Fragen an Selim Özdogan

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    Original von Ikarus
    ...ganz platt und oberflächlich gesagt: ich würde auch auf einen behinderten Menschen im Rollstuhl zugehen und - wenn es sich so ergibt, fragen, wie das denn kam...oder - als Gegenbeispiel, wenn Du so willst, auf Osama bin Laden, um zu erfahren, was in dessen Kopf so vorgeht...to be continued...


    Nette Vergleiche hast du.... :wow


  • magali ,


    Den Spruch hab ich heute auch gelesen und finde ihn zutreffend ... allerdings trifft er auch viel zu oft auf mich selbst zu ... ein Grund, warum ich Bücher lese und mich mit anderen Menschen unterhalte - auch im schwierig zu handelnden Internet (das Letztere allerdings nimmer so oft, weil ich es zu schwer und langdauernd finde aus bekannten Gründen).


    Tjo, Einstein war schon ein sehr gescheiter, weitblickender Mensch ... hätte mich gern mal mit ihm unterhalten :-)


    :wave, schönen Tag Dir, magali :knuddel1, werd mal ein bißchen lesen und ausruhen gehen.


    Ikarus

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Nette Vergleiche hast du.... :wow


    Jo, nech?...Willste noch mehr?... :grin, hab einen Riesenfundus mittlerweile... :lache


    Ach, BJ ... :knuddel1 ... und wegsaus...sssssst

  • Naja... die Herkunft aus einem anderen Kulturkreis mit einer Behinderung oder Osama bin Laden gleichzusetzen, ist schon ein wenig seltsam, mußt du zugeben oder?

  • Zitat

    Original von Selim
    Die Aussage läuft für mich, und möglicherweise bin zu empfindlich, immer auf einen Satz hinaus: Mach uns doch mal den Türken. Und ich sage: Nein, danke. Ich keinen Bock immer nur der Kanake hier zu sein, der interessante Dinge aus seinem Kulturkreis berichten kann. Das ist nicht meine Aufgabe. Das kann man sicherlich dahingehend interpretieren, daß ich nicht auf die Leser eingehe.


    Nein, da bist du m.A.n. nicht zu empfindlich. Die Gefahr besteht durchaus.


    In Leserunden wird der Autor auch als Dienstleister über das geschriebene Wort hinaus angesehen. Ohne daß ein Gedanke daran verschwendet wird, daß wir unsere eigenen Texte in so einer Leserunde ebenfalls völlig neu entdecken. Daß wir eben keine Fließbandware hergestellt haben, sondern etwas Einmaliges, etwas viel Größeres und Umfassenderes als 400 bedruckte Seiten.


    Je nach Lesesituation genügt es einem Leser, ein paar Stunden in einer Geschichte versunken zu sein; das ist wie Fernsehen. Andere lassen sich wirklich auf eine Lektüre ein und nehmen ganz andere Eindrücke und Anregungen aus der Lektüre mit, die in ihr eigenes Leben hineinreichen. Dennoch lesen die wenigsten mit der Bereitschaft, sich bereichern zu lassen, und niemand tut das jedesmal. Manchmal reicht schon die Benennung eines Genres oder das Logo des Verlags, daß man sich damit begnügt, sich an der Oberfläche treiben zu lassen.


    Selbstverständlich gibt es viele Autoren, die ausschließlich das Wegdriften bedienen möchten -- grundsätzlich ist das ja auch okay, weil es offenbar das verbreiteteste Bedürfnis ist, das Lesen stillt. Aber es ist nicht das einzige, sondern nur die Oberfläche.


    Diese Erkenntnis ist eine ganz entscheidende Erfahrung, die ich aus den Leserunden mitgenommen habe. Aber ich käme deshalb nicht im Traum darauf, meine Arbeit in Zukunft darauf zu beschränken, möglichst schickes Wellengekräusel zu erzeugen. ;-)

  • Zitat

    Original von Iris
    Aber ich käme deshalb nicht im Traum darauf, meine Arbeit in Zukunft darauf zu beschränken, möglichst schickes Wellengekräusel zu erzeugen. ;-)



    ...ach machst du das nicht???
    *duckt sich schnell und ist froh, daß sie gestern schon bei Frau Iris herumgeschleimscheißert hat... da darf sie heute mal frech sein* :-]

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Naja... die Herkunft aus einem anderen Kulturkreis mit einer Behinderung oder Osama bin Laden gleichzusetzen, ist schon ein wenig seltsam, mußt du zugeben oder?


    Quackelkram, war doch keine Gleichsetzung, sondern das "Kontrastprogramm" zu Selims Aussage mit der Bauchpinselei ... und dahinter schrub ich ja auch noch "to be continued".


    Mit dem Ganzen wollte ich nur ausdrücken, dass ich versuche, einfach jeden Menschen erstmal anzuhören - egal, was er/sie zu sagen hat - und danach kann man sich doch erst selbst ein Urteil bilden? Was außerdem mit absoluter sicherheit noch sehr unzulänglich ist.


    Die Autoren liefern durch ihre Bücher doch nur einen kleinen Ansatzpunkt dafür...Ich denk mal, das ist wohl auch das, was Sterntaler mit den Nebeln auszudrücken versuchte?...Von mir käme der Vergleich mit einem Raum mit vielen Türen: macht man eine Tür auf, befindet man sich mit Chance in einem weiteren Raum mit wieder vielen Türen usw. usf...


    Oder, wie (don`t no who) sagte: "Es sind nicht die Antworten, die uns weiterbringen, sondern die Fragen."


    So...nun aber. Bücher wollen gelesen werden...;-)


    :wave
    Ikarus

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    ..........und schliesslich und endlich ist die Entscheidung eines Autors an einer Leserunde bei den Eulen teilzunehmen doch eine freiwillige. :-)
    Nehme ich zumindest an. :grin


    :lache
    Also ich kann mir unsere Obereulen schon vorstellen, wie sie maskiert und bewaffnet den Autoren auflauern und diese dann zur Teilnahme an den Leserunden nötigen.....




    Aber mal was anderes, die hier teilnehmenden Autoren sind natürlich auch gerne eingeladen, sich an den Gesprächen im Rest des Forums zu beteiligen. Vielleicht wird dann klarer, daß es sich bei den Leserunden nicht nur um Bauchpinselei handelt, sondern einfach um einen Austausch zwischen zwei Gruppen, nämlich zum einen dem LESER und zum anderen dem AUTOR.
    Der Leser bekommt sein Bedürfnis nach Information gestillt und kann ein wenig seinem *Star* huldigen oder aber, sollte das Buch gar nicht gefallen, dem Autor gehörig die Meinung sagen.
    Der Autor betreibt ein wenig Marktforschung, so nach dem Motto, was könnte ich besser machen, was kommt gut an, was weniger?


    Nicht zu vergessen, daß es hier Eulen gibt, die sich Bücher kaufen, weil eine Leserunde dazu stattfindet, obwohl es sich dabei um Bücher handelt, die eigentlich nicht ihrem bevorzugten Lesegenre entsprechen.... da hat der Autor ja dann auch was von nämlich Bargeld :-]

  • Zitat

    Original von Babyjane


    :lache
    Also ich kann mir unsere Obereulen schon vorstellen, wie sie maskiert und bewaffnet den Autoren auflauern und diese dann zur Teilnahme an den Leserunden nötigen.....


    :lache :lache
    Es war nur so, dass ich bei Selim manchmal das Gefühl hatte ( während der Leserunde ) er wird zu was gezwungen.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    [
    Es war nur so, dass ich bei Selim manchmal das Gefühl hatte ( während der Leserunde ) er wird zu was gezwungen.


    Möglicherweise wäre es angebracht gewesen, etwas weniger distanziert zu sein, aber gezwungen habe ich mich in keiner Sekunde gefühlt. Und ich wiederhole es gern nochmal: Es war schön, daß ich bei der Leserunde dabei sein konnte, ich habe viel gelernt.



    @Babyjane
    Marktforschung interessiert mich leider nicht, noch weniger als die Verkaufszahlen. Man kann es nie jedem Recht machen und ich war auch noch nie darauf aus, von möglichst vielen gemocht zu werden. Ich mache halt das, was ich für richtig halte und was ich vor mir verantworten kann. Das heißt nicht, daß ich mich für etwas Besseres halte, aber wenn ich es mögen würde, mich Erwartungshaltungen und Vorstellungen anderer zu beugen, dann hätte ich einen anderen Beruf gewählt. Ich bin der festen Überzeugung, daß die Welt schlechter geworden ist, seitdem es das Wort Zielgruppe gibt.

  • Liebe Jane, :fetch


    was wahr ist, darf man auch sagen. :-]


    Ich habe auch in einem anderen Thread ganz ehrlich gesagt, daß "Ein Spiel, das die Götter sich leisten" nicht so mein Fall ist.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Selim


    Wenn man Bücher schreibt und will, daß andere diese Bücher lesen, muß man sich mit einem Faktum abfinden:


    ein Buch ist ein Produkt, das auf dem Markt an den Kunden verkauft wird.



    'Zielgruppen' gibt es, seit sich Menschen Geschichten erzählen. Niemand erzählt einfach so irgendetwas, keine schreibt einfach so ins Blaue hinein.
    Themen, Aussagen, Metaphern, Inhalte, Symbolik, alles ist auf eine bstimmte Weise Regeln unterworfen. Geschichten erzählen hat bestimmte Funktionen im Leben der Menschen, diese Funktionen müssen erfüllt werden. Und sie werden erfüllt.
    Unter herrschenden Marktgesetzen nun kann Schreiben durchaus schwierig werden.
    Man muß sich immer mit der Frage auseinadersetzen, wie man sich zum Markt stellt.
    Will ich vom Schreiben leben? Muß ich vom Schreiben leben?
    Welche Kompromisse gehe ich ein, welche nicht?


    An der Kette des Markts liegen alle, man kann nur darauf achten, daß sie nicht zu eng geschmiedet wird.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus