Die 1000ste Hinrichtung

  • Schrecklich...


    Wie können Menschen bestimmen, dass ein anderer Mensch stirbt?


    Ist nicht der Hinrichter eines Mörders auch ein Mörder...?
    Wie bitte kommt man auf die Idee, diesen Beruf zu ergreigfen??? "Ach, Mami, übrigens, ich werde Mörder...."


    Was ist denn, wenn derjenige doch unschuldig ist???
    In dem Fall, den Du nennst, ist der Mörder geständig und es ist ja wohl auc mehr oder weniger offensichtlich... Aber Stanley Williams zum Beispiel hat bis zuletzt geleugnet, dass er der Mörder ist... Was ist denn bitte, wenn er zu unrecht umgebracht wurde? Wer kann so etwas verantworten?


    Gruß,
    Drachenbaby

  • Hallo allerseits,
    die härteste Strafe ist noch die, wenn Täter aus ihrer eigenen Opferrolle gehen (welcher Mörder und Vergewaltiger war nicht selber Opfer??!!) und die Verantwortung für ihr Tun annehmen, ihnen dabei klar wird WAS sie getan haben und damit leben müssen.
    Ich befasse mich mit Täterstrategien bei sex. Missbrauch, doch das Muster ist dasselbe.
    Sehr tiefes Thema, doch Bestrafung ist da fehl am Platz und giesst lediglich Öl ins Feuer. Nur Therapie/Heilung, die auch vom Täter gewollt sein muss und nicht nur eine staatliche Erpressung ist 'Entweder Knast oder Therapie' bringt auf lange Sicht Veränderung in diese (kranke) Gesellschaftsform. Auch hier ist Aufklärung und Information wichtig, die 'gekonnt' an den Täter gewordenen Opfer gebracht werden muss. Mitgefühl wecken und Selbstverantwortliches Handeln fördern, möglichst schon in der Kindheit/Familie und nicht erst wenn das 'Kind' in den Brunnen gefallen ist.


  • Das ist genau einer der Hauptgründe, die mich auch beim Buch beschäftigt haben (erscheint ja demnächst, und ich hoffe, dass es wachrütteln kann) - Executing a man who killed another man means, that you become a murder yourself, das hat mal einer meiner Brieffreunde aus Death Row geschrieben. Und: es gibt fast keinen der ehemaligen Henker, die nach der Pensionierung noch gut schlafen können. So lange sie im System drinstecken, machen sie ihren Job, führen Aufträge aus. Aber irgendwann beginnt das Nachdenken. (Warum kriegen diese Menschen es hin, einen anderen zu töten??? Schaut Euch mal die Bedingungen an, unter denen die Männer und Frauen in Death Row leben - sie werden bewußt nicht als Menschen wahrgenommen, haben kaum Rechte, dürfen oft nicht mal Bücher besitzen, meistens keinen Fernseher, in Texas müssen die persönlichen Dinge in eine Schuhschachtel passen und alles, was darüber hinaus geht, wird ihnen weggenommen, sie müssen für Medikamente und Kleidung SELBST aufkommen - wie denn ohen Gehalt??? - und sie werden mit ihrer Gefangenennummer angesprochen...)
    Immer wieder werden unschuldige zum Tode verurteilt - oft genug wird das Urteil auch vollstreckt. Das Hauptproblem liegt im Justizsystem der USA, ich nenne als Stichworte nur Pflichtverteidiger, teure Prozesskosten...und bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass weit mehr Schwarze hingerichtet werden...
    Stanley Williams sagte bis zuletzt, er sei nicht schuldig - ja. Aber, auch das muss man sehen - ein gaaanz unbeschriebenes Blatt war er ja vor siener Inhaftierung auch nicht. Und Menschen, auch eine Jury, tendieren nun mal dazu, sich am Vorstrafenregister zu orientieren. Das selbe gilt z.B. für Juan Melendez - nach 17 Jahren wurde er aus der Todeszelle entlassen, weil endlich eine richterin mal den Aussagen des wahren Mörders nachgegangen ist - aber bei seiner Verhaftung hatte auch er einen Eintrag ins Register. (Fakt ist aber auch, dass Studentengruppen gelegentlich Fälle bearbeiten, die längst abgeschlossen sind und in denen die Todesstrafe bereits vollstreckt wurde - und immer wieder finden sie Details, die dann beweisen: der Hingerichtete angebliche Mörder war es gar nicht. Das bringt mich zum Würgen.
    Dennoch: niemand kann im Namen des Volkes quasi Gott spielen und entscheiden, ob ein Mensch sterben muss oder nicht. Das gilt für die klassischen Mörder wie für das Justizsystem, für Henker, Gouverneure...

  • Zitat

    Original von Trugbild
    Ich denke Du willst uns eh nur verarschen. Oder Du bist tatsächlich von Hunderten von Jahren Evolution verschont geblieben.


    Trugbild,


    in den 2-3 Generationen, seit die körperliche Züchtigung in der abendländischen Kultur weitgehend abgeschafft wurde, hat keine nennenswerte Evolution stattgefunden. Ich glaube nicht, daß Menschen auf Schmerz heute wesentlich anders reagieren, als z.B. zu Zeiten der Sklaverei.

  • [URL=http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,393869,00.html]Wie ein Toter die Todesstrafe kippen könnte[/URL]


    Roger Coleman starb am 20. Mai 1992 in Greensville auf dem elektrischen Stuhl. Zum ersten Mal in der Geschichte der US-Justiz könnte nun ein DNA-Test posthum die Unschuld eines Exekutierten beweisen. Hinrichtungsgegner erhoffen sich viel von dem Fall: den Anfang vom Ende der Todesstrafe.


    bo

  • ..immer wieder landen Unschuldige in den Todeszellen. Einer von Ihnen war Juan Melendez - 18 Jahre lang bangte er jeden Tag um sein Leben. Nun kommt er nach Deutschland - vielleicht hat ja die eine oder andere Büchereule Zeit und Lust, zu einem seiner Vorträge zu gehen??? Die Termine gibts unter www.juan-melendez-tour.de
    Den Termin in Spaichingen (Tuttlingen) betreue ich - würde mich freuen, Euch zu sehen!!!
    Liebe Grüße
    Silke

  • Zitat

    Original von bogart
    [URL=http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,393869,00.html]Wie ein Toter die Todesstrafe kippen könnte[/URL]
    Roger Coleman starb am 20. Mai 1992 in Greensville auf dem elektrischen Stuhl. Zum ersten Mal in der Geschichte der US-Justiz könnte nun ein DNA-Test posthum die Unschuld eines Exekutierten beweisen. Hinrichtungsgegner erhoffen sich viel von dem Fall: den Anfang vom Ende der Todesstrafe.


    die dna-probe sagt aus: er war schuldig!


    [URL=http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,395854,00.html]Todesstrafengegner hoffen auf weitere DNA-Tests[/URL]


    Roger Coleman hätte der erste Hingerichtete in der Geschichte der USA sein können, dessen Unschuld mit einem DNA-Test posthum bewiesen wird. Doch die Hoffnung vieler Todesstrafengegner auf ein starkes Argument zerschlug sich: Coleman ist schuldig - und könnte dennoch etwas in Gang setzen.


    bo

  • Meine Meinung ist, wenn jemand das Leben eines anderen verwirkt hat, hat er kein Recht selbst ein Leben zu haben.
    Auch wenn es eine krankhafte Tat war. Das Opfer konnte nicht dafür, dass es dem Täter begegnet ist.
    Was ist Leben?
    Ich denke auch da gehen die Meinungen auseinander. Für die nicht krankhaften Menschen ist das wohl, eine Familie zu haben, ein zu Hause. Etwas zu haben, was das Leben lebenswert macht.
    Tja die krankhaften Menschen (die wohl so krankhaft aufgrund ihrer eigenen Kindheit z.B. sind) die tauschen die Zwänge ihrer Kinheit später gegen den Knast. Die kennen garkein "normales" Leben. Die wissen garnicht das es auch anders geht. Für jeden hat das Wort "Leben" wohl eine andere Bedeutung. Für den Inhaftierten ist das "Dahinvegitieren" schon "Leben". Ist der Knast dann noch eine Strafe für ihn? Er muß sich keinen Kopf machen, wie er seine Familie ernährt, dass er seinen Job nicht verliert und die Familie morgen kein Dach mehr über'm Kopf haben könnte. Die Sorgen hat er nicht und vielleicht schlaflose Nächte.


    Wenn man selbst nicht Betroffener ist, urteilt man anders. Man sieht es aus einem anderen Blickwinkel. Wenn ich betroffen wäre, dann wäre mein Blutrausch so groß, dass es mir egal wäre, ob vielleicht ein "Unschuldiger" zu Tode kommt.
    Als Nichtbetroffener, ist das Problem: Hat der Verurteilte die Tat begangen? Ich glaube nicht, dass es irgendwo auf der Welt ein Gericht gibt, welches nur Schuldige verurteilt. Und da ist leider das Problem. Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei.


    Ich finde es allerdings idiotisch, wenn jemand jahrelang in der Todeszelle schmort und dann doch stirbt.
    Ich möchte auch nicht derjenige sein, der den Knopf drückt. Wenn ich allerdings Betroffener wäre, dann könnte ich den Knopf drücken!

  • Zitat

    Original von Spreequell70
    Wenn man selbst nicht Betroffener ist, urteilt man anders. Man sieht es aus einem anderen Blickwinkel. Wenn ich betroffen wäre, dann wäre mein Blutrausch so groß, dass es mir egal wäre, ob vielleicht ein "Unschuldiger" zu Tode kommt.


    Man merkt deutlich, daß hier ein/e Nichtbetroffene/r spricht.


    Danke dem Himmel oder dem Schicksal oder der Genetik oder an was sonst du glaubstoder nicht, daß dir eine Notwendigkeit zur Auseinandersetzung mit solchen Fragen bislang erspart geblieben ist.

  • Zu diesem Thema ein Buchtipp:


    Mumia Abu-Jamal: "Ich schreibe um zu leben. Zeugnisse eines zum Tode verurteilten"


    Mumia Abu-Jamal wurde 1982 in den USA des Polizistenmordes angeklagt und am Ende des Gerichtsprozesses aufgrund gekaufter oder erpresster Zeugenaussagen zum Tode verurteilt.
    In diesem Buch beschreibt er mit erschütternder Deutlichkeit die Verhältnisse, die im Todestrakt herrschen.
    Für mich zeigt diese Biografie vor allem, wie im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" manipuliert, getäuscht, erpresst wird, um unbequeme Zeitgenossen loszuwerden (auf Mumia bezogen heißt das, ein ehemaliger Black Panther, ein gnadenloser Kritiker der Apartheid sollte endlich mundtot gemacht werden).


    Dieses Buch kann ich all denen, die der Auffassung sind, die Todesstrafe sei in gewissen Fällen gerechtfertigt, nur ans Herz legen!
    Vielleicht ändert der ein oder andere seine Meinung nach der Lektüre...

    Man muss ins Gelingen verliebt sein,
    nicht ins Scheitern.
    Ernst Bloch

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Seestern ()

  • Danke für diesen Buchtipp!
    Für alle, die wissen wollen, wie es on Death Row ist, denen kann ich nur die Tour von Juan Melendez empfehlen. Er ist in dieser Woche noch in Deutschland unterwegs, dann in Frankreich, am 13.2. noch einmal in Berlin und dann in England. Ihc hatte das große Glück, ihn persönlich zu treffen und zwei Tage lang zu erleben - für mehr Infos klickt auf www.juan-melendez-tour.de

  • [URL=http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,402242,00.html]Ärzte verweigern Hinrichtung aus Gewissensgründen[/URL]


    Im letzten Moment ist die Hinrichtung von Michael Angelo Morales im US-Bundesstaat Kalifornien verschoben worden - auf unbestimmte Zeit. Der Grund: Zwei Narkoseärzte, die die Exekution hätten überwachen sollen, verweigerten ihren Dienst.


    bo

    Es gibt nur einen Weg das herauszufinden...

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von bogart ()

  • Ich finde, die Todesstrafe ist ein Relikt aus dem Mittelalter und gehört abgeschafft! :fetch
    Diese ganzen Strafen müssten wir nicht haben, wenn sich alle Menschen so benehmen würden, wie es "sein soll", das heißt, anderes Leben achten, sich an die Gesetze halten und gut ist.


    Übrigens gibt es viele Fälle, in denen Unschuldige in den Death Rows sitzen, es sind auch einige rausgekommen und rehabilitiert.


    Interessante Seite, falls sie noch nicht genannt wurde:
    www.todesstrafe-usa.de

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Zitat

    Original von Spreequell70
    Weiß eigentlich einer, ob Frauen auch zum Tode verurteilt werden?
    Oder sind Frauen zu Greueltaten nicht fähig? :gruebel


    Gruß Spreequell


    Ja, es werden auch Frauen zum Tode verurteilt; allerdings weniger Frauen als Männer. Es gibt gaaaanz grob die Tatsache, dass Frauen aus "Notwehr" töten, also nach einem Mißbrauch u.ä.; die "Serienkiller" findet man eher bei Männern.
    Natürlich werden Frauen hingerichtet, in USA ist eines der prominentesten Beispiele der letzten Zeit Karla Faye Tucker gewesen. Aber in China usw. ist das genau so an der traurigen Tagesordnung.
    Wenn Dich Statistiken interessieren, die findest Du unter anderem auf der HP: www.initiaive-gegen-die-todesstrafe.de
    Ich denke, man sollte nicht immer nur nach USA schielen - in so vielen Ländern wird Tag für Tag die Todesstrafe vollstreckt. Die USA sind nur ein Land von vielen!
    Grüße von Silke, die angesichts des Themas vor Wut Tag für Tag in den Tisch beißt

  • Zitat

    Original von Hazel
    Ich finde, die Todesstrafe ist ein Relikt aus dem Mittelalter und gehört abgeschafft! :fetch
    Diese ganzen Strafen müssten wir nicht haben, wenn sich alle Menschen so benehmen würden, wie es "sein soll", das heißt, anderes Leben achten, sich an die Gesetze halten und gut ist.


    Tun sie aber. Jeden Tag stehen welche auf und töten andere Menschen. Dummerweise lassen sich die wenigsten von Strafen jedweder Art davon abhalten und das wird auch so bleiben.

  • Aber WENN sich alle so benehmen würden, wie es sein SOLLTE, brauchten wir weder Strafen noch Gefängnisse... Sch.... Gesellschaft?!

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Ach Hazel, es menschelt halt bei den Menschen. Dass es irgendwann nur noch Gutmenschen und Friede, Freude, Eierkuchen gibt ist eine - zugegeben schöne! - Utopie. Im übrigen: die Todesstrafe, das zeigt die Statistik, schreckt niemanden ab, die Zahlen schwerer Verbrechen bleiben konstant siet Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA. Was im wesentlichen zwei Faktoren hat: zum einen geht jeder, der ein krummes Ding dreht oder shclimmeres tut, davon aus, dass er nicht erwischt wird. Zum anderen: sieh Dir an, wegen welcher Verbrechen die Todeskandidaten verurteilt wurden - wie oft sind Drogen im Spiel, eine Gang-Karriere...da ist die Todesstrafe keine Abschreckung, da muss die Gesellschaft an sich selbst arbeiten.
    Ganz shclimm finde ich allerdings, wenn Menschen wie Tookie Williams, die zutiefst bereuen, verurteilt werden. Das System schließt eine Besserung und einen "Lerneffekt" quasi aus.
    Vielleicht wird ja Deine Vision eines fernen Tages wahr?
    Liebe Grüße
    Silke