Die schönsten Zitate, die liebsten Sätze

  • Südlichter von Nina George ist ein wunderbares Buch und ich fand so viel Bemerkenswertes, dass es mir eine Auswahl schwer fällt.


    Immer, wenn sie glaubte, ein Lieblingsbuch gefunden zu haben, schlug sie das nächste auf und hatte ein neues.

    ...

    „Genau so muss man lesen - wie ein Schmetterling. Er taumelt dahin, ganz ohne Plan erschließt er sich die Pracht eines unbekannten Paradieses. Hör nicht auf deine Lehrerinnen, was man gelesen haben soll und was nicht. Sei niemals arrogant gegenüber bestimmten Sorten Büchern, sei ein Schmetterling.”

  • Darüber musste ich heute lachen:


    Ab einem gewissen Alter können Sie sich so ziemlich alles erlauben. Niemand schimpft Sie mehr aus, mit Ausnahme Ihrer Ärzte und Ihrer Kinder.


    Richard Osman - Der Donnerstagsmordclub

  • „Das ist bescheuert”, gibt ihm der VauVau recht, „aber legal. Die Legalität des Bescheuerten ist Kernelement jeder Demokratie.”


    Stefan Schwarz - Der kleine Gartenversager

    Vom Glück und Scheitern im Garten


    Zur Erklärung:

    VauVau = Vereinsvorsitzender des KGV = Kleingartenverein,

    Verein zur Ausübung von Erholung und Gartenbau auf Kleinparzellen des Zwischennutzungslandes.


    Und hat hier vielleicht jemand ein ÜGL?

  • So, es gibt Autoren, da könnte ich fast jeden Satz anstreichen und zitieren. Gut, auch bei diesem Menschen ist es so, dass es Kapitel gibt, die mich mehr ansprechen und andere, die mich nur so normal ansprechen. :grin

    Aber ich möchte mal ein paar in meinen Augen schöne und/oder bemerkenswerte Sätze hier wiedergeben.


    "Kann einer das Leid noch zählen, das sich seit Millionen Jahren - pyramidal - anhäuft: weil Leute nicht voneinander loskommen? Oder hocken bleiben an Plätzen, die sie täglich näher an den Abgrund treiben. Oder sie, diskret und unspektakulär, in die so verschwiegene Depressin der Ausweglosigkeit manövrieren?" (und ich könnte die sich anschließenden 10-20 Sätze zitieren, weil ich sie mag...)


    "Was ich vermag, ziemlich bescheiden: so reden und so tun, dass ein Flair von Leichtigkeit - ach wie grandios wäre das - von mir ausgeht. Da überzeugt, dass Frauen und Männer, die beschwingt unterwegs sind, nie auf die Idee kämen, andere Frauen und Männer auszurotten."


    "Wenn ich ihnen* zusehe beim Hassen und Brüllen, sehe, wie sie dem Ruf der Horde folgen, dann frage ich mich, ob Deutschland mir jetzt näher ist oder sich von mir entfernt. Wohl näher. Weil das, was ich (trotzdem) liebe, besudelt wird. Und Mitgefühl produziert Wärme. Ich mag ebenfalls ein sauberes Deutschland und radikal entnazifiziert mag ich es am liebsten."

    *gemeint sind hier, wenn ich es richtig wiedergebe, "die notorisch Mürrischen".


    "Aber ja, jeder Schreiber will auch Rockstar sein, nicht immer vor lieben Damen in Buchhandlungen sitzen und halblaut vor sich hinmurmeln, er will auch einmal über die Bühne fetzen, in die Mikrofone jubeln und das Volk, so jung, so strahlend, in den Wahnsinn treiben." (:grin)


    "Manchmal überkommt mich der abstruse Gedanke, wie es wäre, wenn es keine Musik gäbe. Keine Note schwebte durch die Lüfte, keine Melodie wärmte unser Herz, kein Singsang erinnerte uns an die Geliebte, an den Liebsten. Würden wir dann leben wollen? Ach, wie einsam wäre die Welt."


    All diese Sätze stammen aus dem Buch "Gebrauchsanweisung für Heimat" von Andreas Altmann. Und da ich noch nicht mal ein Drittel des Buches gelesen habe, kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mehr. :)

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  • So, ich lese aktuell langsam und habe noch ein paar Seiten vor mir, aber ich wollte noch ein bisschen was aus "Gebrauchsanweisung für Heimat" von Andreas Altmann hier mit euch teilen. :)


    Aus dem Kapitel Sprache:

    "Über die Bedeutung der ersten Sätze sind wir uns einig. Sie müssen den Leser aller Ausreden berauben, ihm jeden Fluchweg versperren. Die Wucht soll wie die einer C-130 Herkules sein, die abhebt. Und der Leser sitzt mittendrin und will nur steigen und fliegen. So verdienen Autoren, die den Leser, den von 1001 Versuchungen Gehetzten, gleich zu Beginn ermüden: Strafe. Diebe sind sie, Zeitdiebe." (die C-130 Herkules mag in der aktuellen Zeit als ein etwas ungünstiges Beispiel erscheinen, aber ich denke, es ist in etwa klar, wie das hier gemeint ist.)


    "[...] dass Sprache ja immer am Anfang jedes Unheils steht, das Menschen einander antun. Dass Sprache oft erfunden wurde, um uns misszuverstehen. Dass Sprache so vieles nicht vermag, weil dem anderen, dem Zuhörer, oft das Gespür dafür fehlt, das Angedeutete, das Verschwiegene zu dechiffrieren."



    Aus dem Kapitel Freunde:

    "Freunde sind Heimat."


    "Die tiefste Sehnsucht, die mich immer dazu trieb, nach einem Freund Ausschau zu halten, war nicht die Unfähigkeit, allein zu sein. [...] Es war stets und ausnahmslos das innige Verlangen, den einen zu finden, der mich verstand. Der so frech und geistreich war, dass wir auf derselben Flughöhe kommunizieren konnten. Der andere musste, ja, musste, mich bereichern."



    Aus dem Kapitel FRAUEN - Männer - Liebe:

    "Doch, die eine Behauptung trau ich mich, die von Anfang an wahr war und bis ans Ende der Menschheit wohl gelten wird. Selbst jene, die gern über Frauen herziehen, ja, noch immer dem Wahn hinterherrennen, der Mann sei die Krönung der Schöpfung, müssen - wenn auch kleinlaut - eingestehen: Bis jetzt wurde nichts Schöneres im Weltall gesichtet als das Gesicht einer schönen Frau, als das Wunder eines Frauenkörpers."


    "Solange ich atme, will ich an der Welt teilhaben, und eines der Weltwunder sind nun einmal die Frauen."


    "Ich vermute, wir alle - Frauen wie Männer - werden wohl miteinander auskommen müssen. Ohne zänkischen Feminismus und ohne männlichen Größenwahn. Ich renne vor beiden davon, denn ich etrage nur Frauen, die Männer schätzen, und Männer, die Frauen achten."



    Manchmal denke ich, ich könnte das halbe Buch abschreiben. :grin

    Ich habe mich aber noch etwas zurückgehalten, manche Sätze sind ohne den Kontext (der dann länger ist) nicht so schön, wie sie es beim Lesen sind bzw. nicht so gut einzuordnen.

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  • So, und noch ein bisschen was von Andreas Altmann, auch noch aus dem Buch "Gebrauchsanweisung für Heimat", aus dem Kapitel "Menschen".


    "Ist der Mensch gut? Ist er böse? Grundsätzlich? Ich vermute, eher gut, eher getrieben von dem Willen, zu lieben und geliebt zu werden. Doch er ist verführbar, und wenn der Falsche verführt, fängt der Verführte an, ein Schwein zu sein.

    Tut er es im Namen einer Ideologie oder Religion, dann wird er noch böser, dann wird aus einem kreuzbraven Familienvater der fleißige Massenmörder."


    und eine Stelle aus dem gleichen Kapitel, die ich so wunder-, wunderschön finde.

    "So gelten meine Freund als der unwiderrufliche Beweis, dass es der Mensch durchaus zum Prachtexemplar schaffen kann. Und kommt der Tag, an dem ich Geld wie Asche verdiene, dann werde ich für jeden ein Denkmal aufstellen lassen, zehn Meter vor dem dahinter sich auftürmenden Museum. Für jeden eins."

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  • Mailand 1630, Pestepidemie


    Es gibt viele sprachlich wunderschöne Sätze in diesem Buch, aber an diesem Satz bin ich eine Weile hängen geblieben. Eine Mutter und ihre beiden Kinder, die auf rund drei Seiten einzig und alleine darum auftauchen, um zu sterben. Und doch schrecken sogar die Pestpfleger vor ihrer üblichen Handlungsweise zurück und zeigen einen gewissen Respekt.


    „Und was konnte sie anderes tun, als sich auf das Bett des einzigen zu legen, das ihr noch geblieben war, und es neben sich zu legen, um zusammen mit ihm zu sterben? So fällt die schon auf dem Stengel prangende Blüte zugleich mit der noch verschlossenen Knospe unter der Sichel, die alles Kraut der Wiese gleichmacht.“


    (aus: Allessandro Manzoni „Die Verlobten“, Übersetzung Ernst Wiegand Junker, DTV München 1977, S. 812)


    ASIN/ISBN: 3423020210

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Wir sind ein einziges Mal am Leben, zweimal zu sein ist unmöglich. Zwangsläufig leben wir in alle Ewigkeit hinein nicht mehr. Und obwohl du nicht einmal Herr über den morgigen Tag bist, schiebst du auf, woraus dir Freude erwachsen kann. Das Leben vergeht unter lauter Zögern und jeder Einzelne von uns stirbt, ohne auch nur einmal Muße gehabt zu haben.


    Epikur - Von der Lust zu leben

    ASIN/ISBN: 3730610139

  • Beide, das ist das Entscheidende, kamen aus unzugänglichen Regionen, aus irgendeinem »Jenseits«. Der eine aus jener Sphäre letzter Spiritualität, wo die Kulturen dreier Jahrtausende und zweier Erdteile ihr Symposion halten - der andere aus einem Dschungel weit unterhalb der Lotung letzter Schundliteratur, aus einer Unterwelt, wo dem zusammengebrauten Muff von Kleinbürgerhinterzimmein, Obdachlosenasylen, Kasemenaborten und Hinrichtungshöfen Dämonen entsteigen.


    Haffner - Geschichte eines Deutschen (hier gerade über Rathenau und Hitler :grin)

  • Ich hab am lichten Tag geschlafen.

    Es weint das Kind. Es blökt das Rind.

    In meinem Weidentraume trafen

    Sich Leiseklug und Lockenlind.


    Kaum weiß ich noch, warum ich lebe.

    Vereist mein Blick. Mein Blut verstürmt.

    Wenn ich die Brust im Atmen hebe,

    Sind Felsen über sie getürmt.


    Den Sternen, die am Himmel pochten,

    Warf Köcher ich und Becher hin.

    Ich bin mit Mohn und Tod verflochten

    Und weiß nicht mehr, ob ich noch bin.