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'Die Farbe der Revolution' - Seiten 321 - 447
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Ich bin zwar noch nicht ganz fertig (noch 50 Seiten), ich kann aber zumindest schon sagen, daß ich dieses Buch sicher noch einmal lesen werde.
Die Entwicklung und Veränderung der einzelnen Figuren und die Art und Weise wie sie übermittelt wird, enthält für mich sehr viele nachdenkenswerte Sätze, läßt aber auch viel Raum für eigene Gedanken.
Die Farbe der Revolution ist für mich nicht nur ein farbenprächtiger historischer Roman, sondern gehört zu den wenigen historischen Romanen mit Tiefgang.
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Ich habe das Buch heute beendet. Allerdings muss ich das Ende, die letzten Geschehnisse erst einmal auf mich wirken lassen, bis ich zu einem abschließenden Kommentar fähig bin.
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Ich werde das Buch ganz sicher in nächster Zeit noch einmal lesen, weil ich mir denke, dass ich diverse Textstellen dann anders deuten werde. Das Ende des Buches hat mich gestern noch lange nachdenken lassen. Darüber nachdenken lassen, wie ich mich wohl an Jules Stelle verhalten hätte. Wie ich mich an Sophies Stelle gefühlt hätte. Zu einer wirklichen Antwort bin ich nicht gekommen. Alles in allem war es ein sehr eindrucksvolles Buch, das mich stark begeistert hat, auch wenn ich teilweise das Gefühl hatte, etwas überlesen zu haben.
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Zitat
Original von Queeny
Das Ende des Buches hat mich gestern noch lange nachdenken lassen. Darüber nachdenken lassen, wie ich mich wohl an Jules Stelle verhalten hätte. Wie ich mich an Sophies Stelle gefühlt hätte. Zu einer wirklichen Antwort bin ich nicht gekommen.Das geht mir ähnlich und ich habe das Buch immerhin geschrieben.
Liebe Grüße
Solas -
Bin schon gestern mit dem Buch fertig geworden.
Erstmal: Das Buch hat mir sehr gut gefallen.
Allerdings habe ich im dritten Teil nicht alles verstanden. Manches ging mir einfach zu schnell.
Ich meine da die Szene, als die Brücke zusammenbricht und anschließend Malvaux, Sophie, ihr Vater, Jeanne und andere plötzlich gefangen genommen werden. Der Grund wurde mir nicht ersichtlich. Oder war es damals einfach so, dass gehandelt wurde, wie sich der Wind dreht? So hatte ich es mir erklärt.
Später als ihr Großvater ihr zur Flucht verholfen hat, versteckt sie sich im Verschlag und ist plötzlich wieder in Paris. Wie konnte sie entkommen, wie kam sie nach Paris?
Gut hat mir der Schluß gefallen (jetzt erklärt sich auch die Umschlagseite). So spannt sich der Bogen vom Anfang des Buches mit dem Tod ihrer Mutter zum Ende des Buches, indem sie neues Leben in sich trägt.
LG Fortuna
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Liebe Fortuna,
ZitatAllerdings habe ich im dritten Teil nicht alles verstanden. Manches ging mir einfach zu schnell.
Der dritte Teil ist, glaube ich, sehr dicht. Da kann es schwierig werden, wenn man Sätze überliest - und wer tut das nicht? Ich mache das selbst sehr gerne, weil ich eine entsetzliche Schnellleserin bin.
Jetzt mal zu seinen Anmerkungen.
ZitatIch meine da die Szene, als die Brücke zusammenbricht und anschließend Malvaux, Sophie, ihr Vater, Jeanne und andere plötzlich gefangen genommen werden. Der Grund wurde mir nicht ersichtlich. Oder war es damals einfach so, dass gehandelt wurde, wie sich der Wind dreht? So hatte ich es mir erklärt.
Das Ansehen von Malvaux, etc. im Dorf war nicht mehr das Allerbeste. Viele Menschen auf dem Land waren nämlich äußerst enttäuscht, als sich für sie erst einmal nichts änderte. Jedenfalls nichts, was sie "fühlen" konnten. Es gibt da Augenzeugenberichte, in denen sich "Revolutionäre" besorgt darüber äußern, dass sich die Bauern von der Revolution abwenden (z.B. mit der Begründung, man müsse ja immer noch Steuern zahlen). Etwas Ähnliches geht im Dorf vor, dazu kommt noch das massive Vorgehen gegen die Kirche, die für die Landbevölkerung sehr wichtig war.
Erklärt das vielleicht ein bißchen etwas?ZitatSpäter als ihr Großvater ihr zur Flucht verholfen hat, versteckt sie sich im Verschlag und ist plötzlich wieder in Paris. Wie konnte sie entkommen, wie kam sie nach Paris?
Im ersten Abschnitt, als sie wieder in Paris sind, denkt Sophie an ihre Flucht. Im Prinzip steht da die Antwort auf deine Frage.
Danke für deine Anmerkungen zum Schluss, so habe ich das gar nicht gesehen, aber du hast Recht.
Liebe Grüße
Solas -
Der dritte Teil ist, glaube ich, sehr dicht. Da kann es schwierig werden, wenn man Sätze überliest - und wer tut das nicht? Ich mache das selbst sehr gerne, weil ich eine entsetzliche Schnellleserin bin.
Im ersten Abschnitt, als sie wieder in Paris sind, denkt Sophie an ihre Flucht. Im Prinzip steht da die Antwort auf deine Frage.
Danke Solas, ich habe den Teil eben nochmal nachgelesen. Du hast recht, ich hatte es überlesen. Gegen Ende eines Buches lese ich immer schneller (und anscheinend auch flüchtiger).
Danke Dir auch für Deine Erklärungen, den Stimmungsumschwung unter den Bauern hatte ich schon bemerkt, es kam aber dennoch irgendwie plötzlich.
LG Fortuna
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Warum erscheinen jetzt die Zitate nicht als Zitat?
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Ich habe eigentlich keine Details vermißt. Die Farbe der Revolution ist ja kein opulentes Epos und auch kein detailverliebter Entwicklungs-/Abenteuerroman.
Kirsten, du erzählst halt "nur" die für deine Figuren wesentlichen Erleignisse und Handlungen.
Daher hatte ich auch keine Probleme mit den "Lücken", die mir eher wie Denkanstöße erschienen, und das mag ich. Natürlich geschehen Umwälzungen plötzlich -- das ist geradezu essentiell daran. Als Leser wird man davon genauso überrascht wie die Betroffenen, und trotzdem waren die Ereignisse m.A.n. sehr gut vorbereitet: Es hatte immer wieder Hinweise und Andeutungen gegeben.Ich erwähnte ja schon am Anfang, daß die Religiosität auf dem Land nicht durchgängig die ihr vermutlich angemessene Rolle spielt (immerhin ein wichtiges Konfliktfeld in dieser Zeit), aber diese Kurve kratzt du, Solas, im letzten Drittel sehr gut.
besonders gut gefiel mir die Zusammenführung der Fäden, wie durch die Ermordung Adriennes Daniels Leben aus den Fugen gerät, wie durch Daniels Tod Pierre vom "rechten Glauben" abfällt, wie dadurch der entfesselte Kleinbürger Deschamps (= "vom Land" Absicht?) die Gelegenheit nutzt und sein Mächtchen austobt, um wenigstens den verhaßten Aristokraten Jules und dessen Frau Cécile zu vernichten (Sozialneid!) und wie die kluge Sophie, das Bürgerkind, zwischen den schon schwankenden Mächten laviert, um Jules letzte Tage zu erleichtern. Daß sie entkommt, ist nicht verwunderlich und daher muß es nicht explizit beschrieben werden.
Für meinen Geschmack könnte man das letzte Drittel zwar noch etwas ausbauen, aber es würde nicht unbedingt dabei gewinnen. Mehr "Sex&Crime" fände ich ziemlich störend; schließlich ist dies vom Konzept her kein Schicksalsroman, sondern ein Sittengemälde einer bestimmten Zeit. Da sollte jeder Pinselstrich sitzen, und herumstehende Stilleben oder üppige Gewandstudien, die die Blickrichtung nur hemmen oder verwirren, lenken nur vom Gesamtbild ab.
Edit: Doch, eine Frage hab ich: Von wem stammt der Titel? Irgendwie macht es für mich überhaupt keinen Sinn. Im Plural ohne Artikel (Farben ...) hätte ich damit was anfangen können, aber so?
Ich tippe mal drauf, das war das Ergebnis einer professionellen Titelentwicklung, gell? -
Iris ,
du schlägst eine Lanze für das, was ich das "denkende" Schreiben nenne. Jeder Satz sollte sitzen, durchdacht, geplant und zielgerichtet sein.
Schreiben ist Denken, da sind wir uns ja alle einig.
Meiner Meinung nach aber nicht nur. Schreiben ist auch Fühlen. Die sinnliche Komponente.
Die kommt mir bei Kirsten ein wenig zu kurz. Die Emotionen in ihrem Roman stecken in einem ziemlich festen Korsett, werden wohldosiert wie das Salz einer nicht verliebten Köchin über den Text gestreut. Das gefällt und missfällt mir gleichermaßen.
Gefallen finde ich an den "unaufgeregten" Schilderungen. Kein Pathos, kein Überschwang. Alles wohlproportioniert. Die Emotionen dominieren das Geschehen nicht ohne Unterlass.
Zugleich missfällt mir das Unaufgeregte. Schreiben ist auch eine Form des "sich verschwendens". Und zwar in ALLEN Ausprägungen.Aber das sind wir wieder bei einer Grundsatzdebatte, oder nicht?
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Zitat
Original von Ines
du schlägst eine Lanze für das, was ich das "denkende" Schreiben nenne. Jeder Satz sollte sitzen, durchdacht, geplant und zielgerichtet sein.
Das ist kein grundsätzliches Plädoyer für dies oder das -- es gibt für jedes Thema viele Möglichkeiten der Umsetzung, und Solas hat für dieses Thema eine bestimmte Form gesucht und konsequent durchgehalten. Deshalb wirkt das Buch insgesamt. Vergiß nicht, daß du es als "Hochliteratur" bezeichnet hast.Natürlich hätte eine blutvollere (oder glutvollere) Umsetzung mehr emotionale Ergriffenheit bewirken können -- allerdings kommt es da auch auf das Gegenüber an. Solas benutzt sehr viele "wertende" Adjektive, ihre Beschreibungen sind immer zugleich Deutungen. Wenn man das aufpumpt, schlittert es unweigerlich ins Triviale.
Wir sind vermutlich beide dem malerisch-expressiven Schreiben näher -- jede auf ihre eigene Weise. Wir sind auch wesentlich detailverliebter (besonders ich :grin). Unsere Texte sind schlichtweg anders.
Aber ich habe auch schon sehr karge Texte geschrieben, meist kurze. Andererseits spukt mir eine Idee im Kopf herum, die sich m.A.n. nur mit einem kargen, spröden Erzählstil umsetzen ließe, damit sie so wirkt, wie ich will.
Manchmal denke ich, je tiefer und nachhaltiger man in die Gedankengänge anderer Menschen eindringen will, desto spröder und unaufgeregter muß man den Schrecken schildern, damit er durch sich selbst wirken kann.Wohlgemerkt: Das ist kein Grundsatzdebatte darüber, welche Art des Erzählens die bessere ist. Die beste ist die jeweils angemessenste, da sind wir uns sicher einig.
Ich finde Solas' Erzählweise diesem Thema überaus angemessen. Hätte es sich ausschließlich um Jules, Cécile und Sophie oder Daniel, Adrienne und Pierre gehandelt, hätte auch eine wesentlich stärker emotional beteiligte Diktion tiefe Wirkung ausüben können.Und daß man mit einem kargen Stil auch hochgelobte Rohrkrpierer pfriemeln kann, zeigt Per Olof Enquists Der Besuch des Leibarztes -- die geschichte ging an mir vorbei wie Telefonmasten, weil sie ebenso unaufgeregt wie oberlehrerhaft geschrieben ist.
Und selbst da gibt es Leser, die in Begeisterungsstürme über die ergreifende Wirkung ausbrechen, meist einfach nur deshalb weil sie der Überzeugung sind, daß Unaufgeregtheit eine essentielles Eigenschaft "guter" Literatur sei. -
Zitat
Original von Iris
Edit: Doch, eine Frage hab ich: Von wem stammt der Titel? Irgendwie macht es für mich überhaupt keinen Sinn. Im Plural ohne Artikel (Farben ...) hätte ich damit was anfangen können, aber so?
Iris, ich bin nicht sicher, ob Dir hier nicht Kieslowski einen Streich spielt.
Ich fand den Titel recht passend. Die Farbe ist Rot. Farbe der Liebe und des Bluts.
Da das Ganze eine der pessimistischen Interpretation der Sache ist, paßt das doch.Daß die eigentliche Protagonistin des Romans die Revolution ist, ist ja wohl klar?
Das beantwortet sicher auch die Frage nach dem Sex-and-Crime.Tolles Buch, Solas
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Im Buch selbst spricht Kirsten aber von "die Farben der Revolution". Und mit blau, weiß und rot, hätte man sicher auch ein schönes Cover machen können - vielleicht sogar eins, das weniger nach Liebesroman ausgesehen hätte (auch wenn ich es eigentlich ganz schön finde).
@ Kirsten
Das finde ich ja komisch, daß die das Glossar nicht reinnehmen wollten. Es zeigt mir aber wieder einmal, daß man ein fehlendes Glossar nicht einfach dem Autor anlasten sollte. -
Der verweis auf Krzysztof Kie[lowski (Link für die, die nicht wissen, worum 's geht), ist mir nun wieder zu gewollt. Auf den würde ich jedenfalls mich in diesem Zusammenhang nicht beziehen, dazu bin ich nicht intellektuell genug.
Titelentwicklung und Einbandgestaltung hat in den großen Publikumsverlagen nichts mehr mit dem Inhalt des Buches zu tun; da geht es vor allem um Theorien und Ideen aus dem Marketing und reine Äußerlichkeiten. In diesem Zusammenhang finde ich die Kombination von Titel und Cover viel zu stark auf einen nicht sehr wichtigen Nebenschauplatz, die Liebe zwischen Jules und Sophie, ausgerichtet. Denn wie du schon sagtest, magali: Haupt"figur" ist "die Revolution", keine Person, sondern äußere Entwicklungen, die das Leben von zwei Handvoll Menschen bestimmt. Und die Revolution hatte nicht nur eine Farbe. Auch wenn die Ereignisse immer wieder den Anschein erwecken.
Solas arbeitet ohnehin viel mit Farben und verweist immer wieder auf das Tragen der Kokarden, das seit 1793 verpflichtend geworden war (siehe den Mord an Adrienne).
Außerdem geht es thematisch in der Tat um die drei zentralen Begriffe der Revolution liberté - égalité - fraternité und wie sie sich im Leben und Handeln der Figuren ganz unterschiedlich verwirklichen.
Anders ist gerade Jules letzter Auftritt beim Tribunal nicht zu verstehen: Er nimmt sich die Freiheit zu sprechen und stellt in seinem beharrlichen Fragen Gleichheit und Brüderlichkeit unter den Menschen über "das Gesetz" (le loi, speziell die Edikte über die Inhaftierung verdächtiger Subjekte, über die Verpflichtung zur Denunziation und die Verteilung des Vermögens der vor dem Tribunal Verurteilten; Abb. des loi contenant des mesures de salut public). Begründet wurde der Terror seitens des Wohlfahrtsausschusses interessanterweise mit der Despotie der Freiheit (!).Und die Liebe spielt in diesem Roman erfreulicherweise einmal keine dominante Rolle, entwickelt sich langsam, wird behutsam und glaubwürdig entfaltet.
Ws mich ernsthaft zum Nachdenken gebracht hat, war die Wahl der Namen: Sophie, Jules, Pierre, Deschamps, Daniel, Cécile, Montford ... nur bei wenigen wollte sich überhaupt kein Bezug einstellen. Solas, hast du die Namen "nur" wegen des Klanges oder weil sie dir gefielen, gewählt oder gab es da Hintergedanken?
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Zitat
Original von Iris
Das ist kein grundsätzliches Plädoyer für dies oder das -- es gibt für jedes Thema viele Möglichkeiten der Umsetzung, und Solas hat für dieses Thema eine bestimmte Form gesucht und konsequent durchgehalten. Deshalb wirkt das Buch insgesamt. Vergiß nicht, daß du es als "Hochliteratur" bezeichnet hast.Ich habe in einem vorigen Posting sehr bewußt das Beispiel des impressionistischen Bildes (und nicht Mosaik) verwandt, weil Solas szenische Darstellungen den Charakter des Festhaltens von zufälligen Augenblicken haben und damit Eindrücke wiedergegeben werden und keine absolute Beschreibung der Wirklichkeit. (versteht Ihr was ich sagen will? Klingt arg geschwollen und unbeholfen.)
Wobei ich offen gestanden nicht weiß, ob es impressionistische Romane innerhalb des dichterisch als Impressionismus eingestuften Zeitspanne gibt...:gruebel
Auf jeden Fall liegt mir diese Form scheinbar sehr. "Die Farbe der Revolution" ist eines der ersten Bücher seit wirklich langer Zeit, an dem es für meinen Geschmack nichts zu ändern gibt (außer der Vermarktung :grin).
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Hallo!
Es ist doch immer wieder interessant, eure Anmerkungen zu lesen ... und ich hänge schon wieder hinten dran.Zitat"... wie dadurch der entfesselte Kleinbürger Deschamps (= "vom Land" Absicht?)
Nee, keine Absicht, aber
ZitatFür meinen Geschmack könnte man das letzte Drittel zwar noch etwas ausbauen, aber es würde nicht unbedingt dabei gewinnen.
Ich musste kürzen :cry, andererseits glaube ich auch, dass ein längerer dritter Teil nicht unbedingt mehr bringen würde. Ich vermisse nur manche Abschnitte, die meinem Rotstift zum Opfer fielen.
ZitatVon wem stammt der Titel? Irgendwie macht es für mich überhaupt keinen Sinn. Im Plural ohne Artikel (Farben ...) hätte ich damit was anfangen können, aber so?
Ich tippe mal drauf, das war das Ergebnis einer professionellen Titelentwicklung, gell?"Nein, der ist von mir. *erröt* Ist von einer Assoziation ausgelöst worden. Kennt hier jemand die Proletenpassion? Da gibt es eine Passage - ich krieg’s jetzt nicht mehr zusammen -, d.h. es „Die Freiheit ist weiß...“ Immer noch unverständlich? Wahrscheinlich ... Farben wäre besser, stimmt. Die professionellen Vorschläge haben mir noch weniger gefallen. Kieslowski fiel mir natürlich auch ein, aber erst danach. Farben der Revolution habe ich im Text erwähnt, das spielt auch eine Rolle, ja.
ZitatIn diesem Zusammenhang finde ich die Kombination von Titel und Cover viel zu stark auf einen nicht sehr wichtigen Nebenschauplatz, die Liebe zwischen Jules und Sophie, ausgerichtet. Denn wie du schon sagtest, magali: Haupt"figur" ist "die Revolution", keine Person, sondern äußere Entwicklungen, die das Leben von zwei Handvoll Menschen bestimmt. Und die Revolution hatte nicht nur eine Farbe. Auch wenn die Ereignisse immer wieder den Anschein erwecken.
Ja, stimmt, obwohl mir das Titelbild auch gefällt, aber es weckt bestimmte Erwartungen. Natürlich hat die Revolution nicht nur eine Farbe. Insgesamt sehe ich die Sache auch nicht pessimistisch, sie ist nur nicht ganz optimal gelaufen.
Danke, Magali!
ZitatJeder Satz sollte sitzen, durchdacht, geplant und zielgerichtet sein.
Das mache ich eigentlich nicht, jedenfalls nicht bewusst. Bin ich so verkopft? Wenn ich schreibe, fühle ich sehr intensiv mit. Ich stelle mir zuallererst vor, wie die Menschen fühlen. Ich leide mit ihnen. Ich friere mit ihnen. Ich ärgere mich, oder habe Angst vor der Zukunft. Das ist wesentlich für meinen Schreibprozess, ehrlich.
Wenn ich lese, was ihr euch für Gedanken macht, habe ich den Eindruck, ich mache mir gar keine. Offensichtlich habe ich eine Form gewählt: unbewusst. Ich dosiere meine Emotionen: auch unbewusst. Wie habe ich diesen Roman eigentlich geschrieben!?
ZitatWas mich ernsthaft zum Nachdenken gebracht hat, war die Wahl der Namen: Sophie, Jules, Pierre, Deschamps, Daniel, Cécile, Montford ... nur bei wenigen wollte sich überhaupt kein Bezug einstellen. Solas, hast du die Namen "nur" wegen des Klanges oder weil sie dir gefielen, gewählt oder gab es da Hintergedanken?
Sophie wurde, wenn ich mich recht erinnere, bewusst gewählt, andere, weil mir der Klang gefiel (oder sie anders klingen sollten als die anderen) und was weiß ich, was mir mein Unterbewusstsein wieder dazwischen gefuhrwerkt hat. Was sind denn deine Assoziationen?
Gerade gefunden:
Mainz, 8.12.1792
Georg Forster an seine Frau Therese
„... die deutsche Trägheit und Gleichgültigkeit ist zum Ausspeien. Noch regt sich nichts, und immer kommen Leute mit Vorschlägen, wie bald sich alle für die Freiheit erklären würden, wenn man ihnen nur alle Abgaben erlassen wollte. Gemißhandelt, betrogen, gedrückt werden, das alles ist also nichts, was einen Menschen bewegen kann, das Joch abzuschütteln, sondern vollkommene Zusicherung, dass man nichts tun und gar keine Pflichten haben werde! Am Ende werden wir es ihnen doch noch wohl gnädigst befehlen müssen, dass sie frei werden sollen und müssen, dann geht’s..."Liebe Grüße
Solas
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Noch ein Anekdötchen: Wie der Graf Schlabrendorf dem Terror entging
„Sie (Mary Wollstonecraft, A Vindication of the Righs of Woman) besuchte ihn oft, als er in der Conciergerie auf den Tod wartete, vor dem er durch eine absurde Fügung bewahrt wurde: als er den Henkerskarren besteigen sollte, fand er seine Stiefel nicht. Dem Schergen, der bereitstand, um ihn abzuführen, sagte er ruhig, er könne sich unmöglich auf Strümpfen aufs Schafott begeben - warum er sich nicht bis morgen gedulde? Auf einen Tag komme es gewiß nicht an .... Da er anderntags nicht mehr auf der Liste der Delinquenten stand, wurde er nicht aufgerufen. Man vergaß ihn.“
(Klaus Harprecht: Georg Forster oder die Liebe zur Welt)Liebe Grüße
Solas -
Zitat
Original von Solas
Ich vermisse nur manche Abschnitte, die meinem Rotstift zum Opfer fielen.
Zumindest fielen sie deinem Rotstift zum Opfer -- oder?ZitatKennt hier jemand die Proletenpassion? Da gibt es eine Passage - ich krieg’s jetzt nicht mehr zusammen -, d.h. es „Die Freiheit ist weiß...“
<Iris erinnert sich dunkel ...> Wie hieß das noch? Bumm-bumm-Boomerang ...? Östereichs Pleite beim Grand Prix d'Eurovision, den Lukas Resetarits getextet hatte?ZitatDie professionellen Vorschläge haben mir noch weniger gefallen.
Da müssen wir bei einem Glas Roten mal drüber lachen!ZitatWenn ich lese, was ihr euch für Gedanken macht, habe ich den Eindruck, ich mache mir gar keine. Offensichtlich habe ich eine Form gewählt: unbewusst. Ich dosiere meine Emotionen: auch unbewusst. Wie habe ich diesen Roman eigentlich geschrieben!?
Unbewußt?
Ich arbeite während des Schreibprozesses auch unter weitgehender Ausschaltung der Überwachung durch die Reflexion. Sonst komme ich ja überhaupt nicht vom Fleck!ZitatWas sind denn deine Assoziationen?
Sophie - gr. sophía Weisheit, Klugheit, Meisterschaft
Jules - lat. iulius (-> Caesar, vom Vater beabsichtigt, allerdings eher ein Brutus, daher witzig die gelegentliche Erwähnung des zaudernden Caesarmörders)
Pierre - Petrus ("Auf diesen Felsen ...", weil er ein Gläubiger ist und am Ende verleugnet ...)
Deschamps - s.o. - "von den Felder / vom Lande", der Spießer, der sich nach oben wurstelt
Daniel - (Daniel in der Löwengrube)
Cécile - (Hl. Cäcilia - Patronin der Musik und Dichtung, eng verbunden mit Astronomie, wurde geköpft)
Montfort - lat. mons fortis, "fester Berg", "Festung"Ich mein ja man bloß ...
Der menschliche Geist ähnelt einem Eisberg : Das allermeiste tun wir unbewußt ...