Wie jedes Mal, wenn die Bäume saftige Früchte trugen, schwebten auch nun die Schwalben entlang der Felder und stießen sich in gefährlichen Flugmanövern vom Himmel. Es war Herbst, und das Spiel in den Wolken schien ihnen Spaß zu bereiten, wenngleich sich in ihren schwarzen Augen Wachsamkeit spiegelte. Wachsamkeit, und das Sonnenlicht, das in blendenden Strahlen vom Himmel glitt. Sie stoben auf, und wieder ab. Immer wieder, immer gleich. Und nur ein Einhorn, das in dem Schatten eines Apfelbaumes ruhte, sah ihnen, wenn auch nur wenig, interessiert zu. Im kühlen Morgengrauen hatte es hier gelegen, in der brennenden Mittagshitze und auch jetzt lag es friedlich unter dem Baum. Es hatte auch schon gestern hier geruht, und den Tag zuvor. In dieser Zeit hatte das Tier nur selten den Kopf erhoben. Was sollte es auch tun, ohne Herde und verlassen? Vor einer Woche noch, es kam ihm so viel länger vor, hatte es noch eine Herde gehabt. Ein glückliches Einhorn, dessen goldenes Fell strahlte, als auch nur ein Hauch von Licht den trüben Himmel durchbrach. Nun war der Himmel blau, und die glühende Sonne hörte nicht auf zu scheinen. Und die Farbe des plüschigen Felles war matt. Das Tier lag. Und lag. Die Nacht brach herein, und es hatte sich noch immer nicht gerührt. Nur der Wind wehte sachte durch die einst so schöne Mähne des Einhorns. Alleine. So alleine. Wenn auch nur eines der Pferde nebenan auf der Koppel es beachtet hätte. Aber die stummen Versuche waren vergebens gewesen. Wie auch schon letzte Nacht war es langsam in den Schlaf gedämmert, versunken in die Träume der vergagenen Tage. Gerannt war es, nachdem es fortgeschickt wurde, gerannt bis zu dem Ort, wo es laut war. Fremde Stimmen wehten über das nasse Gras, auf dem das Einhorn stand. Das Gras wellte sich, und unsicher besah sich das Einhorn diesen Ort. Verflucht sollte er sein. Komische Wesen auf zwei Beinen kamen heraus, gingen hinein. Mit bösen Waffen. Sie hatten es einmal beobachtet, wie sie funktionierten. Sie zeigten mit den Geräten auf Hirsche und Rehe, es tat einen lauten Knall - und sie regten sich nicht mehr. Blut lief über den Boden...erschaudernd wachte es auf. Schlimme Träume waren das. Es blickte sich um. Nirgendwo regte sich etwas. Die Pferde auf der Weide rührten sich nicht im Schlaf. Doch, hatte das Einhorn nicht eben ein Auge zufallen sehen? Bei dem rostroten Hengst, der ihm am nächsten stand? Nein, das konnte nicht gewesen sein...am nächsten Morgen, als es wieder erwachte, blickte er schnell nocheinmal zu dem Tier. Doch dieses beachtete ihn nicht. Und so konnte das Einhorn wieder einmal nur liegen. Wieder wurde es Abend, und der Hengst hatte nicht einmal herübergesehen. Es war hoffnungslos. In den nächsten Tagen döste es, oder betrachtete wieder Vögel beim Fliegen. Er hatte es längst aufgegeben. Und so schlief es auch nach einem Monat ein. Immer dasselbe, immer wieder verstrichen Tage, ohne irgendein Zeichen. Nun war es schon Winter geworden, zitternd lag es unter dem Baum, das Einzige, was ihm Schutz bieten konnte vor dem eisigen Schnee. In dieser Nacht schlief es wieder unruhig. Und so ging es weiter. Im nächsten Jahr kehrten die Schwalben zurück. Der Hengst war längst auf einem anderen Platz, und wieder leistete nur die Einsamkeit dem Tier Gesellschaft.
Ewig ging es so, ewig sollte es so bleiben - und ewig blieb es so.
Ich habe da mal etwas anderes ausprobiert, aber ich bin mir nicht sicher, ob mir das so gut gelungen ist...
Naja, LG, Saphira-Wolf