Inhaltsangabe laut Klappentext:
"Keep the things running smoothly" - "Sorgen Sie dafür, dass alles ruhig verläuft". Mit diesen Worten hatten die amerikanischen Militärs die ungarische Gräfin Ingeborg Kálnoky im September 1945 beauftragt, eine Herberge zu leiten, in der die Zeugen des Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozesses untergebracht werden sollten; Zeugen der Anklage und der Verteidigung.
Bald schon spürte die junge Frau, dass sie eine heikle Mission zu erfüllen hat: Einstige Mitläufer und Repräsentanten des NS-Regimes sitzen mit Gegnern und Opfer der Nazi-Bürokratie an einem Tisch, Hitler Protégés treffen auf KZ-Überlebende. Zugleich entwickelt sich eine zarte Bande von Vertrauen und Zuneigung zwischen einzelnen Beteiligten.
Der Gestapogründer Rudolf Diels peinigt sich mit Selbstvorwürfen, Hitlers Leibfotograf Heinrich Hoffmann tauscht mit Überlebenden des Holocausts Adressen aus und der ehemalige KZ-Häftling Eugen Kogon formuliert seine Anklage gegen das NS-System und verurteilt die Zustände im Zeugenhaus.
Christiane Kohl fielen zwei Gästebücher in die Hände, in denen festgehalten ist, was keine Gerichtsakte dokumentiert: Berichte über private Ängste, Selbsttäuschungen und menschliche Bitternis, welche die Deutschen kurz nach Kriegsende beschäftigen.
Die Eintragungen in den Gästebüchern, Vernehmungsprotokolle und intensive Gespräche mit Zeitzeugen sind Basis für diese unerhörte, hier erstmals erzählte Geschichte vom menschlichen Drama am Rande der Nürnberger Prozesse.
Zur Autorin:
Christiane Kohl, geboren in Frankenberg/Eder, studierte Politik und Germanistik, arbeitete als Bonner Korrespondentin des Kölner "Express" und später als Pressesprecherin im Hessischen Umweltministerium. Von 1988 bis 1998 arbeitete sie als Redakteurin und Reporterin beim "Spiegel". Von 1999 bis zum Sommer 2005 berichtete sie als Italien-Korrespondentin der "Süddeutschen Zeitung" aus Rom. Heute ist sie SZ-Korrespondentin für Ostdeutschland und lebt in Dresden.
Sie veröffentlichte bereits das erfolgreich verfilmte Dokudrama: "Der Jude und das Mädchen" sowie "Villa Paradiso", eine Geschichte um die Verbrechen der deutschen Wehrmacht in Italien.
Wertung:
Ich habe das Buch nicht aus der Hand legen können und bis früh um fünf Uhr durchgelesen.
Es ist ein durchaus lesenswertes Werk, welches die Nachkriegsstimmung in Deutschland gut einfängt. Christiane Kohl hat gründlich recherchiert und mit den noch lebenden Beteiligten persönlich Kontakt aufgenommen.
Mich hat es animiert, mich mehr mit den Nürnberger Prozessen, insbesondere dem Juristenprozess zu beschäftigen.
Das war bestimmt nicht das letzte Buch, welches ich von Christiane Kohl gelesen habe.