'A Christmas Carol' - Teil I: Marleys Geist

  • Ich werde heute abend beginnen...muss erst noch ein anderes Leserunden-Buch beenden. Freue mich aber schon sehr auf die Weihnachtsgeschichte.

    LG Melanie
    :lesend


    „Egal wie tief man die Messlatte des geistigen Verstandes eines Menschen legt, es gibt jeden Tag jemanden der bequem darunter durchlaufen kann!“

  • Ich hab schon angefangen und bin wie immer begeistert von Dickens Schreibstil und seiner Art zu erzählen. Er zieht mich direkt in die Geschichte rein und mir fällt hier auch wieder auf, wie er als Erzähler zwar auftaucht, aber das so dezent, dass es kein bisschen stört:


    Zitat

    The mention of Marley's funeral brings me back to the point I started from. There is no doubt that Marley was dead. This must be distinctly understood, or nothing wonderful can come of the story I am going to relate. If we were not perfectly convinced that Hamlet's Father died before the play began, there would be nothing more remarkable in his taking a stroll at night, in an easterly wind, upon his own ramparts, than there would be in any other middle-aged gentleman rashly turning out after dark in a breezy spot -- say Saint Paul's Churchyard for instance -- literally to astonish his son's weak mind.

  • Ist die LR auf Englisch oder mit englischen Threads?? Dann steig ich gleich mal aus. :wave


    Ich habe dieses Kapitel halb gelesen. Ich muss noch rel. langsam lesen, damit ich alles richtig auffasse. Es ist mir schon passiert, dass ich einfach über ne Stelle weggelesen habe... Es ist mein erstes Buch von Dickens.

    Ich lese gerade:
    Drachenfrau von Hildegunde Artmeier

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Primavera ()

  • Ich fange heute Nachmittag an. Musste heute tatsächlich ins Büro, weil ich die wohl naive Vorstellung habe, wenn ich jetzt viel arbeite, kann ich nach Weihnachten Urlaub nehmen. Na, mal sehen.


    Jetzt koche ich mir eine Kanne Tee, Kinderschoki hab ich schon gekauft und dann kuschle ich mich mit Dickens auf der Couch ein :grin

  • Zitat

    Original von Leserättin
    Nee, ist nicht auf englisch, bloß lesen manche - wie ich auch - die englische Ausgabe. :wave


    Wenn ich auf italienisch lese, poste ich auf italienisch oder wie? Finde ich nicht schön, ich kann zwar englisch, aber ich mag die Sprache nicht.

  • Zitat

    Original von Primavera


    Wenn ich auf italienisch lese, poste ich auf italienisch oder wie? Finde ich nicht schön, ich kann zwar englisch, aber ich mag die Sprache nicht.


    Wie soll man denn, wenn man die Ausgabe auf Englisch liest, sonst ein Zital posten? Dann hat man die deutsche Ausgabe doch gar nicht.

  • Zitat

    Original von Primavera


    Wenn ich auf italienisch lese, poste ich auf italienisch oder wie? Finde ich nicht schön, ich kann zwar englisch, aber ich mag die Sprache nicht.


    Mir hatte die Stelle gut gefallen, daher hatte ich sie gepostet.
    Ich hab die deutsche Ausgabe aber auch hier und kann dann für weitere Zitate die deutsche Ausgabe verwenden.

  • Ich lese den Text auf Englisch und finde es ebenfalls bereichernd, sich mit dem Original zu befassen, wenn man die Zeit und das Interesse dazu hat. Manche Wortspiele des Ursprungstextes werden nicht ins Deutsche übersetzbar sein und dann ist es doch gut, solche Passagen zu diskutieren.


    Zur Form: Meine Textausgabe enthält – ähnlich wie bei Theaterstücken – zu Beginn eine Auflistung der Personen (nebst kurzer Beschreibung ihrer Rolle bzw. ihres Charakters). Deshalb habe ich mich gefragt, ob „A Christmas Carol“ ursprünglich als Theaterstück konzipiert wurde? Ein weiteres Indiz hierfür könnte das Vorwort des Autors sein, der dem Leser ein „whimsical kind of masque“, also ein „seltsames Maskenspiel“ ankündigt (hierzu wiederum eine Anmerkung meiner Textausgabe: es war in England offenbar üblich, in der Weihnachtszeit „Maskenspiele“ aufzuführen). Der Text beruht ja auch in weiten Teilen auf Dialogen: Scrooge spricht mit seinem Angestellten, seinem Neffen, schließlich mit Marleys Geist – es gibt nur einige wenige (allerdings sehr stimmungsvolle und wichtige) Passagen, die den Ort des Geschehens charakterisieren.


    Kennt sich hier jemand aus?

  • Ich habe jetzt mit dem Buch begonnen und gleich auf der ersten Seite gar fürchterlich aufgeregt. Ich lese im englischen Original; ich habe eine Sammelausgabe mit verschiedenen Dickens-Werken aus dem Jahre 1983 („Treasury of World Masterpieces. Charles Dickens. Complete and Unabridged“, Octopus Books Limited, London, ISBN 0706418859), in dem auch diese Geschichte enthalten ist. Zum Zitieren in der Leserunde wollte ich die hier verlinkte Ausgabe mit benutzen. Tue ich aber nicht, weil die Übersetzung fehlerhaft in des Wortes eigentlicher Bedeutung ist.


    Gleich auf der ersten Seite fehlt ein ganzer Absatz, und zwar zwischen:
    Der alte Marley war so tot wie ein Sargnagel.
    und
    Wußte Scrooge, daß er tot war?
    Im Original steht da ein Absatz, in dem Dickens darüber sinniert, weshalb ein Türnagel „toter“ sein soll als ein Sargnagel. Ich hasse es, wenn Übersetzungen dermaßen verhunzt werden. :fetch Ich glaube, ich werde mir wirklich abgewöhnen, Übersetzungen zu kaufen bzw. lesen, sondern - egal wie schwer - nur noch an Originalausgaben gehen. Ich will wissen, was der Autor schreibt, nicht was irgendein Übersetzer oder dt. Verlag meint, mir vorsetzen zu müssen. (Das Problem ist schon in den Avalon-Leserunden aufgetaucht, wo die dt. Übersetzungen teilweise sinnentstellt waren.)



    Zitat

    Original von John Dowland
    Meine Textausgabe enthält – ähnlich wie bei Theaterstücken – zu Beginn eine Auflistung der Personen (nebst kurzer Beschreibung ihrer Rolle bzw. ihres Charakters).


    Meine Ausgabe auch. :-] Sehr schön auch die Charakterisierungen der einzelnen Personen. Diese Aufstellung fehlt übrigens in beiden deutschen Ausgaben, die ich besitze. Deine Frage nach genauerem Hintergrundwissen kann ich aber auch nicht beantworten.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich lese das Buch auf im englischen Original, habe es vor ein paar Jahren aber schon auf Deutsch gelesen. Außerdem kenne ich den Film mit George C. Scott - eine sehr gute Verfilmung mit teilweise wörtlichen Dialogen aus dem Buch! - praktisch auswendig.


    Für die Zitate hier in der LR verwende ich als deutschen Text die hier mit verlinkte Ausgabe. Ein erster Vergleich ergab, daß dieser Text offensichtlich vollständig ist, denn der oben als fehlend monierte Absatz ist hier enthalten.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Gleich auf der ersten Seite fehlt ein ganzer Absatz, und zwar zwischen: Der alte Marley war so tot wie ein Sargnagel. und Wußte Scrooge, daß er tot war? Im Original steht da ein Absatz, in dem Dickens darüber sinniert, weshalb ein Türnagel „toter“ sein soll als ein Sargnagel.


    Auch wenn´s ein hartes Stück Arbeit ist: aus ebendiesem Grund quäle ich mich durch die englischen Originale hindurch (zu irgend etwas muss die Paukerei ja gut gewesen sein). Die zitierte Passage hat den Übersetzer überfordert, weil es das Bild "tot wie ein Türnagel" in der deutschen Sprache nicht gibt. Wir würden "mausetot" sagen und könnten´s auch nicht erklären. Der Text verliert von tatsächlich von seinem Charme, wenn man die feine Ironie mit der Dickens seine Vorväter hier ein wenig auf die Schippe nimmt, einfach weglässt.

  • Mir war gar nicht mehr bewußt, als was für ein großes Ekel dieser Mr Scrooge von Charles Dickens beschrieben wurde. Sehr schön die Schilderungen zu seiner Person, aber auch zur „Umgebung“. Gut, ich bin etwas vorbelastet durch die Verfilmung, aber die hält sich recht gut an die Vorlage, so daß in meinem Kopf das Bild des alten London ersteht, ich die Glocke förmlich durch den dichten Nebel, der alles verhüllt, gedämpft schlagen höre. Wirklich klasse geschrieben. :-]


    Diese Stelle gefällt mir im Original wesentlich besser als auf deutsch.
    Seite 9: “Gar kein Auge, blindes Herrchen, ist immer noch besser als ein böses!“
    Das lautet eigentlich so:
    “No eye at all ist better than an evil eye, dark master!“


    Seite 30, zu Beginn der Unterhaltung zwischen Scrooge und Marley, hat es im Original ein sinniges Wortspiel, das im Deutschen verloren geht. Es heißt:
    Du stammst mehr aus den Bereichen des Magens als denen des Grabes, was auch immer du bist!“
    Und im Original:
    There’s more of gravy than of grave about you, whatever you are!“


    Diesen Abschnitt habe ich durch; ich weiß gar nicht so recht, was ich noch schreiben soll. Ich kenne Großteile der Geschichte ja auswendig, so daß mir da nicht viel auffallen kann. Außer vielleicht wirklich die von John Dowland erwähnte feine Ironie, die immer wieder aufscheint. Ich gebe zu, etwas Herzklopfen gehabt zu haben. Ich bin mehr mit dem amerikanischen (oder auch australischen) Englisch vertraut denn mit dem britischen. Aber Dickens macht mir bisher überhaupt keine Probleme; na ja, fast keine. Aber wozu habe ich eine deutsche Ausgabe sowie ein recht brauchbares Lexikon. Übrigens habe ich immer wieder verglichen: die von mir oben verlinkte Ausgabe aus dem Dressler-Verlag macht einen ziemlich guten Eindruck. Auf jeden Fall ist alles übersetzt und nichts verändert worden. Manche Anspielung muß bei einer Übersetzung verlorengehen, doch der Übersetzer hat sich meiner Meinung nach wirklich Mühe gegeben, die Geschichte in gutes Deutsch zu bringen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Seite 30, zu Beginn der Unterhaltung zwischen Scrooge und Marley, hat es im Original ein sinniges Wortspiel, das im Deutschen verloren geht. Es heißt: Du stammst mehr aus den Bereichen des Magens als denen des Grabes, was auch immer du bist!“ Und im Original: There’s more of gravy than of grave about you, whatever you are!“


    Eine Eule aus der Leserunde 2005 hat auch schon über diese Passage nachgedacht und auf eine wirklich gelungene Übersetzung von Sybil Gräfin Schönfeld hingewiesen:


    Zitat

    "There´s more of gravy than of grave about you, whatever you are." wird in meiner Ausgabe (übersetzt von Sybil Gräfin Schönfeldt) so übersetzt: "Du hast mehr mit einer fetten Sauce als mit der fetten Erde eines Grabes zu tun, wer du auch seist!"


    Edit: Zitat eingefügt

  • So, jetzt hab ich das Kapitel gerade gelesen und muss sagen, dass ich mit mehr Sprachschwierigkeiten meinerseits gerechnet hatte. :wow Aber ich kam gut durch ohne ein Wörterbuch aufzuschlagen.


    Die Geschichte gefällt mir auf Anhieb richtig gut. :-) Die Beschreibungen sind toll, sowohl der Personen als auch der Umgebung, so dass ich mich richtig hineinversetzt fühle. Mir ist in meinem warmen Bett sogar richtig kalt geworden dank der Wetterbeschreibungen. :lache


    Morgen geht's dann mit dem nächsten Kapitel weiter. Ich bin schon gespannt, wie Scrooge auf die Geister reagieren wird.

  • Noch mal kurz etwas zur Übersetzung.
    Ich habe ja diese Ausgabe (sie enthält nicht nur "Eine Weihnachtsgeschichte" mit den Illustrationen der Originalausgabe, sondern auch noch andere Erzählungen von Dickens)...
    Edit: Übersetzer der Weihnachtsgeschichte ist hier Carl Kolb.

  • und noch diese - wie die Ausgabe von Melmarsmile & Sicollier - ebenfalls im Dressler Verlag erschienen. Der Übersetzer ist Curt Noch. Es ist zwar nicht explizit vermerkt, aber im Vergleich mit der oben verlinkten ungekürzten Ausgabe, scheint auch diese ungekürzt zu sein. Und die Übersetzung gefällt mir etwas besser.

  • In der ersten Strophe fällt ja auf, dass wir es bei Scrooge mit einem wirklich außergewöhnlich „harten Knochen“ zu tun haben. Bemerkungen wie diejenige über die (volkswirtschaftlich) positiven Folgen der Armensterblichkeit („...they decrease the surplus population...“) etc. bringen die Gefühlskälte, Boshaftig- und Überheblichkeit von Dickens Hauptperson ja besonders deutlich zum Ausdruck. Aus diesem Grund habe ich mich gefragt, was es eigentlich genau ist, das den eiseskalten Scrooge hier so nachhaltig aus der Bahn wirft?


    Darüber befasst sich diese Strophe mit dem Thema Wahrnehmung: Scrooge begegnet einem Geist. Und Geister, das war schon zu Dickens Zeiten klar, gehören ins Reich der (Ammen)märchen. Man kann bestenfalls ein Kind damit erschrecken. Folgerichtig gehen Scrooge zunächst alle möglichen rationalen Argumente gegen die Existenz von Geistern durch den Kopf: es muss sich um eine Sinnestäuschung handeln, hervorgerufen durch halbgare Speisen etc... Am Ende allerdings kniet unsere beinharte Hauptperson vor eben dieser „Sinnestäuschung“ auf dem Fußboden und gibt zu, dass er ihr Glauben schenken „muss“.

  • Ich hab diesen Abschnitt nun auch durch und bin ganz ohne Wörterbuch zurechtgekommen, was aber sicher auch daran liegt, dass ich die Geschichte dermaßen oft gelesen habe (etliche Male auf Deutsch und auch schon zweimal auf Englisch), dass ich manche Passagen ohnehin auswendig kenne.


    Im direkten Vergleich fällt mir auf, dass Scrooge im Englischen noch etwas härter rüberkommt als im Deutschen, die Ausdrucksweise von ihm wirkt knapper und noch strenger.


    Wunderbar geschildert auch das Auftauchen von Marleys´s ghost.


    Zitat

    The same face: the very same. Marley in his pigtail, usual waistcoat, tights and boots; the tassels on the latter bristling, like his pigtail, and his coat-skirts, and the hair upon his head. The chain he drew was clasped about his middle. It was long, and wound about him like a tail; and it was made (for Scrooge observed it closely) of cash-boxes, keys, padlocks, ledgers, deeds, and heavy purses wrought in steel. His body was transparent, so that Scrooge, observing him, and looking through his waistcoat, could see the two buttons on his coat behind.


    Da wird wieder deutlich, dass Dickens in der auktorialen Perspektive schreibt, trotzdem ist er sehr nah an den Figuren - und hier ganz besonders Scrooge - dran.