Die Lilien von Frankreich - Ellen Alpsten

  • Klappentext:


    Frankreich im 15. Jahrhundert.
    Während König Charles in geistiger Umnachtung vegetiert, greift seine Frau Isabeau nach der Herrschaft über das Land. Doch die als "Reine maudite" vom Volk gehaßte Königin sieht sich einer ihr an Skrupellosigkeit und Machtwillen ebenbürtigen Phalanx an Feinden gegenüber. An ihrer Spitze steht Yolanda, Herzogin von Anjou, die ihre Verwandschaft zur Königsfamilie nutzen will, um sich und ihre Nachkommen auf den Thron zu bringen. Und während das Land im Sumpf des immer weiter um sich greifenden hundertjährigen Krieges versinkt, spitzt sich der Machtkampf an den Höfen in Paris und an der Loire zu. Vor allem die Männer büßen ihre Leidenschaft und Treue zu einer der beiden Frauen nicht selten mit dem Tod. Bis schließlich der junge englische König Henry in den Kampf zieht und selbst nach der französischen Krone greift.


    Intrigen, Eifersuchtsdramen und eine tiefe, folgenschwere persönliche Feindschaft: Authentisch in der Personenzeichnung und mit sprachlicher Raffinesse zeigt Ellen Alpsten, wie der Machtkampf zweier Frauen das spätmittelalterliche Europa in den Abgrund eines blutigen Krieges stürzt.


    Autorin: (lt. Klappentext)
    Ellen Alpsten, geboren 1971 in Kenia als Tochter eines deutschen Tierarztes und einer Lehrerin, wuchs in Afrika und Deutschland auf. Sie arbeitete als Börsenjournalistin für Bloombert TV und lebt derzeit mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn in London. Ihr erster Roman "Die Zarin" erschien 2002 und war ein großer Publikumserfolg.


    Autoreninfo des Verlags


    Meine Rezension bei Amazon:


    Die deutsche Autorin Ellen Alpsten hat sich für ihren zweiten historischen Roman „Die Lilien von Frankreich“ nicht nur eine interessante Epoche sondern auch hochinteressante Protagonisten ausgewählt.


    Das Frankreich des 15. Jahrhunderts ist geprägt von den kriegerischen Auseinandersetzungen mit England. Während König Charles VI. augrund einer psychischen Erkrankung nicht mehr in der Lage ist, die Regierung zu führen, übernimmt seine Frau Isabeau mit dem Herzog von Orléans und dem Herzog von Burgund, Johann Ohnefurcht, die Regierungsgeschäfte. Die im Volk als „Reine maudite“ bezeichnete Königin muß sich mit zahlreichen Feinden und Neidern auseinandersetzen, vor allem aber mit Yolande d’Aragon, die nach Macht und Einfluß strebt. Der Machtkampf an den Höfen in Paris und an der Loire ist jedoch in keiner Weise dazu geeignet, den immer weiter fortschreitenden Hundertjährigen Krieg mit seinen Schrecken zu beenden, sondern unterstützt König Henry V. darin, die französische Krone anzustreben.


    Geschichte schreiben für gewöhnlich die Sieger. So ist es kein Wunder, dass der „Reine maudite“ Isabeau de Bavière (1370 – 1435 n. Chr.) im Gegensatz zu ihrer Kontrahentin Yolande d’Aragon (1383 – 1443 n. Chr., auch Yolande d’Anjou) fast ausschließlich negatives nachgesagt wird, was sich auch in diversen historischen Romanen über den Hundertjährigen Krieg (z. B. Die Hüter der Rose von Rebecca Gablé) niederschlägt. Ellen Alpsten gelingt es in ihrem Roman durch eine sehr sensible Charakterzeichnung Verständnis für die unglückliche Königin zu wecken und versucht mögliche Motive für deren Handeln aufzuzeigen. So beleuchtet sie die schwierige Ehe von Isabeau de Bavière mit Charles VI., den Verlust einer Vielzahl ihrer 12 Kinder, und stellt sich der Frage, warum Isabeaus Verhältnis zu ihrem jüngsten Sohn Charles VII. derart schlecht sein konnte. Auch die Rolle der Madame de Giac, Favoritin von Johann Ohnefurcht, im Rahmen der Intrigen und Dramen um Macht und Einfluß wird von der Autorin plausibel dargestellt. Leider gibt uns die Autorin keine Abgrenzung zwischen Historie und Fiktion, was ich mir bei diesem Roman wirklich sehr gewünscht hätte. Für die aufgezeigte Beziehung zwischen Isabeau de Baviére und Johann Ohnefurcht habe ich z. B. leider trotz Recherchen keinen Nachweis finden können. Die Annahme über die Herkunft der Johanna von Orléans weicht von den Vermutungen der Historiker weit ab, fügt sich aber hervorragend in die Geschichte ein, die uns Ellen Alpsten erzählt.


    Sehr überzeugend ist Ellen Alpstens erzählerisches Talent und ihre sprachliche Versiertheit. Sie erzählt nicht nur aus der Sicht eines Erzählers sondern webt zusätzlich Briefe der Madame de Giac an ihre Mutter ein; ein Perspektivenwechsel, durch den die Autorin vielfältige Möglichkeiten der Charakterzeichnung hervorragend nutzt und gleichzeitig einen Spannungsbogen erzeugt, der den Leser bis zur letzten Seite fesselt. Mit ihrer bildhaften, farbigen Sprache erreicht sie eine hohe Lebendigkeit bei der Beschreibung von Emotionen der Charaktere und den Handlungsorten.


    Für Leser, die wenig Kenntnisse über die geschichtlichen Ereignisse zur Zeit des Hundertjährigen Krieges haben, könnte der Roman etwas verwirrend sein oder zumindest dazu führen, dass die heranführenden Hinweise auf mögliche Motive späterer Ereignisse zunächst nicht als solche wahrgenommen werden. Hier wäre ein kurzer geschichtlicher Abriß und ein Personvenverzeichnis sicher eine sinnvolle Ergänzung gewesen.


    Auch wenn bei mir bezüglich einiger Elemente des Romans „Die Lilien von Frankreich“ Zweifel hinsichtlich der historischen Authentizität geblieben sind, habe ich den Roman sehr genossen und werde ihn sicherlich wegen der bemerkenswerten Personenzeichnung noch einmal lesen.


    Fazit: Schöner historischer Roman mit interessanter Charakterzeichnung, allerdings in einigen Punkten nicht historisch authentisch.



    Nützliche Links:
    -Isabeau de Bavière
    -Johann Ohnefurcht
    -Madame de Giac

  • Pelican, über das Buch sprachen wir ja schon und ich kann nur nochmals sagen, dass das Buch auf mich eine Wirkung hatte, wie überflüssige Hintergrundmusik - nämlich gar keine :-(.
    Ich empfand es nur als wirr, was aber an mangelnder Konzentrationsfähigkeit meinerseits gelegen haben kann. Irgendwann bekommt es wohl eine 2. Chance.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Ich schätze, Du mußt wirklich nochmal ran.


    Ich habe das Buch in keiner Weise als wirr empfunden, allerdings ist es wirklich wichtig, in etwa den geschichtlichen Verlauf dieser Zeit zu kennen und zwar auch in etwa, wer welche Funktion hatte und welche Schritte eingeleitet hat. Dann kann man auch den Aufbau und die Anspielungen von Ellen Alpsten richtig genießen.


    Des weiteren hat sie ähnlich wie Kirsten in "Die Farbe der Revolution" einen Prolog, der scheinbar auf den ersten Blick nichts mit dem folgenden Roman zu tun hat. Erst im Verlauf ergibt sich dann ein Verdacht und zum Ende erhärtet sich, um wen es sich im Prolog handelt.


    Die Sprache von Ellen Alpsten fand ich sehr angenehm und die Charakterzeichnung der beiden Damen fand ich durchaus interessant. Vor allem eben auch, daß Isabeau nicht wie in anderen Romanen als Ekelpaket dargestellt wurde.


    Mein Problem besteht lediglich in dem Kunstgriff, den sie bei der Herkunft Johanna von Orléans eingebaut hat, der aber nicht unbedingt unzulässig ist, wenn man bedenkt wie viele Spekulationen es diesbezüglich in Historikerkreisen gibt. Des weiteren spielt die Beziehung von Johann Ohnefurcht zu Isabeau de Bavière eine tragende Rolle und dazu habe ich leider keine Info gefunden, ob es diese so gab oder nicht. Tatsache ist wohl, daß Isabeau eine Beziehung zum Herzog von Orléans hatte, der von Johann Ohnefurcht umgebracht wurde...

  • Zitat

    Original von Pelican
    Mein Problem besteht lediglich in dem Kunstgriff, den sie bei der Herkunft Johanna von Orléans eingebaut hat, der aber nicht unbedingt unzulässig ist, wenn man bedenkt wie viele Spekulationen es diesbezüglich in Historikerkreisen gibt.


    Da besteht m.W. inzwischen weitgehend Einhelligkeit (wenn wir mal von den meist eher veralteten MA-Sachbüchern absehen :rolleyes). Welche Theorie verfolgt Alpsten denn?


    Zitat

    Des weiteren spielt die Beziehung von Johann Ohnefurcht zu Isabeau de Bavière eine tragende Rolle und dazu habe ich leider keine Info gefunden, ob es diese so gab oder nicht. Tatsache ist wohl, daß Isabeau eine Beziehung zum Herzog von Orléans hatte, der von Johann Ohnefurcht umgebracht wurde...


    Schau mal hier (Quelle www.mittelalter-genealogie.de):

  • Zitat

    Original von Pelican
    Ich schätze, Du mußt wirklich nochmal ran.


    Sag ich doch :-) Selbst deine Rezi und dein nachfolgender Kommentar weckt in mir keinerlei Erinnerung an das Buch und das sagt eigentlich alles.
    Mit dem geschichtlichen Hintergrund habe ich keine Probleme, also kann es daran nicht gelegen haben.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat


    Meine Links oben sind auch größtenteils von www.mittelalter-genealogie.de. Allerdings habe ich nirgends Hinweise von einer Liebesbeziehung zwischen Isabeau und Johann Ohnefurcht gefunden (auch wenn's schon möglich sein könnte.


    Der Kunstgriff bzgl. der Herkunft von Johanna von Orléans:

  • Zitat

    Original von Pelican
    Allerdings habe ich nirgends Hinweise von einer Liebesbeziehung zwischen Isabeau und Johann Ohnefurcht gefunden (auch wenn's schon möglich sein könnte.


    Der Kunstgriff bzgl. der Herkunft von Johanna von Orléans:


    Sorry, aber das gehört für mich in die Sphäre der Historic Fantasy -- m.a.W. nichts für mich, da ärgere ich mich nur wie bei Miss Gillespie, Miss Cross und Mr Brown.

  • Über das mit Johanna von Orléans kann ich hinwegsehen, weil es für das Thema nicht wesentlich ist.


    Die Beziehung zwischen Isabeau und Johann Ohnefurcht aber schon. Wenn wenigstens eine Abgrenzung zwischen Historie und Fiktion dabei wäre...

  • @ Iris


    ich habe da nochmal drüber nachgedacht.


    Genau genommen hat jemand, der über Isabeau de Bavière einen historischen Roman schreiben will, zwei Probleme.


    1. Warum ist die Beziehung zu ihrem jüngsten Sohn so abgrundtief schlecht.


    2. Wieso verbündet sie sich ausgerechnet mit dem Mann, der ihren mehrjährigen Geliebten umgebracht hat.


    D.h. der Autor ist gezwungen hier Annahmen zu machen oder läßt es gleich bleiben. Ist es dann automatisch schon historical fantasy?


    Die Geschichte von Johanna von Orléans könnte ich mir vorstellen, daß da auch ein gewisser Lektoratseinfluß da war, da sie eigentlich nicht wirklich notwendig ist (warum wäre ich bloß früher nie auf solche Vermutungen gekommen?)

  • Zitat

    Original von Pelican
    1. Warum ist die Beziehung zu ihrem jüngsten Sohn so abgrundtief schlecht.


    Dafür kann es viele Gründe geben.
    Daß Mutterliebe "angeboren" ist, ist ein Konzept, das erst mit dem Biedermeier aufkommt.
    Außerdem wurden im Hochadel Kinder schon immer weniger von ihren Eltern aufgezogen, als von Dienstboten und Erziehern, und das oft genug nicht einmal dort, wo die Eltern gerade waren. Häufig trafen sich Eltern und Kinder nur zu offiziellen Anlässen, so daß sie einander vollkommen fremd waren.


    Zitat

    2. Wieso verbündet sie sich ausgerechnet mit dem Mann, der ihren mehrjährigen Geliebten umgebracht hat.


    Auch dafür kann es Gründe geben.
    Bei Isabeau (aka Elisabeth von Bayern) kommt noch hinzu, daß über sie viel kolportiert wurde. Ob tatsächlich eine Affaire bestanden hat, bleibt unklar, da Unterstellungen von moralwidrigem Verhalten seit Alters her unverzichtbarer Bestandteil der Kolportage sind.
    Seitdem man in den Philologien und Geschichtswissenschaften die Quellen kritischer behandelt, verschwindet viel aus den Geschichtsbüchern, das sich schliechtweg als reine Kolportage erwiesen hat bzw. es wird als solches gekennzeichnet.


    Zitat

    D.h. der Autor ist gezwungen hier Annahmen zu machen oder läßt es gleich bleiben. Ist es dann automatisch schon historical fantasy?


    Ein Autor ist immer gezwungen, Annahmen zu machen. Er erschafft schließlich Figuren, denen er Motivationen untertellt, um ihr Handeln glaubhaft, also begründet darzustellen.


    Die Geschichte von der Herkunft der Jean d'Arc aus königlichem Geblüt ist ziemlich alt; natürlich wurde schon früh über dieses außergewöhnliche Mädchen spekuliert, nicht zuletzt, um den Nimbus einer "göttlichen Sendung" zu schmälern (auch hier schrieben die Sieger mit an der Überlieferung).
    Es ist eine Frage der Plausibilität: Für Ellen Alpsten ist es (zumindest im Kontext des Romans) plausibel, daß Jean eine uneheliche Tochter des Königs und ihr Auftritt eine Riesenintrige gewesen sein könnte -- für mich ist das eine typische Siegerkolportage und vollkommen unglaubwürdig.


    Und wenn mir Dinge schon aufgrund der Quellenlage unplausibel erscheinen, dann gehört deren Dramatisierung für mich ins Reich der Fiktion. Ein Qualitätsurteil über den Roman als Literatur ergibt das nicht!

  • Zitat

    Original von Iris


    Dafür kann es viele Gründe geben.
    Daß Mutterliebe "angeboren" ist, ist ein Konzept, das erst mit dem Biedermeier aufkommt.
    Außerdem wurden im Hochadel Kinder schon immer weniger von ihren Eltern aufgezogen, als von Dienstboten und Erziehern, und das oft genug nicht einmal dort, wo die Eltern gerade waren. Häufig trafen sich Eltern und Kinder nur zu offiziellen Anlässen, so daß sie einander vollkommen fremd waren.


    Genau so hat Ellen Alpsten das auch aufgebaut. Vielleicht hat sie dabei das Verhalten von Yolande d'Aragon den Sohn von der Mutter zu entfremden übertrieben (Lektoratseingriff?), daß er aber am Hof der Anjou aufgezogen wurde ist überliefert und die Überlegungen von Ellen Alpsten also nachvollziehbar.


    Zitat


    Auch dafür kann es Gründe geben.
    Bei Isabeau (aka Elisabeth von Bayern) kommt noch hinzu, daß über sie viel kolportiert wurde. Ob tatsächlich eine Affaire bestanden hat, bleibt unklar, da Unterstellungen von moralwidrigem Verhalten seit Alters her unverzichtbarer Bestandteil der Kolportage sind.
    Seitdem man in den Philologien und Geschichtswissenschaften die Quellen kritischer behandelt, verschwindet viel aus den Geschichtsbüchern, das sich schliechtweg als reine Kolportage erwiesen hat bzw. es wird als solches gekennzeichnet.


    Auch hier hat Ellen Alpsten m. E. zumindest eine plausible Möglichkeit aufgezeigt, indem sie Isabeau als Frau zeigt, die eine Art Haßliebe zu Johann entwickelt, zumindest aber von ihm in gewisser Weise fasziniert ist. Allerdings wäre es eben schön, wenn solche Dinge in einem Nachwort eben so gekennzeichnet werden würden.


    Zitat


    Ein Autor ist immer gezwungen, Annahmen zu machen. Er erschafft schließlich Figuren, denen er Motivationen untertellt, um ihr Handeln glaubhaft, also begründet darzustellen.!


    Also sind wir noch nicht bei historical fantasy!


    Zitat

    [quote]Die Geschichte von der Herkunft der Jean d'Arc aus königlichem Geblüt ist ziemlich alt; natürlich wurde schon früh über dieses außergewöhnliche Mädchen spekuliert, nicht zuletzt, um den Nimbus einer "göttlichen Sendung" zu schmälern (auch hier schrieben die Sieger mit an der Überlieferung).
    Es ist eine Frage der Plausibilität: Für Ellen Alpsten ist es (zumindest im Kontext des Romans) plausibel, daß Jean eine uneheliche Tochter des Königs und ihr Auftritt eine Riesenintrige gewesen sein könnte -- für mich ist das eine typische Siegerkolportage und vollkommen unglaubwürdig.


    Und wenn mir Dinge schon aufgrund der Quellenlage unplausibel erscheinen, dann gehört deren Dramatisierung für mich ins Reich der Fiktion. Ein Qualitätsurteil über den Roman als Literatur ergibt das nicht!.!


    Das sehe ich auch so. Und weil diese Darstellung für den eigentlichen Roman gar nicht nötig ist (umfaßt vielleicht auch grad mal 10 Seiten, ein absoluter "Nebenkriegsschauplatz"), vermute ich ja einen Eingriff durch das Lektorat... Da wäre es interessant von der Autorin zu hören, wieso sie das so gemacht hat.

  • Zitat

    Original von Pelican


    Also sind wir noch nicht bei historical fantasy!


    Meine Bemerkung bezog sich mehr auf die Johanna-Sache. Und gerade einen Exkurs, der nebensächlich ist, empfinde ich in solchen Fällen als äußerst ärgerlich. Solches wirkt auf mich sensationsheischend und kann mir leicht ein ganzes Buch vergällen ...


    Zitat

    Da wäre es interessant von der Autorin zu hören, wieso sie das so gemacht hat.


    Da Alpsten keine Website hat (zumindest finde ich keine :-(), müßte man über den Verlag (Eichborn bzw. Heyne) nachfragen, wie sie zu erreichen ist. :wave

  • Auch wenn ich noch 50 Seiten vor mir hab, kann ich jetzt schon sagen, das mir das Buch überhaupt nicht gefallen hat.


    Vielleicht unterscheidet sich Alpstens Schreibstil doch zu krass von dem gefälligeren von Rebecca Gable, deren "Hüter der Rose" ich direkt davor las. Alpstens Stil fand ich zu trocken, unberührend und gefühlsarm.


    Die Figuren bleiben etwas unscharf für mich. Dafür, das Alpsten die Perspektiven wechselt und aus der jeweiligen persönlichen Sicht einer Person schreibt, bleibt es für mich trotzdem etwas blutleer. An keiner Stelle hab ich mich betroffen oder berührt gefühlt. Ich bin einfach froh, wenn ich das Buch beendet habe und mich anderem zuwenden kann.


    Ein erklärendes Nachwort wäre wirklich nett gewesen. Mich hat gerade die andere Sicht der Dinge gereizt, die Alpsten im Gegensatz zu Gable bietet. Aber gepackt hat mich das Buch nicht.
    Schade, ich hatte es ewig lang auf meiner Wunschliste und es dann als TB endlich erstanden. Vielleicht hege ich bei Büchern, auf die ich lange warte, einfach zuviele Erwartungen.

  • Meine Meinung


    Mich interessiert der Hundertjährige Krieg brennend und da ich bisher meist nur darüber aus englischer Sicht gelesen habe, musste ich dieses Buch aus der französischen Perspektive einfach lesen. Mit großen Erwartungen bin ich an „Die Lilien von Frankreich“ heran gegangen und schnell musste ich feststellen, dass diese viel zu hoch gesteckt waren.


    Stilistisch und sprachlich hat mir das Buch wirklich gut gefallen. Es ist recht anspruchsvoll geschrieben und man fühlt sich gut in die Zeit zurück versetzt. Auch sind die Beschreibungen sehr detailliert, so dass eine gewisse, manchmal sogar dichte, Atmosphäre aufkommt. Gestört hat mich allerdings, dass nur einige französische Personennamen ins Deutsche übersetzt werden, aber nicht alle. Ich mag es generell nicht, wenn Eigennamen eingedeutscht werden, aber wenn es denn zwingend erforderlich scheint, dann erwarte ich auch, dass das konsequent umgesetzt wird. Das war leider hier gar nicht der Fall und was ich am wenigsten verstanden habe, wieso werden französische Klosternamen und Redewendungen nicht übersetzt? Selten habe ich eine solche Inkonsequenz erlebt.


    Obwohl ich damit gerechnet hatte, dass der Roman hauptsächlich die Zeit Jeanne d'Arcs behandelt, war ich äußerst begeistert, dass „Die Lilien von Frankreich“ wesentlich früher ansetzt (es beginnt 1413) und damit einen deutlich größeren Handlungsrahmen um den Hundertjährigen Krieg zieht.
    Erzählt wird die Geschichte vor allem aus zwei Perspektiven: aus der Sicht Königin Isabeaus und Yolandas von Anjou. Beide Parteien verfolgen unterschiedliche Pläne für Frankreich. Beide wollen das beste für ihr Land, wobei sie völlig verschiedene Vorstellungen davon haben, was das beste ist und beim Verfolgen ihrer Ziele gänzlich unterschiedliche Wege einschlagen. Von daher war es spannend, beide Seiten ausführlich betrachten zu können. Allerdings konnte mich Yolandas Geschichte bei weitem nicht so ergreifen, wie Isabeaus. Bis zum Schluss konnte sie mich nicht für sich einnehmen.


    Die Erzählung um Königin Isabeau und ihre Tochter Katharina, die spätere Ehefrau Henry V., hat mich tief bewegen und beschäftigen können. Isabeau ist eine faszinierende Frau und ich konnte gar nicht genug über sie lesen. Und Katharina hat durch ihre spätere Rolle als Ehefrau des englischen Königs eine ganz eigene Faszination auf mich ausgeübt. Leider verschwindet Katharina nach ihrer Hochzeit fast gänzlich aus der Handlung, so dass nur noch Isabeau mich an das Buch binden konnte. Yolandas Erlebnisse hingegen werden ein wenig lieblos herunter erzählt und konnten mich eigentlich nie packen. Ihre Sichtweise ist zwar wichtig für den Roman, hat mich aber stellenweise doch eher gelangweilt. Von daher war ich jedes Mal froh, wenn die Perspektive wieder zu Isabeau und den ihren umschwenkte. Sehr gelungen fand ich außerdem die eingeschobenen Briefe von Jehanne, der Hofdame Isabeaus, an ihre Mutter. Dadurch bekommt man ein wundervolles Bild der Königin und auch der Zeit, in der sie lebte. Die Alltagsbeschreibungen des Hoflebens haben es mir ebenso angetan, da sie eine wunderschöne Atmosphäre schaffen, in die ich ohne Probleme eintauchen konnte.


    Was sich die Autorin hingegen für Jeanne d'Arc hat einfallen lassen, stieß bei mir auf wenig Begeisterung. Ellen Alpsten ist bemüht eine Geschichte um Jeanne zu erzählen, die plausibler und glaubwürdiger ist, als die, die allgemein bekannt und gängig ist. Für mich ist die Autorin hier teilweise zu weit gegangen, zumal es nicht einmal ein erklärendes Nachwort dazu gibt. Auch wenn ich den Gedanken dahinter nachvollziehen kann, gefiel es mir überhaupt nicht. Zudem bekommt die Jungfrau von Orléans derart wenig Beachtung in diesem Roman, dass ihre Erwähnung im Klappentext nicht einmal gerechtfertigt ist.


    Ich fand es sehr interessant über den Hundertjährigen Krieg einmal aus französischer Sicht zu lesen und auch näher zu erfahren, was eigentlich genau zu dem Vertrag geführt hat, der Henry V. von England offiziell als Thronerben Frankreichs einsetzte. Die historischen Fakten hat die Autorin immer gut und verständlich in den Roman eingebunden und ich konnte wieder etwas dazu lernen.
    Das Ende des Romans war mir persönlich leider viel zu schnell herunter erzählt. Hier hätte sich die Autorin gerne etwas mehr Zeit lassen dürfen, um den Kreis zu schließen. Auch fehlte mir ein erklärendes Nachwort. Auch ein Personenregister und eine Karte Frankreichs wären eine schöne und nützliche Zugabe gewesen.

    Meine Bewertung


    6/10 Punkten