John Fowles - Die Geliebte des französischen Leutnants

  • Wie sortiert man ein Buch ein, das von einem Zeitgenossen stammt, das als viktorianischer Roman gelten könnte, das eine klassische Liebesgeschichte enthält? Ich habe mich für Belletristik entschieden.


    Der Inhalt ist schnell erzählt:
    Ein Mann zwischen zwei Frauen. Die eine durch viktorianische Konventionen geprägt, die andere am Rande der Gesellschaft stehend. Eine Liebesgeschichte. Das ist alles. Wirklich?


    John Fowles ist ein Autor des 20. Jahrhunderts. Er lässt seine drei Hauptpersonen eine Weile agieren, dann beschließt er, sich in seinen Roman einzumischen, spricht mich an, zieht sich wieder zurück, mischt sich wieder ein ...
    Eine faszinierende Erzähltechnik ist das. Kein bisschen langweilig, überhaupt nicht verstaubt, und ich denke, die Liebhaber klassischer Romane können sich schnell mit Fowles anfreunden. Jedes Kapitel beginnt mit Zitaten englischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, immer wieder streut er Gedanken über Darwin, über die damaligen gesellschaftlichen Veränderungen ein, und so fühle ich mich nach dem Lesen als Beinahe-Expertin für die spannende Zeit um 1860.


    Ich habe das Buch in der Originalsprache gelesen und weiß deshalb nicht, ob die Übersetzung angenehm zu lesen ist. Das Buch erschien 1969. 2003 - korrigiert mich, wenn die Jahresangabe falsch ist – wurde es verfilmt. Ich kenne den Film nicht, wenn jemand von euch den Film gesehen hat, bitte ich euch, ein paar Zeilen zu ergänzen.


    Ein paar Daten:
    John Fowles wurde 1926 in der Nähe von London geboren und starb im November 2005. Er unterrichtete englische Literatur, u. a. in Frankreich und in Griechenland. Ein Werkverzeichnis und weitere Informationen liefert die englischsprachige Übersicht John Fowles.


    Lieben Gruß


    polli, die dieses Werk zu ihren Lieblingsbüchern zählt

    Die Zeit schreitet voran. Und du, Mensch?

    S. J. Lec

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  • Ich habe dieses Buch 1994/1995 für die Uni gelesen und hatte damals eine richtige "Die Geliebte des französischen Leutnants"-Phase, sprich: es hat mir sehr gut gefallen. Danke für die nette Erinnerung. Vielleicht nehme ich das als Anregung, es mal wieder aus dem Regal zu fischen und zu schauen, ob es mir immer noch gefällt? War die Verfilmung nicht mit Meryl Streep und Jeremy Irons?


    Liebe Grüße


    Solas :wave

  • Zitat

    Original von polli
    Er lässt seine drei Hauptpersonen eine Weile agieren, dann beschließt er, sich in seinen Roman einzumischen, spricht mich an, zieht sich wieder zurück, mischt sich wieder ein ...
    Eine faszinierende Erzähltechnik ist das.


    Hallo Polli,
    Du mußt UNBEDINGT "Mantissa" lesen. Da bringt Fowles diese Erzähltechnik auf den Höhepunkt. Ich hab das vor ein paar Monaten gelesen und war schwer beeindruckt. Ich hab mir vorgenommen, eine Rezi darüber zu schreiben, bin aber noch nicht dazugekommen.
    "The French Lieutenant's Woman" hab ich übrigens noch nicht gelesen, werde es aber ganz sicher noch tun.
    Von Fowles kenne ich außerdem "The Collector", das auch ein Meisterwerk ist.


    Groetjes,
    Wilma :wave

  • Hallo, polli


    Das kabel eins Filmlexikon führt den Film mit dem Herstellungsjahr 1981.


    Was ich an der Verfilmung schön fand: Die verschiedenen - einander widersprechenden - Finales, die der Roman nacheinander präsentiert, konnte das Drehbuch so ja nicht gut aufgreifen. Stattdessen wählte man einen anderen Weg: Das Filmen selbst wird ebenso zur Handlung wie die Geschichte(n) des Romans.


    Das hat dann zwar mit der literarischen Vorlage nichts mehr zu tun, entspricht ihr aber in ihrer Mehrschichtigkeit.


    Schöne Grüße von blaustrumpf

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag

  • Danke für den Link, blaustrumpf. Dort steht übrigens auch, dass das Buch früher schon einmal mit dem Titel "Dies Herz für Liebe nicht gezähmt" erschienen war. Bei Buchticket gibt es einige dieser Uralt-Exemplare.


    edit: Bei Amazon auch.


    Lieben Gruß


    polli

    Die Zeit schreitet voran. Und du, Mensch?

    S. J. Lec

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  • Ich habe das Buch jetzt gerade zu Ende gelesen und bin noch ganz begeistert. Das wird mir noch länger in Erinnerung bleiben.


    Der Erzählstil ist einfach klasse. Die Bemerkungen und Einmischungen des Autors fand ich herrlich zu lesen. Eine schöne Abwechslung, die mich auch immer wieder amüsiert hat.


    Die Geschichte an sich hat mir auch gut gefallen, wenngleich mir keiner der Charaktere so wirklich gefallen hat. Aber das muß es auch nicht, wenn sie nur interessant sind.


    Nicht mein letztes Buch von Fowles.

    Viele Grüße
    Shirat


    Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere. (Groucho Marx)