Berte Bratt 'Zwei glückliche Sommer' (ca. 12 J.)

  • Ich hab mir doch jetzt tatsächlich ein Berte Bratt Buch über booklooker gekauft.


    Kann ja nix schaden jetzt noch damit anzufangen.


    Bin ja mal gespannt, ob die wirklich noch was für einen Erwachsenen sind, der mal wieder ein "Jugendbuch" lesen will oder ob man das schon als junges Mädel gelesen haben muss um damit schöne Zeiten zu verbinden.


    Zum Glück hab ich eines gefunden, dass ein recht aktuelles Cover hat. Scheint die selbe Person gezeichnet zu haben, wie die, die die Cover für meine gelieben "Anne auf Green Gables" Bücher gezeichnet hat.


    Die alten Cover sprechen mich nämlich nicht wirklich an... :-(

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ronja,


    wenn mich nicht alles täuscht, dann habe ich das auch in meinem RUB (... für wenig Geld aus der Wühlkiste...). :grin



    Ich finde 6,50 € schon günstig für eine doppel-Ausgabe HC.


    Über booklooker hab ich es allerdings noch günstiger bekommen. :-)

  • Zitat

    Original von Hundefreund
    Ein abschreckendes Beispiel für Berte Bratt: Die beiden Liz-Bände. Das erste war "Meine Tochter Liz", das zweite weiß ich nicht mehr. Es geht da um das Waisenmädchen Liz, das von der jungen Steffi aufgenommen wird, weil in dieser Mutterinstinkte erwachen usw. Das war schon arg rührselig. Wirklich nicht mein Ding.
    Gruß Hundefreund


    Ich möchte das ein wenig einschränken.
    Es geht tatsächlich um ein Waisenkind, die siebenjährige Lisbeth, die von ihrer Kusine, Steffi, adoptiert wird. Die Geschichte hat ein vertrautes Muster, junge Frau entdeckt das Muttersein.
    Dennoch enthält sie einige Brüche und eben deswegen ist sie durchaus lesenswert.
    Die Hauptfigur, Steffi, ist Diplomatentochter, selbst Waise. Sie hat keine Ausbildung, beherrscht aber Fremdsprachen. Als ihre Eltern sterben, arbeitet sie als Dolmetscherin. Sie verdient damit ziemlich gut. Das heißt, wir haben hier eine beruflich sehr erfolgreiche junge Frau. Dann nimmt sie das Kind eines Vetters auf. Das ist das Ende ihrer beruflichen Karriere. Sie muß zurückstecken. Sich entscheiden zwischen Mutter-sein und beruflichem Erfolg.
    Diese Schwierigkeiten werden sehr anschaulich geschildert. Es sind die Probleme aller berufstätigen Mütter. Und zwar, merkt auf, der alleinerziehenden berufstätigen Mütter. Steffi nimmt Lisbeth auf, ohne verheiratet zu sein!
    Das Buch ist 1944 in Norwegen zum erstenmal erschienen.
    Auch wenn es am Ende 'gut' ausgeht, Lisbeth mit Steffi und Henning Eltern bekommt, so bleibt das Faktum, daß Steffi zumindest privat als Übersetzerin weiterarbeitet. Auch im Folgeband, nun mit einem zweiten, eigenen Kind, ist sie weiterhin berufstätig, neben Mutter - und Hausfrauenpflichten.
    Ich habe mich schon immer gefragt, inwieweit hier der Text und inwieweit der Subtext, nämlich die letztlich glückliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie, den Erfolg gerade dieser beiden Bücher ausmachen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich fand die Bücher von Berte Bratt auch sooo schön! In unserer Bücherei gibt es da auch noch fast alle (ist die gleiche Bücherei, in der ich als kleines Mädchen schon die Bücher geliehen hab und zum Teil sind es sogar noch die Bücher von damals).
    Ob ich mir die nochmal ausleihe *inerinnerungschwelg*?


    LG
    Claudia

  • Zitat

    Original von magali


    Dann nimmt sie das Kind eines Vetters auf. Das ist das Ende ihrer beruflichen Karriere. Sie muß zurückstecken. Sich entscheiden zwischen Mutter-sein und beruflichem Erfolg.


    Hallo Magali,


    genau das ist es ja, wo sich mir im Rückblick der Magen rumdreht: Die selbstlose Steffi ist bereit, zurückzustecken, um für Lisbeth da zu sein. Im Nachhinein kommt es mir nämlich so vor, als ob damit gezeigt werden soll: so und nicht anders gehört es sich auch. Dass es genauso seine Berechtigung hat, wenn jemand keine Kinder haben möchte und stattdessen in seinem Beruf/Hobbies aufgeht, wird bei einer Berte Bratt gar nicht erst in Erwägung gezogen.
    Ich erinnere mich auch, dass Steffis Freund Carl ein ziemliches Ekel war (Einzelheiten dazu weiß ich allerdings nicht mehr), habe jedoch den Eindruck, dass er von Berte Bratt ausschließlich deshalb unsympathisch dargestellt werden musste, weil er seine Zukunft mit Steffi ohne Lisbeth gestalten möchte - dass er trotzdem als netter Mensch geschildert werden könnte, steht bei der Autorin allein deswegen schon mal außer Frage. Henning dagegen, der künftige Ehemann von Steffi, ist bereit, Lisbeth in ein gemeinsames Leben mit aufzunehmen und erhält deswegen von Berte Bratt sympathische Züge. Wenn das mal nicht einseitig und subjektiv gedacht ist...


    Aber leben und leben lassen. Der eine oder andere hat die Liz-Bände vielleicht geliebt, so wie ich z.B. "Das kleine Reiseandenken" mochte.


    Gruß


    Hundefreund

  • Hi, Hundefreund,
    ich habe nicht geschrieben, daß die 'Liz' Bücher empfehlenswert sind. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob man sie heute noch auflegen sollte. Wahrscheinlich eher nicht, da nicht zeitgemäß.
    Ich wollte nur darauf hinweisen, daß sich in dem Buch verschiedene Ansichten über die Rolle der Frau in der Gesellschaft brechen.
    z.B.:Steffi arbeitet auch als verheiratete Frau weiter, als Übersetzerin, aber eben eher von zuhause aus. Eine arbeitende verheiratete Frau war in der BRD in den 50ern bis 70ern nicht unbedingt selbstverständlich. Ich möchte hier mal daran erinenrn, daß es Ehemännern in der BRD bis mindestens 1970 erlaubt war, den Arbeitsvertrag ihrer Ehefrau zu kündigen, auch ohne Einverständnis der Frau.
    In einem Mädchenbuch dann zu lesen, daß Frauen sehr wohl arbeiten können und dem Mann das gefällt, hat uns (ich bin Jahrgang '58) als Mädchen durchaus auf den einen oder anderen Gedanken gebracht ;-)
    Carl ist ein Ekel und ja, klar ist er exakt so dargestellt, daß Stefii und Henning gut wegkommen. Bloß: in einer Ehe mit Carl hätte Steffi sicher nicht gearbeitet, er ist reich (sie nimmt den 'armen Mann') und läßt keine Zweifel dran, daß er eine Frau bloß zum Repräsentieren sucht.
    Henning betont dagegen, daß er eine tatkräftige Frau möchte, mit Verstand und bereit, mit ihm gemeinsam ein Leben aufzubauen. Er will kein Frauchen. Hier wird stark die Gemeinschaft von Mann-Frau betont, jeder gibt sein Teil zu einem Ganzen. Dahinter steht die Idee, daß Mann und Frau zwar nicht gleich, weil andersartig, aber gleichwertig sind, weil ihre Bedeutung für die Gesellschaft gleich wichtig ist.
    Das ist ganz typisch Bratt und macht sie eben so interessant.
    Wie gesagt, nicht unbedingt empfehlenswert für heutige Verhältnisse, aber ein interessanter Blick darauf, wie im Mädchenbuch Frauenrollen dargestellt wurden.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • "Ich bin mir nicht einmal sicher, ob man sie heute noch auflegen sollte. Wahrscheinlich eher nicht, da nicht zeitgemäß." (magali)


    als junges mädchen gehörte das buch "aber dann kam der sommer" von berte bratt zu meinen lieblingsbüchern. kürzlich fiel mir das die "anne"-trilogie in die finger und wurde quergelesen. in beiden kommen (sich) selbstbewusste frauen vor. über die anderen bücher kann ich mir kein urteil erlauben, aber ich bin der meinung, dass es kein grund wäre, sie nicht mehr aufzulegen, nur, weil sie nicht "emanzipatorisch" genug verfasst sind.
    nehmen wir zB den "trotzkopf". abgesehen von der medizin studierenden russin orla sassuwitsch gibt es da nur brave hausmütterchen. na und?
    kindern wird doch bewusst, dass die geschichten in einer anderen zeit spielen.
    dass man sich in kutschen fortbewegt und ähnliches.
    ich sehe keine gefahr, mädchen auf eine falsche, unterwürfige bahn zu leiten, nur, weil sie mädchenbücher von früher lesen.
    ich jedenfalls möchte sie nicht missen!
    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • So einfach ist das leider nicht und es geht nicht darum, ob Mädchen wissen, daß man früher mit Kutschen gefahren ist.
    Es geht darum, welche Rollenklischees vermittelt werden. Und zwar en masse. Die Botschaften, denen Mädchen heutzutage ausgesetzt sind, sind ohnehin widersprüchlich.
    Auf den Griff ins Vorgestrige sollte man dabei verzichten.
    Je schneller so ein Machwerk wie 'Trotzkopf' von den Büchertischen vesrchwindet, desto besser. Das ist keine romantische Geschichte, sondern es geht hier um die brutale Zurichtung eines lebhaften, intelligenten und aktiven Mädchens zur treusorgenden Ehefrau und Mutter.
    Verlage gerade von Jugendbüchern haben eine gewisse erzieherische Verantwortung was hierzulande vor lauter Markt und Verkaufen und Beliebigkeit leider mehr und mehr in den Hintergrund gerät.


    Ob und daß wir, die wir keine Teenies mehr sind, ältere Bücher lesen und wie wir sie lesen, ist eine ganz andere Sache.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • haben wir derartige anschauungen aber nicht in allen büchern, die in früheren zeiten handeln? und: ist verbannen wirklich das einzig richtige? ich habe selbst keine kinder, denke aber, dass ich WENN, WÜSSTE, was sie lesen - und mit ihnen darüber reden würde.

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • sicher soll man mit ihnen über das reden, was sie lesen.
    Es gibt aber soviel, was diskussionsbedürftig ist, wenn man bloß die Bücher nimmt, die eine Generation zurückreichen, also z.B. Berte Bratt, daß man nicht auch noch den Müll der Großmutter, bei Trotzkopf ist es bezogen auf die heutige Mädchengeneration, sogar der der Urgroßmutter mitschleppen muß.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Texelschaf
    Wenn ihr euch für Berte Bratt und ihre Bücher interssiert, dann
    besucht doch mal unser Forum http://70128.rapidforum.com/


    Berte Bratt Forum


    Ich habe den Link mal überarbeitet. Dort kann man sehr viel über die Autorin nachlesen und als registrierter Nutzer auch u.a. tolle Fortsetzungsgeschichten entdecken.


    Nach langer Zeit habe ich heute mal wieder "Zwei glückliche Sommer" gelesen, diesem Buch merkt man deutlich an, zu welcher fernen Zeit es handelt. In dem Buch entdeckt man noch wunderbar alte Wörter und der Roman ist ein Liebhaberstück für erwachsene Leserinnen von alten Mädchenbüchern.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Gucci ()

  • Wo der Thread gerade zufällig mal wieder nach oben gespült wurde: das ist ja eines der ganz wenigen Bücher, die ich noch aus meiner Jugend hatte. Leider ist das Buch neulich einem Wasserschaden zum Opfer gefallen. :cry Ich war untröstlich. Aber dann habe ich dieselbe Ausgabe, wie ich sie hatte, für wenig Geld bei Amazon wiederbekommen. *freu*

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Findus
    Ich glaube ich habe von Berte Bratt alles gelesen was es damals zu lesen gab, also vor rund 45 Jahren. :grin


    Ohh ja, auch ich hab alles, was damals auf dem deutschen Markt von ihr zu bekommen war, gelesen.
    Zwar nicht vor 45 aber wohl doch vor 35 Jahren.


    Hach ja - ich sollte mal im Keller gucken, was von den Berte Bratt Schätzchen noch vorhanden ist. :grin


    Ach ja - meine Lieblingstrilogie damals war die Anne & Jess Reihe.



    Gucci - das Forum seh ich mir direkt mal an :grin

  • Oh ja Anne&Jess war auch meine Lieblingsserie von Berte Bratt. Ich habe in einem Umzugswahn mal bestimmt 15 Bücher entsorgt iund nur ein paar behalten :cry. Ich hatte alle Bücher heute bereue ich. irgendwann habe ich dann angefangen sie mir wieder zu kaufen als man sie noch im normal Handel bekam. :grin
    Vor 40 JAhren war es meine Lieblingsliteratur. Hanni und Nanni kam da nicht mit :-]

  • Ich habe als Jugendliche in der Bücherei auch die Berte Bratts für mich entdeckt und vor Jahren auf dem Bücherflohmarkt der Bücherei vermutlich auch die Bücher gekauft, die ich selbst früher ausgeliehen habe. Besonders die Reihe um die Familie Rywig und Grather, die ineinander verzahnten Geschichten und Verbindungen haben mir damals gefallen und auch heute sind diese Bücher Fluchten in die Vergangenheit.


    Die Bücher um Lisbeth (Meine Tochter Liz + Ein Mädchen von 17 Jahren), sowie viele Bratt-Einzelbände haben mich lange nicht so in der Erinnerung beschäftigt und mich phantasieren lassen, wie die Personen, die sich über mehrere Bücher weiterentwickeln. Die Anne-Trilogie habe ich erst mit fast Mitte 20 gelesen, der Klappentext sprach mich als Teenie nicht an. Selber angeschafft und gewünscht habe ich mir dann die Jubiläumstaschenbücher, die 1988 für DM 4,95 auf den Markt kamen. Später habe ich mit Bratt-Buchkäufen meine ersten Ebay-Erfahrungen gemacht. Durch das Internet habe ich von etlichen weiteren Bratt-Titeln (oder unter weiteren Pseudonymen veröff.) gelesen und bin bis auf einen unter Ulla Scherenhoff veröff. Gina-Band vollständig. Inzwischen stehen im Regal auch die Hardcover und auch Taschenbücher in untersch. Ausstattungen/ Schutzumschlägen/ Bucheinbänden und ich komme auf über 100 unterschiedliche Bände.

    Diese Titel habe ich u.a. erst als Erwachsene für mich ersammelt: Aber dann kam der Sommer, Zwei glückliche Sommer, Liebe Inge, Machst Du mit, Senta?, Das kleine Reiseandenken, Der schönste Tag meines Lebens, Ein tüchtiges Mädchen, Sylvi macht ihr Glück, Schwester Lise, Ich glaub an Dich und Deine Liebe, Kreuzfahrt mit Hindernissen, Neues Glück für Gisela, Regina schafft es doch, Unsere Claudia, Gina-Serie, Wir halten zusammen, Zwei Zimmer und Küche, Das Ziel heißt Glück, Inge zwischen Sport und Liebe


    Auflistung der in deutscher Sprache erschienenen Berte Bratt Bücher


    Soll ich denn ruhig mal auf den Büchereulentauschtisch im Hennies Berte Bratt-Bücher legen?

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)