Dummdeutsch - Eckhard Henscheid

  • DUMMDEUTSCH von Eckhard Henscheid



    Klappentext:
    "Dummdeutsch", das meint eine Emulsion aus vor allem Werbe- und Kommerzdeutsch, aus alten Feuilleton- und neuem Professorendeutsch (und umgekehrt), aus dem Deutsch der sogenannten Psychoszene und dem einer neuen Innerlichkeit, aus eher handfest- törichtem Presse- und Mediendeutsch, aus Sport- und Bürokratendeutsch; mit einer schmächtigen Auswahl wird der US- Import berücksichtigt, und in kleinen Dosen kamen auch immer mal Infiltrate aus der vormaligen DDR zu dieser ebenso polykausalen wie polyvalenten und nicht zuletzt fast immer so oder so wichtigmacherischen Brühe."





    Hier werden Wörter und Redewendungen näher beleuchtet, die jeder von uns mit Sicherheit benutzt oder zumindest kennt, die im Grunde aber überhaupt keinen Sinn ergeben. Leere Phrasen oder auch einfach nur hochgestochen klingende, jedoch inhaltslose Bezeichnungen werden amüsant und sehr sarkastisch kommentiert.
    Witzig und interessant zu lesen und für den Preis auch auf jeden Fall lohnenswert.

  • Ich habe das Buch gleich mal auf meine Wunschliste gesetzt.
    Ich habe von Henscheid "Die Vollidioten" gelesen und kann mir gut vorstellen, dass mir "Dummdeutsch" gefällt

  • "Dummdeutsch" habe ich zwar noch nicht gelesen, aber "Die Vollidioten", "Geht in Ordnung ... sowieso ... genau" und "Die Mätresse des Bischoffs". Henscheid ist ein wirklich großer, aber man muß das Zeug auch mögen. Die weitgehend handlungsfreien Romane, die vorzugsweise in Kneipen, auf Festen und an anderen illustren Orten spielen, und in einem zuweilen etwas gestelzt-altbacken wirkenden, aber urkomischen Deutsch geschrieben sind, haben mir zumindest sehr großen Spaß gemacht.

  • "Die Vollidioten". Bin auch einer, hab nicht gepeilt, dass das andere auch Bücher sind.
    Man ist manchmal schon etwas bekloppt.


    Egal, rezensiere die drei, was das Zeug hält, wenn du Lust hast! Würde mich freuen.

  • Das Rezensieren überlasse ich gerne Tom, der kann das wenigstens. Außerdem habe ich nur den ersten Teil der Trilogie gelesen und das ist schon lange her.

  • Hallo, Sterntaler.


    Mit "Dummdeutsch" hat Henscheid übrigens das vorweggenommen, was Sebastian Sick mit seinem "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" später so erfolgreich umgesetzt hat. Die entsprechenden Kolumnen zur Sprachverhunzung sind damals - Anfang der Achtziger - in der "Titanic" erschienen.


    Was soll ich zu "Die Vollidioten" sagen? Mmh. Henscheid hat einen wahnwitzigen Stil, und er mischt hohe, will sagen: "literarische" Sprache ganz einfach so mit Slang, Begriffen aus der Werbung und Gossenwitzen, stellt quasi alles gleich. Dabei erzählt er eine Geschichte, die genaugenommen keine ist. Ein paar Leute treffen sich in Kneipen oder gehen gemeinsam zu etwas merkwürdigen Festen, reden immer über dasselbe, ähneln sich auch irgendwie. Der Protagonist ist verliebt, aber dann doch wieder nicht so richtig, eiert ziemlich viel herum, hört Klassik, hat nie Geld (wenn ich's jetzt nicht mit "Geht in Ordnung ... sowieso ... genau" durcheinanderbringe). Es gibt eine herrliche Nebenfigur, einen Schnorrer, der ständig neue Ausreden dafür parat hat, warum er einerseits seine Schulden nicht zurückzahlen kann und andererseits frisches Leihgeld braucht. Es wird viel gesoffen, auch Skat gespielt, musiziert und geflirtet. Ein paar andere Autoren der "Frankfurter Schule", der Henscheid zugerechnet wird, haben Gastauftritte - F. K. Waechter, Robert Gernhard. Aber als Figuren, nicht als Autoren. Zuweilen scheint es ein ziemliches Durcheinander zu sein, und am Ende hat man das Gefühl, daß einem überhaupt nichts erzählt wurde, aber das auf urkomische, originelle und sehr sprachbegabte Art.


    Noch einen Tick besser hat mir der zweite Roman, "Geht in Orndung ... sowieso ... genau" gefallen, der übrigens keine Fortsetzung von "Die Vollidioten" ist. Auch in diesem Buch wird viel getrunken, vor allem im Hinterzimmer eines obskuren Teppichgeschäfts, dessen alternden Inhaber der Protagonist nachgerade verehrt. Zwischen Steinhäger und Stonsdorfer entwickeln sich viele kleine Geschichten, aber auch dieses Buch hat eigentlich kein Ende. Und keinen Anfang.


    Henscheid sollte man in kleinen Dosierungen zu sich nehmen. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber für diejenigen, die sich drauf einlassen, ein spaßiges und interessantes Lesevergnügen voll intellektueller Ironie. Henscheid ist sozusagen der Urvater des deutschen Kneipenromans, und er stand Pate für Frank Schulz' wunderbares "Morbus Fonticulli oder Die Sehnsucht des Laien".


    Sorry, mehr kann ich nicht sagen - die Lektüre ist schon ein paar Tage her. :wave

  • Zitat

    Original von Tom


    Mit "Dummdeutsch" hat Henscheid übrigens das vorweggenommen, was Sebastian Sick mit seinem "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" später so erfolgreich umgesetzt hat. Die entsprechenden Kolumnen zur Sprachverhunzung sind damals - Anfang der Achtziger - in der "Titanic" erschienen.



    Ja, das habe ich bereits vermutet, bzw. die Ähnlichkeit der Deutschbeleuchtung ist mir durchaus gleich aufgefallen.



    Danke für die Beschreibung, ich denke ich werd eins davon lesen, alleine schon weil ich glaube zu wissen, was du beschreibst.