Schulliteratur - Wie erinnert Ihr Euch an Bücher, die Ihr lesen musstet?

  • Guten morgen liebe Eulen,


    gerade habe ich mir die sehr gute Rezi von "Kleiner Mann, was nun" durchgelesen.
    (Büchereule.de » Bücher » Klassiker » Kleiner Mann, was nun - Hans Fallada)


    Super Buch - Super Autor! Keine Frage!


    Aber mir wurde beim Lesen ganz schummerig und mein Magen zog sich zusammen. Mir fiel nämlich ein, dass es zu meiner Zeit Pflichtlektüre war. Und leider geht es mir bei einigen anderen Büchern aus der Schulzeit ähnlich.
    Ewig waren die Geschichten so düster, so tragisch, so dramatisch - und für mein damaliges Empfinden - so langweilig.
    Mir jedenfalls wurde durch die Pflichtlektüren meiner Schulzeit so mancher Zugang zu bestimmten Autoren reichlich verbaut. Borchert, Ibsen, Droste-Hülshoff ...


    Wie geht es Euch mit der Pflichtliteratur von damals? Habt Ihr auch so schlechte Erinnerungen?


    Gruß,
    Mariegod

  • Wir haben in der Schule relativ wenig gelesen und ich hab eigentlich immer gerne mitgemacht....


    Nur dieses Zerpflücken der Bücher in ihre Bestandteile hat mich genervt, da ging für mich der Spaß verloren. Meine Interpretationen sahen auch immer anders aus, als die Ideen der Lehrer und damit war mir die Lust am Lesen dann auch vergällt.
    Lediglich in der 10. Klasse im Englischunterricht, da haben wir Misery von Stephen King gelesen, das war einfach sehr genial und hat Freude bereitet. Wenn ich auch bis heute glaube, daß nicht mehr als 5 Schüler der Klasse, das Buch gelesen hatten, als die Klausur anstand.


    Ach ja, immer wieder gerne erinner ich mich auch an das Ausstauschkind, von der Nöstlinger. Das war unheimlich witzig.


    Nicht so gerne kommt dann die Erinnerung an den Erlkönig wieder. Ist zwar nur ein Gedicht, aber nach der dazu geschriebenen Arbeit mußte meine Mutter in der Schule antanzen, da meine Lehrerin aufgrund meiner Interpretation soziopathische Tendenzen in meinem Geiste entdeckt zu haben dachte.... toll.... hat mir ein paar Stunden beim Schulpsychologen und Gespräche mit dem Vertrauenslehrer eingebracht... seufz. Ab da hab ich dann immer das Gegenteil von dem geschrieben, was ich eigentlich sagen wollte. :lache

  • Die meisten Pflichtbücher habe ich gerne gelesen und oft schon bis zum Ende, wenn wir im Unterricht das dritte Kapitel besprochen haben.


    Und genau da fing der Ärger an: Dieses langatmige Auseinanderfummeln jeder Szene, das vekrampfte Hineininterpretieren und -diskutieren - genau das hat mich davon abgehalten, Deutsch als LK zu wählen.

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Nicht so gerne kommt dann die Erinnerung an den Erlkönig wieder. Ist zwar nur ein Gedicht, aber nach der dazu geschriebenen Arbeit mußte meine Mutter in der Schule antanzen, da meine Lehrerin aufgrund meiner Interpretation soziopathische Tendenzen in meinem Geiste entdeckt zu haben dachte.... toll.... hat mir ein paar Stunden beim Schulpsychologen und Gespräche mit dem Vertrauenslehrer eingebracht... seufz. :lache



    :lache ... hast Du die Arbeit noch. Das hört sich ja richtig toll an!!


    Gruß,
    Mariegod

  • Zitat

    Original von Waldfee
    Und genau da fing der Ärger an: Dieses langatmige Auseinanderfummeln jeder Szene, das vekrampfte Hineininterpretieren und -diskutieren - genau das hat mich davon abgehalten, Deutsch als LK zu wählen.


    :write :write :write


    Genau das meine ich!


    Gruß,
    Mariegod

  • Hallo,


    Also ich habe auch immer gerne in der Schule gelesen, wird eh viel zu wenig gemacht.


    Allerdings habe icha uch dieses Zerpflücken gehasst und das Interpretieren. Denn die Lehrer haben doch immer nur ihre, bereits vorgefertigte Meinung als richitg gelten lassen. Und das fand ichd amals falsch und finde es heute noch falsch. Denn man kann nunmal Dinge unterschiedlich interpretieren. Und man kann die Autoren ja nicht fragen was sie wirklich aussagen wollten, beim Schreiben.

    liebe Grüsse melanie


    Wenn man Engeln die Flügel bricht, fliegen sie auf Besen weiter !
    :keks


    :lesend )

  • Meine Erinnerungen sind ganz unterschiedlich. Wir haben viel gelesen, vor allem auch Klassiker und dafür waren wir damals eventuell zu jung oder hatten nicht die Lehrer, die uns diese Werke näher bringen konnten. An Maria Stuart, Wallenstein, die Judenbuche ( Droste-Hülshoff ) oder Faust I, Faust II, Urfaust habe ich eher schlechte Erinnerungen.


    Wobei diese schlechten Erinnerungen an Faust an der Lehrerin lagen, Deutsch-LK, in der ersten Stunde haben wir erfahren, dass nicht die angekündigte Leherin diesen LK betreut, sondern die an der Schule unbeliebteste :-(.


    Anders der Schimmelreiter, der Steppenwolf oder Nathan der Weise, die haben mir sehr gut gefallen.


    LG, Ina

  • Die Bücher aus der Unterstufe habe ich in schlechter Erinnerung - da waren ganz böse dabei.
    Die aus der Oberstufe sind verschieden - bei meiner alten Lehrerin haben wir nicht so viel gelesen (3-4 Werke im Jahr), bei meiner neuen Lehrerin hätten wir mehr gelesn, aber beim meisten war ich noch nicht dabei :lach
    Halt Faust und Woyzeck - zu Woyzeck hab ich gar keinen Zugang gefunden und den hab ich ganz böse in Erinnung.
    Aber die meisten Bücher, die wir gelesen haben, hab ich in guter Erinnerng. wie zum Beispiel "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" von Böll oder "Leben des Galilei" von Brecht, "Nora" von Ibsen...


    Zitat

    Denn die Lehrer haben doch immer nur ihre, bereits vorgefertigte Meinung als richitg gelten lassen. Und das fand ichd amals falsch und finde es heute noch falsch.


    Ja, das wurde mir leider zum Verhängnis.
    Bei meiner alten Lehrerin hatten wir bei den Schularbeiten schöne literarische Themen zu behandeln, also z.B. welche Bedeutung die Hexen in Macbeth haben...
    Bei der neuen Lehrerin wurde nur Wissen abgefragt und wenn es was zu interpretieren gab, dann musste es genau das sein, was sie uns gesagt hatte....

  • Ich fand es eigentlich fast immer gut, wenn wir im Unterricht Bücher gelesen haben. War mal eine kleine Abwechslung.


    2 Bücher gab es aber die mir garnicht gefallen haben und das waren:


    Die Abenteuer des Werner Holt von Dieter Noll und
    Wie der Stahl gehärtet wurde von Nicolai Ostrowski.


    Letzteres Buch ist bei mir sogar als das schlechteste Buch was ich je gelesen hab in Erinnerung geblieben. Ich hätte es am liebsten nach nur wenigen Seiten weggepackt aber leider mußte ich es ja bis zum Schluß lesen um keine schlechte Note zu bekommen.


    Sehr gut gefallen haben mir dagegen, der Schimmelreiter, Faust, Nathan der Weise, Nackt unter Wölfen, die Schatzinsel und Robinson Crusoe.

  • Momentan lesen wir Kurt Tucholsky, das finde ich toll :-]


    Es gab einige Bücher, die mochte ich, wie zum Beispiel die Physiker, sehr gerne.



    Andere, wie das Parfüm, hatte ich schon vorher gelesen, und mochte das Buch einfach schon vorher nicht. Ich fand es langweilig.



    Wieder andere haben es sich mit mir verdorben, weil sie nationalsozialische Lektüre waren, wie zum Beispiel der Vorleser. Das Thema kann ich einfach nicht mehr hören.



    Und dann gab es noch gewisse Geschichten, bei denen ich mich gefragt habe: Okay, Herr Autor, ich verstehen schon, was die Moral sein soll, aber hätten sie sich nicht eine Geschichte dafür ausdenken können, die ansprechend ist, und bei der sich nicht 80 % fragt: Wozu haben Sie denn das aufgeschrieben?


    Aber das ganze Interpretieren verdirbt einem irgendwann sicher jedes Buch. :wow




    JAss :keks

  • Wir haben bisher gelesen:


    - "Da kräht kein Hahn nach dir" in der Grundschule - so lala
    - Die Welle - doof
    - Romeo und Julia - wunderbar!
    - Der Schimmelreiter - spannend
    - Kabale und Liebe - sehr schön
    - Das Parfum - sehr spannend
    - noch irgendwas...oder?
    - I'm Ok in OK in Englisch - naja...nee
    --> Wir werden noch ein zeitgenössisches Werk, Faust und ev. noch was lesen.


    Ach ja, wir mussten uns letztes Jahr in Deutsch einen Schriftsteller aussuchen (waren auf einer Liste vorgegeben), dessen Biografie und ein Werk von ihm vorstellen. Ich hab mir Hermann Hesse erkämpft, den "Steppenwolf" gelesen und es toll gefunden.

  • Ganz furchtbar fand ich "Das Amulett" von C. F. Meyer, ebenso schrecklich war "Tod in Venedig" von T. Mann, da krieg ich jetzt noch die Krise, wenn ich nur dran denke...aber es ging besser weiter:
    Ganz nett war "Die Physiker" von Dürrenmatt, auch "Andorra" von M. Frisch hat mich berührt.


    Genial war "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe, anschließend haben wir noch den Plenzdorf mit den neuen Leiden des Werther gelesen.


    Eindrucksvoll war "Die Wolke" von G. Pausewang, ebenso wie "Die Welle" von M. Rhue


    Genial fand ich die Lektüre im Englisch-LK (Dead Poet´s society, The catcher in the rye). "Death of a salesman" fand ich schrecklich langweilig, aber da bin ich auch wohl nicht die einzige...


    Im Französisch-LK haben wir auch nur tolle Bücher gelesen (Le petit prince, Les petits enfants du siecle, L´etranger).


    Im großen und ganzen muss ich sagen, hatten wir nette Lektüre am Gymnasium

  • Also ich habe diese Leserei gehaßt.
    "Der Schimmelreiter"
    "Der Untertan"
    "Kabale und Liebe"
    "Nackt unter Wölfen"
    "Deutschland ein Wintermärchen"
    und noch viele mehr
    Dann waren das Bücher die mich nicht die Bohne interessiert haben. Dann danach diese Auseinanderpflückerei furchtbar.
    Und ehrlich gesagt habe ich die nur angelesen und immer ne schlechte Note bekommen.
    Die Auswahl war ja auch zum wegrennen.
    Ich sage nur typisch DDR.

  • Ich kann mich aus meiner Schulzeit/Deutsch Oberstufe nur an "Biedermann und die Brandstifter" (Max Frisch), "Stiller" (dito), "Katz und Maus" (Günter Grass), "Minna von Barnhelm" (Gotthold Ephraim Lessing), "Die Leiden des jungen Werther" (Johann Wolfgang von Goethe), "Die neuen Leiden des jungen W." (Ulrich Plenzdorf) und ein paar Märchen, Fabeln und Parabeln erinnern. Leider habe ich meinen Deutschlehrer gehaßt ("Liehr, von Dir wird niemals auch nur eine einzige Zeile veröffentlicht werden!" :grin), was auf Gegenseitigkeit beruhte. Entsprechend war mir das Lesevergnügen vergällt, was auch daran lag, daß unser Lehrer neben seinen eigenen Interpretationen absolut keine andere(n) zuließ. Die Textanalyse selbst hat mir nämlich Spaß gemacht. Wirklich gut in Erinnerung hatte ich bis lange nach der Schulzeit noch "Katz und Maus", vor allem die Szene, in der die Protagonisten mit ihren Zehen im eigenen Sperma herumrühren. Irgendwann vor ein paar Jahren habe ich mir dann die Grass-Werkausgabe bei zweitausendeins zugelegt und "Katz und Maus" abermals gelesen, mit größerem Vergnügen, wie auch "Stiller" und den Plenzdorf. Den Rest fand ich so fad, daß ich auf ein vermeintliches Vergnügen verzichtet habe, bisher. Sicherlich niemals wieder anfassen werde ich "Minna von Barnhelm", das wir auch noch im öden, muffigen "Hansa-Theater" sehen mußten, was zu den langweiligsten zwei Stunden meines gesamten Lebens gehört, alle Wartezeiten bei Zahnärzten mitgerechnet.

  • Ich erinnere mich noch gut an "Die schwarze Spinne" von Jeremias Gotthelf. Habe ich auch hier nochmal kurz vorgestellt. Eine tolle Schullektüre war das! Auch heute noch zu empfehlen.


    Ansonsten haben wir damals tatsächlich nicht allzuviel gelesen, Die Nibelungensage fällt mir da gerade noch ein. Hat mir aber auch gefallen. Aber mir hat wahrscheinlich eh alles gefallen, Hauptsache lesen. :-)


    Gruss,


    Doc

  • Was mich wundert, ist die Tatsache, dass keiner von euch "Sansibar oder der letzte Grund" von Alfred Andersch gelesen hat. Gefiel mir damals ganz gut.


    Meine bessere Hälfte musste diese Schullektüre auch hintersichbringen (anderer Jahrgang, andere Schule, anderes Bundesland).


    Jedenfalls hatten er und seine Mitschüler den Auftrag, "Sansibar" zu besorgen.
    Die Jungs tigern in die nächste Buchhandlung. Die Buchhhändlerin: "Kann ich euch helfen?" Die Jungs:"Wir suchen ein Buch." Daraufhin die Buchhändlerin:"Welche Farbe?" Antwort:"Schwarz." Nach Aussage meines Schatzes hat die gute Dame stilsicher das richtige Buch rausgesucht. Das spricht m.E. für den Laden.

  • Wir haben nicht viel in der Schule gelesen und spotan fällt mir nur "Der dritte Mann" und "Der zerbrochene Krug" ein. Die beiden Bücher fand ich ganz unterhaltsam, wenn ich sie auch nicht nochmal lesen würde *g*.

  • Tief beeindruckt hat mich damals "Professor Unrat" von Heinrich Mann.


    Diente dann ja auch als Filmvorlage zum "Blauen Engel" mit Marlene Dietrich, den ich bis heute leider nicht gesehen habe. *seufz*


    "Der Untertan" (auch von Thomas Mann) ist auch ein Schul-Highlight von mir geblieben.


    Interessant fand ich (als einzige :grin ) die Nachkriegslyrik, die sogenannte "Trümmerlyrik". Ingeborg Bachmann oder die "Todesfuge" von Paul Celan.


    Absolut schrecklich fand ich "Katz und Maus", eine Novelle von Günther Grass, die zwar auch unter den Begriff der Trümmerliteratur zu subsumieren ist, aber der ich absolut nichts abgewinnen konnte.


    Vielleicht gebe ich "Katz und Maus" nochmal eine zweite Chance.


    Lieben Gruß,


    die Fride. :wave

  • Für mich waren diese Schullektüren ein Graus - ich glaube, darum lese ich bis heute nicht gern diese kleinen gelben Heftchen aus dem Ihr-wisst-schon-Verlag. :rolleyes


    Egal, ob das "Aus dem Leben eines Taugenichts" war oder "Bahnwärter Thiel" oder "Das kalte Herz" oder "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", ich hab mich durch alle regelrecht durchgequält.


    In der Oberstufe wurde es dann zum Teil besser; wirklich genossen habe ich "Nathan der Weise" und "Iphigenie auf Tauris".


    Trotzdem war Deutsch nie mein Lieblingsfach, und ich habe auch in der Oberstufe nur die nötigsten Kurse belegt. Es war ausserdem eins der Fächer, in denen mir - abgesehen von einem einzigen Schuljahr - die mündliche Zensur regelmässig die Gesamtnote versaute.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Was mich wundert, ist die Tatsache, dass keiner von euch "Sansibar oder der letzte Grund" von Alfred Andersch gelesen hat. Gefiel mir damals ganz gut.


    Hallo Salonlöwin,


    jetzt da Du es schreibst, doch das haben wir in der Schula auch gelesen. Ich glaube mir hat die Sprache gefallen, den richtigen Zugang zu dem Buch habe ich damals aber irgenwie nicht gefunden. Ich sollte mich wohl nochmal dran machen.


    Ich denke, die jeweilige Schullektüre ist von Bundesland zu Bundesland unterschieldich, nur die Klassiker sind wohl überall vertreten.


    Thomas Mann, Tod in Venedig haben wir im LK gelesen, das hat mir gut gefallen, aber ich habe auch freiwillig die Buddenbrooks gelesen und fand das Buch klasse.


    LG, Ina