Inhalt:
Truda, die unsterbliche Götterbotin, denkt viele Jahrhunderte nach dem Tod Kaiser Friedrichs II von Hohenstaufen nach, ob es recht war, ihn zu lieben und ihm zu dienen. Sie tut, was wohl jeder tun würde - sie wandelt auf Dantes Spuren in der Unterwelt um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen. Dort rekonstruiert sie sein, Federicos, Leben anhand der "Chronik des wundersamen Kindes" und von Gesprächen mit Zeitgenossen wie Petrus de Vinea, dem Kämmerer Ridwan, Petrus' Mutter, dem Sohn Heinrich (VII) und anderen.
Über die Autorin (Quelle: Amazon):
Waldtraut Lewin, geboren 1937, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Historische Romane, Kriminalromane, Märchen, Kindergeschichten, Libretti zu zwei Rock-Opern.
Eigene Meinung:
"Federico" ist ein von mir sehr geliebtes Buch, nicht zuletzt weil Lewins Bild von Friedrich II meinem persönlichen sehr nahe kommt. Aber auch, weil es ein Buch ist, wie ich noch selten eines davor oder danach gelesen habe. Es ist eigentlich weniger historischer Roman, sondern tatsächlich eine Rekonstruktion seines Lebens. Am Ende weiß Truda - oder der Leser - immer noch nicht, ob es die wahre Geschichte ist. Wie wir es nie wissen werden. Denn jede Erzählung ist gefärbt von der Person des Erzählenden und dessen Verhältnis zu Federico. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Federico, Friedrich, ist in diesem Buch fast schon gefährlich liebenswert und faszinierend - bis man auf die weniger schönen Taten und Charakterseiten stößt. Hier gilt das gleiche wie für die Ereignisse, wobei hier auch schön zutage tritt, warum sich das strahlende "Kind von Apulien" später in den fast schon paranoiden Tyrannen verwandelt.
Nicht nur Federico selbst tritt als Mensch aus Fleisch und Blut hervor, sondern auch die Menschen seiner Umgebung, wie Konstanze, die erste Gemahlin, Bianca Lancia, die große Liebe seines Lebens, Taddeo de Suessa (mein geheimer Favorit) und viele andere.
Der Ablauf ist mehr oder weniger chronologisch, verbunden durch die Rahmenhandlung von Trudas Wanderschaft durch die Unterwelt, begleitet von Petrus de Vinea, der selbst ein Rätsel bleibt. Historisch betrachtet sind mir keine gröberen Fehler aufgefallen.
Für mich ist "Federico" einer der besten Romane über Friedrich II und gleichzeitig einer der besten historischen Romane, die ich kenne. Ein Buch, das mich mein Leben lang begleiten wird und nicht umsonst unter meinen Allzeit-Top-10 steht.