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Inhalt:
Stück über den „Zauberer-Jackl-Prozess“ (größter Hexenprozess in Europa; Ende der 1670er bis Anfang der 1680er)
Uraufführung: 1989
Ort und Zeit der Handlung: Salzburg 1678
„RAHMENHANDLUNG“: Verhaftung, Beschuldigungen, Geständnisse, Folter, Geständnisse (abwechselnd mit Folter), Tod
Die Handlung ist eigentlich in wenigen Worten zusammen gefasst:
Kinder, ausschließlich Bettler, werden verhaftet und beschuldigt, sich mit dem "Zauberer Jackl" eingelassen zu haben. Sie werden gefoltert und zum Geständnis gezwungen. Wenn sie "Glück" haben, werden sie vor dem Tod durch Feuer anders (sprich schneller und schmerzloser) getötet.
Die Kinder beschuldigen sich gegenseitig, weil sie hoffen, dadurch wieder freizukommen.
Während des ganzen Stückes (meistens während der Freimann gerade foltert): Schreiber und Kommissar besprechen Probleme mit Bettler und Vagabunden; suchen nach Jackl, erhöhnen auch Kopfgeld (lebendig höher als tot); dem Schreiber wird alles zu anstrengend und er möchte gerne seinen Job kündigen, aber der Kommissar lässt ihn nicht, weil sie zu wenig „Angestellte“ haben).
Bei einem Gespräch zwischen Kommissar und Freimann erkennt der Freimann richtig, dass der ganze Prozess eigentlich nur eine Ausrottung der Bettler ist; der Kommissar widerspricht ihm natürlich, denn für ihn geht es natürlich um den Teufel...
Der „Zauberer Jackl“ wurde nie gefasst.
Über den Autor:
Geboren am 6. Februar 1948 in Achenkirch/Tirol, Mutter verwitwete Kleinbäuerin, Vater rumänischer Flüchtling; von einem Landarbeiter Ehepaar adoptiert; aufgewachsen in Kitzbühle und Kirchberg. Acht Jahre Volksschule, vier Jahre Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck, zehn Jahre beim Zollamt Innsbruck; Ab 1970 Veröffentlichungen in Zeitungen, Anthologien und beim ORF, seit 1977 freier Schriftsteller. Mehrer Rollen als Bühnen- und Filmschauspieler. – Verheiratet mit Malerin Chryseldis Hofer, eine Tochter. Wohnhaft bis 1995 in Innsbruck, dann Übersiedlung nach Irland.
Mitterer ist einer der bedeutendsten österreichischen Gegenwartsautoren.
An Felix Mitterer wurden seit Ende der 70er Jahre viele Literatur-, Ehren- und Würdigungspreise verliehen.
Meine Meinung:
Felix Mitterer will sich in seinen Werken von der Gesellschaft Benachteiligten annehmen, so auch den Bettelkindern in diesem Stück.
Das Stück beruht auf wahren Ereignissen und die Geständnisse wirken authentisch (können in München und Salzburg eingesehen werden)
Das Stück selbst ist eigentlich schnell und einfach zu lesen, nur wenn es darum geht, wie die Kinder gefoltert werden, ist es nicht mehr allzuschön...
Entgegen meiner Erwartungen war es aber nicht so grausig, wie ich vermutet hätte, weil die Folterszenen nicht ganz genau beschrieben wurden, sondern der Leser seine eigene Fantasie spielen lassen muss. - Ich denke, dass etwas, was man nicht selbst erlebt hat, in der Vorstellung nie so grausig sein kann, wie es wirklich war - und über manche Beschreibung sollte man am besten schnell hinüber lesen.
Das Buch gibt auf jeden Fall einen Einblick in die Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts und auf die damalige Art, die Wahrheit zu finden. So sagte der Kommissar nach einer Folter: "Wir müssen die Wahrheit herausfinden, und die Wahrheit ist schmerzhaft".