Das Geheimnis der verhexten Krypta - Eduardo Mendoza

  • Mendoza Eduardo, Das Geheimnis der verhexten Krypta, 2. Aufl, Suhrkamp, ISBN 3-518-40308-7, Aus dem Spanischen von Peter Schwaar


    Klappentext: (das ist wirklich der Klappentext!)
    Womit habe ich das nur verdient? Eine Frage, die sich unser namenloser Held gar nicht erst stellt, wenn er kopfüber durch die Fährnisse und Widrigkeiten dieses Abenteuers stürzt. Denn es ist sowieso immer schon alles über ihn verhängt: sein Name, den er lieber verschweigt ("Vomwindeverweht", wie ihn seine unglückselige Mutter in ihrer Schwärmerei für Clark Gable eigentlich taufen wollte, verheißt schon nichts Gutes), sein Daueraufenthalt im "Sanatorium", der alle Merkmale einer Abschiebehaft trägt, seine blonde Schwester Cándida mit dem leicht ins Grünliche schimmernden käuflichen Fleisch, die ihn aus Angst vor dem Angepumptwerden am liebsten unter der Obhut des säuselnden Doktor Sugranes sieht, und nun eben dieser unverhoffte Auftrag, das Geheimnis der verhexten Krypta zu lösen. Kommissar Flores, unserem Helden nachhaltig vertraut aus vielen Begegnungen, hat sich eigens ins Irrenhaus begeben, um den Fall in seine schmuddeligen Hände zu legen - vielmehr den Kopf soll er wohl hinhalten. Aus einem von Nonnen geführten Mädchenpensionat der besseren Kreise sind im Abstand von sechs Jahren zwei Zöglinge im heikelsten Alter spurlos verschwunden und unter noch mysteriöseren Umständen wieder aufgetaucht.


    - Der Fall hat also durchaus seine verheißungsvolle Seite, ganz abgesehen von der versprochenen Entlassung, die in einer als Anzahlung spendierten Pepsi-Cola aufleuchtet. Aber was unserem Helden im Zuge seiner Nachforschungen quasi in den Schoß fällt, ist bloß ein glasig blickender Schwede, und wenn er sich - den es in diesen ruhelosen Tagen und Nächten nach nichts so verlangt wie nach einer Dusche - im Garn der aufregend modern eingestellten Mercedes verfängt, stellt sich dieses Garn als Moskitonetz heraus. -


    Doch unser Held, dessen höchstes Ziel es ist, die von ihm trainierte Fußballmannschaft der Anstalt zum Sieg zu führen, weiß um die Kraft der Worte: "Wir sind ausgezogen, um zu gewinnen. Und es ist möglich zu gewinnen." Dieser unfreiwillige, aber gerissene Detektiv vom eher hart zerbeulten Typ erzählt seine Geschichte selbst. Ihm, in dem seine liebe Mitwelt einen Idioten mit hartem Gaumen vermutet, ist eine eloquente Zunge gegeben, wie sie geschmeidiger keinem schiefäugigen "Schelmen" goldener spanischer Erzählzeit zur Verfügung stand. Diesem Barceloneser Unterweltgänger und zwangsverpflichteten private eye ist als Erzähler ein Charme zu eigen, wie ihn seine amerikanischen Kollegen um keinen Preis verströmen möchten.


    In seinem 1977 in kürzester Zeit in New York geschriebenen Roman hat Eduardo Mendoza unter der unterhaltsamen Oberfläche einer spannend und pfiffig erzählten Kriminalstory, im Tonfall parodistischen und ungenierten Fabulierens, zu seinem eigenen erzählerischen Humor gefunden. Der schiefe Blick von unten erzeugt jene perspektivisch erhellte Sicht der Wirklichkeit, die seiner hintergründigen Welterfahrung entspricht. Diese ist es auch, die seiner mutwillig-humorvollen Sprache die eigene Tönung, der Komik von Figuren und Situationen eine Grundierung von Es-ist-wie-es-ist gibt. Darin ist Das Geheimnis der verhexten Kryptaein sehr spanisches, ins amerikanische Krimimuster gleichsam kongenial verdolmetschtes Buch, die wundersam geglückte Mischung aus einem Gossenheldroman pikaresken Zuschnitts und einem Großstadtkriminaltango.


    Bis heute ist Das Geheimnis der verhexten Krypta mit über zwanzig Auflagen seit seinem Ersterscheinen 1979 eines der beliebtesten Bücher der neuen spanischen Literatur der Nach-Franco-Ära. Es ist, wie Eduardo Mendoza im Vorwort der spanischen Buchclubausgabe schrieb, sein "Lieblingsroman oder, besser gesagt, derjenige, für den ich, als Autor, am meisten Zuneigung verspüre". Kein Wunder, denn der Roman ist in seiner Leichtigkeit und Stimmigkeit ein rundum glücklicher Wurf, wie er auch und gerade großen Autoren nicht oft vergönnt ist.


    Meine Meinung:
    Nicht sehr willig habe ich dieses Buch von meinem Leih-Stapel gegriffen, um diesen endlich mal ein wenig zu reduzieren und bin völlig überrascht worden von dieser gelungenen Parodie auf das Genre. Mit seinem Wortwitz gelang es Mendoza, daß ich mich bis zur letzten der 226 Seiten köstlich amüsiert habe. Dem Klappentext, der eigentlich schon eine Rezension ist, kann ich nur vollstens zustimmen.


    Fazit: Eine köstliche Parodie auf das Genre!