Die 1000ste Hinrichtung

  • Hi,


    stelle das hier einfach mal ohne viele Worte zur Diskussion:


    [URL=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5011728_REF1_NAV_BAB,00.html]Die 1000ste Hinrichtung[/URL]


    Ikarus

  • Ich finde es einfach schlimm, dass es so was wie Töten überhaupt gibt. Wenn der Staat jemanden die Todesspritze gibt, der einen anderen umgebracht hat, macht er dann nicht das gleiche wie den, den er bestraft?
    Dann müsste dieser auch bestraft werden und immer so weiter.


    1000 ist eine große Zahl und ich finde es seltsam, dass Erwachsene Leute so wenig darüber nachdenken!
    Wenn man jemanden umbringt, ist das nur eine Bestrafung für die Eltern, Verwandten, Freunde und Bekannte. Derjenige, der "bestraft" wird, bekommt doch dann nichts mehr mit, oder? Ich meine, eine Bestrafung ist, dass man auch merkt, dass man bestraft wird.
    Lieber für immer ins Gefängnis, als die Todesstrafe! Dann hat der Mörder nämlich seine Strafe und der Staat wird nicht auch noch ein Mörder!


    Hm... meine Meinung.


    Juli

  • Zitat

    Original von Juli
    Ich finde es einfach schlimm, dass es so was wie Töten überhaupt gibt. Wenn der Staat jemanden die Todesspritze gibt, der einen anderen umgebracht hat, macht er dann nicht das gleiche wie den, den er bestraft?


    Sicher. Aber schon einmal was von "Vergeltung" oder von "Rache" gehört? Wenn du ein Kind hättest, das vergewaltigt und umgebracht worden wäre, dann würdest du vermutlich anders über diese Thematik denken. Dann würdest du vielleicht wollen, dass der Mörder ebenso sein Leben verliert wie dein Kind...!


    Und eben weil es massig Gründe dafür und dagegen gibt, habe ich mir bis heute keine feste Meinung zu diesem Thema gebildet.


    LG
    Angelcurse

  • Bush feiert wahrscheinlich noch bis zum Ende seiner Amtszeit

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Solange ein Staat nicht in der Lage ist, Leben zu geben, darf er auch keines nehmen. Rachegelüste betroffener Einzelpersonen sind zwar nachvollziehbar und können das Leid vielleicht lindern, doch ein Staat muß über solchen Gefühlen stehen. Wie die Rechtsgeschichte zeigt, hat sich so manch eindeutiger Fall im Nachhinein ganz anders dargestellt als während des Prozesses. Wer aber will ein Fehlurteil revidieren, wenn der unschuldig Verurteilte bereits hingerichtet wurde? Sollen dessen Angehörige dann auch Rache üben?
    Todesstrafe ist keine Lösung.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Wer aber will ein Fehlurteil revidieren, wenn der unschuldig Verurteilte bereits hingerichtet wurde? Sollen dessen Angehörige dann auch Rache üben?
    Todesstrafe ist keine Lösung.


    Genau, das ist ja dann ein ewiger Kreislauf und es werden immer mehr hingerichtet.


    Telefonhexe :


    Da hast du vermutlich Recht, dass ich dann anders darüber denken würde, trotzdem darf der Staat nicht einfach umbringen.
    Es kann auch den Falschen erwischen!!


    Ich finde das mit der Todesstrafe einfach irgendwie falsch.


    Juli

    Allen ist das Denken erlaubt
    Vielen bleibt es erspart
    (Curt Goetz)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Juli ()

  • Gestern habe ich im TV erfahren, dass die Amerikaner sich endlich mal die Mühe gemacht haben und alte Fälle mit neuesten Verfahren (Gentest z.B.) neu überprüften, dabei stellte sich heraus dass 10 (oder waren es20?) Prozent dieser Verurteilten unschuldig waren.
    Das spricht doch für sich oder?

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Zitat

    Original von Marlowe
    Gestern habe ich im TV erfahren, dass die Amerikaner sich endlich mal die Mühe gemacht haben und alte Fälle mit neuesten Verfahren (Gentest z.B.) neu überprüften, dabei stellte sich heraus dass 10 (oder waren es20?) Prozent dieser Verurteilten unschuldig waren.
    Das spricht doch für sich oder?


    Jo, mir fällt da auch immer der Spruch aus Tolkiens "Herr der Ringe" ein, als er Gandalf zu Frodo sagen läßt:


    "Viele, die leben, verdienen den Tod und viele, die sterben, verdienten das Leben. Kannst Du es ihnen geben?"


    Ich weiß, es ist nur ein Spruch aus einem Märchenbuch, aber dennoch...:-(

  • Zitat

    Original von Ikarus


    "Viele, die leben, verdienen den Tod und viele, die sterben, verdienten das Leben. Kannst Du es ihnen geben?"


    *unterschreib*


    Meiner Meinung nach gibt es keine Rechtfertigung für das Töten, auch nicht für das staatlich sanktionierte wie den Krieg oder die Todesstrafe.


    Kein Opfer wird wieder lebendig, nur weil der Mörder getötet wird.


    Und wenn die Todesstrafe auf andere Mörder abschreckend wirken würde, dürfte es in den USA eigentlich kaum Morde mehr geben. Ist aber nicht so.


    Und die Verurteilung Unschuldiger ist Horror pur und der Gipfel der Unmenschlichkeit.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Der Spruch hat mich auch sehr berührt, Ikarus, und aus genau diesem Grund bin ich auch partout gegen die Todesstrafe... Niemand, aber auch wirklich niemand hat das Recht über Leben und Tod eines anderen zu entscheiden...

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Mir fällt es sehr schwer zu akzeptieren, dass ich mich nicht rächen darf, wenn meiner Familie etwas zustösst. Ich würde den Verantwortlichen gerne selber zur Rechenschaft ziehen. Kurz nach 9/11 hat sich in mir eine gewisse Frustration aufgebaut gehabt, die noch nicht so ganz abgeflaut ist.


    Ja, ich weiss, Blutrache ist unzivilisiert.


    Das Problem mit den Unschuldigen in US-Gefängnissen ist leider auch ein Punkt, wo ich nachvollziehen kann, dass man jede Form der Spurensicherung durchführen sollte, was in den USA nicht geschieht (also nicht glauben, dass CSI Standard wäre, das Gegenteil ist der Fall).
    Nach 24 Jahren jemanden zu exekutieren hat meines Erachtens keinen Sinn - ausser Geldersparnis. Der Sinn der Todesstrafe ist doch eigentlich eine schnelle Beseitigung der Gefahr, die vom Täter ausgeht bzw. ausging. Wenn man die Leute jahrzehntelang in einem Gefängnis hält, dann kann man sie auch bis zu ihrem Tod dort behalten, Hauptsache, sie werden nicht zur Gefahr für andere Unschuldige.

  • So 60 - 80 % der Männer, die in den USA in einer Todeszelle einsitzen, sollen ohne Vater aufgewachsen sein, möglicherweise ein Gesellschaftliches und kein einzelnes Problem.


    Schwierig da eine Meinung zu haben, auf der einen Seite ,würde so ein Mensch meiner Familie etwas antun könnte ich diesen glatt im Affekt umbringen, aber...... diese Menschen haben auf der anderen Seite keine Chance sich zu bewähren und zu bessern.


    Generell halte ich Bush für eine der potentiellsten Personen die in so einer Zelle einsitzen müssten.

    Ich interessiere mich deshalb so sehr für dir Zukunft,weil ich den Rest meines Lebens in ihr verbringe. (Lansky ist ein Fan von Wikileaks)

  • Zitat

    Original von Juli


    Wenn man jemanden umbringt, ist das nur eine Bestrafung für die Eltern, Verwandten, Freunde und Bekannte. Derjenige, der "bestraft" wird, bekommt doch dann nichts mehr mit, oder? Ich meine, eine Bestrafung ist, dass man auch merkt, dass man bestraft wird.


    Genau deswegen entscheiden z.B. im islamischen Recht die Angehörigen des Opfers über das Strafmaß: die Todesstrafe wird dort nicht von Staats wegen verhängt, sondern ist nur ein einklagbarer Rechtsanspruch (auf Blutrache) der geschädigten Familie.


    In Gesellschaften, die weniger das Individuum, sondern mehr die Familie als handelndes Subjekt betrachten, und den Staat als "Schiedsrichter" zwischen den Clans sehen, macht so ein System durchaus Sinn. In Rechtsstaaten westlichen Verständnisses, deren primäre Aufgabe darin besteht, jedem Individuum seine jeweiligen verfassungsgemäßen Freiheitsrechte zu garantieren, ist dagegen für Blutrache kein Platz: das Mordopfer selbst kann keinen Antrag auf Vergeltung mehr stellen, und der Staat als überpersönliche Instanz darf sich nicht von Haß- und Rachegefühlen leiten lassen, sondern muß objektiv entscheiden, welche Maßname geeignet ist, den öffentlichen Frieden wiederherzustellen - ohne dabei gegen seine eigenen Grundsätze zu verstoßen! Insbesondere bedeutet daß, der Staat darf niemanden härter bestrafen, als angesichts von Tat und Täter unbedingt notwendig. (Stichworte Wiederholungsgefahr, Einsicht, Reue...)

  • Für mich ist ein Staat, der die Todesstrafe verhängt und ausübt, ein Barbarenstaat. Jemandem das Leben zu nehmen, das ist eine Bankrotterklärung. Mein Problem ist dabei nicht nur die Möglichkeit eines Fehlurteils. Man kann das Töten nicht zur Todsünde erklären und sie dann gleichzeitig begehen (lassen). Die moralische Implikation lautet: Unter bestimmten Umständen kann es richtig sein, einen Menschen (außerhalb des Krieges) umzubringen. Das kann es nie. Der Grundsatz, uns eben nicht mehr aus Besitzsucht, Rache, Neid usw. umzubringen, ist ein Bestandteil des Fundaments der Zivilisation. Wer das nicht beherzigt, steht eine Stufe drunter.


    Ich verstehe, wenn Menschen, die von Gewalttaten - auch mittelbar - betroffen sind, den Wunsch hegen, dem Täter möge ähnliches widerfahren. Aber gleichzeitig glaube ich nicht, daß dieser Wunsch sehr lange oder immer bestehen bleibt, und daß seine Umsetzung außerdem irgendeinen Nutzen im Rahmen der Bewältigung der Trauer hat. Ganz im Gegenteil nimmt man als Opfer Schuld auf sich.

  • Es gab da mal diesen Fall mit dieser jungen Frau, deren Eltern von einem Einbrecher regelrecht massakriert worden sind. Sie selbst ist nur knapp mit dem Leben davon gekommen.


    Im folgenden hat sie sich massiv dafür eingesetzt, dass er nicht zum Tode verurteilt wird. Mit der Begründung: wenn ich seinen Tod wollen würde, wäre ich genau so wie er selbst. Und ich will nicht so sein!

  • Ein Land, das sich das Recht heraus nimmt, Verdächtige über lange Zeit in einem 'rechtsfreien' Raum zu inhaftieren, ohne Anklage, ohne stichhaltige Beweise, ein Land, das sein eigenes Verständnis von Demokratie und Glauben 'exportieren' will in Länder mit ganz anderem gesellschaftlichen und religiösen Hintergrund ist ja eigentlich prädestiniert für die Verhängung von Todesstrafe. Das passt 100%ig ins Bild.


    Und alles, was ich in diesem Bild sehe gefällt mir ganz und gar nicht.


    Gabi

  • Zitat

    Original von Gabi
    Und alles, was ich in diesem Bild sehe gefällt mir ganz und gar nicht.


    Gabi


    Die USA war der erste moderne demokratische Staat und hatte somit eine Vorreiterrolle. Dann ist es schon eher verständlich, dass sie aus diesem Rollendenken nicht mehr rauskommen und nicht erkennen, dass es nun an der Zeit wäre, sich selbst an anderen zu orientieren und zu erkennen, dass man in der Entwicklung (auf die Regierung und die Gesetze bezogen) etwas hinterher hinkt.

  • Zitat

    Original von Trugbild


    Die USA war der erste moderne demokratische Staat und hatte somit eine Vorreiterrolle. Dann ist es schon eher verständlich, dass sie aus diesem Rollendenken nicht mehr rauskommen und nicht erkennen, dass es nun an der Zeit wäre, sich selbst an anderen zu orientieren und zu erkennen, dass man in der Entwicklung (auf die Regierung und die Gesetze bezogen) etwas hinterher hinkt.


    Wie kann man denn hohe Maßstäbe und Forderungen an andere Staaten stellen wenn man selbst so sehr hinterher hinkt????


    Dann muss doch zumindest in den verantwortlichen Köpfen eine konkrete Vorstellung von Demokratie vorhanden sein, die man natürlich erstmal im eigenen Land verwirklicht.


    Wie war das noch mit dem Balken im eigenen Auge und dem Splitter im Auge des anderen?????


    Gabi

  • Meine meinung war schon immer, das Menschen die Kinder, Frauen oder alte Menschen auf prutalste Weise mißbrauchen entweder der Familie gestellt werden zur Rache oder die Todesstrafe!
    Jetzt mal ehrlich, die die Vergewaltigt haben, getötet die werden es immer wieder tun. Man hört es ständig in den Nachrichten. Sorry mit diesen Monstern hab ich kein mitleid!

  • Zitat

    Die USA war der erste moderne demokratische Staat


    Dicht gefolgt von Polen übrigens, vier Jahre später (1791). Und die Amis haben sich ihre Demokratie nicht selbst ausgedacht, sondern bei den Irokesen abgeguckt, die sich kurz zuvor in einem Stammesbund organisiert und eine Art Rätedemokratie installiert haben. Besonders viel genützt hat den Irokesen diese Vorbildfunktion allerdings nicht. :-(


    Zitat

    und hatte somit eine Vorreiterrolle.


    Genaugenommen erst seit dem ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts, und so richtig nach dem Zweiten Weltkrieg. Das lag aber weniger an den demokratischen Strukturen der USA, sondern an ihrer weltpolitisch wachsenden Macht.


    Es ist allerdings nicht ganz richtig, von "den USA" zu reden. Einige Staaten der USA haben die Todesstrafe schon im 19. Jahrhundert abgeschafft, und dort wurde sie seitdem auch nicht wieder ingeführt (z.B. Minnesota). Andere Staaten haben sie nie abgeschafft, das sind interessanterweise auch diejenigen, die am längsten an der Sklaverei festhielten (z.B. Texas). Der Supreme Court hat die Todesstrafe 1972 für verfassungswidrig erklärt und verboten, vier Jahre später hob er dieses Verbot (in anderer Besetzung) wieder auf.