu einem Buch, wenn du dir auch sicher bist, das du wirklich so darüber denkst! :-)

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner