Der Freund und der Fremde - Uwe Timm

  • Der Freund und der Fremde – Uwe Timm



    (bei wikipedia kopiert)
    Leben
    Nach einer Kürschnerlehre in Hamburg besuchte Timm das Braunschweigkolleg und bestand 1963 auf dem zweiten Bildungsweg sein Abitur. Im Folgenden studierte er Philosophie und Germanistik in München und Paris. 1971 promovierte er mit dem Thema Das Problem der Absurdität bei Camus über Albert Camus.
    Timm war von 1972 bis 1982 Mitherausgeber der AutorenEdition. Von 1981 bis 1983 lebte er in Rom, es folgten längere Aufenthalte in Lateinamerika, Afrika und New York.


    Bücher
    Widersprüche, Gedichte (1971)
    Heißer Sommer, Roman (1974)
    Wolfenbüttlerstr. 57, Gedichte (1977)
    Morenga, Roman (1978 )
    Kerbels Flucht, Roman (1980)
    Die deutschen Kolonien, Photoband (1981)
    Die Zugmaus, Kinderbuch (1981)
    Die Piratenamsel, Kinderbuch (1983)
    Der Mann auf dem Hochrad, Roman (1984)
    Der Schlangenbaum, Roman (1986)
    Rennschwein Rudi Rüssel, Kinderroman (1989)
    Vogel, friss die Feige nicht (1989)
    Der Kopfjäger, Roman (1991)
    Die Piratenamsel (1991)
    Erzählen und kein Ende,Vorträge (1993)
    Die Entdeckung der Currywurst, Novelle (1993)
    Der Schatz auf Pagensand (1995)
    Johannisnacht (1996)
    Nicht morgen, nicht gestern, Erzählungen (1999)
    Rot, Roman (2001)
    Am Beispiel meines Bruders, Roman (2003)
    Der Freund und der Fremde, Roman (2005)


    Klappentext:
    Benno Ohnesorg, geboren 1940 und am 2. Juni 1967 auf der Anti-Schah-Demonstration in Berlin erschossen, war der Freund und Gefährte Uwe Timms, als beide Anfang der sechziger Jahre am Braunschweig-Kolleg das Abitur nachholten. Ein eigenwilliger, zurückhaltender, auf eine stille Art entschlossener junger Mann, der malt und die französische Moderne liest, selbst Gedichte schreibt und zum ersten Leser Uwe Timms wird. Mit ihm zusammen entdeckt Timm Apollinaire und Beckett, Camus und Ionesco, entdeckt auch, daß das Schreiben nicht nur ein einsamer Akt ist, daß man über Texte sprechen, sie verändern, sie verbessern kann, daß Nähe und radikaler Eigensinn gleichzeitig möglich sind.



    Meine Meinung:


    Zunächst einmal grob gesagt; so ganz genau habe ich nicht verstanden was Timm mit diesem Buch erreichen wollte? Er wirft so vieles in einem Topf, dass es schwer fällt den Überblick zu behalten.
    Was zurückbleibt ist ein Gefühl des Kummers, allerdings über zwei sehr unterschiedliche Dinge.
    Auf der einen Seite ist man natürlich entsetzt über diese Tat vom 2. Juni 67 …
    Und auf der anderen Seite frage ich mich, warum schreibt Timm über dieses Thema, wenn er doch nicht gewillt ist über seinen Freund, den er so innig geliebt hat, zu erzählen. Es ist ein Ansatz sein Seelenleid zu verarbeiten, sehr behutsam und zart, und aus diesem Grund finde ich es wirklich schade, dass er sich ständig selber in den Mittelpunkt stellt, anstatt über diesen Freund/Fremden zu schreiben (für mich ist er nämlich ein Fremder geblieben). Wenn er wenigstens dieses Verarbeiten konsequent durchgeführt hätte, dann hätte er über seine Fehlentscheidungen berichten müssen. Man hätte es fühlen müssen, dass Ihm auch nach fast 40 Jahren sein Gewissen quält. Doch diese Reue fehlt.

  • Der "Freund und der Fremde" ist ein weiteres autobiographisches Buch von Uwe Timm. Das Buch kommt mir so vor, als sei Uwe Timm immer noch auf der Suche nach sich selbst. Den Tod des Freundes Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 nimmt er zum Anlaß auch über das eigene Leben nachzudenken. Der Tod war Auslöser für viele Dinge im Leben von Uwe Timm.


    Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich bin sicher, es garantiert irgendwann nocheinmal zu lesen. In einer wunderbaren poetischen Sprache beschreibt Uwe Timm die Zeit, die man einmal die "68iger" nennen wird, obwohl genaugenommen, 1968 schon sehr vieles des damaligen Aufbruches gescheitert und vorbei war.


    Eine ganz wesentliche Erkenntnis nehme ich noch mit aus diesem Buch. Nichts wird jemals Bücher ersetzen können, nichts wird jemals das Gespräch über Bücher ersetzen können.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hm, nachdem dir "Lüdenscheid" so gut gefallen hat wie mir, Voltaire, könnte ich mir gut vorstellen, dass dieses Buch auch was für mich wäre. Information verbunden mit poetischer Sprache kann mich schon sehr begeistern. Und das Thema interessiert mich auch...

  • Nachdem ich Der Freund und der Fremde jetzt auch endlich gelesen habe, hier meine Meinung:
    Das Buch gefällt mir sehr gut, da eindringlich die Geschichte von Benno Ohnesorg als Mensch, sein Streben nach Bildung, die Umstände seines Todes sowie Uwe Timms eigene Biografie als Kind, Jungendlicher Lehrling, der nach dem frühen Tod seines Vaters das Kürschnereigeschäft übernimmt und aus den Schulden bringt und sein Weg zum Schriftsteller geschildert werden.
    Die Erzähling fesselte mich immer dann am meisten, wenn es um Literatur, Schreiben, Bildung und um Uwe Timms eigenes Leben geht und überraschenderweise weniger, wenn es sich um die Schilderung der politischen Situation der Sechziger handelt.


    Zudem gefällt mir der Schreibstil sehr gut, der "Am Beispiel meines Bruders" sehr ähnelt. Ich hoffe, Uwe Timm schreibt noch ein weiteres autobiografisch geprägtes Buch.


    Von Uwe Timm gefielen mir auch folgende Bücher:
    Rot, Der Schlangenbaum, Römische Aufzeichnungen, Die Entdeckung der Currywurst, Johannisnacht, Heißer Sommer und am Beispiel meines Bruders.

  • Auf besonderen Wunsch von Waldfee ;-) :


    Ich bin mit meiner Meinung über das Buch ziemlich hin- und hergerissen.
    Timms Erinnerungen an seine eigene Jugend, an Benno Ohnesorg und die Freundschaft zwischen den beiden fand ich sehr interessant und Timms Sprache wunderschön. Seine Freundschaft zu Benno, Timms Achtung vor dem Freund zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählung. Eigentlich sehr schön, aber irgendetwas hat mir gefehlt, wahrscheinlich die Struktur. Das Buch wirkte auf mich wie eine Sammlung von Anekdoten und Erinnerungsfetzen, die recht unverbunden aneinandergereiht sind. Vielleicht ist das ein Kunstgriff, den ich nicht verstehe, aber mich hat es in meinem Lesefluß ziemlich gestört.

  • Im Rahmen eines Lesezirkels habe ich das Buch »Der Freund und der Fremde« gelesen.
    Ohnesorg war Schaufenstergestalter, Uwe Timm Kürschner. Beide haben um Bildung gekämpft, wollten in einem Braunschweiger Kolleg auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachholen. Er zeigt ihr gemeinsames Streben nach Philosophie und Literatur. Doch die von Uwe Timm beschriebene intensive Freundschaft läst bei mir den Eindruck entstehen, das sie ja eigentlich nur in seiner Literatur gelebt wurde, nicht in Wirklichkeit. Trotzdem, das Buch hat mir gut gefallen.

  • Zitat

    Original von Bücherlaus
    ImEr zeigt ihr gemeinsames Streben nach Philosophie und Literatur. Doch die von Uwe Timm beschriebene intensive Freundschaft läst bei mir den Eindruck entstehen, das sie ja eigentlich nur in seiner Literatur gelebt wurde, nicht in Wirklichkeit.


    Ich denke, dass die Gespräche über Philosophie und Literatur durchaus eine reale Freundschaft ausmachte, aber in diesem Fall nur für kurze Zeit, da, wie bei so vielen, die Wege leider auseinander gingen ohne Kontakt zu halten.