'Die Farbe der Revolution' - Seiten 321 - 447

  • Zitat

    Original von Iris
    Zumindest fielen sie deinem Rotstift zum Opfer -- oder? :wow


    Ja. Ich hatte mal 700 Seiten und 300 davon sollten weg, da musste ich mir ein Konzept machen. Manches passte dann eben nicht mehr, oder war nicht 100 % notwendig.


    Zitat


    <Iris erinnert sich dunkel ...> Wie hieß das noch? Bumm-bumm-Boomerang ...? Östereichs Pleite beim Grand Prix d'Eurovision, den Lukas Resetarits getextet hatte?


    Nee, das war's nicht, oder doch? Die Gruppe hieß / heißt Schneewittchen und meine Eltern haben das sehr oft gehört. Muss mal nach der Kassette suchen.


    Zitat


    Da müssen wir bei einem Glas Roten mal drüber lachen! :lache


    :grin


    Deine Assoziationen gefallen mir. Sophie ist bewusst gewählt, fällt mir jetzt auch bei deinen Anmerkungen wieder ein: Fouquet hat den Namen nämlich gewählt.


    Liebe Grüße
    Solas :knuddel1

  • Eine meiner Lieblingsszenen in diesem Teil ist die, als Jean-Marie gefangen genommen wird und er es nicht versteht. Er habe doch immer nur gespielt und sich nie für Politik interessiert.


    Ihn hast Du wirklich sehr schön charakterisiert, immer cool und lässig. Auch die Beziehung zu Sophies Mutter war ja nur ein Spiel.


    Und sich für Politik nicht zu interessieren, ich denke da gibt es auch heutzutage jene, die dann plötzlich aufschrecken und merken es geht mich ja doch etwas an.

  • Liebe Fortuna

    Zitat

    Eine meiner Lieblingsszenen in diesem Teil ist die, als Jean-Marie gefangen genommen wird und er es nicht versteht. Er habe doch immer nur gespielt und sich nie für Politik interessiert.


    Ihn hast Du wirklich sehr schön charakterisiert, immer cool und lässig. Auch die Beziehung zu Sophies Mutter war ja nur ein Spiel.


    Und sich für Politik nicht zu interessieren, ich denke da gibt es auch heutzutage jene, die dann plötzlich aufschrecken und merken es geht mich ja doch etwas an.


    :-)
    Und ich mag Jean-Marie, ist das nicht schrecklich?


    Liebe Grüße


    Solas :wave

  • Liebe Kirsten,


    nun habe ich deinen Roman zu Ende gelesen. Fast fühle ich mich ein wenig verlassen; Sophie, Pierre, Daniel, Jules und die anderen sind mir letztendlich doch recht nahe gekommen. Und Jean-Marie, ja, den habe ich auch sehr gemocht. Ein wenig hat er mich an den Klaus Maria Brandauer aus Klaus Manns Romanverfilmung Mephisto erinnert. Die Schlussszene, als er im Scheinwerferlicht in einem Stadion steht und sagt: "Aber ich bin doch nur ein Schauspieler."


    Deinen Roman, Kirsten, finde ich sehr gut. Natürlich habe ich eine imaginäre Liste mit "Da hätte sie aber..." und "dort hätte sie aber besser nicht...", aber letztendlich ist diese Liste nicht wichtig.
    Dein Roman erinnert mich ein wenig an das erste Luftschiff. Wahrscheinlich hätte ich auch das Ballonbeispiel nehmen können; es hätte dir wohl mehr entsprochen.
    Er kippelt und hoppelt, manchmal quietscht er sogar; ABER er fliegt!!!!
    Er bewegt sich, er bewegt die Leser. Das ist wunderbar, Kirsten.
    Der nächste Roman, das nächste Luftschiff, wird weniger hoppeln, und irgendwann wirst du eine Boing 707 schreiben. Ich bin jetzt schon gespannt darauf.


    Lange habe ich nachgedacht, was das Besondere an deinem Roman ist. Worin unterscheidet er sich von den anderen?
    Da ist zunächst deine Abkehr vom Klischee der starken Frauen. Es gibt keine Guten und keine Bösen. Alle sind auf ihre Art gut und böse zugleich. Irgendwo habe ich dein Buch als "Hochliteratur" bezeichnet.
    Sandra Wöhe und ich haben in den Ferien versucht, das Schreiben zu definieren. Herausgekommen ist etwas, das nur für uns gilt, eine private Definition sozusagen, die anfechtbar ist. Ich zitiere hier mal aus einem Brief, den ich gestern an eine andere Autorin geschrieben habe:


    "Meiner Meinung nach gibt es drei Arten des Schreibens:


    1. Literatur (von Kennern der Materie gern mit der Vorsilbe "Hoch" versehen),
    2. Trivialliteratur
    3. Schundliteratur (von Insidern öfter auch mal "Schlunzen" genannt).


    Kennzeichen von Literatur ist, wir sprachen schon häufig darüber, dass alte
    Denkmuster in Frage oder auf den Kopf gestellt, neue Sichtweisen angeboten
    werden. Dazu kommt natürlich eine gute Beherrschung des Handwerkes. Literatur
    bedient nicht unbedingt den Mainstream, sondern geht darüber hinaus.
    Selbstständiges Denken ist Bedingung.


    In der Trivialliteratur werden keine neuen Denkmuster aufgezeigt, sondern die
    bestehenden in ihrer Form bestätigt. Der Mainstream muss unbedingt bedient
    werden. Selbstständiges Denken darf nur in versteckter Form auftreten.
    Handwerk muss beherrscht werden.


    In den Schlunzen aber fehlen nicht nur neue Gedanken, neue Bilder und
    Sichtweisen; es werden obendrein noch Klischees bestätigt und Vorurteile
    unreflektiert bedient. Mainstream wird nur scheinbar bestätigt, da Schlunzen
    in ihrer Art immer eine längst vergangene Zeit und vergangene Rollenbilder
    beschwören. Im Grunde sind es reaktionäre Machwerke, die sich in einen
    Pseudozeitgeist kleiden. Selbstständige Gedanken sind Gift. Es reicht, wenn
    man so tut, als würde man das Handwerk beherrschen.


    Da kann ich also Romane wie Hummelsfiguren schreiben und mit einem tollen
    Handwerk brillieren, aber Literatur ist es deswegen noch lange nicht, wenn
    ich die Hummelsfiguren eben als das zeige, was sie sind: Hummelsfiguren.
    Literatur muss mehr können.


    Dass das geschriebene Wort sitzen muss, ist eine Bedingung für alle drei
    Formen des Schreibens. Aber letztendlich für die beiden erstgenannten
    zuwenig."


    Jetzt habe ich so weit ausgeholt, aber eigentlich wollte ich nur sagen: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, LIEBE KIRSTEN! Du hast einen wunderbaren Roman geschrieben, einen, der vieles, was derzeit auf dem Markt ist, weit hinter sich lässt. Einen, der "drüber fliegt"!
    Einen Roman, der mich anspornt, der mich von Herzen gefreut hat, von dem ich lernen kann und der mich auf eine Art, die ich nicht benennen kann, in meiner eigenen Arbeit bestätigt.

  • Gerade bin ich aus Frankreich, aus einem kleinen Örtchen namens Hilsprich, zurückgekommen ...


    Vielen Dank, liebe Ines!


    Zitat

    Und Jean-Marie, ja, den habe ich auch sehr gemocht. Ein wenig hat er mich an den Klaus Maria Brandauer aus Klaus Manns Romanverfilmung Mephisto erinnert. Die Schlussszene, als er im Scheinwerferlicht in einem Stadion steht und sagt: "Aber ich bin doch nur ein Schauspieler."


    Den Film habe ich mindestens zwei Mal gesehen. Vielleicht hat hier wieder der Eisberg des menschlichen Wissens eine Rolle gespielt?


    Zitat

    Der nächste Roman, das nächste Luftschiff, wird weniger hoppeln, und irgendwann wirst du eine Boing 707 schreiben. Ich bin jetzt schon gespannt darauf.


    Einen Airbus, die sollen stabiler sein. :-)
    Sicher, es gibt noch einiges zu tun, aber ich freue mich darauf.


    Dass, was du über Literatur gesagt hast, erscheint mir nachvollziehbar. Was ich beim Schreiben auch tue, ist zu versuchen, mir - im übertragenen Sinn - über bestimmte Dinge (Ereignisse, Verhaltensweisen) klar zu werden, sie zu verstehen, in dem ich sie aus verschiedenen Blickrichtungen betrachte.


    Zitat

    Original von Pelican


    Ich auch. Und das hat mich doch sehr irritiert.


    :-)


    Liebe Grüße


    Solas :wave

  • Ich kann mich dem Lob nur anschließen. Wirklich ein wunderbarer Roman, der dem Leser Freude bereitet und sehr zum Denken anregt.


    Der dritte Teil war so wie er jetzt ist wirklich perfekt. Nichts zuviel und nichts zuwenig (na gut, ich weiß ja nicht was alles durch den Rotstift weichen musste).


    Es hat mir gut gefallen, wie du gezeigt hast, wie sich die Personen durch die Revolution entwickeln.


    Ein wirklich wunderbarer Roman. Ich freue mich schon auf den nächsten. :anbet

  • taciturus

    Zitat

    Der dritte Teil war so wie er jetzt ist wirklich perfekt. Nichts zuviel und nichts zuwenig (na gut, ich weiß ja nicht was alles durch den Rotstift weichen musste).


    Ich mag den dritten Teil auch so wie er ist. Was ich gestrichen habe, ist nicht unbedingt ein Verlust – zur Zeit vermisse ich nur manche Abschnitte. Wahrscheinlich aus Gewohnheit.


    Zitat

    Es hat mir gut gefallen, wie du gezeigt hast, wie sich die Personen durch die Revolution entwickeln.


    Das freut mich, denn dies ist eine wesentliche Sache für mich – um mal einen Ausflug in die reale Geschichte zu machen: auch der Robespierre, der sich gegen die Todesstrafe ausgesprochen hat und der Robespierre des terreur waren ja ein- und dieselbe Person. Auch er hat eine Entwicklung durchgemacht, ich wollte gerne „nachfühlen“, wie so eine Entwicklung aussehen kann. Was verändert Menschen und wie reagieren sie.
    Oh, das klingt jetzt wirr.


    Zitat

    Ein wirklich wunderbarer Roman. Ich freue mich schon auf den nächsten.


    Vielen Dank! :-)


    Liebe Grüße
    Solas :wave

  • Kirsten,
    ich humple hinterher wie die alt' Fas'net (wie meine Großmutter zu sagen pflegte)


    Daß ich das Buch gut fand, habe ich erwähnt. :grin


    Danke für die Information zum Fallhut für Krabbler (hätte ich wissen können. Arrrgh!)


    Kritik: das eine oder andere florale Muster oder eine dieser Rocailles hätte ich Dir gestrichen. Man weiß es dann schon. ;-)


    Die Szene, als Henri den Lakaien erschießt, war entschieden zu 'Western'.
    Geh bei Gelegenheit mal in ein Waffenmuseum und guck Dir Pistolen von 1770 an. So was geladen mit sich rumzutragen war Selbstmord. No go. Er hätte ihn eher mit dem Stock totgeprügelt.
    Aber das sind Details.


    Worauf es ankommt, ist die Geschichte und die ist ist toll.
    Ich bin natürlich von Anfang an - na, fast, denn der Prolog, also erzählerisch, also neee, aber das sind Details, ja? :grin - auf die Sprache hereingefallen. Über weite Strecken klingt es regelrecht so, als sei es aus dem Französischen übersetzt.
    Du mußt ein sagenhaft gutes Ohr haben. Das klingt ECHT.
    Hinreißend.


    Die Metapher mit dem Fliegen durchzuhalten und gleichzeitig an die Metaebene 'Freiheit' zu knüpfen, ist wirklich gelungen.
    Hinreißend.


    Ich habe es so ziemlich in einem Rutsch durchgelesen, was bedeutet, daß ich vor allem in zweiten Teil zuerst nicht alles kapiert habe. Ein zweites Durchsehen hat nicht geschadet. Im Gegenteil. da war noch Tiefenschärfe herauszuholen.
    Bloß Jean-Marie, alo nee, Leute. Mit abgehalfterten Adligen kann man mir nicht kommen.
    Aber, Kirsten, Du bekommst 2+ für den Versuch. :lache
    Wirklich schön, wie Du Sympathieträger schaffst. Beinahe wäre ich darauf hereingefallen.
    Ich mag es, wenn AutorInnen versuchen, mich an der Nase herumzuführen.


    Ich habe das Buch noch in den letzten Tagen des letzten Jahrs gelesen und muß sagen, daß es ein würdiger Abschluß eines hervorragenden Lesejahrs war.
    :anbet :anbet :anbet


    Und ja, danke für die Erinnerung an die Proletenpassion. Ich habe es vorgekramt. Du hast Dich auf den Zwischentext bezogen, zwischen 'Mächtelmöchtel' und 'Die große Zeit, die da begann'. Da gibt es ein halb gesungenes, halb gesprochenes Gespräch zwischen Philosoph und Proletarier.


    Der Philosoph sagt: Gleichheit rot, Freiheit weiß, blau die Brüderlichkeit, das ist die Tricolor.
    Proletarier fragt: Was ist eigentlich Freiheit?
    Philosoph: Die Freiheit ist... weiß.


    Meine Interpretation von Rot als Farbe Revolution halte ich dennoch aufrecht.
    Schließlich macht sich jede Leserin ihre eigenes Buch :grin
    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Hallo Magali,
    was heißt schon hinterher: ich bin ja noch da. :grin


    Zitat

    Danke für die Information zum Fallhut für Krabbler (hätte ich wissen können. Arrrgh!)


    Man kann nicht alles wissen und manches vergisst man wieder, oder weiß es nur noch halb.


    Zur Kritik: das waren Stellen, an denen ich selbst überlegt habe. Beim nächsten Mal achte ich da mehr drauf, auch wenn mich kein anderer darauf hinweist, oder daran hindert. Tot prügeln – das ich da nicht dran gedacht habe! Die Pistolen vor 1770 erscheinen mir generell selbstmörderisch. Hat einer von euch den Film Ridicule gesehen? Da gibt es so eine tolle Duellszene. Man hört das Pulver bizzeln, paff und dann geschieht erstaunlich lange nichts, bis einer umfällt.


    Aus dem Französischen übersetzt – das ist eine nette Vorstellung. Ich neige dazu, Sprachfärbungen zu übernehmen und wahrscheinlich habe ich beim Schreiben sehr viel Französisch gelesen. Zum Problem wird das, wenn ich anfange den Tonfall meiner Gesprächspartner nachzuahmen, oft, ohne es zuerst zu bemerken.


    Zitat

    Der Philosoph sagt: Gleichheit rot, Freiheit weiß, blau die Brüderlichkeit, das ist die Tricolor.
    Proletarier fragt: Was ist eigentlich Freiheit?
    Philosoph: Die Freiheit ist... weiß.


    Genau, das ist es.


    Zitat

    Meine Interpretation von Rot als Farbe Revolution halte ich dennoch aufrecht.
    Schließlich macht sich jede Leserin ihre eigenes Buch


    Das will ich doch hoffen!


    Liebe Grüße
    Solas :wave

  • *ausbuddel* ;-)


    Stellvertretend für eine Vielleicht-auch-bald-Eule, die das Buch gerade von mir ausgeliehen hatte, zwei Fragen:
    Wie geht es nach dem Ende des Buches wohl weiter mit Sophie, Cécile, Pierre?
    Und erfährt Sophie je, dass sie eine de Montfort ist?


    Ich selber habe nicht mal mehr eine Meinung dazu, weil ich doch Bücher nach dem Lesen so schnell vergesse. :cry


    Was meint ihr? Und Solas , hast du dir Gedanken dazu gemacht?

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ja, ich habe mir tatsächlich ein paar vage Gedanken gemacht. Das mache ich eigentlich bei jeder Geschichte. Ich kann mich daran erinnern, wie ich real durch die Provence gestapft bin, während mein Kopf im 18. Jahrhundert war und wie ich mich gefragt habe, was wohl geschehen würde, wenn Sophie, Pierre und Cécile wieder aufeinander treffen. Wie würden die drei miteinander umgehen? Würde es Vorwürfe geben?
    Ich habe mir auch Gedanken über Nebenfiguren, wie Sophies Kinderfreund Joseph, gemacht.
    Was ich ganz sicher weiß, ist, dass Sophie die Geburt übersteht und das Kind bekommt. Ich glaube nicht, dass sie je erfährt, dass sie eine Montfort ist ... Bis auf den obligatorischen Brief, der sich irgendwann findet oder ein körperliches Kennzeichen, sehe ich da eigentlich keine Möglichkeit. Na ja, es gibt natürlich auch noch ihren Großvater ... :gruebel


    LG


    Kirsten