Ismael - Daniel Quinn

  • Kurzbeschreibung


    Ismael und sein Schüler führen ein Streitgespräch über die Unbewohnbarkeit der Erde, darüber daß der Mensch das Paradies in eine Hölle verwandelt hat. Der Lehrer weiß eine Antwort auf die Frage, wie der Mensch Gefangener einer Zivilisation wurde, die ihn scheinbar zwingt, die Erde zu zerstören. Er erzählt seine Geschichte der Evolution. Und die reicht zurück bis zu jenem biblischen Tag, da sich der Mensch im mörderischen Bruderzwist zur Krone der Schöpfung machte. Ismael, der Lehrer ist übrigens ein Gorilla.


    carpe.com
    Jeder sieht die Welt mit seinen eigenen Augen, und jeder sieht sie bekanntlich ein wenig anders -- es kommt immer auf den Blickwinkel an. Daniel Quinn zeigt die Geschichte der Menschheit aus einer ganz besonderen Perspektive. Ismael ist ein Gorilla, wenn auch ein ganz besonders weiser Gorilla, der es im Leben weit gebracht hat. Er ist Lehrer geworden und diskutiert mit seinem letzten (menschlichen) Schüler die Geschicke der Menschheit. Herausgekommen ist ein äußerst kurzweiliges Buch, das nebenbei einigen Stoff zum Nachdenken liefert.


    Als Gorilla hat man es nicht leicht, wenn man in der Welt der Menschen überleben will. Schließlich kann man nicht einfach einer normalen Arbeit nachgehen, um sich sein Brot -- oder seine Bananen -- selbst zu verdienen. Man braucht einen Gönner, der einem Unterkunft gewährt. Einen solchen hat Ismael in jungen Jahren gefunden und alles von ihm gelernt, was dieser wusste. Nun ist er verstorben, und seine Tochter ist zwar willens, an seine Stelle zu treten, wird aber von ihrer Familie unter Druck gesetzt. Sie mietet für Ismael eine Wohnung, während dieser versucht, über eine Zeitungsannonce Schüler zu finden, um durch Unterrichten selbst etwas zu seinem Lebensunterhalt beizutragen. So kommen Lehrer und Schüler regelmäßig zusammen und diskutieren über Gott und die Welt. Und zu diesem Thema hat Ismael einiges zu sagen, was seinen Schüler immer wieder in Erstaunen versetzt und verwirrt. Er teilt die Menschen in zwei Kategorien ein, die er "Nehmer" und "Lasser" nennt und die in etwa dem entsprechen, was wir unter der zivilisierten Welt und den so genannten Entwicklungsländern verstehen. Um zu erklären, wie es zu dieser Einteilung gekommen ist, holt er weit aus und geht zurück bis an die Anfänge des Ackerbaus, die den Grundstein für unsere heutige Zivilisation gelegt haben. Dass es bei dem Versuch, sich die Erde untertan zu machen, nicht immer zivilisiert zuging, ist kein Geheimnis, wie die Ereignisse jedoch auf einen Außenstehenden wirken können, ist den meisten Menschen nicht so recht bewusst. Da muss erst ein Gorilla kommen und uns auf all die Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten aufmerksam machen, die wir gern als selbstverständlich hinnehmen.


    Ein Buch für jeden, der insgeheim schon immer bezweifelt hat, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist. Oder vielleicht gerade für diejenigen zu empfehlen, die nach wie vor daran glauben, dass wir tatsächlich die höchstentwickelten Wesen sind und nach uns nichts mehr kommen kann. --Monika Hübner


    Ein Amazon-Rezensent:


    Querdenker-Philosophieunterricht, 28. November 2005
    STRING(top-50-reviewer_5243) Rezensentin/Rezensent: isy3 (Mehr über mich) aus Braunschweig Deutschland
    Ein vom Leben enttäuschter, ausgebrannter Schriftsteller liest eines Tages in der Zeitung folgende Kleinanzeige:
    Lehrer sucht Schüler mit ernsthaftem Verlangen, die Welt zu retten. Persönliche Bewerbung erwünscht.


    Erst regt er sich über die Anzeige auf, aber dann geht er doch aus Neugier hin, trifft den Lehrer und ein ziemlich ungewöhnlicher Philosophieunterricht nimmt seinen Lauf...


    Autor Daniel Quinn ist ehemaliger Trappistenmönch und kennt sich bestens aus in der christlichen Philosophie. Er hat mit "Ismael" ein Querdenkerbuch geschrieben, das gerade Christen neue Einsichten eröffnen kann. Wir nehmen unsere wesentlichen kulturellen Werte und das Zerstörerische daran oft garnicht mehr wahr, weil uns unsere Weltanschauung so selbstverständlich ist. Aber genau diese "Betriebsblindheit" verhindert neue Lösungen für viele Probleme unserer Zeit. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger weist Quinn auf die Ursache vieler Probleme unseres Wirtschaftssystems hin. Auch wird eine Lösung angedeutet: Es braucht eine begeisternde und mitreißende Vision, um das Verhalten der Menschen nachhaltig zu ändern. Quinn macht deutlich, wie nutzlos es ist, die Menschen für ihre Einstellung einfach nur anzuprangern, auszuschimpfen und per Erlaß "Moral" anzuordnen ohne inspirierende Alternativen zu bieten. Eine Gesellschaft formt man nur um, indem man den Menschen ein neues Drehbuch für ihre Zukunft liefert.


    Dabei liest sich das Buch unterhaltsam, denn Quinn hat seine Philosophie in eine spannende, leicht surrealistische Handlung eingepackt. Man lernt außerdem ganz nebenbei etwas über die Entstehung der alttestamentarischen Schöpfungsmythen, das Paradies, Kain und Abel sowie den Sündenfall.


    Dieses schon etwa zehn Jahre alte Buch ist immer noch aktuell, und ich möchte es hier zum Wiederlesen empfehlen zusammen mit Jared Diamonds "Kollaps", das von untergegangenen Gesellschaften und Kulturen handelt. Was in "Ismael" nur in wenigen Beispielen angedeutet wird, hat Diamond in seinen weltweiten wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigen können. Wo Diamond warnend die Finger erhebt, weist Quinn verschmitzt auf die Lösung hin.


    Wer einen dicken wissenschaftlichen Wälzer wie "Kollaps" nicht durchackern mag, kann mit diesem amüsanten schlanken Taschenbuch auf unterhaltsame Weise zu neuen Einsichten über unsere Kultur kommen.


    Eigene Meinung:


    Wir haben das Buch in englischer Original-Sprache geschenkt bekommen, in der der Titel des Buches "Ishmael" heißt.


    Es ist schlicht und einfach faszinierend und fesselnd geschrieben und eröffnet neue Quer-Denkweisen. Nur zu empfehlen!


    Nach diesem Roman soll der Film "Instinkt" entstanden sein, der laut Amazon-Rezension ein Abenteuerthriller zwischen 'Gorillas im Nebel' und 'Einer flog übers Kuckucksnest' über einen Gorillaforscher, dem ein Dreifachmord angelastet wird, sein soll. Mit Sir Anthony Hopkins und Cuba Gooding in den Hauptrollen.


    Frage: kennt den Film jemand und ist er genauso gut wie die Buchvorlage?


    :wave
    Ikarus

  • Ich kenne beides, und für mich ist "Ismael" eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Der Film hat mit dem Buch und seiner Aussage allerdings nichts zu tun. Wie jemand diese Verbindung herstellen konnte, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Der Film führt die "Gorillas im Nebel" Geschichte einen Schritt weiter, der Gorilla-Freund ( Hopkins) hat zum Schutz der Affen tatsächlich einen Menschen getötet. Doch die sicherlich interessante Frage nach der Grenze zwischen Mensch und Tier, von den moralischen Aspekten der Geschichte ganz zu schweigen, wird nur oberflächlich behandelt. Dieser Film ist, gerade weil er sich auf "Ismael" beruft oder durch ihn zumindest inspiriert worden sein soll, ein echtes Ärgernis!