Jane schreibt wieder :)

  • Ich blicke durch die Wohnung, sehe überall seine Spuren. Ein hingeworfenes Hemd. Ein zerrissenes Haarband unter dem Sofa. Ein noch feuchter Fußabdruck auf dem Flurboden. Ich wandere herum, gehe ins Schlafzimmer. Werfe mich aufs Bett. Rieche seinen Duft im Kissen. Vergrabe meinen Kopf darin. Decke mich mit seiner Wärme zu und fühle mich doch kalt. Ich blicke auf, sehe Krümel neben seinem Bett. Eine aufgeschlagene Zeitung auf dem Boden. Die Luft riecht nach altem Rauch. Ich atme tief ein. Will Luft in mir haben, die in seinen Lungen war. Die Hände kribbeln, ich spür Sehnsucht nach ihm. Nach seiner Berührung auf meinem Körper. Seinem Lächeln in meinem Blick. Seiner Stimme in meinen Ohren. Aber er ist weg. Für immer? Wer weiß das schon.


    Meine Haut schmerzt bei dem Gedanken, nie wieder seine Hände zu spüren. Nie wieder seine Zunge zu schmecken. Nie wieder seine Tränen zu trocknen.Und dennoch trotz aller Vorsicht, aller Schutzwälle um meine Seele hinterlässt er Fußspuren auf meinem Herzen. Rücksichtslos und ungehemmt trampelt er durch meinen Körper. Sagt Dinge, unbedacht und schicksalsschwer.


    Ich erhebe mich. Sehe mich im Spiegel an und vernichte die Spuren in meiner Wohnung. Stopfe sein Hemd in den Wäschekorb. Werfe sein Haarband in den Müll, wische den nassen Fußabdruck mit einem Lappen auf, hänge die Bettwäsche zum Lüften auf den Balkon, reiße sogar die Fenster auf und jage seine Atemluft aus meiner Wohnung.
    Nichts erinnert mehr an ihn. Die Wohnung ist wieder meine.
    Ich verlebe den Tag und den nächsten auch. Kein Lebenszeichen von ihm.


    Dann das Telefon. „Bist du da?“ Ich schweige.
    Minuten später steht er vor der Tür, kommt rein. Wirft seine Jacke über einen Stuhl, zündet sich eine Zigarette an, setzt mein Bad beim Duschen nachher fast unter Wasser, neben dem Bett ein klebriges Tempo, sein Duft in den Kissen. Alles beginnt von vorne.


    Morgens das Klicken der Haustüre, Wassertropfen auf dem Badezimmerboden. Honigflecken auf der Küchenanrichte.
    Ich erhebe mich, genieße seine Anwesenheit noch ein paar Minuten und mache mich dann wieder daran, seine Spuren zu vernichten, ihn zumindest so aus meinem Leben zu verbannen. Ich weiß, es ist sinnlos, spätestens in ein paar Tagen ist er wieder da, hinterlässt neue Spuren und schleicht sich immer mehr in mein Leben.




    (War eigentlich für den Putlitzerpreis geschrieben worden, hat mir dann aber irgendwie nicht so ganz zugesagt....)

  • Hach wie schön mal wieder was von dir zu lesen. Habe den Text sehr genossen, gefällt mir echt gut. Deine Geschichten hören sich immer so an, als ob du die Dinge wirklich erlebst. Könnte ja sein das es so ist .... :-)

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Ach, ich find den Text auch schön,


    Was fürs Herz, zumindest, um sich etwas vom Herzen zu schreiben!


    Was ich ganz toll finde: hab was ähnliches geschrieben - für den Putlitzer-Preis!


    Darf ich hier natürlich nicht reinstellen


    andermann

  • Huhu BJ,


    hier also, wie gewünscht, meine Meinung. ;-)


    Schöne Storyidee, die zwar grundsätzlich gut zu lesen ist, aber (wieder mal) ein paar Schnitzer enthält, die mir nicht gefallen. Hauptsächlich sind es solche unvollständigen Vier-Wort-Sätze, wie "Werfe mich aufs Bett. Rieche seinen Duft im Kissen. Vergrabe meinen Kopf darin." die ich stilistisch nicht gut finde. Ein bisschen mehr Arbeit am Satzbau schadet da nicht. So wirkt es halt arg ungeschliffen und ich traue mich fast wetten, daß Du da nicht allzu lang überarbeitet hast, wenn überhaupt.
    Wenn Du mehr dran arbeiten würdest, könntest Du mich mit solchen Texten auch wirklich überzeugen. Dass Du erzählen kannst, weiß ich, nur umsetzen musst Du es noch besser.


    Für die wirklich schöne Idee ist mir der Text übrigens zu kurz. Vielleicht mal überarbeiten und noch ein paar Gedanken und Erlebnisse einflechten?


    Gruss,


    Doc


    PS: Und jetzt beschütz' mich gefälligst vor den Steinewerfern. ;-)


  • Die Steinewerfer können kommen... :lache


    Ich hab mal wieder gar nicht überarbeitet... du weißt doch, wie faul ich bin.


    Meine unfertigen 4-Wort-Sätze hätte ich aber auch beim Überarbeiten nicht rausgetan. Die mag ich einfach irgendwie und die kann ich mir auch nicht abgewöhnen.


    Ich werd mir den Text noch mal vornehmen... irgendwann. :lache

  • Sehr schön geschrieben. Woher weißt du so genau, wie es in meinem Leben so aussieht???


    Nein, im Ernst - wirklich sehr schön geschrieben, mir hat es sehr gut gefallen.



    Ganz liebe Grüße,
    Vanessa

  • Grundsätzlich ein hübscher kleiner Text, eine gute eingefangene Stimmung, dieses Schwankens zwischen dem Hunger nach Eigenständigkeit und dem Hunger nach Liebe -- der zu einem Mann, dem es offenbar nicht anders geht. ;-)
    Zwei Menschen, die so tun, als wären sie füreinander nur Zeitvertreib, während die Wirklichkeit weit darüber hinausgeht.


    Sprachlich noch nicht ganz sauber umgesetzt, wobei ich bei solchen Texten nichts gegen Drei- oder Vierwortsätze habe. Es sind eher einzelne Details, wo es noch etwas knirscht.


    Zitat

    Original von Babyjane
    Ich werd mir den Text noch mal vornehmen... irgendwann. :lache


    Wenn du das vorhast, schicke ich dir gerne meine "Fähnchen". :wave

  • Endlich mal wieder was von Dir zu Lesen, BJ.... *freu* Schöne Geschichte, die mir wieder sehr gut gefällt... Ich kann die Gefühle und Gedanken immer super gut nachvollziehen und bin jedes Mal wieder aufs Neue von ihnen berührt... Klasse...

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • @ Iris


    An Fähnchen bin ich immer interessiert
    Melkat:
    Schon beim Schreiben hab ich an dich gedacht... warum nur?? :lache

  • Gut...
    hatte ich eh vor sobald deine Mail hier angekommen wäre... außerdem ähnelt mein PC Dank den unermüdlichen Bemühungen von Mr. ZV Fort Knox :lache