'Die Richter des Königs' - Seiten 278 - 415

  • Gleich zu Beginn dieses Teils verläuft sich auch die nächste Spur im Sande, alle Zeugen werden systematisch umgebracht. Da muss jemand ein ganz schön starkes Motiv haben, wenn er so viele Morde auf sich lädt... Nur leider habe ich noch nicht die geringste Ahnung welches :cry


    Die kurze Pest-Episode hat mich etwas überrascht - aber ein Blick ins Nachwort war auch hier hilfreich.


    Und dann die Falle... jetzt geht es Schlag auf Schlag. Zuerst ist es so beschrieben, dass der Leser im Ungewissen bleibt, was genau passiert ist - hat mir sehr gut gefallen! Ab der Verhaftung fand ich es einfach nur spannend und ich bin wirklich gespannt, wie er da wieder raus kommt. Im Moment sieht es ja gar nicht gut aus. Ich hoffe so sehr, dass Jeremy den Beweis findet, der den richtigen Mörder überführt!! Dass der König ihnen nicht helfen kann/will gefällt mir, denn 1. finde ich seine Argumentation absolut schlüssig und 2. wäre das ein bisschen zu einfach.


    @ Sandra: Gab es dieses Gesetz "peine forte et dure" in dieser Form wirklich? Wenn ja, wann wurde es abgeschafft?

  • Stimmt, dass Gespräch mit dem König und dass dieser nur tätig werden will/kann, wenn ihm jemand Beweise für die Unschuld vorlegen kann, hat mir auch sehr gefallen. Alles andere wäre unglaubwürdig gewesen...


    Die geschichtlichen Hintergründe in Dialogen zu erklären, finde ich generell eine gute Sache, kommt aber bei der Erklärung der "peine forte et dure" an seine Grenzen, finde ich. Wenn die Richter tatsächlich schon wissen, dass das Ganze ein unerklärliches juristisches Missverständnis ist und ursprünglich von "prison forte et dure" die Rede ist (S. 369), hätten sie doch eine Begründung, nicht weiter an diesem Vorgehen festzuhalten, oder sehe ich das falsch? Diesen Abschnitt konnte ich so jedenfalls nicht richtig nachvollziehen. (Oder habe ich ihn einfach komplett falsch verstanden?)

  • Hallo Kahlan,


    was deine Meinung, dass Gesetze, die nicht mehr zeitgemäß sind,
    abgeschafft werden sollen, betrifft, hast du sicher Recht. Aber bedenke
    bitte, dass es sich um das 17. Jahrhundert handelt, in dem sich
    neue Erkenntnisse noch nicht so schnell durchsetzten wie heute,
    und außerdem geht es im Rechtswesen immer ein wenig langsamer
    voran.


    Herzlichst
    Sandra

  • Was mich etwas verwundert hat ist, dass Brendan sogut über diesen juristischen Schachzug informiert ist. Wenn er schon seit so langer Zeit nicht mehr angewendet wurde ist es auch etwas unwahrscheinlich, dass er es bei einer früheren Verhandlung erlebt hat.


    Das Verhalten des Königs ist für mich schlüssig. Ich fände es auch zu leicht, wenn er gleich auf die Bitte von Amoret Brendan begnadigt hätte. Auch das Verhalten von Trelawney fand ich gut erzählt. Es passt zu seinem zuvor beschriebenen Charakter.


    Insgesamt kommt mir in diesem Abschnitt aber das Gesamte etwas zu weit in den Hintergrund. Die "Verschwörung" (?) gegen die Richter tritt im Gegensatz zum Handlungsstrang mit Brendan in den Hintergrund.


    Die beiden anderen Toten finden danach kaum noch Beachtung. Vor allem bei dem einen Toten, bei dem es nicht klar war, ob er eines natürlichen Todes gestorben ist, wäre eine Erwähnung der Ergebnisse der Leichenöffnung vielleicht nicht schlecht gewesen, damit man als Leser nun sicher weiß, ob es Mord war oder nicht.


    Wer nun der Täter war bleibt für mich weiterhin unklar, weil die beiden Damen die ich nach dem vorigem Teil in Verdacht hatte, haben im Grunde kein erkennbares Motiv, falls es wirklich eine Verschwörung gegen die Richter ist (von dem ich nach dem Titel zu schließen einmal ausgehe), aber zumindestens die eine hatte auch bei Walker die Möglichkeit.


    Jeffreys: Warum hatte Walker seinen Namen genannt bevor er starb? Die Befragung danach ergab wenig. Sie entlastet ihn nicht, belastet ihn aber auch nicht. Für den Mord an Richter Peckham hätte er zwar ein Motiv, aber für den Anschlag auf Trelawney? Höchstens das Esther ihn angestiftet hat, damit sie nicht verheiratet wird.

  • Diesen Abschnitt habe ich jetzt auch durch - es geht ja spannend weiter nach dem Höhepunkt Ende des letzten Abschnitts. Obwohl es mir ein wenig geht wie taciturus - ich finde auch, das hier sehr viele Nebengeschichten eingeflochten sind, die wenig mit der Hauptgeschichte zu tun haben (oder versteckt sich der zusammenhang damit geschickt zwischen den Zeilen?!). Obwohl mir das nicht schlecht gefällt - nach wie vor mag ich nämlich die Art, wie Sandra Lessmann den Leser mitnimmt in das London des 17. Jahrhunderts sehr gern. Man erfährt viel Interessantes aus dieser Zeit.

  • Nach wie vor bleibe ich bei meinem Verdächtigen, auch wenn ich dem Motiv keinen Schritt näher gekommane bin.


    Auch im dritten Teil gibt es m. E. einige unglaubwürdige Szenen, so z. B. S. 345 die Szene mit Lady Deane, die noch dazu in der Ausgestaltung für die eigentliche Handlung gar nicht benötigt wird.


    Auf Seite 345 sagt übrigens auch der Richter, daß der Ire das Vorrecht des Klerus in Anspruch nehmen könnte. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht dies doch aber gar nicht mehr, da der Ire dies zuvor schon einmal in Anspruch genommen hatte, oder nicht?


    Stilistisch bin ich ja eine Leserin, die eigentlich Adjektive und Adverbien sehr gerne mag. Hier sind sie aber so eingesetzt, daß eine derartige Pathetik und Theatralik erreicht wird, daß für mich die Grenze zum Trivialen eigentlich schon überschritten wird. Ich finde weniger oder andere Adjektive und Adverbien wären angebrachter gewesen.

  • Hallo ihr Lieben,


    ich dachte dieser Abschnitt würde bis Seite 449 gehen, wo ich gerade angelangt bin. Aber jetzt sehe ich gerade, dass er nur bis Seite 415 ging. Egal ;-)


    Ich fand die Verhaftung von Breandán und die letztendliche Rettung total spannend. Leider habe ich Montag und heute wichtige Klausuren geschrieben und konnte daher abends nicht immer so viel lesen, wie ich eigentlich wollte. Mal sehen, habe jetzt noch genau 100 Seiten vor mir - vielleicht schaffe ich die heute Abend noch *gg* Spannend geschrieben jedenfalls!


    Ich "liebe" Breandán noch immer - und ich wusste von Anfang an, dass Trelawneys Vorurteile gegen ihn nicht gerechtfertigt sind!!


    Über den Schreibstil kann ich mich übrigens nicht beklagen, ich finde ihn genau so richtig, wie er ist. Auch die "erotischen" Szenen zwischen Lady St. Amoret (toller, unkonventioneller Name übrigens!) und Breandán fand ich weder zu "krass", noch zu prüde. Klasse gemacht.


    Trotzdem habe ich einige Fragen...!
    1) Wieso waren die Leute *so plötzlich* begeistert von Breandán und warfen Blumen auf seinen Weg zum Galgen? Es wurde zwar ein wenig erklärt, aber irgendwie habe ich die Wandlung nicht ganz verstanden vom gemeingefährlichen Dieb zum verehrungswürdigen Märtyrer. Es wurde geschrieben, dass die "einfachen Leute" die Gauner eher bewunderten, bzw. ihn mochten, weil er für die Liebe sozusagen gestorben ist. Waren denn bei den Prozessen eher die Reichen und Adeligen anwesend? Wenn ja, dann wäre das ein möglicher Grund. Wenn nicht, dann kommt das Ganze ziemlich unglaubwürdig rüber... diese Wandlung. Würde mich jedenfalls über nähere Informationen dazu freuen :-)


    2) Ich finde, dass Amoret sich gar nicht sooo sehr um ihr Kind kümmert. War es "normal", dass Mätressen sowas nicht taten bzw. die meiste Arbeit ihren Ammen überließen? Empfindet sie überhaupt Zuneigung zu ihrem Kind, das ja eigentlich nur der "Bastard" des Königs ist?


    3) Nicht nachzuvollziehen war meiner Meinung auch die Tatsache, dass der König plötzlich kaum noch eifersüchtig auf Breandán war. Dieser plötzliche Sinneswandel wurde nicht erklärt (oder habe ich da etwas überlesen?). Näheres dazu wäre toll.


    Liebe Grüße
    Katharina


    PS: Auch wenn sich mein Beitrag sehr kritisch anhört, muss ich nochmal wiederholen, dass mir das Buch sehr, sehr gut gefällt und ich es auch toll finde, wie der Leser ein Bröckchen nach dem anderen zugeworfen kriegt, ohne, dass du zuviel verraten wird ;)

  • Auch diesen Teil finde ich spannend und sprachlich insgesamt gelungen. Allerdings muss ich mich Pelican anschließen, was die Stelle mit dem Vorrecht des Klerus betrifft. Das hatte Breandan bereits in Anspruch genommen, und es wurde ja gesagt, dass das nur einmal ginge, weshalb man das Brandzeichen bekam.


    Die Argumentation des Königs, Breandan nicht zu begnadigen, fand ich nachvollziehbar. Es hätte mich ehrlich gesagt enttäuscht, wenn sich das Problem so leicht hätte lösen lassen.


    Angelcurse :


    Zitat

    2) Ich finde, dass Amoret sich gar nicht sooo sehr um ihr Kind kümmert. War es "normal", dass Mätressen sowas nicht taten bzw. die meiste Arbeit ihren Ammen überließen? Empfindet sie überhaupt Zuneigung zu ihrem Kind, das ja eigentlich nur der "Bastard" des Königs ist?


    Das war für eine Frau ihrer Herkunft nichts Ungewöhnliches. Es gab sicher kaum adelige Frauen, die sich selbst um ihre Kinder gekümmert haben. Dafür gab es Ammen und später Kindermädchen.

  • Zitat

    Original von Angelcurse


    Trotzdem habe ich einige Fragen...!
    1) Wieso waren die Leute *so plötzlich* begeistert von Breandán und warfen Blumen auf seinen Weg zum Galgen? Es wurde zwar ein wenig erklärt, aber irgendwie habe ich die Wandlung nicht ganz verstanden vom gemeingefährlichen Dieb zum verehrungswürdigen Märtyrer. Es wurde geschrieben, dass die "einfachen Leute" die Gauner eher bewunderten, bzw. ihn mochten, weil er für die Liebe sozusagen gestorben ist. Waren denn bei den Prozessen eher die Reichen und Adeligen anwesend? Wenn ja, dann wäre das ein möglicher Grund. Wenn nicht, dann kommt das Ganze ziemlich unglaubwürdig rüber... diese Wandlung. Würde mich jedenfalls über nähere Informationen dazu freuen :-)


    Hallo Angelcurse,


    eigentlich hast du deine Frage schon selbst beantwortet. Bei den
    Prozessen war eher das Bürgertum anwesend, obwohl natürlich auch
    Arme zugelassen waren, sofern sie den Eintritt bezahlen konnten.
    Das Bürgertum hat sich aber nicht während der Prozession unter das
    Volk gemischt, sondern ist eher mit der Kutsche zum Richtplatz vorgefahren.


    Herzlichst
    Sandra

  • Zitat

    Original von Angelcurse


    3) Nicht nachzuvollziehen war meiner Meinung auch die Tatsache, dass der König plötzlich kaum noch eifersüchtig auf Breandán war. Dieser plötzliche Sinneswandel wurde nicht erklärt (oder habe ich da etwas überlesen?). Näheres dazu wäre toll.


    Hallo Angelcurse,


    natürlich ist der König immer noch eifersüchtig, aber da er Amoret nicht
    liebt, sondern eine andere Hofdame (Frances Stewart), kommt er darüber
    hinweg.


    Gruß
    Sandra

  • Zitat

    Original von Laila
    Auch diesen Teil finde ich spannend und sprachlich insgesamt gelungen. Allerdings muss ich mich Pelican anschließen, was die Stelle mit dem Vorrecht des Klerus betrifft. Das hatte Breandan bereits in Anspruch genommen, und es wurde ja gesagt, dass das nur einmal ginge, weshalb man das Brandzeichen bekam.


    Hallo Laila,


    in früheren Jahrhunderten wurden Gesetze nicht buchstabengetreu
    befolgt. Zwar gab es die Regel, dass niemand das Vorrecht des Klerus
    mehr als einmal in Anspruch nehmen durfte, aber es gab trotzdem immer
    wieder Fälle, in denen jemand mehr als zweimal darauf Anspruch erhob
    und dies auch gewährt wurde. Auch hier war der Grund dafür, dass
    nicht zu viele Menschen für geringe Vergehen gehängt werden sollten.


    Herzlichst
    Sandra

  • Ich habe diesen Abschnitt schon längst hinter mir gelassen. Mir gefällt das Buch immer noch sehr sehr gut! Obwohl ich immer noch keine Ahnung habe, wer der Täter ist. Einen Verdacht habe ich schon, kann es mir aber überhaupt nicht erklären!


    Was mir jetzt erst irgendwie aufgefallen ist: Warum kratzen die Leute immer an die Türen? Warum klopfen sie nicht einfach? Hat das jede Gesellschaftsschicht so gemacht?


    So, ich hoffe, daß ich heute noch die restlichen 60 Seiten gelesen bekommen, da hier morgen Kindergeburtstag ist!

  • Zitat

    Original von mausi
    Was mir jetzt erst irgendwie aufgefallen ist: Warum kratzen die Leute immer an die Türen? Warum klopfen sie nicht einfach? Hat das jede Gesellschaftsschicht so gemacht?


    Hallo Mausi,


    es galt früher als sehr unhöflich, an eine Tür zu klopfen. Am Hof und
    beim gehobenen Bürgertum war es daher üblich, nur leicht an der
    Tür zu kratzen.


    Herzlichst
    Sandra

  • Danke Sandra ! Das finde ich ja wirklich witzig. Heute würde keiner mehr auf die Idee kommen nur zu kratzen. Woher weißt Du sowas eigentlich? bzw. wo kann man sowas nachlesen?