• Hallo,


    wie sehr geht ihr eigentlich auf Details in euren Geschichten ein, die im Hauptplot nicht zwingend notwendig sind.


    Habe nämlich gerade so ein Entscheidungsproblem bei eienr Geschichte, die ich schreibe: Zwei Verlobte sind zu einem essen bei einem Freund des Mannes eingeladen. Die Frau bekommt von ihm quasi beim Eintreten in das herrschaftliche Haus erzählt, dass es sich um den Patriarchen handelt und findet sich unpassend gekleidet.
    Wäre dabei wünschenswert näher auf die Kleidung der Personen einzugehen oder nicht?


    Und noch eine etwas andere Frage:
    Wisst ihr auch immer was eure Protagonisten machen, wenn ihr erst zeitversetzt wieder von ihnen erzählt, oder nur grob, für die Handlung passend?


    Freue mich schon auf Antworten!


    Lieben Gruß,
    immI!

  • Zitat

    Zitat Imandra:
    Wäre dabei wünschenswert näher auf die Kleidung der Personen einzugehen oder nicht?


    In meinen Augen ja, denn die LeserInnen müssen sich ja ein Bild von dem Aussehen der entsprechenden Person machen können. Ohne eine gewisse Beschreibung fällt das schwer. Menschen sind, auch wenn sie lesen, Augentiere.


    Zitat

    Zitat Imandra:
    Wisst ihr auch immer was eure Protagonisten machen, wenn ihr erst zeitversetzt wieder von ihnen erzählt, oder nur grob, für die Handlung passend?


    Ich verfolge den Weg meiner Handlungsträger während solcher Zeitsprünge nicht unbedingt minutiös, aber ich weiß in etwa, was sie tun und kann mich darauf beziehen. Als Autor muss ich immer mehr wissen, als die LeserInnen herauslesen können.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Wenn du nicht bereits zu Beginn, als sie beispielsweise losgegangen sind zum Essen, über die Kleidung etwas geschrieben hast, würde ich es dann auf jeden Fall tun. Denn wenn sie denkt, sie sei unangebracht gekleidet, muss man sich ja auch in einer Form vorstellen können, was sie an hat. Damit man auch verstehen kann, warum sie sich so fühlt.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Wenn die Kleidung falsch ist, also als maßgebliches Element in die Geschichte rückt, dann würde ich die Fummel auch benennen. Aber bitte nicht als aufzählung à la "sie blickte an sich herunter, an dem roten Top mit den Glitzersteinen drei Zentimeter über dem Saum, darunter der Rock mit den 27 Plissee-Falten..." - vielleicht kannst Du vor dem Essen noch eine Szene einflechten, wie sie (verzweifelt, frau kennt das ja...) Klamotten aus dem Schrank reisst und sich endlich auf jene Kombination einigt...sich also einigermaßen gut bis super fühlt und kaum betritt sie das pompöse Haus kommt sie sich vor wie von der Altkleidersammlung ausstaffiert. Da könnte man auch ein Dienstmädchen oder so einbringen, das diesen abschätzigen Blick hat... :grin (wieim echten Leben, haha)
    So grob sollte man schon wissen, was die Protagonisten machen - DU hast schließlich die Geschichte in der Hand und schubst sie hierhin und dorthin - allerdings kann man sich gerne auch mal überraschen lassen (meistens werden das Teile, die man wieder streichen sollte...manchmal aber auch gute Abschnitte). Kommt immer auf die Geschichte an.

  • Zitat

    Original von Iris



    Diese Frage verstehe ich nicht ...



    Hallo, Iris :wave



    Sie meint Zeitsprünge. Ob es wichtig ist, zu wissen, was der Charakter gemacht hat, wenn der Roman zum Beispiel einen Zeitsprung von einem Jahr hat.



    JAss :keks

  • Selbst, wenn ich mich in der Sache nicht auskenne, ich würde es schon ein bisschen näher beschreiben...


    Und da ich noch nie einen Zeitsprung gemacht habe, weiß ich das auch nicht...

  • Danke euch, ich dachte mir schon, dass ich näher auf ihre Kleidung eingehen werde. (Sie ist eigentlich passend genug gekleidet, aber, wie Frauen nun mal sind wenn sie unwissenderweise beim herrscher zum Essen eingeladen sind und ihre Gaderobe dementsprechend nicht auswählen konnten.....)


    Aber wie entscheidet ihr welche Details von Nöten sind?
    Liebt ihr eher viele oder eher ein paar weniger Details (z.B. Umgebung, Kleidung, Art des Essens...)?

  • Was mir als Detail einfällt schreibe ich, was mir nicht einfällt, kann ich nicht schreiben. :grin Obwohl ich zugeben muss, dass ich manche Details erst bei der Kapitelüberarbeitung schreibe, weil es langweilig zu schreiben ist. :rolleyes


    Ich nehme Details raus oder rein, wenn eine begründete Beschwerde vom Erstleser kommt. :-)



    JAss :keks

  • Zitat

    Original von JASS
    Sie meint Zeitsprünge. Ob es wichtig ist, zu wissen, was der Charakter gemacht hat, wenn der Roman zum Beispiel einen Zeitsprung von einem Jahr hat.


    Man sollte alles wissen ... zumindest alles, was irgendwie für die Handlung von Bedeutung sein könnte. Und für die Figur. Also ... eigentlich alles. :lache


    Ich habe zahllose Szenen mit "meinen" Figuren geschrieben, die nie gedruckt wurde und auch nie gedruckt werden. "Outtakes" sozusagen, aber keine "Spoofs". Ich sammle so was. :grin

  • Zitat

    Original von keinkomma
    Schreib lieber beim ersten Durchgang zu viele Details, lieber zu viel, was Dir im Schreibfluß - also nah dran am "Geschehen" einfällt. Und dann: kill your darling - und kürzen, kürzen, kürzen! (Lieber überflüssiges weglassen, als irgendwas vergessen!!!)(


    Die Erkenntnis des Autoren, dass etwas am Baby weg muss -welch grausamer Zug des Lebens :cry




    JAss :keks

  • Jass, bei mir ist das inzwischen andersherum: Ich habe eine dermaßene Schere im Kopf, daß meine Erstleser mir schon klarmachen, daß ich wichtige Dinge unerwähnt lasse ...


    Noch was: Das Überarbeiten von Manuskripten hat was von Friseurterminen: Kürzen ist keineswegs das beste Mittel der Wahl!!!

  • Zitat

    Original von Iris
    Jass, bei mir ist das inzwischen andersherum: Ich habe eine dermaßene Schere im Kopf, daß meine Erstleser mir schon klarmachen, daß ich wichtige Dinge unerwähnt lasse ...



    Ist es nicht trotzdem oft schwer, wenn eine Stelle, die man selbst vielleicht sehr mochte als "überarbeitungsbedürftig", "weglassungswürdig" oder änhliches eingestuft wird?




    JAss :keks

  • Zitat

    Original von JASS
    Ist es nicht trotzdem oft schwer, wenn eine Stelle, die man selbst vielleicht sehr mochte als "überarbeitungsbedürftig", "weglassungswürdig" oder änhliches eingestuft wird?


    Das gibt sich. Irgendwie erkennt man auf Dauer, daß alles nicht nur auf eine Art geschildert werden kann und man selbst nicht an den Brüsten der Weisheit gestillt wurde.


    Das einzige, was ich bei solchen Hinweisen gelegentlich (!) vermisse, sind Argumente. Speziell solche aus dem Text heraus.


    Ansonsten: Erstmal anhören, Abstand zum eigenen Text gewinnen, versuchen, ihn aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten.


    Und niemals allzu blind in die eigenen Schreibe verliebt sein. :grin

  • Zur Frage, welche Details nun ausgewählt werden sollten:


    Ich halte das so, dass ich mir vorstelle, was meinen Protagonisten wichtig ist. Wenn ich weiß, dass X eher oberflächlich ist, dann wird er nur ungefähr merken, dass Y eine elegante Erscheinung ist. Ein sorgfältiger, genau reflektierender wird Y genau mustern und die teuren Markenschuhe registrieren.
    Aber: Je kürzer meine Geschichte ist, desto eher verlasse ich mich darauf, dass die Stichworte Fäustlinge und Schlittenhunde ausreichen, um im Kopf des Lesers eine winterliche Ausrüstung meiner Protagonisten entstehen zu lassen.


    Lieben Gruß


    polli