Originaltitel:
L'Ombre d'Alexandre
364 Seiten
Klappentext:
Als der junge Archäologe Morgan im Nachlass eines bekannten Wissenschaftlers auf ein mysteriöses Schwert stößt, ist sein Interesse sofort geweckt – vor allem als sich herausstellt, dass sein Kollege keines natürlichen Todes gestorben ist. Stammt dieses Schwert aus dem Grab Alexanders des Großen? Alles scheint darauf hinzudeuten – aber wieso besteht es dann aus einem Material, das zu jener Zeit noch völlig unbekannt war? Morgan gelingt es, die Mittel für eine kostspielige Expedition aufzutreiben – und muss bald entdecken, dass er nicht der Einzige ist, der hinter dem Geheimnis her ist.
Es beginnt ein mörderischer Wettlauf gegen die Zeit...
Über den Autor:
Frédéric Neuwald ist 36 Jahre alt und arbeitet beim Film; „Götterschwert“ ist sein erster Roman.
Eigene Meinung:
Ich spare es mir dieses Mal, den Inhalt des Buches wieder zu geben und ihn sorgfältig von meiner eigenen Meinung zu trennen. Mit dem Klappentext hat das Buch schon etwas zu tun, das streite ich nicht ab, aber gibt er den Inhalt doch leicht spannender und mysteriöser an, als er eigentlich ist.
Es mag vielleicht an der Übersetzung aus dem Französischen liegen, dass ich die Sprache zu Beginn als etwas geschraubt empfand, doch auch als ich mich daran gewöhnt hatte, gefiel mir der Stil nicht besser. Neuwald versteht es nicht, die wichtigen Details einer Situation zu beschreiben, lässt den Leser in Verwirrung zurück und schickt seine Charaktere in unrealistische, schlecht ausgedachte und beschriebene und zwanghaft thrillerartige und mysteriöse Handlungen und Situationen.
Der Aufhänger dieser Geschichte soll – laut Klappentext – das Schwert des Alexanders sein, das aus einem Material geschmiedet wurde, das zu seiner Entstehungszeit noch völlig unbekannt war. Was es damit auf sich hat, wird nicht erklärt – oder es entging mir, was ich bezweifle. Das Schwert spielte aber sehr bald keine Rolle mehr, denn viel wichtiger war nun die Rüstung des Alexanders oder vielleicht doch des Achilles? So ganz genau kann ich es nicht sagen, denn nach dem zweiten Mal „die Rüstung wurde aus dem Grab X gestohlen, dann in Grab Y zurückgebracht und dann doch wieder aus Grab Z gestohlen“, konnte ich nicht mehr sagen, wo denn nun diese verflixte Rüstung sein soll. Ich habe keine Ahnung, ob es wirklich eine Rüstung des Achilles gab, aber wenn nicht, dann wäre das für mich die einzige Erklärung, warum man das Buch mit „Mysterythriller“ tituliert.
Was die Charaktere angeht, so beginne ich mal mit Morgan Lafet – dem He-Man unter den Archäologen. Er muss ein Hüne von einem Kerl sein, breite Schultern, langes blondes Haar, so, wie man sich eben einen ernstzunehmenden Archäologen vorstellt. Seine schlechte Angewohnheit: das Rauchen. Neuwald vergisst nicht, dass Morgan raucht – wird es doch immer wieder beschrieben. Und scheinbar gibt es in der Geschichte keinen Ort, wo ein Morgan Lafet nicht rauchen dürfte.
Dass Morgan bei seinen Mitmenschen gut ankommt und ihn viele für sexuell sehr anziehend finden, wird in der Geschichte natürlich auch nicht außer Acht gelassen. Morgan verdreht einem Killer (Hyacinthe (!), so sein Name) den Kopf, und schließlich gibt er sich seiner Begleiterin Amina hin.
Amina, ein Charakter, der als One-Night-Stand herhalten muss und von dem man eigentlich nicht mehr erfährt, außer, dass sie ständig lauthals loslacht (über jeden noch so dummen Kommentar) und was für sexuelle Vorlieben sie beim Sex hat. Amina scheint nur für diese eine Nacht in die Geschichte eingeführt worden zu sein; ohne sie hätte die Geschichte allerdings genauso schlecht funktioniert.
Die angesprochene Sex-Szene entsprang wohl dem letzten Pornofilm, den Neuwald gesehen hat. Sie wirkt so verkrampft, als ob der Autor dem Leser beweisen wollte, dass Morgan alles andere als schwul ist – was man seit der ersten Zeile des Buches meinen könnte. Leider hat Neuwald es nicht geschafft, die Szene einigermaßen erotisch zu beschreiben.
Wenn wir gerade bei homosexuellen Neigungen sind: das stiefbrüderliche Verhältnis zwischen Etti und Morgan ist geprägt von samtener Haut, die würzig duftet, von seidenen Locken, von plötzlichen Gefühlsausbrüchen, die völlig unverständlich oder stark überzogen sind – überhaupt scheinen alle Charaktere sehr impulsiv zu sein. Etti, ein ehemals kastenloses indisches Waisenkind, wurde von Morgans Vater adoptiert und schnell wurden Morgan und Etti unzertrennlich. Die Andeutungen Neuwalds über die Kastenverhältnisse in Indien scheinen nur die Seiten füllen zu wollen und haben das Niveau einer Zeitschrift in einer Arztpraxis.
Helios, der unbekannte Drahtzieher, der Morgan auf die Jagd nach der Rüstung schickt, erinnert an „Charlie“ von den 3 Engeln. Niemand hat ihn je gesehen, nur mit ihm telefoniert. Er ist millionenschwer, hat überall auf der ganzen Welt Kontakte, unterhält eine ganze Armee von Mitarbeitern und ist immer allem und jedem einen Schritt voraus. Da fragt man sich doch, warum er sich an Morgan wendet, wenn er doch selbst wesentlich schneller ans Ziel gekommen wäre. Es gibt auch ettliche Gegenspieler Morgans und Helios', aber wer sie sind, wird nicht aufgeklärt. Alles verschwindet irgendwie hinter der schlecht gewählten Ich-Perspektive Morgans, der keine seiner Fragen beantwortet bekommt.
Der Schluß lässt auf eine Fortsetzung mit Morgan Lafet bangen. Ich hoffe für Frédéric Neuwald, dass er beim Film mehr Fantasie aufbringen kann.
Momo