Zu dem Buch hat es 2004 bereits eine Leserunde gegeben, aber ich finde im Verzeichnis nichts, also schreib ich mal eine Rezi.
Zum Buch
Kemet im 6. Jahr des Pharao Merenptah (etwa 1207 v. Chr):
Rechmire, ein junger und ehrgeiziger Schreiber des Tschati von Theben wird ins Dorf der Arbeiter im Tal der Könige geschickt, um einen rätselhaften Mordfall am Ersten Schreiber des Dorfes, Kenherchebeschef, aufzuklären. Rechmire ist gar nicht begeistert, da es grundsätzlich unter seiner Würde ist, mit einfachen Arbeitern zu reden, denkt sich aber, dass er den Fall auf Grund seiner Überlegenheit ruckzuck lösen wird. So einfach ist es dann aber doch nicht und bald geschieht nicht nur ein weiterer Mord, sondern auch sein eigenes Leben wird bedroht.
Zum Autor
Cay Rademacher wurde 1965 in Flensburg geboren und lebt heute in Hamburg. Er studierte in Köln und Washington Anglo-Amerikanische Geschichte, Alte Geschichte und Philosophie. Von 1991 bis 1999 arbeitete er als freier Journalist, seitdem ist er Redakteur der Zeitschrift GEO. In GOE EPOCHE 3: "Das Reich der Pharaonen" ist ein Artikel von ihm erschienen: "Die Totengräber von Theben", in dem es um das Arbeiterdorf geht, in dem "Mord im Tal der Könige" spielt.
Meine Meinung
Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Cay Rademacher beschreibt sehr ausführlich Bräuche und Sitten, Aberglauben, die Tagesabläufe der Menschen, die Mahlzeiten, sowie die Landschaft, Gerüche, Geräusche, die Enge der Gassen - die Hitze, wenn Amuns Wagen am Zenith steht konnte ich fast spüren - das alles mag manchem Leser zu viel sein, aber für mich war es genau richtig.
Sehr schön fand ich ja die "zeitgemäßen" Analogien, zum Beispiel "er fühlte sich, als sei er vom Steuereintreiber verprügelt worden" oder "da sammelt sich soviel Missgunst wie Schlamm nach vierundzwanzig Nilhochwassern".
Ausserdem hat mir gefallen, dass Rechmire kein toller Held ist, sondern seine Macken hat, und dass er genauso abergläubisch ist wie der Rest der Bevölkerung auch, so dass er öfters mal Angst hat, dass Osiris ihm für seine Frevel den Kopf abreißen lässt.
Ob alles historisch korrekt ist, kann ich nicht beurteilen. Vieles hab ich wiedergefunden, aber auch einen Fehler: an einer Stelle beschreibt er eine Hymne auf die Schlacht von Kadesch, den großen Sieg den Ramses II über die Hethiter errungen hat. Meines Wissens nach endete die Schlacht von Kadesch unentschieden und es gelang Ramses nicht, die Hethiter zurückzudrängen.
Und ein kleines sympathisches Detail: Der Roman ist nicht in Kapitel unterteilt, sondern in Buchrollen.
Insgesamt hat mir das Buch so gut gefallen, dass ich heute gleich "Mord im Circus Maximus" kaufen musste.
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