Gute Drachen sind rar - J.R.R.Tolkien

  • Kurzbeschreibung


    Die »Drei Aufsätze zum Phantastischen in der Literatur« -zeigen Verbindungen zwischen Tolkiens beruflicher Tätigkeit als Mediävist und seinem »geheimen Laster«, dem Erfinden von Sprachen und Mythologien.


    Eine Amazon-Rezensentin:


    Gute Bücher auch!, 7. Februar 2003
    STRING(top-100-reviewer_5244) Rezensentin/Rezensent: silmarillia (Mehr über mich) aus Trier, Deutschland
    Sicher geht es vielen so wie mir: Wir sind überwältigt vom "Herrn der Ringe" und wollen immer mehr davon. Manche lesen dann Fantasy. Ich versuche dann alles Andere zu lesen, was der Autor geschrieben hat und was über ihn geschrieben wurde. Bei Tolkien ist das gar nicht so leicht, obwohl er nicht gar so viel Anderes geschrieben hat. Aber wie man weiß, ist schon das Nächstliegende, das "Silmarillion", ein harter Brocken.
    Dieses Buch dagegen bietet zwar keine unüberwindlichen Schwierigkeiten, aber es eignet sich wirklich nur für Leser, die sich nicht nur für den "Herrn der Ringe" interessieren, sondern auch für Tolkiens literatur- und sprachwissenschaftliche Ansichten. Es enthält die drei bekanntesten seiner Aufsätze: "Ein heimliches Laster", "Über Märchen" und "Beowulf. Die Ungeheuer und ihre Kritiker".
    Mit dem "heimlichen Laster" ist - na was wohl gemeint? Richtig: die Erfindung von künstlichen Sprachen. So hübsch eingestreute elbische Sätze im Film auch wirken können und so spannend es sein kann, darüber zu rätseln, wie "Orodruin" nun eigentlich richtig betont wird; die grammatischen Überlegungen, die beim selbsterdachten Aufbau einer neuen Sprache anfallen, sprechen doch nur einen sehr kleinen Leserkreis an.
    "Über Märchen" ist mit ca. 90 Seiten der längste, allgemeinverständlichste und daher auch bekannteste von Tolkiens Aufsätzen. Darin erfährt man Einiges über die historische Entwicklung von Märchen, ihre ursprüngliche Bedeutung und allmähliche Verniedlichung aufs Kinderstubenniveau.
    "Beowulf" dagegen wird schon wieder spezieller. Er befasst sich mit der literaturwissenschaftlichen Behandlung des altenglischen Gedichts, die nach Tolkiens Ansicht dessen literarischem Gehalt nicht gerecht wird. Also nur was für Spezialisten!
    Mit dieser Einschränkung sind aber alle drei Aufsätze interessant und lesenswert, weil sie recht unkonventionell an ihr jeweiliges Thema herangehen.


    Meine eigene Meinung:


    Wie auch schon die Geschichten mit Tom Bombadil habe ich mir das Buch erstmal ausgeliehen und werde es mir aber kaufen, weil ich Tolkiens Werk einfach haben muß.


    Viele seiner Gedanken und Ansichten finde ich - nicht nur für die damalige Zeit - einfach revolutionär und unkonventionell.
    Er plädierte zum Beispiel dafür, Kindern immer Lesestoff zu besorgen, der ein bißchen über dem derzeitigen Entwicklungsstand des Kindes läge ... und ich finde, das gilt gleichermaßen auch für Erwachsene, denn sonst findet ja keine Weiterentwicklung für Geist und Seele statt :-)


    :wave
    Ikarus

  • Niemand liest Aufsätze des Mathematikers P.L. Dodgson, auch wenn er ein wahrer Fan von Dodgsons alter ego Lewis Carroll sein mag.
    Im Falle des vorliegenden Buches ist es ebenso. Es ist nur für diejenigen von Interesse, die an der Person J.R.R. Tolkien interessiert sind. Und der Aufsatz "Über Märchen" ist für Fantasy-Theoretiker von Interesse, da Tolkien hier eine Definition für fairy-tale abgibt, die er im zeitgleich geschriebenen Herrn der Ringe penibel einhält.


    :grin Und es gibt noch ein paar echt gute Zitate, z.B. das hier:


    "Der echte Enthusiast ist beim Fußball in gebanntem Zustand: dem des Sekundärglaubens. Ich dagegen, wenn ich mir ein Spiel ansehe, erreiche nur die unterste Schwelle dieses Zustands. Es gelingt mir, den Unglauben willentlich auszusetzen (mehr oder weniger), wenn ich genötigt bin, dazubleiben, und wenn mir kein anderes Motiv zu Hilfe kommt, das die Langeweile fernhält, z.B. eine unbändige heraldische Vorliebe für die dunkelblauen gegenüber den hellblauen Trikots."


    In diesem Sinne,


    :wave
    GleichSamm

    Ein Buch zu öffnen, meint auch zu verreisen.
    Heißt mehr noch: sich auf Neuland vorzuwagen.
    Ob seine Worte brechen oder tragen,
    muss sich beim Lesen Satz für Satz erweisen.

    (Robert Gernhardt)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von GleichSamm ()