Fabelhafte Geschichten - J.R.R.Tolkien

  • Kurzbeschreibung:


    Die hier vereinigten Erzählungen (Bauer Giles von Ham, Der Schmied von Großholzingen und Blatt vom Tüftler) bezeugen im Kleinen die Macht des großen Magiers. Die Wirkung eines Geschenkes von oben bildet die Essenz jeder dieser drei Geschichten: burlesk ist sie beim Bauern Giles, der für eine vermeintliche Heldentat das in Vergessenheit geratene Zauberschwert bekommt, mit dem er nicht nur den Drachen Chrysophylax besiegt und dessen Schatz an sich bringt, sondern auch den ahnungslosen Stifter zum Verzicht auf den Königsthron zwingt; feenhaft beglückend erscheint sie im „Schmied von Großholzingen“: der Stern auf der Stirn, der ihm zuteil geworden, läßt seine Augen leuchten und erlaubt ihm, im Land der Elben ein und aus zu gehen; Kunst zur Welt verwandelnd wirkt schließlich, was Tüftler empfängt. Der Effekt ist allemal Freude. Das beweist: es sind – im doppelten Sinne – fabelhafte Geschichten.


    Ein Amazon-Rezensent:


    Der Bauer Gilles von Ham und andere Helden, 12. Juli 2003
    STRING(top-10-reviewer_5242) Rezensentin/Rezensent: Thorsten Wiedau (Mehr über mich) aus Hamburg, Deutschland
    Tolkiens Verdienst beginnt nicht erst mit der Erschaffung von Mittelerde, sondern vielmehr bereits mit dem Erzählen von Geschichten für seine Kinder, Die Phantasie die hier Tolkien bereits an den Tag legte ist einmalig und vermittelt viel dem Leser, da im Buch „Fabelhafte Geschichten" Grundzüge von Phasen im Herrn der Ringe oder dem kleinen Hobbit bereits gelegt wurden bzw. erkennbar sind


    Die drei Geschichten im Buch „Fabelhafte Geschichten" von J.R.R. Tolkien sind sehr unterschiedlich in Ihrem Wesen und im Zielpublikum. Während die Geschichte vom Bauer Giles von Ham sehr stark an den kleinen Hobbit erinnert (sollte man diesen zuerst gelesen haben und einen märchenhaften Charkter offenbart mit Riesen und Drachen sowie dem Glück des kleinen Bauern der zum Schluß König wird, erschließt sich uns bei der Geschichte „Der Schmied von Großholzingen" eher ein Märchen mit Tiefgang, wie es die Originale der Gebrüder Grimm in sich tragen. Mit Feen und Elben und einer Welt die verborgen scheint und die man nur betreten kann, wenn man den richtigen Schlüssel in sich trägt.
    Diese Geschichte hat einen hohen moralischen Stellenwert und hat erzieherischen Charakter mit einer moralischen Komponente. Die letzte Geschichte „Blatt von Tüftler" unterscheidet sich vollkommen von den beiden ersten Geschichten, denn sie ist eine Erzählung mit einem sehr starken Tiefgang, die mich frappierend an den Film „Hinter dem Horizont" erinnert hat. Ein Maler, der Nachbar und ein Bild das nicht fertig wird spielen hier eine große Rolle, als nach einer Reise der maler schließlich mit Umwegen in seinem Bild ankommt, offenbart sich ihm sein ganzes Lebensdesaster.
    Währenddessen die beiden ersten Geschichten für Kinder geeignet sind, ist die dritte Erzählung eindeutig etwas für Erwachsene und für Kinder nur bedingt geeignet.
    Alle drei Geschichten geben einen Einblick in den Erzählstil Tolkiens, der ansonsten durch die einseitige Kenntnis des „Herrn der Ringe" vollkommen überlagert wird. Tolkiens Geschichten sind wunderbar einfach und brillant im Tiefgang, ein Ausnahmeautor wie er nur selten zu finden sein wird.


    Meine eigene Meinung:


    Tolkiens Erzählungen und Geschichten sind für mich eine der besten, die es je gegeben hat. Er selber sagte von seinem Werk einmal, entweder man liebe es oder man könne gar nichts damit anfangen, dazwischen gäbe es offenbar gar nichts.


    Nun, für mich ist es nicht nur ein Jahrtausend-Autor, sondern auch eine der wenigen Männer, deren Geist mich fasziniert hätten :-)


    Wer noch mehr über den Menschen J.R.R.Tolkien erfahren möchte, schaue bitte HIER:


    :wave
    Ikarus

  • Ich würde gerne zuerst zu "Bauer Giles noch etwas ergänzen:
    Es gibt eine wunderschöne englische Ausgabe ("50th anniversary edition") von Hammond und Scull, wo sämtliche Anspielungen erkärt werden und auch die Skizzen zur versuchten Fortsetzung skizziert sind. Wie gesagt in Englisch, aber es lohnt sich sehr! Danach empfindet man den Text sicherlich als noch lustiger. :grin Zudem sind die Zeichnungen von Pauline Diana Baynes dabei, die Tolkien mochte.


    Nun noch ein wenig zu "Giles" selbst:


    Wissenswertes zur Entstehung
    Die Geschichte ist eine der wenigen, die sich relativ losgelöst vom Rest von Tolkiens Schöpfergeist entwickelte. Tatsächlich scheint eine der wesentlichen Entstehungsgründe in dem Wunsch zu liegen, den Ortsnamen „Worminghall“ (etwa „Drachenhalle“) zu erklären. Das Dorf mit diesem Namen liegt in der Nähe von Oxford. Die Geschichte des „Kleinen Königsreiches“ spielt also wahrscheinlich in Oxford- und Buckinghamshire. Das läßt sich noch deutlicher daran festmachen, daß alle weiterhin genannten Dorfnamen (Ham ist die Fiktion vom wirklichen Dorf namens Thame und „tame“ bedeutet passenderweise „gezähmt“) und sogar die Entfernungen zwischen ihnen - so man sich die Mühe macht, sie einmal „auszurechnen“ wie Shippey es vormacht - Vorbilder in der Wirklichkeit haben.
    Die erste Version der Geschichte muß etwa Anfang der 30er Jahre entstanden sein. Tolkien sollte vor einem Studenten-Klub einen Vortrag über Märchen halten, weil er jedoch diesen noch nicht fertig hatte, las er dort eine überarbeitete und längere Version von „Bauer Giles“ vor.
    Als er auch bei anderen Gelegenheiten Erfolg mit dem Vortragen hatte und klar wurde, daß die „Hobbit“-Fortsetzung noch wesentlich mehr Zeit beanspruchen würde als gedacht, bot er „Bauer Giles“ zur Veröffentlichung an, und die Geschichte wurde gerne angenommen. Durch den Krieg und z. B. Tolkiens Unzufriedenheit mit dem Illustrator (später übernahm diese Aufgabe Pauline Diana Baynes) verzögerte sich die Veröffentlichung allerdings bis 1949.
    „Bauer Giles“ hatte zum Zeitpunkt des Erscheinens keinen großen Erfolg und wurde erst nach dem Siegeszug des „Herrn der Ringe“ bekannter. Dann plante Tolkien eine Fortsetzung der Geschichte und skizzierte auch eine Handlung, in der es um Giles Sohn George Worming und einen Pagen namens Suet gehen sollte. Chrysophylax sollte erneut vorkommen und als Schauplatz des Ganzen war wieder die Landschaft des „Kleinen Königreiches“ gedacht. Doch 1945 war eben jener Landstrich vom Krieg zerstört, es gab Flugplätze, und es wurden Bombenabwürfe geübt. Tolkien hatte diese Landschaft vorher geliebt. Die großen Veränderungen bereiteten ihm so viel Kummer, daß er sich außerstande sah, die Fortsetzung zu beenden.


    Meine Meinung
    „Bauer Giles von Ham“ ist in vielerlei Hinsicht eine typisch tolkiensche Geschichte. Die Idee, mit einer Geschichte zu erklären, warum ein bestimmter (ungewöhnlicher) Ortsname entstanden ist, zeigt wieder einmal Tolkiens Vorliebe für Namen und ihre Entwicklung. Auch die "zeitliche Einordnung" im Vorwort der Geschichte, die dazu dient, mehr Authentizität zu schaffen, ist jener beliebte Kunstgriff, der auch im "Herr der Ringe" angewandt wird.
    Gerade in "Bauer Giles" zeigt sich deutlich ein Sinn für trockenen Humor, sei es im Namen des Hundes (Garm ist eigentlich der Hund, der das Tor zur Behausung der Todesgöttin Hel bewacht), der sich so gar nicht wie sein literarisches Vorbild verhält (auch wenn Tolkien das später für keinen guten Scherz hält - ich habe sehr gelacht!) oder der Beginn beider Gespräche zwischen Giles und Chrysophylax, in denen eine Art "Rollentausch" stattfindet und die beide gleichlautend anfangen.
    Alle Charakter sind sehr liebevoll gezeichnet (im wahrsten Sinne des Wortes, meine englische Ausgabe ziert ein wunderschönes Bild von Roger Garland), und besonders Giles ist ein echtes "Original" mit sehr "hobbitmäßigen" Eigenschaften. Doch auch der Drache (auch wenn es immer wieder heißt, er sei feige, verschlagen und gierig) ist insgesamt eher positiv gezeichnet, was bei Tolkien eher selten ist. Aber nicht nur Figuren und Gespräche verbergen manchen Witz, auch die Erzählung an sich (man denke an die Definition des Wortes "Donnerbüchse") zeigt sich bald ironisch, bald augenzwinkernd. Es ist eine Geschichte, die das Lesen lohnt (mein liebstes von Tolkiens kurzen Werken) und eine andere Seite an Tolkien zeigt, sei es wegen des Humors oder auch wegen des Inhalts an sich. Chrysophylax ist ein ungewöhnlicher Drache, und es tut mir sehr leid, daß es nie ein Wiedersehen mit ihm gegeben hat oder geben wird.


    Die andere Geschichte ist die vom "Schmied von Großholzingen" ("Smith of Wootton Major"):
    Im Dorf Großholzingen wird alle vierundzwanzig Jahre das „Fest der Guten Kinder“ gefeiert, zu dem vierundzwanzig Kinder des Dorfes eingeladen werden. Der Küchenmeister backt zu diesem Anlaß einen großen Kuchen. Bei einem dieser Feste verschluckt der Sohn des Schmiedes unbemerkt einen kleinen Stern, der in ihm wächst. Einige Zeit später fällt er dem Jungen aus dem Mund, und er klebt ihn sich an der Stirn, wo er haften bleibt. Das ist der Beginn einer Reise ins Elbland, wo viele wundersame Dinge geschehen. Dort nennt man ihn wegen des Sternes an seiner Stirn „Sternbraue“. Die Jahre vergehen, und der Junge folgt seinem Vater im Beruf nach. Immer wieder kehrt der Schmied mit neuen Geschichten aus Elbland zurück. Doch dort ist es nicht ungefährlich. Am Ende macht ihn die Königen von Elbland sogar zu ihrem Boten und befiehlt ihm, den König zu finden. Doch niemand weiß zu sagen, wo er sich aufhält...


    Auch diese Geschichte hat mir sehr gefallen. Ich mochte die Reisen ins Elbland und dass "Starbrow" anfängt zu weinen, als er begreift, mit wem er getanzt hat und dass ihr Zerrbild nur jene kleine Figur auf dem Kuchen ist. Stolz war ich auf ihn, als es ihm gelang, den Stern freiwillig wieder abzugeben, und dafür wird er auch gleich belohnt. :-)
    Auch hier gibt eine schöne englische Ausgabe von Hammond und Scull, die sich ein enig mit der Entstehung des Werkes beschäftigt und z. B. erklärt, wie die erwähnten Dörfer vom Elbland abhängig sind oder dass "Schmied" tatsächlich mal einen eigenen Namen besaß.


    "Blatt von Tüftler" ("Leaf by Niggle") ist die einzige Geschichte von Tolkien, die mir doch etwas zu schaffen gemacht hat. Ich bin der Überzeugung, dass man besser damit zurecht, wenn man sich ein wenig in Theologie auskennt (was bei mir nicht der Fall ist). Vollkommen verstanden habe ich die Geschichte wohl erst verstanden, als ich mir eine Interpreation durchlas. Das kann manchmal durchaus hilfreich sein. Die Geschichte ist eine mit einer gehörigen Portion Autobiographischem (man denke an das Erscheinungsjahr der Geschichte, Tolkiens Alter und der "Reise", die Tüftler machen muss, seine Einschätzung von Tüftlers Kunst oder die vielen Alltäglichkeiten, durch die Tüftler sich quälen muss und die ihn vom Malen abhalten).
    Aber auch sie hat mir am Ende gefallen. :anbet



    EDIT: ISBN wollte leider nicht, editiert

  • Ach, ikarus hatte dazu eine rezi geschrieben?


    hab ich ignorant nie gesehen!


    Ist ewig aus, dass ich die gelesen hab...


    nun, mir hat irgendwie Tüftlers Blatt davon am besten zugesagt, an das kann ich mich noch gut erinnern, ist zwar nicht unbedingt meine philosophie, aber ich hab besser verstanden wie tolkien tickt... - und es muss mich irgendwie stark beschäftigt haben, die frage nach dem details-pinseln...


    Ah, der schmied war die geschichte mit dem verrutschten stern auf der braue - ich hab mich immer gefragt, wo ich die her hab.


    Mit Bauer Giles of Ham konnte ich eher wenig anfangen - lag unter anderem am hund - an den 'guten' drachen kann ich mich irgendwie gar nicht erinnern, vermutlich dachte irgendwie immer automatisch an bilbo... :chen

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Mmmh, was war denn Dein Problem mit Garm. Ich fand ihn immer recht lustig. Es gibt von der BBC ein Hörspiel dazu, da habe beim Hören am Boden gelegen, wenn Garm gesprochen hat. Der Sprecher hat das wunderbar hörbar gemacht! ("Dretched dog! What have you been a-doing?" "Noooothing!" *heul*).
    Gut, vielleicht ist der Humor nicht jedermanns Sache, das kann sein. Chrysophylax ist tatsächlich anfags reichlich verschlagen, aber da er damit nicht durchkommt (und er weiss, dass Giles ihn ziemlich fair behandelt) läßt er das gegenüber dem Bauern dann sein. Schön gesagt dieses Gespräch, das die beiden führen, als a) Giles den Drachen das erste Mal trifft (wenn ich mir das so vorstelle, wie dann Giles mit der Stute den verletzten Drachen quer über die Felder jagt... :grin :anbet ) und b) sie sich dann wiederbegegnen, als Giles mit den Rittern des Königs reiten muss. Wenn man genau hinsieht... das Gespräch ist fast das gleiche, nur mit entgegengesetzten Rollen. :grin


    Bei "Tüftler" ist wohl das Problem, dass ich vielleicht zu jung war (und eine "reine" Allegorie" ist auch nicht immer meine Sache), als ich es gelesen habe. Zuerst habe ich das nicht richtig verstanden. Aber inzwischen mag ich auch die Geshichte und habe mit ihr "Frieden" geschlossen.


    Und Schmied... ist Schmied! Einfach schön! :-)

  • Ich weiss nicht was es ist bei Ham - aber vielleicht ist es eine gewisse nuance des buccolischen, die ich nicht mag. Bei den hobbits kam es gut rüber, aber Giles of Ham... das ist irgendwie ein zahn zu viel.
    Es liegt auf einer für mich ungeniessbaren mittelstufe zwischen ernst und Pratchett (ich mein damit satire), und damit kann ich nichts anfangen.


    (Ich hab jetzt nicht gesagt, dass Pratchett nicht ernst ist. Im gegenteil, er kann sogar sehr ernst sein: Nightwatch und Tiffany Achings und DEATH bringen mich stellenweise zum heulen, aber das ist ein anderes philosophisches und emotionales level, in dem Pratchett jedes mal wieder genau meine kerbe trifft)

    DC :lesend


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