(Für Salonlöwin :grin)
Die vier Rabbit-Romane waren so ziemlich das erste, was ich von Updike gelesen habe, "Hasenherz", "Unter dem Astronautenmond", "Bessere Verhältnisse" und "Rabbit in Ruhe". Der Held Harry "Rabbit" Angstrom war *der* typische Amerikaner, durchschnittlich, aber begabt, medioker, aber außerordentlich. Ein Lebemann, der sich nicht großartig um die Ehe scherte, letztlich sogar mit der eigenen Schwiegertochter schlief, der Frau seines Sohnes Nelson. Rabbit Angstrom - ein Loser, dessen Erfolge im Highschool-Basketball und bei den Frauen im direkten Mißverhältnis zu den Leistungen im Berufsleben standen. Die Rabbit-Romane erzählten gleichzeitig amerikanische Geschichte, beginnend in den späten Fünfzigern bis zum Ende der Achtziger. Angstrom war der Archetyp des Nachkriegsamerikaners.
1999 ist Rabbit Angstrom seit 10 Jahren tot, da klopft es bei Janice, seiner Witwe, die inzwischen mit Ronnie verheiratet ist. Nelson lebt in ihrem Haus, Nelson, der so sehr um eine gute Erinnerung an Harry bemüht ist, dessen eigene Ehe scheiterte, wie die zwischen Harry und Janice. Rabbit hat eine uneheliche Tochter, von der keiner wußte: Annabelle steht vor der Tür. Das Leben der Angstroms wird noch einmal durcheinandergewirbelt. Janice fühlt sich angegriffen, Ronnie sieht Thelma vor dem geistigen Auge, als er Annabelle betrachtet, Thelma, die Harry Ronnie vorzog, während der bereits mit Janice verheiratet war. Nelson freut sich darüber, plötzlich eine Schwester zu haben, sieht sich in der Rolle des schützenden großen Bruders, denn die über vierzigjährige Annabelle hat ihre Schwierigkeiten mit Männern; gleichzeitig versucht Nelson, die Fehler seines Vaters gutzumachen, ohne zu wissen, warum. Aber zu Thanksgiving kommt es zur Explosion; eine Diskussion um Clinton führt zum großen Zerwürfnis, mittendrin Annabelle, die der Aufforderung ihrer sterbenden Mutter, sich der "anderen" Familie zu nähern, ohnehin nur zögerlich nachgekommen war. Nelson, der als psychologischer Berater in einer Betreuungsstelle arbeitet, versucht alles, um die neue Schwester zu halten, aktiviert sogar Billy Fosnacht, jenen Jugendfreund, den wir aus den anderen Rabbit-Romanen auch schon kennen. Der Jahrtausendwechsel wird zum Showdown - und alles wird gut.
Zwischen diesen Familienszenen, die ursprünglich in Form von 12 einzelnen Kurzgeschichten erschienen sind (was dem Buch übrigens nicht anzumerken ist), betrachtet Updike, wie könnte es anders sein, sehr akribisch, scharfäugig und -züngig die amerikanische Gesellschaft, die Veränderung der politischen Kultur, die Affaire um Clinton, das neue Eßgefühl, den Gesundheitstrend, die weltpolitische Lage und die Veränderungen der kleinen und mittelgroßen Städte. All das mit dem Sprachgefühl und der Abgeklärtheit eines der größten Autoren unserer Zeit; "Rabbit - eine Rückkehr" ist ein feines Stück Arbeit, ohne große Höhepunkte, sehr angenehm zu lesen, und ein Muß für jeden Rabbit-Fan.