Klappentext:
Frankreich im 15. Jahrhundert.
Während König Charles in geistiger Umnachtung vegetiert, greift seine Frau Isabeau nach der Herrschaft über das Land. Doch die als "Reine maudite" vom Volk gehaßte Königin sieht sich einer ihr an Skrupellosigkeit und Machtwillen ebenbürtigen Phalanx an Feinden gegenüber. An ihrer Spitze steht Yolanda, Herzogin von Anjou, die ihre Verwandschaft zur Königsfamilie nutzen will, um sich und ihre Nachkommen auf den Thron zu bringen. Und während das Land im Sumpf des immer weiter um sich greifenden hundertjährigen Krieges versinkt, spitzt sich der Machtkampf an den Höfen in Paris und an der Loire zu. Vor allem die Männer büßen ihre Leidenschaft und Treue zu einer der beiden Frauen nicht selten mit dem Tod. Bis schließlich der junge englische König Henry in den Kampf zieht und selbst nach der französischen Krone greift.
Intrigen, Eifersuchtsdramen und eine tiefe, folgenschwere persönliche Feindschaft: Authentisch in der Personenzeichnung und mit sprachlicher Raffinesse zeigt Ellen Alpsten, wie der Machtkampf zweier Frauen das spätmittelalterliche Europa in den Abgrund eines blutigen Krieges stürzt.
Autorin: (lt. Klappentext)
Ellen Alpsten, geboren 1971 in Kenia als Tochter eines deutschen Tierarztes und einer Lehrerin, wuchs in Afrika und Deutschland auf. Sie arbeitete als Börsenjournalistin für Bloombert TV und lebt derzeit mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn in London. Ihr erster Roman "Die Zarin" erschien 2002 und war ein großer Publikumserfolg.
Meine Rezension bei Amazon:
Die deutsche Autorin Ellen Alpsten hat sich für ihren zweiten historischen Roman „Die Lilien von Frankreich“ nicht nur eine interessante Epoche sondern auch hochinteressante Protagonisten ausgewählt.
Das Frankreich des 15. Jahrhunderts ist geprägt von den kriegerischen Auseinandersetzungen mit England. Während König Charles VI. augrund einer psychischen Erkrankung nicht mehr in der Lage ist, die Regierung zu führen, übernimmt seine Frau Isabeau mit dem Herzog von Orléans und dem Herzog von Burgund, Johann Ohnefurcht, die Regierungsgeschäfte. Die im Volk als „Reine maudite“ bezeichnete Königin muß sich mit zahlreichen Feinden und Neidern auseinandersetzen, vor allem aber mit Yolande d’Aragon, die nach Macht und Einfluß strebt. Der Machtkampf an den Höfen in Paris und an der Loire ist jedoch in keiner Weise dazu geeignet, den immer weiter fortschreitenden Hundertjährigen Krieg mit seinen Schrecken zu beenden, sondern unterstützt König Henry V. darin, die französische Krone anzustreben.
Geschichte schreiben für gewöhnlich die Sieger. So ist es kein Wunder, dass der „Reine maudite“ Isabeau de Bavière (1370 – 1435 n. Chr.) im Gegensatz zu ihrer Kontrahentin Yolande d’Aragon (1383 – 1443 n. Chr., auch Yolande d’Anjou) fast ausschließlich negatives nachgesagt wird, was sich auch in diversen historischen Romanen über den Hundertjährigen Krieg (z. B. Die Hüter der Rose von Rebecca Gablé) niederschlägt. Ellen Alpsten gelingt es in ihrem Roman durch eine sehr sensible Charakterzeichnung Verständnis für die unglückliche Königin zu wecken und versucht mögliche Motive für deren Handeln aufzuzeigen. So beleuchtet sie die schwierige Ehe von Isabeau de Bavière mit Charles VI., den Verlust einer Vielzahl ihrer 12 Kinder, und stellt sich der Frage, warum Isabeaus Verhältnis zu ihrem jüngsten Sohn Charles VII. derart schlecht sein konnte. Auch die Rolle der Madame de Giac, Favoritin von Johann Ohnefurcht, im Rahmen der Intrigen und Dramen um Macht und Einfluß wird von der Autorin plausibel dargestellt. Leider gibt uns die Autorin keine Abgrenzung zwischen Historie und Fiktion, was ich mir bei diesem Roman wirklich sehr gewünscht hätte. Für die aufgezeigte Beziehung zwischen Isabeau de Baviére und Johann Ohnefurcht habe ich z. B. leider trotz Recherchen keinen Nachweis finden können. Die Annahme über die Herkunft der Johanna von Orléans weicht von den Vermutungen der Historiker weit ab, fügt sich aber hervorragend in die Geschichte ein, die uns Ellen Alpsten erzählt.
Sehr überzeugend ist Ellen Alpstens erzählerisches Talent und ihre sprachliche Versiertheit. Sie erzählt nicht nur aus der Sicht eines Erzählers sondern webt zusätzlich Briefe der Madame de Giac an ihre Mutter ein; ein Perspektivenwechsel, durch den die Autorin vielfältige Möglichkeiten der Charakterzeichnung hervorragend nutzt und gleichzeitig einen Spannungsbogen erzeugt, der den Leser bis zur letzten Seite fesselt. Mit ihrer bildhaften, farbigen Sprache erreicht sie eine hohe Lebendigkeit bei der Beschreibung von Emotionen der Charaktere und den Handlungsorten.
Für Leser, die wenig Kenntnisse über die geschichtlichen Ereignisse zur Zeit des Hundertjährigen Krieges haben, könnte der Roman etwas verwirrend sein oder zumindest dazu führen, dass die heranführenden Hinweise auf mögliche Motive späterer Ereignisse zunächst nicht als solche wahrgenommen werden. Hier wäre ein kurzer geschichtlicher Abriß und ein Personvenverzeichnis sicher eine sinnvolle Ergänzung gewesen.
Auch wenn bei mir bezüglich einiger Elemente des Romans „Die Lilien von Frankreich“ Zweifel hinsichtlich der historischen Authentizität geblieben sind, habe ich den Roman sehr genossen und werde ihn sicherlich wegen der bemerkenswerten Personenzeichnung noch einmal lesen.
Fazit: Schöner historischer Roman mit interessanter Charakterzeichnung, allerdings in einigen Punkten nicht historisch authentisch.
Nützliche Links:
-Isabeau de Bavière
-Johann Ohnefurcht
-Madame de Giac